Berliner Universität unterbindet Vortrag von feministischer Biologin – News vom 4. Juli 2022
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Eine Doktorandin wollte an der Humboldt-Universität öffentlich erklären, dass es "nur zwei Geschlechter gibt". Unter dem Druck von Aktivisten sagte die Universität die Veranstaltung ab.
Mehrere Medien berichten, darunter die Neue Zürcher Zeitung. In dem Artikel heißt es weiter:
Den Vortrag hielt Vollbrecht dann online. Für die Übertragung ins Netz nutzte sie den Youtube-Kanal einer Frau, die sich laut ihrem Twitter-Profil mit klassischen linken Themen wie Feminismus befasst. Auch Vollbrecht bezeichnet sich auf Twitter als Feministin.
Sie äusserte die Befürchtung, die Absage ihres Vortrags füge sich in ein grösseres Bild. Vor allem an Universitäten in den USA und Grossbritannien hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder vergleichbare Vorfälle gegeben. Wissenschafter verschiedenster Disziplinen fürchten mittlerweile um die Rede- und Wissenschaftsfreiheit. Längst trägt das Phänomen einen eigenen Namen: Cancel-Culture.
Die Berliner Zeitung kommentiert:
Die Absage dieses Vortrags aus Gründen, die mit dem Inhalt nichts zu tun haben, ist bestürzend. Vor allem von einer wissenschaftlichen Einrichtung, einer Hochschule, die ihren Wissenschaftlern unter allen Umständen ermöglichen sollte, ihre Forschungsergebnisse vorzustellen und sich nicht dem Verdammungs-Loop der Cancel Culture zu ergeben.
Jeder, der sich mit dem Thema Transidentität beschäftigt, erfährt, wie hochkomplex es ist. Viele wissenschaftliche Disziplinen haben etwas dazu beizutragen, durchaus auch Kontroverses. Nicht nur die Biologie, sondern auch die Sexualwissenschaften, die Philosophie, die Anthropologie, die Psychologie und so weiter. Bei diesem Thema zu sagen, man wisse schon alles, wisse, was stimmt und was nicht, und jedem Menschen, der nicht auf derselben Linie liegt, das Wort zu verbieten, und ihn als "transfeindlich" oder auch als "woke" abzuqualifizieren, ist intolerant. Und auf Toleranz ist niemand so sehr angewiesen wie Transmenschen.
Inzwischen gibt es auch Reaktionen aus der Politik:
Bildungs- und Wissenschaftsministerin Bettina Stark-Watzinger (54, FDP) kritisiert die Absage der Humboldt-Universität. Zu BILD sagt die Ministerin: "Es darf nicht in der Hand von Aktivisten liegen, welche Positionen gehört werden dürfen und welche nicht." Die Aktivisten forderte Stark-Watzinger auf, die Freiheit der Wissenschaft zu akzeptieren: "Wissenschaft lebt von Freiheit und Debatte. Das müssen alle aushalten."
Von einer „bedenkliche Situation“ spricht Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Kubicki (70, FDP). "Im Sinne der Verteidigung der Meinungsfreiheit in der gesamten Gesellschaft muss dieser Vorfall sehr ernst genommen werden", so Kubicki zu BILD. In Zukunft müsse die Hochschulleitung alle Mittel des freiheitlichen Rechtsstaats einsetzen, damit Vorträge jeder Art im Rahmen des Gesetzes abgehalten werden können. Kubicki warnt: "Wenn wir an dieser Stelle einknicken und den Gegnern der Meinungsfreiheit das Spielfeld überlassen, wird das schmerzhafte Konsequenzen für die Freiheit aller Menschen im Land haben."
Thorsten Frei (48, CDU), der 1. Parlamentarische Geschäftsführer der Union im Bundestag nennt es "alarmierend", wenn "an einer führenden Universität ein Vortrag zu wissenschaftlichen Fakten aus Angst vor Protesten abgesagt wird". Die Freiheit der Wissenschaft müsse geschützt werden – "zur Not mithilfe der Polizei", so Frei weiter. "Die Meinungsfreiheit ist konstitutiv für die Demokratie. Dass sie ausgerechnet an einer Universität zur Disposition gestellt wird, ist absurd", sagt er auch an die Gegner des Vortrags gerichtet.
Anderer Meinung ist Volker Beck (Grüne)
Sicherheitsbedenken sollten kein Grund zur Absage eines Vortrages in einer demokratischen Gesellschaft sein. Die Ablehnung des inhumanen Biologismus der Vortragenden schon.
Auf Twitter stellen sich viele auf Becks Seite: Eine anerkannte Universität würde ja auch niemanden zu Alchemie, Ufologie, Wünschelruten oder nationalsozialistischer Rassentheorie vortragen lassen.
