Montag, Mai 15, 2017

Der Zweite Deutsche Genderkongress und die Wiedergeburt der FDP

Zivilcourage: Mut, den jemand beweist, indem er humane und demokratische Werte (z. B. Menschenwürde, Gerechtigkeit) ohne Rücksicht auf eventuelle Folgen in der Öffentlichkeit, gegenüber Obrigkeiten, Vorgesetzten o. Ä. vertritt

Definition des Duden



Verein "Liberale Männer in der FDP" gründet

Ihm sei "abgeraten" worden, zu diesem Genderkongress zu erscheinen, berichtet Joachim Thiel, der als Vertreter der CSU dann doch eines der Geleitworte zu dieser Veranstaltung in der Nürnberger Meistersingerhalle spricht. Zwar nehme er die Probleme von Männern wahr und sehe ein, dass die Parteien vor allem das Väterthema vernachlässigt hätten, aber er warne vor "Antifeminismus", da ein "anti" keine konstruktive politische Haltung ausdrücken könne. (Ich finde das nachvollziehbar und bezeichne mich deshalb auch als Männerrechtler statt "Antifeminist".)

Dass der Applaus für Thiel eher verhalten bleibt, mag auch daran liegen, dass er ein zigfaches der veranschlagten Zeit beansprucht, ohne wirklich viel zu sagen. Nach ihm ist Dr. Beer von der FDP Regensburg an der Reihe und räumt nach herzlichen Grüßen von der FDP Bayern in fünf Minuten alles ab, was Thiel in einer Dreiviertelstunde hat stehen lassen. Immer wieder erhält er Zwischenapplaus: Ob er sich gegen die Quote ausspricht, klar benennt, dass Gleichberechtigung bisher zu einseitig gedacht und die Rechte von Jungen und Männern, die ja auch Menschen seien, vernachlässigt werden, oder ob er darauf aufmerksam macht, dass gerade ein Verein "Liberale Männer in der FDP" in Gründung ist.

Kurt-Jürgen Bär, Mitglied der Linken, möchte, wie er in seinem Grußwort ausführt, gerne die gesellschaftspolitische Diskussion um das Mannsein voranbringen und verschiedene Kombinationen von Rollenmodellen zulassen. Als Konterpunkt zu ihm prangert direkt danach Thomas Fügner von der AfD Gender als "ideologisches Gesellschaftskonzept ohne wissenschaftliche Überprüfung" an, das das friedliche Miteinander von Mann und Frau zerstöre. Dabei betont Fügner, wie sehr ihm insbesondere ein Gespräch auch mit anderen politischen Lagern ein Anliegen sei, und er erwähnt Tim Walter von der FDP und mich als "dezidierten Linken", mit denen man trotz gravierenden Meinungsverschiedenheiten aggressionsfreie Gespräche führen könne. (Ich kenne Feministinnen, die mit mir dieselbe Erfahrung gemacht haben.)

Von zwei Parteien gibt es keinen Redner auf diesem Kongress: von der SPD und den Grünen. Dort erscheint es offenbar als Zumutung, sich mit Bürgern zu unterhalten, die geschlechterpolitisch andere Auffassungen vertreten könnten als man selbst. Davon abgesehen ist der Bogen, der an diesem Tag gespannt wird, wie man sieht, sehr weit und versucht, die unterschiedlichsten Perspektiven aufzunehmen. Auf dem Kongress versammelt sind vor allem die Vertreter von Vätergruppen, außerdem von NGOs wie MANNdat und mehrere Schriftsteller wie Bernhard Lassahn und Gunnar Kunz. Im Publikum findet man Herren im Anzug ebenso wie Aktivisten im Storch-Heinar-T-Shirt; Frauen und Kinder sieht man natürlich auch. Aus der Blogger-Community ist Elmar Diederichs erschienen; er leitet einen Workshop und gehört zum Orga-Team, das für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung sorgt. Unter den Namensschildchen am Empfang entdecke ich mit Hans-Georg Nelles auch den stellvertretenden Vorsitzenden des Bundesforums Männer. Zum Ende der Veranstaltung allerdings liegt dieses Schildchen immer noch dort.

