EVA HERMAN POLARISIERT WEITER (Presseschau zum 17.9.2006)
Auch wenn der eine oder andere den Namen vielleicht schon nicht mehr hören kann – Eva Hermans Thesen sorgen weiter für Wirbel in der medialen Geschlechterdebatte. Selbst der Alice-Schwarzer-Klüngel darf im öffentlich-rechtlichen Fernsehen mittlerweile anhand seiner eigenen Entblößungen als das vorgeführt werden, was er ist. Hier also mal wieder eine kleine Presseschau:
Von der ”Rückkehr der Mütter” schreibt Ellen Kositza in der „Jungen Freiheit“ (hier zitiert via MANNdats-Internetforum). Ihre Bewertung: „Eva Herman hat mit ihrem Buch eine deutliche Gegenstimme zum etablierten Staatsfeminismus mitsamt seinen Rollentausch-Offerten, seiner Sprachregelungen, seinen teuer und großangelegten Gender-Mainstreaming-Projekten erhoben.“ Wie bei allen Beiträgen, die ich von meiner ehemaligen Studienkollegin kenne, handelt es sich auch hierbei um einen klugen, sachkundigen Artikel. (Es muss am institutionalisierten Holzhammer-Feminismus der Mainzer Uni liegen, dass sich dort mit Ellen Kositza, Jürgen Gemünden, Michael Bock, mir selbst und einigen anderen so viele Kritiker dieser Ideologie herausgebildet haben.)
Am der „Jungen Freiheit“ gegenüberliegenden Ende des politischen Spektrums liegt die „junge welt“. Kluges Differenzierungsvermögen ist hier zumindest bei diesem Thema offenbar weniger gefragt. Stattdessen genügt für einen Artikel über Hermans Buch auch eine Schimpfkanonade von Ulla Jelpke, die sich folgendermaßen zusammenfassen lässt: „Dreist oder dumm? ... reaktionäres Frauenbild ... Machwerk ... Polemik ... Traktat ... unter Stammtischniveau angesiedelte These bar jeder Vernunft ... intellektuelle Beschränktheit ... darf nicht erwarten, ernst genommen zu werden.“ Wir wünschen gute Besserung.
Ähnlich fragwürdig gehen die Businessnews vor, die mit der Schlagzeile aufmachen „Kaum jemand mag das Eva-Prinzip“. Im dazugehörigen Text erfährt man dann, was „kaum jemand“ in konkreten Zahlen bedeutet: „Wie aus dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Datenreport 2006 des Statistischen Bundesamtes hervorgeht, befürworten es nur 40 Prozent der West- und 17 Prozent der Ostdeutschen, dass Frauen sich zu Hause um die Kinder kümmern, während der Mann arbeitet.“ Wenn manche Journalisten ihre Meinung schon gebildet haben, lassen sie sich offenbar auch von Fakten nicht mehr stören, und 40 Prozent der westdeutschen Bevölkerung gelten als praktisch nicht existent.
Zu den Kaum-jemands, die Eva Herman unterstützen, gehört beispielsweise die Vereinigung „Eltern in Deutschland e.V.“. Diese erklären in einer Pressemeldung: „Eva Hermann entlarvt die Denkweise der Feministen als Selbstlüge und wird dafür von allen Seiten angegriffen. Es fällt dabei auf, dass von den übrigen Karriere-Frauen, die an ihrer Lebenslüge festhalten wollen, nur persönliche, herabwürdigende und beleidigende Angriffe gegen Eva Herman kommen. Eine sachliche Diskussion findet nicht statt. In Fernseh-Diskussionen bellen und keifen nun wieder die radikalen Feministen, die andere Meinungen aggressiv zerschreien und unterdrücken. Wer geglaubt hatte, dass die deutsche Frauenbewegung gemäßigter geworden wäre, der sieht sich nun eines Besseren belehrt. Wie in bester Manier einer Sekte, wird Eva Herman als Abtrünnige lächerlich gemacht und `verstoßen´. Die Frauenbewegung scheint im Mark getroffen zu sein. (Sie) hatte schon immer Probleme damit, dass ihr die normalen Frauen nicht folgen wollten. Die wollten von Männerhass, männerloser Welt und Zuwendung zum lesbischen Leben einfach nichts wissen. Nur im Umfeld der Universitäten konnten die Feministen ihre männerfeindliche Ideologie verbreiten und Karriere-Frauen für sich gewinnen. Wenn auch diese Domäne fällt, dann wird die radikale Form der Frauenbewegung nach vier Jahrzehnten wieder von der Bildfläche verschwinden.“
Hm, wen könnte diese Elternvereinigung mit ihrer Feminismuskritik nur gemeint haben? Werfen wir doch mal einen Blick ins (moderierte) Gästebuch der Zeitschrift EMMA, wo wir unter anderem folgenden hübschen Beitrag finden: „Ein aggressiver Vorschlag: warum torpediert man nicht Auftritte und Lesungen von Eva Herman, z.B. mit Plakaten und Buhrufen. Wenn sie nicht vernünftig argumentiert warum müssen wir uns das gefallen lassen. Typisch männlich wär es wohl sie mit einem Eimer Blut zu übergießen bei einem öffentlichen Auftritt. Allein, Tierschützer tun so was doch auch. Und manchmal muss man eben radikal sein, wenn die Mehrheit nicht auf einen hören will. Eva soll sich doch als äußerst labil in ihrem Buch darstellen, na dann bringen wir sie doch zum Weinen. Ein Nervenzusammenbruch vor laufender Kamera wäre doch die beste Rache.“ Danke für diese anschauliche Illustration, was Feminismus heutzutage bedeutet.
