Die Zeit: "Wie Frauen vom Krieg profitieren"
1. "Die Zeit" berichtet:
Der Tod ist in Russland 46.000 Euro wert. So viel erhält zumindest die Familie eines Soldaten, der im Krieg in der Ukraine fällt. In Russland ist das viel Geld. Davon kann man sich eine neue gute Wohnung kaufen, die Bildung der Kinder finanzieren, viel Urlaub machen. Für viele Hinterbliebene ist das kein Trost. Für einige jedoch ist das schlichtweg eine pragmatische Kalkulation.
In letzter Zeit mehren sich Berichte unabhängiger Medien sowie Posts auf Social Media, in denen Menschen über ein besonders erschütterndes Phänomen sprechen, das die russische Gesellschaft in großen Teilen erfasst hat: Frauen, die ihre Söhne, Väter, Männer zum Kriegsdienst überreden oder gar zwingen, weil das sehr viel Geld mit sich bringt. Fassungslos erzählen Männer dort, wie ihre eigenen Frauen und Mütter sie an die Front schicken wollten. Frauen äußern sich schockiert über langjährige Freundinnen und Nachbarinnen, die ganz offen sagen, dass der Dienst ihrer Männer eine gute Einkommensquelle ist. Und dass sie damit leben können, wenn die Männer nicht mehr zurückkommen sollten.
Hier geht es weiter mit der neuesten Meldung aus dem "Frauen unterdrückenden Patriarchat".
2. Die USA wollen, dass die Ukraine jetzt auch 18jährige Männer in den Krieg schickt.
Die USA haben die Ukraine gedrängt, das Rekrutierungsalter für das Militär auf 18 Jahre herabzusetzen, um den gravierenden Mangel an Kräften zu beheben, der die Position des Landes auf dem Schlachtfeld geschwächt und zu den schnellsten russischen Gewinnen seit zwei Jahren geführt hat.
Ein hochrangiger Beamter der US-Regierung erklärte am Mittwoch, Kiew müsse das Mindestalter für die Wehrpflicht von 25 Jahren herabsetzen, um der russischen Offensive standhalten zu können.
"Die einfache Wahrheit ist, dass die Ukraine derzeit nicht genügend Soldaten mobilisiert oder ausbildet, um ihre Verluste auf dem Schlachtfeld zu ersetzen und gleichzeitig mit Russlands wachsendem Militär Schritt zu halten", sagte der hochrangige Beamte.
Die Bitte Washingtons kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Regierung Biden in aller Eile 7 Milliarden Dollar an Sicherheitshilfe für Kiew bereitstellen will, bevor der gewählte Präsident Donald Trump im Januar sein Amt antritt.
Die Ukraine sollte sich genau überlegen, wie alt die Menschen sind, die sie rekrutieren will, und dabei ein Gleichgewicht zwischen der Notwendigkeit, in künftige Generationen zu investieren, und den aktuellen Erfordernissen des Schlachtfelds finden“, so der hochrangige US-Beamte.
Die Ukraine hat erklärt, dass sie 160.000 Soldaten benötige, um ihre Reihen aufzufüllen. was die USA als "am unteren Ende" betrachten, so der Beamte.
Bislang war die Ukraine jedoch nicht bereit, unter 25-Jährige zu rekrutieren, und die ukrainischen Beamten sind besorgt über die demografischen Herausforderungen, vor denen das Land steht.
"Unser Staat bereitet sich nicht darauf vor, das Mobilisierungsalter zu senken", sagte Präsident Wolodymyr Zelenskyy letzte Woche im Parlament.
3. Die taz beschäftigt sich damit, wie die Ukraine stattdessen Männer für den Krieg rekrutiert. Ein Auszug:
Was in Luzk passiert, geschieht auch in vielen anderen Städten. Das Militär prüft gemeinsam mit der Polizei die Dokumente der Passanten. Für diejenigen, die gesetzliche Anforderungen missachtet haben, endet die Verkehrskontrolle meist damit, dass sie ärztlich untersucht und auf den Truppenübungsplatz geschickt werden. Nach zwei Monaten militärischer Ausbildung geht der zukünftige Kämpfer zu seiner Einheit. "Wenn du in meine Gegend kommst, dann gehen wir einen Kaffee trinken. Aber es ist besser, zu mir nach Hause zu kommen, dort ist es sicherer" – solche Gespräche kommen in Luzk derzeit häufiger vor. Manche Männer wagen es nicht mehr, das Haus zu verlassen, um nicht der TZK in die Hände zu fallen.
