Dienstag, Dezember 17, 2024

Janice Fiamengo: Wenn Feministinnen wütend werden

Die kanadische Hochschullehrerin und Professorin Janice Fiamengo verurteilt den Feminismus schärfer und pauschalisierender, als ich das tue. Wenn es nach mir ginge, könnte sie zumindest bei der einen oder anderen Formulierung einen Gang zurückschalten. Einigen von euch spricht sie aber bestimmt auch aus dem Herzen. :-) In jedem Fall finde ich ihren aktuellen Beitrag über Frauen und Wut lesenswert genug, um ihn auch in die deutsche Geschlechterdebatte aufzunehmen, und habe ihn deshalb für Genderama übersetzt.



Die feministische Wut über die Wahl Trumps war leicht vorhersehbar und ließ nicht lange auf sich warten. Innerhalb von zehn Tagen nach der Wahl schrieb Clara Jeffery im Magazin Mother Jones, dass "Frauen wütend sind – auf eine Art, die an die griechische Mythologie erinnert." Sie zog Beispiele von TikTok heran und schilderte die "Fülle an Trauer, Ungläubigkeit und Schrecken, aber auch glühender Wut", die viele Frauen erklärten, an Männern auslassen zu wollen. "Wenn sein Stimmzettel rot war, bleiben seine Eier blau", zitierte sie eine.

In der New York Times schilderte ein 16-jähriges Mädchen, Naomi Beinart, ihre stürmischen Gefühle, einschließlich eines Gefühls des Verrats, weil ihre männlichen Mitschüler am Tag nach der Wahl ihr Leben weiterlebten, scheinbar immun gegen die allgegenwärtige Dunkelheit und Empörung der Mädchen. "Viele von ihnen schienen unsere Wut, unsere Angst, unsere Verzweiflung nicht zu teilen. Wir teilen nicht einmal dieselbe Zukunft", schrieb Beinart melodramatisch.

Niemand, der auch nur einen minimalen Einblick in soziale Medien hat, konnte die vielen ähnlichen, wütenden Reaktionen übersehen: das Haare-Abrasieren, die Morddrohungen, die angekündigten Sexstreiks, die Rachefantasien gegen Trump-Wähler. Man soll verstehen, dass die Wiederwahl eines Mannes, dem mangelndes Engagement für Abtreibungsrechte nachgesagt wird, Tausende selbst aufgenommener Schreie, Verwünschungen und Vergiftungspläne rechtfertigt.

Mindestens eine Gruppe von Frauen versammelte sich in Wisconsin, um ihren Kummer und ihre Wut in den Michigansee zu schreien. Es gibt bereits vorläufige (wenn auch anscheinend weniger begeisterte) Pläne für eine Wiederbelebung der Anti-Trump-Proteste des Women’s March, bei denen Frauen mit vulgären Plakaten und rosa Hüten ihre "kollektive Wut" demonstrieren.

Es scheint nicht auszureichen, wenn diese Frauen sagen, dass sie enttäuscht über Trumps Wahlsieg sind, und es ist sicher nicht genug, wenn sie eine starke Ablehnung seiner Politik oder seines Stils äußern. Das Äußern evidenzbasierter Positionen ist etwas, was ein rationaler Mensch tun würde, doch bedeutende Gruppen von Frauen scheinen zunehmend uninteressiert an rationalem Diskurs oder Verhalten zu sein. Stattdessen greifen sie zu extremster Sprache, Tonlage, Gestik und Handlungen, um das zu artikulieren, was die feministische Journalistin Rhiannon Lucy Cosslett als "viszeralen" "körperlichen Schrecken" bezeichnete, der durch den Trump-Sieg ausgelöst wurde, einschließlich des "tiefen körperlichen Ekels", den Cosslett und viele ihrer Schwestern angeblich allein beim Anblick eines Trump-Tweets empfinden (man könnte fast von Zerbrechlichkeit sprechen!).