Pascal Hugues kommentiert im Berliner ”Tagesspiegel” aus franzöischer Sicht und zeigt sich dabei ebenfalls vor allem irritiert darüber, in welcher Weise die Kontroverse hierzulande ausgefochten wird: „Wer sich in Deutschland zur Rolle der Frau äußert, wagt sich auf vermintes Gelände, das von Ideologien beherrscht wird. (...) Da wären zum einen diejenigen, die sich über die Tagesschausprecherin mokieren, wie sie da so blond und adrett daherkommt, im pastellrosa Kostümchen und dazu passendem Lippenstift und Nagellack. Zum anderen wird Eva Herman von einer neurotischen Horde entweiblichter, ausgelaugter und müder Feministinnen verdammt. Die Frauen bekämpfen sich bis aufs Messer. Mich schockiert die unglaubliche Gewalt dieser zum großen Teil berechtigten Diskussion. Eva Hermans Äußerungen sind `zum Knochenkotzen´, so die Schriftstellerin Karen Duve. Alice Schwarzer droht sogar mit dem Mutterkreuz und der Keule aus der Steinzeithöhle. Eva Herman darf nicht mehr die Tagesschau moderieren. Wollte man alle Journalisten aus dem Fernsehen verbannen, die moralisierende und wenig überzeugende Abhandlungen über den Zustand des Landes veröffentlichen, so würden auf den Bildschirmen nicht mehr viele übrig bleiben. Warum die Aufregung? Hat Eva Herman ein Tabu gebrochen? Hat sie einen der letzten Träume angekratzt, die Deutschland nach dem Krieg noch geblieben sind: den von der absoluten Symmetrie zwischen Mann und Frau? Einen Apfelkuchen backst du, den anderen backe ich. Eine derartige Polemik wäre in Frankreich undenkbar, da bin ich mir völlig sicher. (...) Der militante Feminismus ist in den 70er Jahren untergegangen.“
Die “Tagespost“ weist auf ein Thema des „Eva-Prinzips“ hin, das bisher unter den Tisch fallen gelassen wurde: „Eva Herman schreibt in ihrem neuen Buch auch gegen Abtreibungen – doch darüber wird in der Öffentlichkeit geschwiegen.“
Ein kritischer Beitrag zum „Eva-Prinzip“ stammt von ... huch, den Typ auf dem Foto kenne ich doch? Hey, vor ein paar Jahren war das noch mein Chef! Interessiert euch jetzt nicht so, ich weiß. Trotzdem möchte ich mich auf diesem Weg für ein sehr freundliches Arbeitszeugnis bedanken, das ich nie wieder benötigt habe weil ich gleich danach selbst angefangen habe, Bücher zu schreiben. Jaja, in der Herman-Debatte trifft man viele alte Bekannte wieder ...
Äh, sorry - genug Nostalgie, zurück zum Thema. In der Berliner „taz“ finden sich inzwischen recht unterschiedliche Stellungnahmen. Sie rangieren von Herumgealber wie “Eva Herman war in der SS“ über einen Bericht über Hermans eigene Einschätzung der entstandenen Kontroverse bis zu einem Versuch, Herman doch noch in den Feminismus einzugemeinden: “Eva Emanze“.
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Zuletzt noch einige Gender-News außerhalb der Herman-Debatte.
Alice Schwarzer hat derzeit einfach keine Glückssträhne. Hier die Männerbewegung, dort eine auflagenstarke Tagesschau-Sprecherin und dann wird ihr auch noch ihr derzeitiges Lieblingsthema aus der Hand geschlagen: die Unterdrückung der muslimischen Frau durch das Kopftuch. Die „Frankfurter Rundschau“ berichtet jetzt über die Ergebnisse einer neuen Studie: „Der stellvertretende Generalsekretär der Konrad-Adenauer-Stiftung, Christoph Kannengießer, erinnerte daran, dass viele Deutsche das Kopftuch als politisches Symbol für die patriarchalische Unterdrückung der Frau und für muslimischen Fundamentalismus sehen. Das stimme nicht mit den Ergebnissen der Befragung von 315 Trägerinnen des Kopftuches in Moscheen der Ballungsgebiete Rheinland, Hamburg, Berlin und Stuttgart überein. (...) Dass Frauen in der Partnerschaft ihre beruflichen Wünsche verwirklichen können sollen, finden sogar 94 Prozent. Vier von fünf sagen, in einer Ehe solle es zwischen Mann und Frau keine prinzipiellen Unterschiede geben.“ Die „taz“ weist darauf hin, dass die Kopftuchträgerinnen sogar aufstiegsbereiter seien als deutsche Frauen insgesamt: „Neun von zehn Teilnehmerinnen an der Studie schöpfen aus der Bedeckung `Selbstvertrauen´, anstatt sie als Bekenntnis zur Unterdrückung zu betrachten. Und die politische Einstellung? Gottesstaat? Fehlanzeige: 89 Prozent sind für die Demokratie. (...) Die gebärschwachen Deutschen werden von den angeblich unendlich gebärfreudigen Musliminnen beim Kinderwunsch noch unterboten. Und die strenggläubigen Musliminnen sind doppelt so karriereorientiert wie die Gesamtheit deutscher Frauen.“ Und der „Tagesspiegel“ führt aus: „Fast alle Frauen bezeichneten es als eigene Entscheidung und religiöse Pflicht, das Tuch zu tragen. Wenn sie dabei beeinflusst worden seien, dann von der Mutter, nicht vom Vater oder Bruder.“ Tja, da gehen doch mal wieder so einige liebgewonnene Klischees flöten.
Eine Meldung zum Thema „neue Mädchengewalt“: Zwei Schülerinnen treten Mann tot
Die „taz“ berichtet Von Nazi-Emanzen und rechten Karrierefrauen.
Und GENDERAMA hat ein Schwesterchen bekommen.
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