Das ist schade, denn wer nicht kam, hat einiges verpasst an diesem Tag. So tritt nach den Grußworten aus der Politik Professor Dr. Werner Leitner, Vizepräsident der IB-Hochschule Berlin, ans Mikrofon und referiert zur Problematik der Gutachten, die bei Sorgerechtsentscheidungen am Familiengericht eine Rolle spielen. Dabei stellt er überzeugend dar, dass der bei weitem überwiegende Teil dieser Gutachten wissenschaftlich nicht nachvollziehbar sei – und zwar in einem Ausmaß, dass sie, wären sie die Hausarbeit eines Studenten, zurückgewiesen werden müssen – und sich oft auf komplett veraltete Fachliteratur etwa vom Anfang der achtziger Jahre bezögen: "Circa 80 Prozent der Gutachten sind stark mängelbehaftet." Zu diesem Vortrag gibt es zahlreiche Fragen vor allem von Trennungsvätern, denen man anhört, wie stark sie von derartigen nicht nachvollziehbaren Gutachten geschädigt worden sind.

Tom Loff vom Verein "Väter in Not" spricht an, dass bei der Debatte über Ehescheidung die Prävention viel zu kurz käme. Er rechnet vor, dass sich aufgrund der großen finanziellen Belastung vieler Familien einerseits und der staatlichen Unterstützung getrennt erziehender Mütter andererseits viele Frauen durch eine Scheidung finanziell deutlich besser stellen, was einen Einfluss darauf habe, ob sie sich zu einer Trennung entschließen. Generell würden Familien so wenig gefördert, dass man sich nicht zu wundern brauche, wenn immer weniger Menschen eine solche Familie gründeten. Da er zudem im Bereich der Prävention vor häuslicher und sexueller Gewalt arbeite, wisse er auch, wie wenig in diesem Bereich die offiziellen Statistiken über Täter und Opfer mit der Wirklichkeit zu tun haben.

Es folgt ein Vortrag von Dr. Bruno Köhler, MANNdat, der das Gesamtthema der Männerdiskriminierung umreißt und damit über die Anliegen von Vätern hinaus führt. So legt Köhler dar, wie in Deutschland die Einführung des "Gender Mainstreamings" oft damit rechtfertigt wurde, jetzt sei es vorbei mit der einseitigen Frauenförderung und auch der Mann käme als Nutznießer von Geschlechterpolitik ins Spiel: Es sei eine Win-win-Situation für beide Geschlechter, und es würden die Problemlagen beider Geschlechter angegangen. Wie wenig diese Rhetorik mit der Wirklichkeit zu tun hatte verdeutlicht Köhler in den unterschiedlichsten Feldern, etwa der Männergesundheit und der entgegen dringenden Aufforderungen der OECD im Jahr 2003 bis heute fast komplett fehlenden Bildungsförderung von Jungen. Er zeigt, wie Männer schon in Artikeln des Grundgesetzes, aber auch im Sozialgesetzbuch diskriminiert werden und zerpflückt das unsägliche WDR-Interview Annika Francks zur Benachteiligung von Jungen, wobei er auch auf die lesenswerte Analyse "Der WDR und der Hass auf Jungen" des Gymnasiallehrers und Bloggers Lucas Schoppe hinweist.

Auf internationaler Ebene illustriert Köhler anhand der Opfer der Terrorgruppe Boko Haram, wie zynisch grundsätzlich mit Jungen umgegangen wird: Werden sie mehrfach in größeren Gruppen abgeschlachtet, findet das seitens Politik und Medien keine Erwähnung, aber sobald Mädchen von Boko Haram entführt wurden, kam es zu einer internationalen Kampagne, bei der sich auch deutsche Promis mit der Forderung "Bring back our Girls" ablichten ließen. Als MANNdat deutsche Politiker auf diese Einseitigkeit anschrieb, antworteten diese mit verständnislosen Reaktionen.

