Freitag, Januar 15, 2021

Genderama-Neujahrsgruß 2021: Erwähnenswerte Meldungen, die ihr vielleicht verpasst habt

Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr – und danke allen von euch sehr sehr herzlich, die Genderama in den letzten Wochen durch Spenden und freundliches Feedback unterstützt haben. Beide Formen, mir Anerkennung für meine Arbeit zu zeigen, waren diesmal sogar noch stärker als in den Jahren zuvor. Das führe ich zum Teil darauf zurück, dass viele von euch wirklich zufrieden damit sind, was ich tue, zum Teil aber auch auf die immer schärferen und verstiegeneren Attacken auf unsere Bürgerbewegung im letzten Jahr.

Eure Unterstützung war in den vergangenen Wochen stark genug, dass der Fortbestand von Genderama für dieses Jahr garantiert ist – und zwar auch ohne dass ich alle paar Wochen auf die Möglichkeit, Genderama durch Spenden zu unterstützen, aufmerksam machen muss. Solange nichts völlig Unvorhersehbares geschieht, sollte das finanzielle Backing, das Genderama in den letzten Wochen erhalten hat, auf jeden Fall genügen.

Etwas, das ich allerdings immer noch nicht sicherstellen kann, ist das tägliche Erscheinen eines neuen Blogbeitrags. Das hängt jedesmal davon ab, wieviele Meldungen mir vorliegen, die ich persönlich für relevant und berichtenswert halte. An manchen Tagen sucht man sich stundenlang tot und steht am Ende doch mit leeren Händen da, an anderen Tagen häuft es sich, obwohl man an diesem Morgen eigentlich noch etwas anderes vorhatte als bloggen. Im Moment drohen die Themen "Corona" und "Machtwechsel in den USA" Genderthemen in den Hintergrund zu schieben.

Damit kommen wir zu der Presseschau der aus meiner Sicht erwähnenswerten Meldungen der letzten Wochen. Damit dieser Blogbeitrag nicht wieder so ausufernd gerät, dass man beim Lesen erschöpft wird, splitte ich ihn diesmal und werde auch morgen noch solche News nachliefern.



1. "Wie der Duden heimlich gegendert wird", berichtete vor einigen Tagen "Die Welt". Der Artikel ist außerordentlich lang und steht für Nicht-Abonnenten nur im Anriß online. Einige Auszüge daraus:

Es gibt Ansichten, bei denen Sprachwissenschaftler und Deutschlehrer sich an den Kopf fassen. Dazu gehört die Behauptung einiger Befürworter des Genderns, ein Wort wie Mieter habe nur die Bedeutung "Männer". Nun ist diese These leicht zu widerlegen, der Sprachgebrauch liefert eine unermessliche Zahl an Gegenbelegen. Zum Beispiel diese Überschrift, die kürzlich in der WELT stand: "Ausquartiert? Das sind Ihre Rechte als Mieter" . Oder: "Drei Monate lang sollen Mieter weniger zahlen dürfen, so der Plan der Regierung" aus der FAZ.


Auch das bürgerliche Gesetzbuch verfährt so und bislang auch der Duden. In dessen Online-Ausgabe jedoch haben sich die Dinge geändert:

Denn die Duden-Redaktion schreibt – von der Öffentlichkeit bisher weitgehend unbemerkt – seit 2020 auf ihrer Website Definitionen von Wörtern wie Mieter, Steuerzahler, Sportler, Arzt, Politiker um. Laut Duden-Online ist ein Mieter nun nicht mehr "jemand, der etwas gemietet hat", sondern eine "männliche Person, die etwas gemietet hat" . Alle 12.000 Personen- und Berufsbezeichnungen der Online-Datenbank sollen in dieser Art geändert werden, wie der Verlag der WELT auf Anfrage mitteilt. Künftig soll es einen Wort-Artikel für Arzt (nur noch "männlich") und einen für Ärztin geben.

Damit verschwindet de facto das "generische Maskulinum" bei Personenbezeichnungen von der Website www.duden.de. Als "generisches Maskulinum" bezeichnet man ein Wort, das eine geschlechtsneutrale Bedeutung hat und sich weder nur auf Männer noch nur auf Frauen bezieht.

