SELBSTMORD IST IMMER NOCH MÄNNERSACHE (und andere News)
Wie United Press International berichtet, finden sich in den USA die meisten Selbstmörder in der Gruppe der älteren weißen Männer. In Deutschland gibt es ein ähnliches Missverhältnis, diese Meldung ist auch nicht wirklich eine Neuigkeit. Bemerkenswert allerdings sind die ätzend sarkastischen Leserkommentare neben obigem UPI-Artikel, die sich insbesondere auf die Bemerkung beziehen, Selbstmordexperten stünden vor einem Rätsel, warum sich überwiegend Männer das Leben nähmen. Offenbar halten viele Leser die Gründe für naheliegend, aber es ist ebenso klar, dass in den Medien nicht offen darüber gesprochen wird.
Typisch ist es, sich bei den verschiedensten Problemfeldern vor allem auf die Frauen zu konzentrieren und die Männer sich selbst zu überlassen. Eines von vielen Beispielen: Essstörungen und Schönheitsterror. Tatsächlich belastet beides auch Männer. Der FOCUS bricht aus dem Trend aus und berichtet über die Psychofalle Waschbrettbauch.
Da wir gerade von einseitigen Perspektiven sprechen: Die FAZ widmete sich dieser Tage dem neuen Gleichbehandlungsgesetz. Wie kaum anders zu erwarten, bedeutet „Gleichbehandlung“ im Klartext: „Fälle, die Frauen bevorzugen, sind durch umfassende Ausnahmeregelungen gedeckt.“ Wie der Schluss des Artikels an einem Beispiel verrät, können sich allerdings auch Männer gegen Ungleichbehandlung erfolgreich zur Wehr setzen: indem sie dagegen protestieren.
Medienthema der vergangenen Woche war bekanntlich Eva Herman. (Na gut, eigentlich war es Günter Grass, aber der passt grad nicht in Genderama.) Viele erkenntnisfördernde Artikel gab es dazu allerdings nicht. Immerhin ganz unterhaltsam sind in diesem „Bild“-Artikel die Kommentare prominenter Frauen. (Uschi Glas: „Ich gebe Eva Herman recht. Die Familie und die Frau müssen viel stärker unterstützt werden.“ Ja, bei der Behauptung, dass für Frauen noch weit mehr getan werden muss, enden Geschlechterdebatten heutzutage grundsätzlich, egal wo sie begonnen haben.) Wem das noch nicht zu dämlich ist, der möge hier die „Besprechung“ von Eva Hermans Buch lesen, das die Rezensentin zwar nicht gelesen hat, was für ihre Thesen aber auch nicht notwendig ist: Eva Herman habe einen Hirnschaden, und über Emanzipation diskutiert man gefälligst nicht. Trotz dieses unmissverständlichen Verbots verteidigte Herman ihre Thesen heute frech in der „Bild am Sonntag“. Die Erwiderung in der „Welt“ fällt vor allem polemisch aus. Seltsam, dass so viele gegen Gedanken anstänkern, die angeblich sowieso nicht ernst zu nehmen sind. (Derzeit hat Eva Herman bei den „Google News“ 155 Treffer, eine differenzierte Sachdiskussion ist nicht dabei.)
Geistreichere Einsichten über Geschlechterrollenklischees sind hingegen von SPIEGEL-Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen zu erwarten. So auch in diesem Artikel, in dem sie über die Haftentlassung der zweifachen Kindermörderin Monika Böttcher (vormals: Weimar) berichtet. Friedrichsen erläutert: „Bis heute halten nicht wenige Menschen eine Frau, eine Mutter einer solchen Tat grundsätzlich nicht für fähig, selbst wenn die Kriminalstatistik, ja allein schon die Zeitungslektüre oder die Fernsehnachrichten sie immer wieder eines anderen belehren müssten. Frau gleich Opfer, Mann gleich Täter - dieses Klischee bedienten die Blondine `mit den aquamarinblauen Augen´, wie sie in einem Plädoyer mal beschrieben wurde, und ihr wenig geschmeidiger, unattraktiver Ehemann perfekt. Monika Weimar passte überdies auch in das Klischee des von einer Männerjustiz verfolgten unschuldigen Ami-Flittchens, das nichts Schlimmeres getan hatte, als aus der traditionellen Frauen- und Mutterrolle auszubrechen.“ Bezeichnenderweise geraten gegen _solche_ Vorstellungen aus der Mottenkiste keine Rudel prominenter Frauen in Aufruhr.
Was natürlich daran liegt, dass Gewalt eben von Natur aus männlich ist. „Gewalt geht seit Menschheitsgedenken von Männern aus, nur von Männern“ erklärte uns das einmal der Evolutionstheoretiker und „Men´s-Health“-Mitarbeiter Professor h. c. Hesch: „Frauen üben nie solche Gewalt aus. Sie wehren sich nur, wenn man ihren Nachwuchs bedroht, wenn Männer sie vergewaltigen.“ Und wegen einiger anderer Dinge, die wirklich traumatisierend und wichtig sind.
Tatsächlich gibt es etliche Untersuchungen, die das von Gisela Friedrichsen angeführte Klischee vom Täter Mann und Opfer Frau widerlegen. Neu hinzugekommen sind dieser Tage statistische Erhebungen in Australien. Sie strafen so einige feministische Irrtümer mal wieder Lügen. In Neuseeland sieht es nicht anders aus. Dort zeigt eine Studie, dass wenn in einer Partnerschaft nur eine Person gewalttätig sei, es sich überwiegend um die Frau handele. Kirsten Robertson, Leiterin dieser Studie, berichtet, das Problem sei eine enorme Trivialisierung von Frauengewalt: „Wenn Frauen gefragt werden, ob es ein Mann verdient hat, geschlagen zu werden, lachen sie häufig. Dann erwidern sie, oft verdienten die Männer das, da sie immer wieder Dinge täten, die einen kirre machten.“
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