Wie so viele feministische Kommentatoren, die von Frauenhorror und -wut berichten, liegt der Schwerpunkt eindeutig auf dem Gefühl und dem weiblichen Körper, als ob Intellekt und Wille vollständig umgangen würden. Die Idee, die einige Feministinnen einst verspotteten – dass Frauen weniger vernünftig und beherrscht seien als Männer – scheint inzwischen zum feministischen Axiom geworden zu sein.

Niemand kann sich vorstellen, dass Männer, wenn Kamala Harris die Wahl gewonnen hätte, sich dabei filmen würden, wie sie einen See anschreien oder ausgiebig "scherzen" über das Vergiften ihrer demokratisch-wählenden Ehefrauen. Solch übersteigerte Selbstmitleidsgesten und Rachefantasien würden nur ungläubiges Lachen oder vielleicht FBI-Besuche nach sich ziehen. Ach ja, könnte eine Feministin sagen, aber die reproduktiven Rechte von Männern standen bei dieser Wahl nicht auf dem Spiel.

Das stimmt. Männer haben ihre reproduktiven Rechte längst verloren, und niemand hat je ernsthaft geglaubt, dass dieser Verlust zu einem Wahlkampfthema werden könnte. Eine Frau kann ein Kondom manipulieren (oder Sperma aus einem weggeworfenen Kondom sammeln) und den ahnungslosen Mann dazu zwingen, für ein Kind zu zahlen, das er nie zeugen wollte und das er wahrscheinlich auch nicht erziehen darf. Viele Männer müssen Kinder finanziell unterstützen, die gar nicht ihre sind, aufgrund eines Vaterschaftsbetrugs, der von staatlichen Stellen unterstützt wird. Am schlimmsten ist, dass Männer regelmäßig ihre Kinder gerichtlich entzogen bekommen, wie Stephen Baskerville eloquent dargelegt hat. Würden solche Dinge jedes Jahr Zehntausenden von Frauen in den USA widerfahren, wie sie es bei Männern tun, würden Frauen auch schreien – weil das Frauen eben tun.

Frauenwut über Trumps Wahlsieg hat nichts mit Trump zu tun; es geht um Wut.

Wut ist heute ein weit verbreiteter emotionaler Zustand vieler Frauen und eine normalisierte politische Haltung, und viele Feministinnen sagen das gerne so. 2018 stellte die feministische Akademikerin Mary Valentis in einer Überarbeitung ihres Buches von 1994 ("Female Rage: Unlocking Its Secrets, Claiming Its Power") fest, dass weibliche Wut, die sie als eine "oft dämonisierte, aber letztlich befreiende Kraft" lobte, seit mindestens einem Vierteljahrhundert ansteigt, befeuert durch "so berühmte Fälle wie Anita Hill und Clarence Thomas, die Trennung von Prinzessin Diana und Prinz Charles sowie Filme wie "Eine verhängnisvolle Affäre". (Wie ich unten zeigen werde, brodelt diese Wut schon viel länger.)

Was war der Aufruhr um Prinzessin Diana oder den Thriller mit Michael Douglas? Selbst wenn diese Geschichten aus dem Blickfeld geraten sind, spielt das keine Rolle: Wut findet immer Brennstoff. Valentis lobte Ende 2018 den Erfolg der MeToo-Bewegung und die vielen wütenden Frauen, die die Stärke in der geteilten Erfahrung erkennen.

Statt verboten oder verpönt zu sein, wird die Wut von Frauen inzwischen von einer Vielzahl von Experten und Meinungsbildnern gerechtfertigt. In einem Artikel für das feministische Journal Refinery29 ("Rage Becomes Her") war Natalie Gil entschlossen, dass die Wut von Frauen eine mächtige politische Kraft sei, die öffentlich und sichtbar gemacht werden sollte. Craig Mattson ("Why You Should Feel Rage at Work") validierte Wut am Arbeitsplatz und fand "etwas Ehrliches und Lebenswichtiges" an systemischem Zorn, wobei er "siedende Wut" empfahl, solange diese gegen geschlechter- oder rassenbasierte Diskriminierung gerichtet war.