Zuletzt zeigt Köhler ein Experiment mit versteckter Kamera der britischen Initiative "Mankind", das veranschaulicht, wie komplett unterschiedlich Menschen reagieren, je nachdem ob eine Frau oder ein Mann Gewalt durch den Partner erleidet.

Köhlers Vortrag stößt vielfach auf begeisterte Reaktionen, denn Köhler ist in diesem Bereich so stark wie Cassie Jaye im Bereich der filmischen Dokumentation. Bei all den vielen Punkten, die Köhler anspricht, nennt er immer wieder genau das zentrale Argument, verwendet Belege aus den seriösesten Quellen und setzt Graphiken ein, die eine groteske Einseitigkeit der Geschlechterpolitik auf einen Blick erkennbar machen. Statt sich in der Vielschichtigkeit des Themas Männerdiskriminierung zu verzetteln, führt Köhler souverän von einem Punkt zum anderen. Auch André Rossnagel vom Väternetzwerk, der diesen Kongress moderiert, spricht Köhler nach diesem Auftritt besondere Anerkennung aus: Das sei jetzt schon der zweite sehr sachliche Vortrag, den er von Köhler gehört habe, weshalb es ihm unverständlich sei, dass MANNdat bei den Vertretern der politischen Parteien derart hart in der Kritik stehe.

Rossnagel selbst spricht nun über das väterfeindliche Justizsystem und die Untätigkeit der Politik, wobei er die fehlende Vorhersagbarkeit vieler richterlicher Entscheidungen hervorhebt, was zu einem spürbaren Mangel an Rechtssicherheit führe. Er sieht allerdings Anzeichen dafür, dass zumindest das Kindeswohl zukünftig stärker und vor allem wissenschaftlich fundierter gewichtet würde. Seiner Einschätzung nach sei es eine letztlich überschaubare Gruppe, die die Spielregeln der Geschlechterpolitik bestimme, und er rät mit Nachdruck dazu, immer wieder bei Bundestagsabgeordneten der eigenen Region auf Verbesserungen zu dringen.

Wir erfahren an dieser Stelle, dass die bisherige Halbzeitstelle des Nürnberger Männerbeauftragten Matthias Becker auf eine Vollzeitstelle erweitert wurde, was uns alle auch deshalb sehr freut, weil die Verantwortlichen für diesen Kongress auch die Einrichtung dieses Männerbeauftragten angestoßen hatten. (Dankbarkeit dafür gibt es von Becker allerdings nicht. Stattdessen erklärte er, vieles an diesem Kongress sei "wirr" und manche Inhalte "unsäglich", die Verbände hinterließen "verbrannte Erde".)

In der Mittagspause nach diesen Vorträgen komme ich mit verschiedenen Besuchern ins Gespräch. Besonders freut mich das Feedback eines jungen Vaters, der nach der Lektüre meines Buches "Rettet unsere Söhne" seinen Sohn zum Spaß am Lesen heran führte, was auch bedeutet habe, dass dieser längere Zeit konzentriert stillsitzen könne. Eine mit ihm befreundete Lehrerin verwende erfolgreich die Methode zum Lesen- und Schreiben-Lernen "synthetic phonics", die ich in meinem Buch vorstelle.



Feministinnen empfehlen: "Fickt Arne Hoffmann!"

Nach der Mittagspause verteilen sich die Kongressbesucher auf die einzelnen Workshops, wobei ich selbst den Workshop der international aktiven Männerrechtlerin Karen McFly besuche, der auf der Terrasse hinter der Meistersingerhalle stattfindet. Karen positioniert sich in der Eröffnung gegen die These des CSU-Politikers Thiel, von einer "Anti"-Haltung sei abzuraten: In ihrer Jugend in der DDR etwa sei diese "Anti"-Haltung gegen die herrschende Ideologie verbreitet und sinnvoll gewesen. Auch beim Feminismus gäbe es einiges zu kritisieren ....