(…) Massenhaft werden in den ukrainischen sozialen Netzwerken Videos aufgerufen, die Passanten bei der Überprüfung von Militärdokumenten aufgenommen hatten. Häufig zeigen sie, wie Männer, die sich den Behörden widersetzen, in Militärfahrzeuge gezwungen werden. Im Sommer kam es in der gesamten Ukraine zu Protesten gegen die Mobilisierung. Das Militär reagierte darauf empfindlich. "Danken Sie der Armee, dass Sie in Ihrer Stadt ukrainische Militäruniformen und nicht die russische Trikolore sehen", erklärte David Dyachok, ein Soldat der 10. Gebirgssturmbrigade.
(…) Es ist nicht nur die unmittelbare Angst vor dem Tod, die Ukrainer von der Mobilisierung abhält. Hinzu kommt die Ungewissheit der Arbeitsbedingungen, eine mangelnde Ausbildung sowie die Wahrscheinlichkeit, einen "schlechten" Kommandeur zu bekommen. Das sind die Ergebnisse einer Umfrage des ukrainischen Marktforschungsinstituts Info Sapiens vom vergangenen Mai.
Demnach scheint ein schlechter Vorgesetzter die Männer mehr zu verängstigen als eine mögliche Gefangenschaft, wohl auch, weil die Anzahl der Verluste nicht in die Bewertung der Kommandeure eingeht. "Es ist ungerecht, wenn ein Offizier dafür bestraft wird, dass ein Soldat einen Tag zu spät aus dem Urlaub kommt, ihm aber nichts passiert, wenn seine Truppe während eines Angriffs übermäßige Verluste erlitten hat", sagt ein Unteroffizier der 100. Brigade.
4. In der Frankfurter Allgemeinen schreibt Heike Hupertz unter der Schlagzeile "Eklige Männer" über den letzten "Tatort", der im Rotlichtmilieu spielt:
Wer "Siebte Etage" gesehen hat, mag Männer fortan eklig finden. Hier schnaufen Männer mit verzerrten Gesichtern, hier bewegen sich schwabbelige Bäuche rhythmisch, in Reihe montiert. Den sexuellen Akt sieht man mit den Augen der Prostituierten als abstoßende Angelegenheit (Kamera Lukas Gnaiger, Regie Hüseyin Tabak). Die originellste Szene des Krimis ist dieser Zusammenschnitt der Routine. Erst Geld, Kondome, dann die Männer, ihre Brüste, Bäuche, Gesichter, Orgasmen. Nichts ist hier übrig vom "viel Spaß", mit dem die Männer sich noch im Aufzug miteinander freuten.
(…) Als Film für möglicherweise anschwellenden Männerhass taugt „Siebte Etage“ durchaus, als sozialkritischer Krimi ist er von der überdeutlichen Art. Man merkt, dass die Zahns, wie sie es immer tun, viel recherchiert haben. Sie zeigen die ernüchternde Realität, höchstens von Stammfreiern romantisiert.
Woher glaubt Heike Hupertz eigentlich zu wissen, dass diese Anleitung zum Männerhass "die Realität" ist? Hat sie selbst als Prostituierte gearbeitet und ist dann zur FAZ gewechselt, weil der Job ja praktisch vergleichbar ist? Im Fazit ihres Artikels heißt es:
"Siebte Etage" versteht sich vor allem als Aufklärungsfilm für ein Publikum, dass sich über die Frauen, die Sexarbeit verrichten, noch keine Gedanken gemacht hat.
Es sieht mir eher danach aus, dass hier Propaganda und Indoktrination mal wieder hübsch ineinander greifen: Krimiautoren denekn sich möglichst fiese und abgeschmackte Szenen aus, und Redakteurinnen können Phantasie und Wirklichkeit nicht mehr auseinanderhalten. Eine andere Journalistin veralberte diese Denke gestern auf X (Twitter):
Gestern ne Folge Buffy gesehen. Vampire sind echt ein Problem, gegen das die Ampel endlich etwas tun muss!
Wer nicht nur seine Vorurteile durch eine erfundene Geschichte bestätigt haben will, sondern sich über Sexarbeit ernsthafte "Gedanken machen" möchte, könnte ja auch mal die Biographie einer tatsächlichen deutschen Prostituierten lesen. Empfehlenswert sind beispielsweise Undine de Revierès "Mein Huren-Manifest. Inside Sex Busisness", das einen weit realistischeren Einblick ermöglicht als die "Tatort"-Phantasien, und Ilan Stephanis Buch "Lieb und teuer: Was ich im Puff über das Leben gelernt habe". Dieses Buch enthält sogar mehrere gedankenreiche Kapitel über die Benachteiligung von Männern im Bereich Sexualität. "Tatort"-Macher kämen niemals auf die Idee, darüber zu schreiben. Die bestehenden Vorurteile sollen ja bestätigt werden, nicht hinterfragt.
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