Spielzeug: "Wie Geschlechterklischees Jungen benachteiligen"
1. Im Wissenschaftspodcast "Synapsen" des NDR erklärt der Spielzeugforscher Dr. Volker Mehringer, warum der Druck, geschlechtskonform zu spielen, für Jungen viel größer ist. Ein Auszug
"Es ist spannend, dass wir uns durch dieses Rosa oft auf die Mädchen konzentrieren - aber die Jungs oft noch viel stärker davon betroffen sind", erklärt Spielzeugforscher Mehringer. Für ein Mädchen sei es vollkommen in Ordnung, auch mit einem blauen Spielzeug zu spielen. "Da kriegen sie teilweise noch ein Lob dafür: Cool, du spielst mit Lego oder du wünschst dir einen Baukasten, das finde ich eine super Sache. Wenn sich Jungs dagegen das große Barbie-Traumhaus zu Weihnachten wünschen, werden die Eltern vielleicht ein bisschen nervös und unsicher, ob sie ihrem Kind damit etwas Gutes tun. Oder ob es dann eventuell blöde Kommentare abbekommt."
Jungs seien somit deutlich mehr unter Druck, geschlechtskonform zu spielen, als Mädchen. Mehringers Rat: Eltern sollten cool bleiben und die Kinder ermuntern, auch Verhalten, Spiele oder Sportarten auszuprobieren, die nicht in die jeweilige Jungen- oder Mädchen-Ecke passen. Denn Kinder sind individueller, es die Spielzeugabteilung suggeriert.
Geschlechtskonformes Verhalten wird auch bei Erwachsenen eher von Männern erwartet. Eine Frau im Overall oder im Anzug beispielsweise irritiert auch heute noch kaum jemanden so sehr wie ein Mann in Rock und Bluse.
2. Seit Wochen wird gegen Mitarbeiter des Gefängnisses Gablingen ermittelt. Es geht um Körperverletzung im Amt. (Genderama berichtete.) Nun erhebt ein ehemaliger Häftling schwere Vorwürfe: Die inzwischen freigestellte stellvertretende Leiterin soll ihn geohrfeigt haben.
3. Der britische "Spectator" beschäftigt sich mit der Frage, warum sich Männer der Manosphäre anschließen, über die unsere Leitmedien pauschal abwertend berichten:
Die Besessenheit mit "toxischer Männlichkeit" scheint nicht nachzulassen. Wie an diesem Wochenende berichtet, hat die Bildungsministerin Bridget Phillipson vor der "Frauenfeindlichkeit, die unsere Schulen zunehmend erfasst" gewarnt.
Als Reaktion auf diese Bedrohung will die Regierung einen Leitfaden für Lehrer herausgeben, in dem sie auf Anzeichen für eine aus der "Manosphäre" stammende "Incel-Kultur" im Klassenzimmer hinweisen. Lehrer, die Schüler über 14 Jahren unterrichten, sollen auf Anzeichen achten, die darauf hindeuten, dass Jungen in aggressive frauenfeindliche Verhaltensweisen hineingezogen werden, die zu Gewalt und sexuellem Missbrauch führen können. Sie sollen auf eine Rhetorik achten, die darauf hindeutet, dass Jungen im Teenageralter zum "Frauenhass" radikalisiert werden.
Ein besserer Weg wäre es, den Jungen von vornherein nicht beizubringen, sich selbst zu hassen. Dies ist die Quelle so vieler Unzufriedenheiten unter Teenagern, der Grund, warum so viele von ihnen von vornherein dysfunktional werden, und der Grund, warum viele sich in die Manosphäre flüchten.
Ein guter erster Schritt wäre es, das Narrativ der "toxischen Männlichkeit" zu beenden. Jungen im Teenageralter werden mit einer unerbittlichen Diät gefüttert, die impliziert, dass Männer und Männlichkeit das Problem sind. Ein Bericht des Family Education Trust (FET) vom September zeigte, dass ein Drittel der Schulen Schüler über "toxische Maskulinität" unterrichtet. In den Unterrichtsmaterialien einer Schule zu diesem Thema stellte die FET fest, dass den Kindern gesagt wird, dass Männlichkeit "an und für sich nicht unbedingt eine schädliche Sache" sei, dass aber bestimmte männliche Eigenschaften "problematisch" sein können. Die FET kam zu dem Schluss, dass der derzeitige Unterricht die Vorstellung vermittelt, dass "Männer und Jungen Eigenschaften besitzen, die von Natur aus toxisch und negativ für die Gesellschaft sind".