Weiter kommt sie nicht, weil an dieser Stelle das Anschauungsobjekt für Karens Position eintrifft: Über einen Fußweg nähert sich begleitet von Schlachtrufen und aus Lautsprechern dröhnender aggressiver Musik eine Gruppe von etwa acht Feministinnen und Feministen im Alter von 18 bis 20 Jahren, die eher auf CSU-Linie zu liegen scheinen und die Spruchbänder: "Antifeminismus bekämpfen" und "Genderkongress = antifeministische Kackscheiße" mit sich führen. Einer von ihnen trägt einen Hoodie mit dem Slogan "Refugees welcome". Puh, das wäre beinahe schief gegangen: Beim Genderkongress 2015 hatte ich ein Sweatshirt mit demselben Slogan getragen, und es gibt nichts Peinlicheres as wenn zu einer Veranstaltung zwei Leute in fast identischer Garderobe erscheinen.

Als es kurz wenigstens etwas ruhiger wird, versuche ich, mit einer der Randaliererinnen ins Gespräch zu kommen, woraus sich ein etwas bizarrer Wortwechsel entwickelt. ("Ihr wisst schon, dass ihr gerade eine Frau zum Schweigen gebracht habt?" – "Das ist mir scheißegal, Dicker!" – "Hey, ist das nicht übelstes Fat-Shaming?" – "Das ist mein Sprachgebrauch." – "Was ihr hier macht, ist übergriffig und ausgrenzend." – "Mit dir diskutiere ich nicht.") Der einzige Nutzen dieses Gesprächs ist, dass ich jetzt nachfühlen kann, wie es einem Vater mit einer in der Pubertät stecken gebliebenen Tochter geht.

Nachdem die Feministinnen vor allem gegen mich protestieren, fragt Karen eine von ihnen: "Gegen welche Thesen von Arne hast du denn einen Einwand? Was hast du denn von ihm gelesen?" Die angesprochene Feministin kann diese Frage nicht beantworten, ist aber nicht davon abzubringen, dass ich "rechts" sei, was sie als skandalös empfindet.

Währenddessen kommt es hinter mir zu einer Rangelei zwischen Feministinnen und Mitarbeitern der Security, weil die Feministinnen den Boden hinter der Kongresshalle mit einer Parole zu besprühen begonnen haben. (Ich mahne an, Gewalt zu vermeiden und die Situation zu deeskalieren, wobei ich ironischerweise auf meine Rolle bei linken Protesten in meiner Studentenzeit zurückgreife. Das Gerangel stoppt dann auch tatsächlich.) Auf dem Fußboden bleibt die ominöse Buchstabenfolge "FCK ARN" zurück. Nach einigem Gerätsel lässt sich das wohl nur als hastiger Beginn der Worte "FICKT ARNE HOFFMANN" interpretieren, was immerhin mal eine feministische Forderung wäre, der ich zustimmen kann, auch wenn ich bisher nicht auf den Gedanken kam, sie auf Trottoirs zu sprühen. War der ganze Pick-up-Kram also doch zu etwas gut ...

Jemand teilt den Störern mit, dass die Polizei verständigt wird, was auf eine aggressive Antwort stößt ("Dann holt halt die scheiß Cops!"), aber als etwas später das Geräusch einer näherkommenden Polizeisirene immer lauter wird, flüchten die Krawallmacher schnell. Die eingetroffenen Beamten nehmen Strafanzeigen auf. (Außer der Sachbeschädigung durch die aufgesprühte Parole wurde offenbar einer der Security-Leute an der Hand verletzt, als er die Feministinnen beim Begehen dieser Tat stoppte.)