Es gibt nun ein weit verbreitetes Phänomen, das als "Rage Cleaning" bekannt ist, bei dem gestresste Hausfrauen den Toilettensitz zuknallen und sich dann scheinbar entschuldigen, weil sie die unaufmerksamen Männer im Haushalt erschreckt haben. Ein ganz neues Genre von Büchern und psychologischen Artikeln beschäftigt sich mit "Mom Rage" – einer Wut, die sich gegen die vermeintlichen Freiheiten von Männern und die Forderungen der Kinder richtet. Eine wütende Frau gab zu, ihren Mann dafür bestrafen zu wollen, dass er angeblich "tun kann, was zur Hölle er will", während sie sich an ihre Kinder gefesselt fühlte.

Schon der Gedanke an die Ungerechtigkeit, eine Frau zu sein, kann offenbar Wut auslösen: Eine College-Studentin, Alicia Alvarez, schrieb in ihrer Campuszeitung, dass "ich kalt und distanziert werde, während ich alle Ungerechtigkeiten erkläre, die mir persönlich und denjenigen, die sich als Frauen identifizieren, angetan wurden." Sie definierte "feminine Wut" als "eine ererbte und kollektive Reaktion auf die Kämpfe, Unterdrückungen und Unrechtstaten, denen Frauen ausgesetzt waren", und ermutigte ihre Generation von jungen Frauen, ihr Stimme zu verleihen.

Die einst gängige Auffassung, dass Wut destruktiv, ein Zeichen von Unreife oder Irrationalität sei, scheint vollständig verworfen worden zu sein.

Kein Wunder, dass es einen berichteten "Gender Rage Gap" gibt. Die feministische Journalistin Arwa Mahdawi ("A Widening Gender Rage Gap") wies 2022 darauf hin, dass zehn Jahre Gallup-Umfragen zeigten, dass Frauen weltweit "konsequent häufiger negative Emotionen berichten als Männer". Für Mahdawi war das leicht zu erklären: "Es gibt eine Menge, worüber Frauen wütend sein können."

Auch sie wiederholte natürlich die übliche Behauptung über die Wut von Frauen. "Männer durften schon immer die Fassung verlieren; Frauen, insbesondere Minderheiten, werden dafür bestraft." (Unsinn! Unsere Gesellschaften misstrauen und tadeln Männer, die ihre Emotionen nicht kontrollieren können.) Für Mahdawi war es an der Zeit, "zu akzeptieren, dass Frauen wütender werden", weil solche Wut "ein kraftvoller Katalysator für Veränderungen" sein könne.

Vielleicht kann sie das. Sie kann aber auch erheblichen Schaden anrichten.

Mahdawi und viele andere Kommentatoren gehen als selbstverständlich davon aus, dass weibliche Wut eine Reaktion auf ungerechtes Leiden ist. Frauen sind wütend, weil ihnen Unrecht getan wurde. Obwohl dies eine verständliche Annahme ist, ist sie nicht zwangsläufig korrekt. Wut kann auch ein erlerntes Verhalten oder sogar eine berechnende Performance sein: aufregend und manipulativ, strafend und selbstinszeniert.

Betrachten wir ein historisches Beispiel von Wut und Leiden während des Ersten Weltkriegs, als Tausende britischer Frauen an einem Massenschamritual teilnahmen, um Männer zu zwingen, in den Krieg gegen Deutschland und seine Verbündeten zu ziehen. Frauen in ganz Großbritannien – zu Tausenden, möglicherweise Zehntausenden, wie der Forscher Will Ellsworth-Jones schätzt (die genaue Zahl ist unbekannt) – organisierten sich in sogenannte White Feather Brigades, um Männer und Jungen in Zivil anzusprechen, ihnen weiße Federn als Symbole der Feigheit zu überreichen und ihnen ihren zornigen Verachtung deutlich zu machen (für eine sorgfältig recherchierte, wenn auch etwas feministisch angepasste Darstellung siehe Nicoletta Gullaces "White Feathers and Wounded Men").

