SPD-Abgeordneter: "Gendersternchen und Tugendterror spalten unsere Gesellschaft" – News vom 9. Juni 2021
1. Der SPD-Dissident Florian Post spricht sich im "Focus" gegen den Fanatismus des "woken" Lagers aus:
Straßen müssen also umbenannt, Denkmäler von den Sockeln gestürzt und unsere Sprache und Schrift gendergerecht verhunzt werden! Eine Römerstraße darf aufgrund des kriegerischen Charakters des Imperium Romanum sicher bald nicht mehr so heißen, eine dritte Toilette für Diverse wird wohl auch bald Vorschrift, wer nicht gendert gilt als alter weißer (und dummer) Mann. Übrigens eine altersdiskriminierende, nicht gegenderte und zudem rassistische Äußerung.
Und wer bei all dem Unsinn nicht mitmacht oder sich sogar noch traut, diesen Blödsinn zu kritisieren, für den erledigt die Cancel-Culture als neue Inquisition unserer Zeit den Rest. Der wird ausgegrenzt, dem wird ganz offen mit Berufsverboten oder der Vernichtung seiner wirtschaftlichen Existenz gedroht, der wird als rückständig gebrandmarkt. Wo führt das hin und wann hört das alles auf?
2. Wie um die wachsende Absurdität in diesem Bereich zu veranschaulichen, ist eine simple Begrüßung der Fahrgäste eines Zuges von diesem Lager zum Skandal hochgejazzt worden. Der Schaffner einer Londoner Bahnlinie beging nämlich den Fehler, seinen Gruß mit den Worten "Good afternoon ladies and gentlemen, boys and girls" zu formulieren.
Ein Passagier, der die Worte des Schaffners gehört hatte und sich selbst als nicht-binär identifiziert, zeigte sich entrüstet über die sprachliche Formulierung der Zuggesellschaften und beschwerte sich auf der sozialen Plattform Twitter. Prompt reagierte die London North Eastern Railway, entschuldigte sich bei dem Fahrgast und gelobte auf der sozialen Plattform, in Zukunft nach mehr Inklusivität zustreben und die Richtlinien der Unternehmens-Sprache zu überdenken und gegebenenfalls anzupassen.
3. Die Neue Zürcher Zeitung berichtet aus der Schweiz:
Der Widerstand ist laut, die Botschaft klar: Die laufende AHV-Reform werde «auf dem Buckel der Frauen» ausgetragen. So lautet die Kritik von linken Parteien und Gewerkschaften an der Vorlage, die diese Woche im Nationalrat behandelt wird. Eine Anhebung des Frauenrentenalters von 64 auf 65 Jahre wäre zutiefst ungerecht, denn Frauen würden heute in der Altersvorsorge diskriminiert und erhielten massiv weniger Rente als Männer, heisst es.
Diese Behauptung tönt eingängig, entspricht sie doch dem Narrativ, dass es um die Gleichberechtigung der Geschlechter in der Schweiz generell schlecht stehe und dass die Frauen auch finanziell unfair behandelt würden. Ein nüchterner Blick auf die Daten zeigt allerdings, dass der Vorwurf bei der Altersvorsorge nicht zutrifft. Bei der AHV, der ersten Säule, ist gerade das Gegenteil der Fall.
Hier geht der Artikel weiter und führt zu folgendem Zwischenfazit:
Wenn man die Geschlechterrechnung für die AHV anstellt, fällt das Ergebnis also wie folgt aus: Erstens zahlen mehr Männer in das Sozialwerk ein als Frauen, zweitens leisten sie mehr Beiträge, und drittens bekommen sie weniger Geld heraus. Diese Umverteilung von Mann zu Frau ist gewollt, die erste Säule ist auf Ausgleich und Solidarität ausgerichtet. Das ändert aber nichts daran, dass es die Frauen sind, die bei der AHV heute gesamthaft profitieren.
Also eigentlich alles wie gewohnt.
4. Der Oberste Gerichtshof der USA bringt eine Klage von Männerrechtlern gegen den sexistischen Zwangseinzug zum Militär ("draft") nicht zur Anhörung, da sich der Kongress ohnehin bald mit diesem Thema beschäftigen könnte.
5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute zum von der SPD angestoßenen Beschluss für gegenderte Verkehrsschilder in Hamburg:
Damit nicht der Eindruck bleibt, es ginge dabei allenfalls nur um etwas Geld zugunsten einer Nettigkeit oder eines Spleens, sollten folgende Punkte hinzugefügt werden, die verdeutlichen, das hier ganz offen eigenes Recht gebastelt wird.
1: Über Verkehrszeichen bestimmt der Bundesverkehrsminister. Welche Zeichen verwendet werden dürfen, ist in der StVO abschließend geregelt. Andere dürfen nicht verwendet werden. Damit fällt JEDE Veränderung flach.
2: Allein (lokale) Behörden bestimmen, nach Maßgabe diverser Regelungen, über die Verwendung der Verkehrszeichen, also wo welche wann angebracht und entfernt werden, allein nach objektiven Kriterien.
3: "Es gibt keinen Grund, warum nicht auch weibliche Personen auf Verkehrszeichen abgebildet werden sollten" ist eine glatte Lüge. Verkehrszeichen sollen mit beiläufigem Blick bei jeder zulässigen Geschwindigkeit erkannt werden, auch unter schwierigen Verhältnissen, so die ständige Rechtssprechung. Die Beschränkung des Bild"vorrates" dient der Vekehrssicherheit. Mehr Figuren bedeutet größere Ähnlichkeit mit anderen Schildern, und damit zunehmender Dauer des Erkennens. Wenn das Zeichen 239, Gehweg, Mann+Frau+sonstwas enthält, wird es dem 237er, Radweg, dem symbolischen Fahrrad immer ähnlicher werden. Und was machen sie erst mit dem 240 und 241, beides auf einem Schild?
4: Umgekehrt kann man dann bei unterschiedlichen Schildern nicht mehr von unterschiedlichen Inhalten ausgehen, wie das bisher der Fall ist. Wenn ich ganz beiläufig ein abweichendes Schild sehe, muß ich es erst studieren zwecks Festellung, ob auch der Inhalt differiert. Das wird sich langsam aber sicher bei den meisten Schilder nachteilig auswirken.
5: Dank entsprechender Absprachen sind viele Schilder in vielen verschiedenen Ländern gleich oder zumindest hinreichend ähnlich gestaltet, damit nicht jeder Ausländer jedes Schild in jedem Land neu studieren muß. Auch das wird dann zunehmend flach fallen.
Das die Politik von Rechtsstaat nichts hält, kann man eben auch an Verkehrssachen sehen, bei denen sie fast schon regelmäßig meinen, sich in Behördenangelegenheiten mischen zu dürfen, die dann aber auch nur selten dagegen halten.
Und so bin ich auf das Verhalten sowohl der Behörden als auch der AfD gespannt, erstere, ob sie sich so einspannen lassen, und letztere, ob sie, wie in Berlin, auf Rechtsstaatlichkeit besteht.
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