Die Arbeiten sollen 2021 abgeschlossen werden, so der Verlag. Zur Begründung heißt es unter anderem: "Die männlichen Formen waren nie geschlechtsneutral, wir präzisieren im Rahmen der kontinuierlichen redaktionellen Arbeit an unseren Inhalten lediglich die Bedeutungsangaben." Und das bringt Sprachwissenschaftler nun richtig auf die Palme.


"Die Welt" zitiert nun mehrere Sprachwissenschaftler (den Potsdamer Peter Eisenberg, die Münchner Linguistin Elisabeth Leiss sowie Ewa Trutkowski, Sprachwissenschaftlerin an der Freien Universität Bozen), die erklären, warum die Behauptungen der Duden-Reaktion nicht zutreffen:

"Es ist eine richtige Falschmeldung, dass Wörter wie Mieter, Arzt, Schüler und so weiter nur eine männliche Lesart haben sollen." Die neuen Definitionen seien alle falsch, so Eisenberg. "Und das weiß der Duden auch."


Wenn diese Fake-News nach Trump-Manier in einem Wörterbuch stünden, für das man Geld bezahlen müsse, handele es sich um "klaren Betrug" befindet Eisenberg. Elisabeth Leiss erklärt das Vorgehen der Duden-Redaktion für "grotesk und absolut unverantwortlich". Trutkowski formuliert zurückhaltender: Die geänderten Definitionen würden nicht die sprachliche Realität abbilden.

Auch darüber hinaus scheint sich die Duden-Redaktion auf einer ideologisch bestimmten Mission zu sehen:

Wer auf www.duden.de beispielsweise den Eintrag Schülerin aufruft, findet dort inzwischen Empfehlungen wie aus dem Gendersprache-Leitfaden. Die Webseite rät: "Um gehäuftes Auftreten der Doppelform Schülerinnen und Schüler zu vermeiden, können die Ausweichformen Schülerschaft oder Lernende gewählt werden." Der Plural Schüler für Mädchen und Jungen, das generische Maskulinum also, wird gar nicht erst vorgeschlagen.

Dazu passt dann auch die Bilderwelt der Website. Grammatisch maskuline Personenbezeichnungen werden auf www.duden.de ausschließlich mit Männern oder Jungen illustriert. Gegenüber der WELT erklärt der Verlag, es sei für "die Nutzer/-innen" der Webseite kaum nachvollziehbar, wenn bei solchen Worteinträgen eine weibliche Person zu sehen sei. Die Linguistin Ewa Trutkowski sieht das kritisch: "Die Abbildungen verfestigen die spezifisch männliche Interpretation und lassen die generische außen vor", sagt sie.

Welche Position die kleine Berliner Duden-Redaktion in Sachen Gendersprache vertritt, ist längst kein Geheimnis mehr: Als 2020 der Rechtschreib-Duden erscheint, enthält der Band erstmals ein Kapitel zu Gendersternchen und Binnen-Is. Über die eigentlich bekannten gravierenden grammatischen Probleme, die solche Genderzeichen mit sich bringen, verliert der Duden kein Wort.


Der Linguistin Ewa Trutkowski zufolge missbrauche der Duden seine ihm häufig zugeschriebene Deutungs- und Definitionshoheit über die deutsche Sprache, um eine wissenschaftlich einseitige Sichtweise zu propagieren und die generische Lesart maskuliner Nomen formal verschwinden zu lassen. Eine solche Deutungs- noch Definitionshoheit über die deutsche Sprache besitze der Duden allerdings nicht – sondern allein die Sprachgemeinschaft. (Das ist Konsens in der Linguistik; ich habe dieses Fach ja selbst studiert. - A.H.)

Der "Welt"-Artikel erklärt nun in einigen weiteren Absätzen, die ich hier heraus kürze. warum die Behauptung, mit einem generischen Maskulinum seien tatsächlich nur Männer gemeint, hanebüchen ist, und fährt daraufhin so fort:

Der Online-Duden indes definiert Mörder als "männliche Person, die gemordet, einen Mord begangen hat". In dieser Logik ist ein weiblicher Mörder dann eine "weibliche männliche (sic!) Person, die gemordet, einen Mord begangen hat".