Ich finde es bemerkenswert, wenn die Parteien von der Linken bis zur CSU den Standpunkt vertreten, dass man gegen solche Feministinnen und ihre Ideologie auf keinen Fall eine "Anti"-Haltung einnehmen dürfe.

"Die meinen uns gar nicht", erklärt André Rossnagel, nachdem wir in die Halle zurückgekehrt sind. "Die wissen nur nicht, dass sie uns nicht meinen." Das stimmt, aber es besteht in diesem Lauge offenbar auch keinerlei Interesse zu überprüfen, ob die eigenen Angstphantasien überhaupt mit der Wirklichkeit übereinstimmen. So steht schon während der Kongress noch läuft eine Verlautbarung der feministischen Störer online, in der es heißt:

Dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben ist eine Tatsache, dass es einen offenen Austausch auf Augenhöhe braucht in dem diverse Stimmen und Perspektiven Raum haben, ist zentral für einen emanzipatorischen Prozess. Darum geht es den Veranstalter_innen des diesjährigen Genderkongresses allerdings nicht. Das zeigt sich sowohl an der Redner_innenliste von 2015 als auch von diesem Jahr, wo beispielsweise der bekennende Antifeminist Arne Hoffmann sprechen wird. Er ist Mitbegründer von MANNdat und Agens.de, schreibt regelmäßig für die Junge Freiheit und betreibt im Internet den Blog Genderama.


Nun bin ich weder "bekennender Antifeminist" noch Mitbegründer von MANNdat und schreibe ganz sicher nicht regelmäßig für die "Junge Freiheit", aber es ist unmöglich, das den Feministinnen mitzuteilen, weil sie nicht mit Menschen diskutieren wollen, die regelmäßig für die "Junge Freiheit" schreiben.

Zugegeben: Es handelt es sich bei den Störern um eine kleine Gruppe von Leuten, die ihrer Pubertät anscheinend noch nicht vollkommen entwachsen sind. Problematisch allerdings ist, dass ihre wesentlich älteren Stichwortgeber in Politik und Medien oft denselben Eindruck machen – und generell so wirken, als ob sie eine offene Debatte mit Eifer torpedieren wollten.

So fand man am Tag des Genderkongresses einen Artikel Claudine Staubers darüber online, in dessen erstem Absatz es heißt:

"Beschränkt sich Gewalt auf ein Geschlecht?" Die Frage darf man stellen auf einem Kongress über Geschlechtergerechtigkeit. Lädt man zum Thema allerdings Referenten wie den hessischen Autor Arne Hoffmann ein, dann will man polarisieren. Hoffmann schreibt in seinem Internetblog über Männerdiskriminierung, aber er polemisiert dort auch mit Zitaten wie diesem: "Maskulismus ist das leise Räuspern eines Mannes in einem Raum voller Kreischtussen."


Man sieht hier sehr anschaulich, dass der Vorwurf, mit bestimmten Leuten solle man nicht diskutieren, weil sie "rechts" seien, für deren Ausgrenzung eigentlich beliebig ist. Lässt sich eine entsprechende Verortung nicht belegen, genügt für diese Ausgrenzung schon ein flapsiger Spruch, der den Gouvernanten in dieser Debatte nicht passt. (Flapsige Sprüche von Feministinnen hingegen werden natürlich als "witzig", "pointiert" und "schlagfertig" präsentiert.) Wenn eine entsprechend ausgerichtete Journalistin allerdings offen schreiben würde "Ich will den nicht, weil der eine andere Meinung hat als ich", würde das ein klein wenig egozentrisch klingen.

