Montag, Dezember 16, 2024

"Sag mir, wo die Männer sind …"

1. 1. Im Wiener "Standard" schreibt der Bildungswissenschafter und Psychoanalytiker Josef Christian Aigner über falsche Männerbilder.

Aigner stimmt in seinem Beitrag Lea Susemichels Gastkommentar ("Wieso machen Männer keinen Feminismus?" zu mangelnder Reflexion und Selbstkritik mancher Männer zu, kritisiert aber ihre pauschale Darstellung "der" Männer. Er weist darauf hin, dass männliche Autoren sich ebenfalls gegen Gewalt an Frauen aussprechen und nur eine Minderheit der Männer respektlos über Gewalttaten spricht.

Aigner hält die pauschale Darstellung von Männern kontraproduktiv für die feministische Bewegung, da sie potenzielle männliche Verbündete abschreckt. Teile der Frauenbewegung sollten deshalb ihre Kommunikationsstrategien ebenfalls selbstkritisch hinterfragen: Auch problematische feministische Strategien könnten zu den langsamen Fortschritten beim Engagegement gegen Gewalt beitragen. Eine differenziertere Betrachtung und mehr Selbstreflexion auf beiden Seiten sei sinnvoll.



2. Friedrich Merz hat das Wahlprogramm der CDU vorgelegt.

In puncto Sicherheit (…) widmet sich die CDU speziell der Gewalt gegen Frauen. Diese habe "im privaten Bereich ein bedrohliches Ausmaß erreicht" soll es im Programm heißen. So soll darin vorgeschlagen werden, "Frauenschläger flächendeckend mit elektronischen Fußfesseln zu überwachen, um diese Straftaten zu verhindern".

(…) Mit einem "Gender-Verbot in der Verwaltung" schafft es offenbar eine oft gehörte Forderung der Union in das Parteiprogramm. Die WELT zitiert: "In Deutschland gilt die deutsche Rechtschreibung. Punkt. Deshalb werden wir ein Gender-Aus für das Gendern mit Sonderzeichen in der gesamten Verwaltung umsetzen." Die deutsche Sprache sei "Ausdruck unserer Kultur. Das muss so bleiben." Diese Ansicht hat die Partei bereits im Mai 2024 in ihrem Grundsatzprogramm verankert.




3. Der Blogger Georg Rosenbaum war überrascht: Bei der Gewaltberatung des Roten Kreuz vor Ort gibt es kein Angebot für männliche Opfer.



4. Spiegel-Online berichtet Aktuelles über die Situation der Männer in der Ukraine. Ein paar Passagen aus dem Artikel:

"Da ist einer", ruft Ivanka. Ihr Pick-up hält, die Türen schwingen auf. Die Beamten bauen sich vor einem hageren Mann auf, fordern ihn auf, seine Papiere zu zeigen. 40 Jahre sei er alt, sagt er, sieht aber älter aus. Sein Wehrpass sei abgelaufen, sagen ihm die Beamten, im Sommer schon hätte er ihn erneuern müssen. Aus einem benachbarten Haus eilt eine grauhaarige Frau herbei. "Mein Sohn hat Epilepsie, Tuberkulose", sagt sie, ihre Stimme zittert. "Ihr nehmt keinen gesunden Mann mit!" Szenen wie diese spielen sich momentan im ganzen Land ab.

(…) In einer Umfrage des ukrainischen Rasumkow-Zentrums erklärte fast die Hälfte der Befragten, es sei "keine Schande, sich dem Wehrdienst zu entziehen". Nur 29 Prozent der Befragten verurteilten diese Haltung. Es ist auch eine Frage von Privilegien, nicht in die Armee zu müssen: Wer Geld hat, besser ausgebildet und vernetzt ist, kommt leichter an einen systemrelevanten Job, an ein Freistellungspapier oder über die Grenze. Wer weniger hat, wird wahrscheinlicher auf der Straße aufgetan, erst durch die Militärbürokratie und dann in die Streitkräfte geschickt.

(…) Ivanka kenne die Videos aus sozialen Medien, wie Rekrutierungsbeamte Ukrainer schlagen, in Kleinbusse zerren. Viele seien aus dem Kontext gerissen, dienten russischer Propaganda. Ohne gültige Dokumente seien sie verpflichtet, die Männer mitzunehmen, sagt Ivanka. "Was sollen wir denn sonst tun, wenn die Männer aggressiv werden? Wir folgen einfach nur dem Gesetz."

(…) Einige Männer, die [auf einem der ukrainischen Truppenübungsplätze] ausbildet werden, erzählen, wie sie im Supermarkt, auf dem Weg zur Apotheke ohne gültige Militärpapiere aufgegriffen wurden. Sie würden ins Trainingslager geschickt, ohne sich von ihrer Familie, ihren Kindern zu verabschieden.

(…) Viele der Rekruten, die die auf dem Trainingsgelände auf dem Boden robben oder mit den Gewehren schießen, sind über fünfzig, manche untersetzt, andere übergewichtig. Die Älteren zittern, sie humpeln und schnaufen in der Kälte. Einige sagen, im Rekrutierungsbüro habe der Militärarzt kaum untersucht, nur kriegstauglich gestempelt.

Die Zwangsrekrutierung hat Konsequenzen: Es gäbe Fälle, so heißt es, in denen Männer schon nach wenigen Tagen das Ausbildungszentrum verlassen. Neuzugänge würden abends durch den Wald weglaufen, mit ihrem Handy den Standort durchgeben und sich von Autos an der Straße abholen lassen.




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