In unserem derzeitigen männerfeindlichen Klima scheint selbst der Begriff "toxische Männlichkeit" überflüssig, ja sogar eine Tautologie zu sein. Männlichkeit an sich wird als "problematisch" wahrgenommen, um dieses Schimpfwort zu verwenden. Wettbewerb, Stärke, Stoizismus, Individualität: All diese Eigenschaften sind verpönt in einer Gesellschaft, die Kooperation, Zerbrechlichkeit, Empathie und Mitgefühl als wichtiger ansieht.
(…) Männer sind zum neuen zweiten Geschlecht geworden, zur neuen minderwertigen, unvollkommenen menschlichen Vorlage. Die "traditionellen Geschlechterrollen" werden verachtet, weil sie als veraltet und pathologisch gelten. Ein Junge, der klassisches männliches Teenager-Verhalten zeigt, wie z. B. Ungestüm oder Konkurrenzdenken oder sogar Wortkargheit und Ungeselligkeit, wird als Junge mit Problemen angesehen und nicht als ein Junge, der einfach nur ein Junge ist.
Viele argumentieren schon seit einiger Zeit, dass das Problem des dysfunktionalen Verhaltens von Jungen im Klassenzimmer beginnt. Im März letzten Jahres sagte Mark Brooks, Mitbegründer der im Vereinigten Königreich ansässigen Men and Boys Coalition, dass die Schulen einen Teil der Schuld an der Popularität von Andrew Tate tragen, nachdem eine Umfrage ergeben hatte, dass fast ein Drittel der jungen Männer der Meinung ist, die Gesellschaft kümmere sich nicht um sie. "Jungen haben nicht das Gefühl, dass die Schulen ihnen zuhören oder die Probleme, mit denen sie konfrontiert sind, ernst genug nehmen“, sagte er.
Die Manosphäre und die Anziehungskraft von toxischen Typen wie Tate ist in der Tat ein Problem. Aber es ist ebenso sehr ein Symptom wie eine Ursache. Viele Jungen, manche ohne Väter oder Vaterfiguren und aufgewachsen in einer Kultur, die keine positiven männlichen Werte vermittelt, suchen einen Zufluchtsort, an dem sie nicht ständig nur wegen ihres Geschlechts verspottet werden. In diesen Foren lernen sie stattdessen die schlimmsten, altmodischen männlichen Werte: Aggression und Frauenfeindlichkeit.
In der Manosphäre wimmelt es nur so von nachtragenden und fiesen "Incels", unfreiwilligen Männern und Jungen, die glauben, dass sie aufgrund ihres Aussehens und ihres sozialen Status niemals Sex mit Frauen haben werden. Doch neben ihrer Frauenfeindlichkeit und Verbitterung finden sich in diesem Zusammenhang auch Erzählungen über Selbstverachtung, Wertlosigkeit und Selbstmordgedanken. Die Manosphäre hat sich zu einem Zufluchtsort für eine Kultur entwickelt, die Männer und Männlichkeit abwertet.
Es ist nichts Falsches daran, Jungen zu lehren, stark und widerstandsfähig zu sein. Mädchen sollte dasselbe beigebracht werden. Die Schuld auf "toxische Männlichkeit" zu schieben, ist nicht nur irreführend, sondern verfestigt das Problem, das damit angegangen werden soll. Je länger Männlichkeit als ein Problem an sich behandelt wird, desto länger werden sich Jungen nicht zu starken, stolzen und selbständigen Männern entwickeln und stattdessen zu bösen, nachtragenden Individuen degenerieren, die Frauen und sich selbst hassen.
Ich finde das Wort "Manosphäre" übrigens immer noch seltsam. Was genau umfasst dieser Begriff? Alle Seiten im Internet, die sich weit überwiegend an Männer richten? Also auch bestimmte Sportseiten oder die Website des Bundesforums Männer? Wohl kaum. Also alle Seiten, in denen eine "anti-feministsche", "frauenfeindliche" Atmosphäre vorherrscht, wie es in der Wikipedia heißt? Warum verwendet man dann, den pauschalisierenden Begriff "Manospäre", als ob es um alle Männer ginge? Der verlinkte Wikipedia-Artikel etwa nennt Rechtsextreme und Männer- bzw. Väterrechtler in einem Atemzug. Es handelt sich so offensichtlich um einen Kampfbegriff, dass seine unkritische Verwendung ein grundlegendes Desinteresse an einer sachlichen Debatte signalisiert.
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