Donnerstag, Mai 23, 2024

Eingebildeter Missbrauch: Warum eine Freiburgerin ihren Vater tötete

1.
Sie habe ihre Eltern gehasst. Ihr Vater habe sie missbraucht, die Mutter dabei zugesehen und geschwiegen. Beide seien dafür verantwortlich, dass sie eine Borderline-Störung entwickelt habe. Daher sollten sie sterben. Und so ging Ina T., 24, am frühen Morgen des 18. Juli 2023 zusammen mit ihrem Freund Alexander G. in die Freiburger Wohnung ihrer Eltern. Sie schlug mit einem Beil auf ihren Vater ein, der gerade aus dem Bett kam, während Alexander G. dem Mann ein Messer in die Brust rammte und die Hauptschlagader durchtrennte. Dabei schrie sie: "Ich hasse dich!" Ein Mord aus Rache sei dies gewesen, sagte Ina T. in ihrer nicht-öffentlichen Aussage vor Gericht – für Schrecken, die ihr zugefügt und nicht wiedergutzumachen seien.

Am Freitag verurteilte die Strafkammer unter dem Vorsitz der Richterin Lisa Schmenger beide Angeklagten zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Dem angeblichen Motiv glaubte sie nicht: Ina T. habe sich vielmehr die vorgebrachten Missbrauchsepisoden so intensiv ausgedacht, dass diese zu einer "Schein-Erinnerung" wurden, die sich von wirklichen Erinnerungen nicht mehr trennen ließen.


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2. Nachdem rammstein wieder auf Tournee ist, wärmen viele Artikel die Vorwürfe aus dem letzten Jahr wieder auf oder haben etwas anderes an der Bphnenshow herumzumäkeln. Ein Beitrag allerdings enthüllt Interessantes über die Vorwürfe von damals, die bis zu einer SPIEGEL-Titelgeschichte gegen Rammstein führten:

Die Anwaltskanzlei Schertz Bergmann hat am 15. Mai eine neue "Presseerklärung" in Umlauf gebracht. Dort teilen sie mit, dass ihr Mandant auch durch Ermittlungsunterlagen aus Litauen weiter entlastet worden sei. In der Hauptstadt Vilnius hatte am 22. Mai 2023 das Konzert stattgefunden, welches Shelby Lynn besuchte und auf dem sie eigenen Aussagen zufolge negative Erfahrungen mit Lindemann machte. Von K.o.-Tropfen war unter anderem die Rede und davon, dass sie sich offensichtliche Blessuren an ihrem Körper nicht erklären konnte.

Außerdem sagte sie: "Ich bin das Mädchen, das bei Rammstein gespiked wurde." Der Ausdruck "Spiking" bedeutet, dass Menschen, oftmals Frauen, eine bewusstseinsverändernde Substanz ohne deren Wissen ins Getränk gemischt wird.

Lynn stellte Strafanzeige bei den Polizeibehörden, die später die Ermittlungen gegen den Rammstein-Sänger aufnahmen. Wie die Behörden in Berlin stellten die Ermittler diese jedoch ein. Es seien "keine objektiven Tatsachenbeweise" gefunden worden, "die belegen würden, dass die Frau körperlicher oder seelischer Nötigung oder anderen Gewalttaten sexueller Natur ausgesetzt war oder dass sie zum Gebrauch von Betäubungsmitteln gezwungen oder bestohlen wurde".

Jetzt heißt es in der neuen Presseerklärung von Schertz und Bergmann: "Für den litauischen Strafverteidiger unseres Mandanten war es nun möglich, die Unterlagen aus dem Ermittlungsverfahren der Polizei in Vilnius einzusehen. Aus den Unterlagen ergeben sich neue Erkenntnisse." Demnach habe Lynn unter mehr Alkohol- und Drogeneinfluss gestanden als ursprünglich angenommen. Detailliert führen die Anwälte auf, was Lynn getrunken habe: "Einen Cocktail aus Wodka und einem Energydrink, einen Schaumwein, 'Prosecco', sowie Tequila."