(Herzlichen Dank übrigens an den Blogger Adrian für das von mir übernommene pointierte Apercu über die "Kreischtussen", dessen Fundiertheit ja gerade bei diesem Kongress deutlich wurde. Ich wechsele die Headings in meinem Blogroll immer wieder aus, und normalerweise wird Genderama wohl gerade wegen seiner sachbezogenen Analyse von den Leitmedien ignoriert. Wenige Tage nachdem ich mich für das Zitat eines wenigstens leicht provokanten Statements entschieden habe, greift es eine Vertreterin dieser Leitmedien prompt mit spitzen Fingern auf ... Trotzdem werde ich auf Genderama nicht zu einer rein provokativen Rhetorik wechseln.)



Erster Bundesverband für Männeranliegen errichtet

Nach einer Tombola, bei der mehrere Bücher (unter anderem mein Plädoyer für eine linke Männerpolitik) verlost werden, kommt es zur zweiten Runde der Workshops. Danach sehen wir gemeinsam Cassie Jayes Film "The Red Pill", in dem deutlich wird, dass Feministinnen im Ausland genauso hasserfüllt und aggressiv wie bei uns gegen all jene vorgehen, die eine Geschlechterpolitik einfordern, die Frauen UND Männern zugute kommt.

Die meisten Kongressbesucher verabschieden sich, aber einige von ihnen bleiben, um den zweiten großen Gewinn dieses Kongresses – nach der Bekanntgabe der Gruppe "Liberale Männer in der FDP" – herbeizuführen, nämlich die Errichtung eines ersten deutschen Bundesverbandes, der sich engagiert für die Anliegen von Jungen, Vätern und Männern einsetzt. (Darüber, dass hier das unter Frauenministerin Schwesig bestehende "Bundesforum Männer" fast komplett versagt hat, besteht durchgehend Einigkeit.) Ein solcher Bundesverband der verschiedensten männerpolitischen Graswurzel-NGOs, sollte vielen Politikern zeigen können, was für eine große Zahl an Wählerstimmen es hier zu gewinnen gilt. Über diesen Verband werde ich ebenso wie über die Entwicklung der "Liberalen Männer" auf Genderama zukünftig immer informieren, wenn es etwas zu berichten gibt.



Die Wiedergeburt der FDP

Ein weiterer Grund zum Feiern ist an diesem Wochenende das Wahlergebnis in Nordrhein-Westfalen:

Ein krachendes Desaster für Rot-Grün.

Die dritte Wahlniederlage in kurzer Folge für die SPD, wobei die Spezialdemokraten in ihrem "Kernland" das schlechteste Ergebnis seit 1947 einfuhren.

Die Halbierung der geschockten Grünen fast auf die Hälfte.

Ein Ausblick auf die Bundestagswahl mit dem zuvor bereits als "Gottkanzler" gepriesenen Kandidaten Martin Schulz.

Das stärkste Ergebnis für die nordrhein-westfälische FDP seit 1947.

Wie kam es dazu? Ich kann hier natürlich nicht sämtliche Ursachen analysieren, wohl aber jene, die mit Geschlechterpolitik zu tun haben. Wir erinnern uns:

Nordrhein-Westfalen war das Bundesland, in dessen Landtag die dortige FDP den damaligen MANNdat-Vorsitzenden Dr. Andreas Kraußer und mich als Experten einlud. Bei den Reaktionen der rot-grünen Abgeordneten (sowie denen der Piratenpartei) war der starke Widerwille kaum zu überhören, sich überhaupt mit Menschen wie uns und Themen wie "häusliche Gewalt gegen Männer" beschäftigen zu müssen.

Auf Genderama bloggte ich in den vergangenen Jahren kontinuierlich darüber, wie die nordrhein-westfälische FDP immer wieder männerfreundliche Anträge in den Landtag einbrachte, nur um von Rot-Grün regelmäßig abgeschmettert zu werden: eine lange Kette von Frustrationserfahrungen, sobald es um Unterstützung für Jungen und Männer geht.

Es waren SPD und Grüne, die in Nordrhein-Westfalen ein Männer diskriminierendes Gesetz zur Beförderung im Öffentlichen Dienst durchdrückten, das zu einer Welle von Klagen und scharfen Protesten durch die FDP führte und inzwischen per Gerichtsurteil als verfassungswidrig erkannt wurde.