Die Frauenkampagne öffentlicher Verachtung, die viele Männer in den grausamen Tod trieb, dauerte über die gesamten viereinhalb Kriegsjahre hinweg an, lange nachdem die britische Regierung 1916 die Wehrpflicht eingeführt hatte. Die Tatsache, dass Frauen weiterhin Federn verteilten, Jahre nachdem es einen plausiblen Grund dafür gab – bis zum Ende des Krieges, als dessen Schrecken weithin bekannt waren und Männer mit abgerissenen Gliedmaßen ein vertrauter Anblick auf britischen Straßen waren – deutet darauf hin, dass mehr als Patriotismus im Spiel war. Viele Frauen handelten mit herzloser Rücksichtslosigkeit, gaben die Federn sogar an verwundete Männer auf Urlaub und minderjährige Jungen.

Was motivierte diese Frauen, so viele Männer und Jungen in die Hölle des Krieges zu schicken? Niemand weiß es jetzt genau. Der Korrespondent der Times, Michael MacDonagh, beschrieb den Ausdruck des Ekels im Gesicht dreier Frauen, als sie zwei jungen Männern in einer Londoner Straßenbahn Federn überreichten. "Warum zieht ihr Kerle nicht in den Krieg? Euer König und Vaterland brauchen euch. Wir nicht", zitierte er ihre Worte. Gullace zitiert eine Frau, die sagte, sie sei "sehr wütend" auf Männer, die sie als Drückeberger wahrnahm.

Für Gullace war die Teilnahme der Frauen an der White Feather-Kampagne Teil einer kriegszeitlichen Inszenierung von Idealen männlicher Tapferkeit und weiblicher moralischer Macht. Der Historiker Peter J. Hart behauptete, dass die Kampagne den Frauen, die daran teilnahmen, Genugtuung verschaffte, da sie ihnen erlaubte, Macht über die Männer zu gewinnen, die normalerweise über sie herrschten. Der Forscher Robin Mac Donald ("White Feather Feminism: The Recalcitrant Progeny of Radical Suffragism and Conservative Pro-War Britain") ging noch einen Schritt weiter und betonte die Überschneidung in der Mitgliedschaft zwischen den militantischen Suffragetten vor dem Krieg, die Schaufenster einschlugen und Briefkästen mit Bomben bestückten, und jenen Frauen, die später der White Feather-Bewegung beitraten. Er argumentierte, dass die beiden sehr unterschiedlichen Kampagnen ähnliche Wurzeln in weiblicher Wut hatten, wobei beide darauf abzielten, anti-männliche Wut zu legitimieren und zu mobilisieren.

Nicht alle Männer wollten an die Front, und einige konnten die Rolle, die ihre Landsfrauen bei ihrer Belästigung gespielt hatten, nicht vergessen. Ein Mann, G. Backhaus, erzählte von einem 16-jährigen Cousin, der so traumatisiert von den wiederholten Beleidigungen der White Feather-Frauen war, dass er über sein Alter log, um an die Front zu kommen – und dort prompt getötet wurde. Die "Grausamkeit der White Feather-Aktion", erklärte Backhaus noch lange danach, verdiene es, entlarvt zu werden. Zur damaligen Zeit akzeptierten die meisten Männer jedoch die Situation. Der Times-Korrespondent MacDonagh hielt ein Beispiel männlicher Zurückhaltung in seinem Tagebuch fest:

"Ein tapferer junger Offizier wurde kürzlich mit dem V.C. [Victoria Cross, die höchste Auszeichnung für Tapferkeit] vom König im Buckingham Palace ausgezeichnet. Am selben Tag zog er sich in Zivil um und saß in Hyde Park, wo Mädchen auf ihn zukamen und ihm höhnisch eine weiße Feder überreichten. … Er nahm die Feder ohne ein Wort an und fügte sie, als Kuriosität, zu seinem V.C. hinzu. Er soll einem Freund gegenüber bemerkt haben, dass er wahrscheinlich der einzige Mann war, der am selben Tag die beiden herausragenden Symbole für Tapferkeit und Feigheit erhalten hat. Innerhalb einer Woche war er wieder an der Front und brachte das ultimative Opfer."

