Friedrich-Ebert-Stiftung: Sexismus aus der Mitte der Gesellschaft
Breite Aufmerksamkeit in den Medien erntet derzeit die sogenannte Rechtsextremismus-Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert Stiftung wegen ihrer erschreckend hohen Werte: ”Jeder vierte ist ausländerfeindlich” schlagzeilte etwa die „Süddeutsche Zeitung“. Insgesamt wurden die Ergebnisse dieser Studie in mehr Medien verbreitet, als man innerhalb eines Tages verlinken könnte, oft unter Überschriften wie „Der Rechtsextremismus kommt aus der Mitte der Gesellschaft“. So mancher Berichterstatter scheint die Behauptungen, die die Verfasser dieser Studie aufstellen, recht unkritisch für bare Münze nehmen. Ein hübsches Beispiel gibt es hier mit dem Einleitungssatz, die Studie „hat herausgefunden“ (es ist also fraglos wahr), „dass rechtsextreme Einstellungen weit verbreitet sind“ (statt: „weit verbreitet seien“). Immerhin werden die Ergebnisse der Studie noch im selben Artikel, wenige Absätze später, problematisiert: Ist ein starkes Nationalgefühl tatsächlich Indikator für Rechtsextremismus? Auch in den Kommentarsektionen guter Blogs diskutieren Leser sehr intensiv darüber, ob diese Studie mit ihren Fragestellungen überhaupt Sinn ergibt.
Und das ist auch gut so. Wenn man sich diese Studie nämlich einmal per pdf herunterläd und sie näher unter die Lupe nimmt, stößt man auf Seite 68 auch auf einen Fragebogen, mit dem Sexismus in unserer Gesellschaft ermittelt werden soll. Darin zeigt sich unter anderem: 63 Prozent aller Befragten im Westen (49 Prozent im Osten) befanden, dass die Diskriminierung von Frauen in Deutschland noch immer ein Problem darstelle. (Nach der Diskriminierung von Männern wurde erst gar nicht gefragt, womit die Forscher ironischerweise selbst sexistisch vorgingen.) Die verbleibenden 37 bzw. 51 Prozent - im statistischen Mittel also immer noch fast die Hälfte der Bevölkerung, und das trotz massiver gegenläufiger Berichterstattung in den Medien! - bekamen für ihre Auffassung, die Gleichberechtigung der Geschlechter sei inzwischen erreicht oder die Rollenverteilung gehe heute gar zu Lasten des Mannes, den Stempel „sexistisch“ aufgedrückt. Ob und wie sie diese Auffassung begründen konnten, blieb uninteressant. Bei der Frage „Die jetzige Beschäftigungspolitik benachteiligt die Frauen“ sieht es ähnlich aus, nur äußerten sich die Befragten hier noch politisch korrekter (74 Prozent im Westen und 56 Prozent im Osten stimmten zu). In einem späteren Fragebogen auf Seite 77 werden diese Antworten an die Erkenntnisse über eine „rechtsextreme Einstellung“ der Befragten gekoppelt. Offenbar stehen Menschen, die befinden, Frauen würden hierzulande nicht mehr benachteiligt, für die Forscher schon einmal grundsätzlich in dem Verdacht, auch „sonst“ den Neonazis recht zugeneigt zu sein. Schließlich stellt eine Tabelle auf Seite 81 der Studie „Sexismus“ (mit obiger Definition) und Rechtsextremismus als „verwandte Konzepte“ miteinander in Korrelation. Und auf Seite 83 heißt es: „Auch der Sexismusfragebogen macht deutlich, welches antidemokratische Potential bei Menschen mit rechtsextremer Einstellung zu finden ist. Hinter der Ablehnung der Emanzipation von Frauen von Herd und Ehemann steht offensichtlich auch ein rechtsextremes Weltbild“.
„Offensichtlich“ ist das natürlich nur, wenn man von Anfang an daran glaubt. Und wenn man es für „demokratisch“ hält, nur Meinungen zu vertreten, die das Forscherteam der Friedrich-Ebert-Stiftung für richtig befindet. Dass man mit einem solchen Herangehen schließlich zu dem Ergebnis kommt, ein immenser Teil unserer Bevölkerung sei in irgendeiner Form „extremistisch“, verwundert nicht.
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