Kurz: In Nordrhein-Westfalen wurde die sexistische Verkommenheit der rot-grünen Parteien besonders sichtbar. Während man sich selbst und einander immer wieder als moralisch besonders hochwertig inszenierte, machte man aus seiner Verachtung für Männerrechtler, die sich unfassbarerweise auch für männliche Gewaltopfer einsetzen, keinen Hehl. Immer wieder entstand das Bild von Hohepriestern und Hohepriesterinnen, die Loblieder singend Weihrauchfässchen schwenkten, während sie durch das Blut zahlloser Männer schlurften und auf diejenigen Frauen und Männer, die diesen Opfern halfen, verachtungsvoll herab sahen.

Es ist insofern völlig klar, dass die "Wiedergeburt der FDP", wie heute etwa Süddeutsche und Berliner Morgenpost titeln, in Nordrhein-Westfalen beginnt.

Damit entsteht eine Dynamik, die nicht nur für Männer, sondern für etliche Bürger insgesamt ein Segen sein kann. Im letzten Jahr hatten bereits auf Ebene der Bundesländer die FDP Bayern und die FDP Brandenburg das Doppelresidenzmodell nach Trennung der Eltern beschlossen. (MANNdat berichtete.) Auf ihrem Bundesparteitag vom 28. bis zum 30. April 2017 hat die FDP diesen Beschluss jetzt auch auf Bundesebene gefasst. Diese Forderung wurde auch in das Bundestagswahlprogramm der Partei aufgenommen.

Eine ähnlich markante Vorreiterrolle nimmt nun auch die Gruppe "Liberale Männer in der FDP" ein: Solange KEINE Partei etwas für Jungen und Männer getan hat, konnte sich das auch JEDE Partei leisten. Es gab schlicht keinen politischen Wettbewerb auf diesem Gebiet. Diesen Wettbewerb hat die FDP inzwischen eröffnet.

Als Reaktion darauf, dass Vertreter der FDP maskulistische Gedanken übernehmen und mit Männerrechtlern wie mir intensive Gespräche führen, kann das linke Lager noch nicht einmal mehr erfolgsversprechend mit der billigen Rhetorik reagieren, damit positioniere sich die FDP als radikal rechts. Dieser Vorwurf nämlich wird schon in der Auseinandersetzung mit der AfD verwendet, und wenn linke Politiker sämtliche Parteien außer ihren eigenen mit Rechtsradikalismus in Verbindung zu bringen versuchten, würde das beim Bürger nicht mehr verfangen. Linke Akteure würde es versuchen, sicherlich – ich selbst bin vor einigen Tagen auf einer Website unter der Überschrift "gegen Nazis" attackiert worden –, aber man erreicht mit diesem Kasperletheater immer mehr nur die eigene Sekte.

"Als früher genuin Grün/rot-Wähler", schrieb der bekannte Väterrechtler Franzjörg Krieg am 12. Mai auf Facebook, "musste ich in den letzten zwei Jahrzehnten lernen, dass die Probleme von uns Trennungsvätern durch die Misandrie eben dieser Parteien erzeugt und weiter gepflegt werden. Der Wähler straft dies derzeit ab. Und die FDP wird für ihren Mut in Sachen Doppelresidenz belohnt. Wir werden am Sonntag Abend sehen, ob dieser Trend anhält. Die international abgestraften menschenrechtswidrigen Schweinereien lassen sich nicht mehr unter den Teppich kehren und wirken sich mit Zeitverzögerung aus. Das war abzusehen und ist durch diese Parteien selbst zu verantworten. Da wird es parteiintern einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel geben müssen. Personen gibt es schon, die das leisten können. Wir werden inzwischen konsequent abstrafen und abwarten. Es lohnt sich wieder, zur Wahl zu gehen!"



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