Außerdem schreibt die Anwaltskanzlei: "Aus den Unterlagen ergibt sich [...], dass Shelby Lynn vor oder während des Rammstein-Konzerts am 22. Mai 2023 Cannabis zu sich genommen hat. [...] Soweit in den Ermittlungsunterlagen festgehalten ist, dass Shelby Lynn vor bzw. während des Rammstein-Konzerts in Vilnius am 22. Mai 2023 erhebliche Mengen Alkohol und zudem Cannabis zu sich genommen hat, spricht dies gegen die von ihr erhobene Anschuldigung, sie sei gespiked worden."

Daraus leiten Schertz und Bergmann im Sinne ihres Mandanten Till Lindemann ab: "Es deutet alles darauf hin, dass die von ihr geschilderten Erinnerungslücken und die von ihr behaupteten Verletzungen auf den Eigenkonsum unterschiedlichster alkoholischer Getränke und von Cannabis zurückzuführen sind."


Wenn man bedenkt, dass Shelby Lynns Äußerungen den Startschuss für die öffentliche Steinigung von Rammstein gaben, würde man diesen neuen Informationen eine deutlich größere Öffentlichkeit wünschen – zum Beispiel ebenfalls als SPIEGEL-Titelgeschichte. Dass dies nie passieren wird, ist natürlich klar. Allzu sehr wäre das Motto "Glaubt den Frauen!" sonst erschüttert.



3. Die Bildzeitung berichtet, welche Politiker aus SPD und CDU eine Wehrpflicht für beide Geschlechter fordern. Eine solche geschlechtergerechte Wehrpflicht gibt es bei der NATO bislang in Schweden, Norwegen und Dänemark.



4. "Die Zeiten der Zahlväter sind vorbei" titelt die Neue Zürcher Zeitung und spricht von einer "großen Wende bei den Unterhaltszahlungen". Im Teaser des Artikels heißt es weiter: "Die Gerichte verlangen, dass Frauen nach der Scheidung mehr arbeiten. Dies führt dazu, dass der Mann vielfach weniger Geld an die Ex-Partnerin abliefern muss."



5. Zwei Tage nach Inkrafttreten des neuen ukrainischen Mobilisierungsgesetzes schon 95.000 Männer zur Fahndung ausgeschrieben. Das berichtete die "junge welt" am Dienstag.

Der Bericht beruft sich auf unvollständige Zahlen der ukrainischen Polizei. Demnach wird allein im Gebiet Dnipropetrowsk nach 38.282 Männern gefahndet, von denen inzwischen etwa 5.500 gefasst und den Wehrersatzbehörden zugeführt worden seien. Die genannten Zahlen – die, wie gesagt, unvollständig sind – bedeuten, dass sich vermutlich mindestens die Hälfte der 250.000 Männer, die die ukrainischen Streitkräfte angefordert haben, der Einberufung zu entziehen sucht.

In Kiew beschwerten sich Einberufene darüber, dass ihnen beim Betreten der Kasernen ihre Telefone abgenommen würden, so dass sie keinerlei Kontakt zu ihren Angehörigen aufnehmen könnten. Ein IT-Unternehmer beklagte sich auf Facebook darüber, dass ihm ein 50jähriger habilitierter Mitarbeiter von der Straße weg eingezogen worden sei, ohne dass er auch nur Gelegenheit gehabt hätte, persönliche Habseligkeiten von zu Hause abzuholen oder berufliche Dokumente an das Unternehmen zurückzugeben. Russische Medien zitierten Aussagen ukrainischer Kriegsgefangener, wonach sie nur eine Woche ausgebildet worden seien, bevor man sie an die Front geschickt habe.


Bei Interesse am Thema ist der Artikel in Gänze lesenswert.



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