Es ist schwer zu glauben, dass der Mangel an Wahlrechten für Frauen – zu einer Zeit, in der nicht alle britischen Männer das Wahlrecht hatten – eine empörendere Ungerechtigkeit darstellte als das Sterben auf den Schlachtfeldern Europas, wie es etwa 850.000 britische Männer während dieses Krieges taten, während viele andere mit schrecklichen Wunden, Traumata und Amputationen überlebten. Wenige Frauen sprachen später über das, was ihre herzlose Begeisterung verursacht hatte. Die White Feather-Bewegung deutet stark darauf hin, dass die Wut von Frauen gegen Männer nicht notwendigerweise aus weiblichem Leid resultiert. Im Gegenteil, sie könnte vielmehr eine Eigenschaft der weiblichen Natur sein, die einige Frauen ausleben und ausnutzen.

Damals wie heute war entsetzliches Leid ein akzeptierter Bestandteil des Lebens von Männern, und wenig Aufmerksamkeit wurde Männern zuteil, die darüber wütend wurden.

Die Wut von Frauen hingegen inspiriert in der Regel Besorgnis und mitfühlende Reaktionen, und feministische Anführerinnen haben sie historisch affirmiert und geschürt. Von Anfang an ermutigten solche Anführerinnen Frauen dazu, sich von Männern zutiefst geschädigt zu fühlen und sich berechtigt zu sehen, diese anzuklagen, zu beschuldigen und zu verunglimpfen. Betrachten Sie folgende Dinge:

* Feministische Anführerinnen haben Frauen immer wieder über ihre Geschichte belogen, wie es zum Beispiel Elizabeth Cady Stanton in ihrer einleitenden "Declaration of Sentiments" (1848) tat, einer aggressiven Liste weiblicher Beschwerden und Forderungen von der ersten Frauenrechtskonferenz, die die apokalyptische Behauptung enthielt, dass "die Geschichte der Menschheit eine Geschichte wiederholter Verletzungen und Usurpationen seitens des Mannes gegenüber der Frau ist, mit dem direkten Ziel, eine absolute Tyrannei über sie zu errichten."

* Feministinnen haben Frauen zu rücksichtsloser Gewalt aufgestachelt, wie es Emmeline Pankhurst und ihre Tochter Christabel in den Jahren des (heute weitgehend unbekannten) Suffragetten-Terrorismus vor dem Ersten Weltkrieg taten, als Tausende fanatisierter Aktivistinnen Bomben zündeten, Landhäuser niederbrannten und versuchten, Politiker zu ermorden. Dies geschah als Antwort auf Emmeline Pankhursts Behauptung von 1913, dass "die Zeit längst gekommen [sei], in der es notwendig wurde, dass Frauen revoltieren, um ihren Selbstrespekt zu wahren" ("Why We Are Militant", in "Suffrage and the Pankhursts").

* Feministinnen haben Frauen gelehrt, männliche Schmerzen und den Tod als verdient oder zumindest nicht beklagenswert zu betrachten – angeblich, weil andere Männer sie verursacht hätten oder weil Männer mitschuldig an einem größeren Leid der Frauen seien. Dies geschah etwa nach dem Untergang der Titanic 1912, als Alice Stone Blackwell, Herausgeberin der Zeitschrift Woman’s Journal, das Opfer der Männer nicht anerkannte und behauptete, dass "kein einziges Leben auf der Titanic hätte verloren gehen müssen" und "weit weniger Leben durch vermeidbare Unfälle verloren gehen würden, sei es zu Land oder auf See, wenn die Mütter von Männern das Wahlrecht hätten." (zitiert in Steven Biel, "Down With the Old Canoe: A Cultural History of the Titanic Disaster", S. 105; viele weitere Beispiele finden sich hier).