Andere hingegen fragen sich, ob die Humboldt-Universität auch einen Vortrag aus den Genderstudien abgeblasen hätte, wenn rechte Gruppen Störungen und Proteste angekündigt hätten.
"Für Vollbrecht sind die Anfeindungen keine Bagatelle", befindet Thomas Thiel in der Frankfurter Allgemeinen. "Der Vorwurf der Trans- und Menschenfeindlichkeit schadet ihrer Reputation und gefährdet ihre Laufbahn. Für die Wissenschaft ist es eine gefährliche Tendenz, wenn ganze Disziplinen unter Verdacht gestellt werden."
In dem Artikel "Die Humboldts würden sich im Grabe umdrehen" merkt Timo Lokoschat an:
Leider kein Einzelfall, wie man aus den vergangenen Jahren weiß, in denen immer wieder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Auftritten gehindert wurden – von Radikalen, die keine anderen Meinungen vertragen, es nicht aushalten, wenn ein Mensch nicht genau das sagt, was sie wollen. Die Freiheit der Wissenschaft endet aber nicht da, wo der Twitter-Shitstorm beginnt. Nein, dort fängt sie erst an. Es ist geradezu ihre Aufgabe, auch Irritationen auszulösen. Wer dafür zu sensibel ist, ist im Hörsaal falsch.
Um es sich besonders einfach nur machen, stufen die Feinde der freien Wissenschaft inzwischen alles, mit dem sie nicht konform gehen, als „Hass und Hetze“ ein. Wer auch nur einen Millimeter von dem abweicht, was Aktivistinnen und Aktivisten fordern, wer nicht exakt die von ihnen vorgegebenen Begriffe und Formulierungen verwendet, wird als menschenfeindlich oder am besten gleich als rechtsradikal eingestuft.
2. Samira El Ouassil kommentiert die bemerkenswerte Verteidigungsstrategie der vergangene Woche zu 20 Jahren Haft verurteilten Sexualverbrecherin Gishlaine Maxwell (Genderama berichtete):
"Seit Eva beschuldigt wurde, Adam mit einem Apfel in Versuchung geführt zu haben, werden Frauen für die Taten von Männern verantwortlich gemacht", hatte Maxwells Anwältin Bobbi Sternheim bei ihrer Eröffnungsrede im Dezember letzten Jahres gesagt. Sie nannte Maxwell einen "Sündenbock" und ergänzte: "Sie ist nicht Jeffrey Epstein und sie ist nicht wie Jeffrey Epstein".
Diese Aussage war Teil der Strategie, Maxwells Verantwortung von den Taten Epsteins abzugrenzen. Sie sollte vor allem aber deutlich machen: Maxwell ist kein heterosexueller Mann. Zur Entlastung ihrer Mandantin entschied sich die Verteidigung, mit dem Geschlecht zu argumentieren, die Täterin zu viktimisieren, sie als Opfer ihrer Umstände zu definieren, eben weil sie eine Frau ist und Epstein ein mächtiger Mann war. Hier muss man hellhörig werden, denn es werden feministische Argumente so stark instrumentalisiert, dass sie sich ins Gegenteil verkehren – und dazu beitragen, sexistische Strukturen nicht nur zu reproduzieren, sondern zu verfestigen. (…) Die von Maxwells Verteidigung insinuierte Idee, dass die Fehler der Mandantin nur erfolgten, weil sie von einem Mann dazu verführt wurde, verkindlicht die Frau, beraubt sie jeder Souveränität – und ist damit zutiefst antifeministisch.
3. Boris Johnson gibt im Gespräch mit dem ZDF Putins "toxischer Männlichkeit" die Schuld am Ukraine-Krieg: "Wenn Putin eine Frau wäre - was er natürlich nicht ist -, aber wenn er eine wäre, glaube ich wirklich nicht, dass er einen verrückten Macho-Krieg mit Invasion und Gewalt in der Weise begonnen hätte, wie er es getan hat."
Boris Johnson mag glauben, was er will, aber in der Weltgeschichte waren Herrscherinnen eher bereit, einen Angriffskrieg zu führen als Männer.
4. Die Bildzeitung berichtet, dass eine 45jährige Lehrerin einen 14jährigen mehrfach vergewaltigt haben soll. Auf Facebook zeigen sich daraufhin viele Leser vor allem belustigt.
Wir haben noch einen langen Weg vor uns.
5. In Nigeria wurden drei Schwule zum Tod durch Steinigung verurteilt.
6. Der Sender ARTE hat eine neue Doku online gestellt: Jungenbeschneidung: Mehr als nur ein kleiner Schnitt.
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