* Feministinnen haben das tägliche Leben von Frauen als grotesk verzerrt durch geschlechtsspezifische Ungerechtigkeit, Einschränkung, Schinderei und Missbrauch dargestellt, wie Simone de Beauvoir in ihrem 1949 veröffentlichten Werk "Das andere Geschlecht", in dem sie den Prozess des "Frau-Werdens" als ein Leben voller "Waschen, Bügeln, Kehren, Staubnester aus den dunklen Ecken hinter dem Schrank holen" beschrieb – einem Leben, das man "in Wut" ertragen müsse (S. 450). De Beauvoirs Mythos wurde für ein amerikanisches Publikum in Betty Friedans "Der Weiblichkeitswahn" (1963) neu interpretiert, in dem das Nachkriegsleben von Vorstadtfrauen als ein "komfortables Konzentrationslager" dargestellt wurde, das einem "langsamen Tod von Geist und Seele" gleichkam (S. 369).

* Andrea Dworkin erklärte 1983 in einer Rede, dass alle Frauen unter dem Patriarchat litten: "Wir sind dem Tod sehr nahe. Alle Frauen sind es. Und wir sind der Vergewaltigung sehr nahe und der Misshandlung und wir befinden uns in einem System der Demütigung, aus dem es für uns kein Entkommen gibt." Der primäre Punkt in diesen und vielen anderen feministischen Aussagen war, dass weibliche Wut unvermeidlich, notwendig, befreiend und gut sei. Wie Robin Morgan zu Beginn ihres 1974 veröffentlichten Essays "International Feminism" erklärte: "Weiblich und bewusst auf diesem Planeten zu sein, bedeutet, sich in einem ständigen Zustand der Wut zu befinden" ("Going Too Far", S. 248).

Die Implikation war klar: Nicht in einem ständigen Zustand der Wut zu sein, bedeutete, bewusstlos, gleichgültig und eine Verräterin gegenüber anderen Frauen und sich selbst zu sein.

Wie solche Äußerungen zeigen, ist nichts neu – und sicher nichts lang Unterdrücktes oder Überfälliges, nichts Organisches oder Spontanes – an den zornigen Ausbrüchen und wütenden Verwünschungen, die Trumps Wahlsieg begleiteten. Sie sind vollkommen vorhersehbar und geradezu Pflichtprogramm, Teil eines sorgfältig kuratierten politischen Programms, das Frauen lehrt, ihre schlechteste – ihre am wenigsten rationale und vertrauenswürdige, destruktivste und unzurechnungsfähigste – Seite auszuleben.

Das letzte Wort über diese Designer-Wut, und vielleicht das klarste Symbol dafür, warum jede Förderung dieser Wut abgelehnt werden sollte, gehört der feministischen Autorin Mona Eltahawy. Sie schlug vor einigen Jahren vor, jungen Mädchen explizit beizubringen, ihre Wut zu verstärken und zu entfesseln. Vorhersehbarerweise rechtfertigte Eltahawy ihre These, indem sie Wut als "gerechtfertigte und rechtschaffene Reaktion auf Ungerechtigkeit" darstellte. In ihrem 2018 veröffentlichten Essay "Was wäre, wenn wir Mädchen Wut beibringen würden?" (das tatsächlich keine realistische Vision bietet) schwärmte Eltahawy von einem Lehrplan über "Wut für Mädchen", der sie mit Zorn über alle vermeintlichen Unrechtstaten gegen ihr Geschlecht füllen würde.

Natürlich würde ihre eigene Arbeit in einem solchen Lehrplan prominent vertreten sein: Eltahawy veröffentlichte 2019 "The Seven Necessary Sins for Women and Girls", mit einem Kapitel über Wut und Gewalt. Als unerschrockene Verfechterin anti-männlicher Gewalt prahlte sie damit, einen Mann geschlagen zu haben, der sie in einem Nachtclub in Montreal begrapschte, und fantasierte über Selbstjustiz-Morde an Männern, indem sie fragte: "Wie viele Männer müssen wir töten, bis das Patriarchat uns gegenüber am Tisch sitzt und sagt: ‚Okay, hört auf.‘"

"Ich möchte Wut an jedes Baby-Mädchen mit der Flasche verfüttern, damit sie ihre Knochen und Muskeln stärkt", schwärmte sie in dem erwähnten Essay. "Ich möchte, dass sie sich streckt und die wachsende Kraft in sich spürt, während sie vom Kind zur jungen Frau heranwächst." Sie behauptete, dass Mädchen fälschlicherweise in jungen Jahren beigebracht würde, sich "verwundbar und schwach" zu fühlen (die Leugnung biologischer Realität war schon immer ein zentrales Element des Feminismus). Eltahawy schloss den Essay mit der Behauptung ab: "Wütende Frauen sind freie Frauen."

Falsch.

Wut ist erschöpfend und krankmachend, nicht befreiend. Sie trübt das Urteilsvermögen und löscht Empathie aus, dämpft Freude und verzerrt die Wahrnehmung. Obwohl sie oft als Ansporn für politisches Handeln gepriesen wird (was sie zugegebenermaßen sein kann), ist sie genauso oft ein Selbstzweck, der die wütende Person daran hindert, Projekte abzuschließen oder Beziehungen aufrechtzuerhalten. Wut konzentriert sich selten auf ihr angebliches Ziel und dehnt fast immer ihren Einflussbereich aus, indem sie in andere Lebensbereiche hineinwirkt.

Wut macht zudem süchtig. Sobald man sich daran gewöhnt hat, "alle Ungerechtigkeiten aufzuzählen, die mir persönlich und denen, die sich als Frauen identifizieren, angetan wurden", wie College-Studentin Alicia Alvarez es beschrieb, erscheint der feministische Wut-Rahmen als der einzige mögliche. Die Erfahrungen, die viele Feministinnen heute so wütend machen – viele davon im Zusammenhang mit weiblicher Psychologie und den Herausforderungen des Erwachsenseins – lassen sich nicht leicht lösen und sind möglicherweise nicht ausrottbar. Darüber hinaus neigen die Energie und der Sinn, die Wut anfangs verleiht, dazu, andere, bescheidenere Geisteszustände wie Dankbarkeit und Geduld zu verdrängen, die viel mehr zum Wohlbefinden beitragen. Mädchen sollten lernen, sich vor Wut zu hüten, und sie sollte als einer der schwächendsten emotionalen Zustände für Frauen anerkannt werden.

Natürlich wird die Wut von Frauen Wut bei anderen hervorrufen – oder zumindest Irritation, Misstrauen und Abscheu. Wer angeschrien, diskriminiert, gemobbt und beschuldigt wird, wird die Wut vernünftigerweise zurückgeben. Wut kann keine Spaltungen heilen oder eine gerechte Zukunft erdenken. Ihr Vermächtnis ist Groll, Bitterkeit und Dysfunktion.

Letztendlich ist die Wut von Frauen nur für eines gut: den Feminismus aufrechtzuerhalten. Sie macht alle, die sie berührt – die Frauen selbst, ihre Kinder und die Männer, die sie lieben – weniger glücklich und weniger fähig, den Herausforderungen des Lebens zu begegnen. Dass Wut zum Idol feministischer Befürworter geworden ist, könnte der beste Beweis für die bodenlose Böswilligkeit des Feminismus sein.




kostenloser Counter