Wenn der Duden WELT schreibt, die Bedeutungsangaben würden auf "redaktionellen Recherchen zum aktuellen Sprachgebrauch" basieren, muss man sich fragen, wo recherchiert wird. (…) Selbst in öffentlich-rechtlichen Sendern, die zum Teil wegen Gendersprechpausen in die Kritik geraten sind, ist die Genderei bislang ein überbewertetes Randphänomen. So hat der Sprachwissenschaftler Helmut Berschin kürzlich eine Sendewoche der 19-Uhr-Ausgabe der "heute"-Nachrichten des ZDF ausgewertet. Ergebnis: Bei den 135 genusvariablen Gruppenbezeichnungen (Experten, Anwohner, Lehrer usw.) wurde in fast 90 Prozent der Fälle das generische Maskulinum verwendet. Die Genderquote lag bei genau elf Prozent.

(…) Nicht einmal die "taz" kommt ohne das generische Maskulinum aus. In vier aktuellen Artikeln (vom 10.10. , 5.12. , 21.12. , 22.12.2020 ) finden sich insgesamt 26 generische Maskulina (Passagiere, Briten, EU-Bürger, Klima-Aktivisten usw.), eine feminine Form (Wissenschaftlerinnen), aber keine einzige Doppelnennung, auch keinen Genderstern, kein Doppelpunkt und dergleichen. Eine taz.de-Dachzeile lautet "Wenn Politiker aussteigen" (im Bild eine Frau), und in einem weiteren taz..de-Artikel liest man dieser Tage im Teaser: "Die Mehrheit der Belarussen hat nur einen Wunsch." Die Genderei einer zweifellos gewachsenen Zahl an Institutionen, Journalisten, Politikern hat das generische Maskulinum nicht aus der Sprache vertrieben.

(…) Auf Anfrage von WELT erklärt der Duden-Verlag, es sei noch nicht entschieden, ob auch im Print-Wörterbuch die Definitionen geändert werden sollen. Einige sind es schon. Laut aktuellem Duden-Universalwörterbuch bedeutet Schüler "Junge, Jugendlicher, der eine Schule besucht". Mit dieser Definition steht der Verlag allerdings ziemlich allein da. Der Wahrig, Wörterbuch der deutschen Sprache, das Online-Lexikon des Instituts für Deutsche Sprache (www.owid.de) und das – übrigens sehr umfangreiche und nutzerfreundliche – Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (www.dwds.de) definieren Schüler geschlechtsneutral. Der Leser kann also ausweichen.


Selbst in der Zeitschrift "Stern", wo man sich sonst leicht für Feministisches begeistern lässt, mag man der Linie des Dudens nicht mehr folgen: "Warum es anmaßend vom Duden ist, das generische Maskulinum abzuschaffen". Kernaussage des Artikels: Es ist nicht die Aufgabe einer Wörterbuch-Redaktion, die Bevölkerung zum Verwenden einer bestimmten Sprech- und Schreibweise zu zitieren.



2. Bundesjustizministerin Lambrecht erwartet ein Gesetz zur Durchsetzung der Frauenquote bis Sommer:

Es sei eine "Selbstverständlichkeit, dass hoch qualifizierte Menschen, hoch qualifizierte Frauen, die Chancen bekommen müssen, die sie verdienen". Sie sei immer wieder darüber "verwundert", dass man darum noch immer kämpfen müsse. Kritikern der Frauenquote, die behaupteten, damit werde Geschlecht zu einem Kriterium bei der Stellenbesetzung gemacht, entgegne sie: "Jetzt endlich ist Qualität das entscheidende Kriterium, und das Geschlecht spielt keine Rolle mehr", sagte Lambrecht.


Am 6. Januar wurde die Frauenquote durch einen Kabinettsbeschluss der Großen Koalition auf den Weg gebracht. "Die Zeit für freiwillige Maßnahmen ist endgültig vorbei", erklärte hierzu Vize-Kanzler und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD). Wie man von der Tagesschau mittlerweile erwarten darf, lautet dort die einzige Kritik daran, dass dieser Beschluss nicht weit genug gehe: "Es hätte ruhig mehr sein dürfen." Die Sachlichkeit, für die die Tagesschau in früheren Jahrzehnten stand, ist schon zu Beginn des Beitrags der Polemik gewichen. Dort wird man mit Formulierungen begrüßt wie "Die üblichen verdächtigen Quotengegner haben Puls. Aber ruhig Blut, regt euch ab." Ein großer Teil der Bevölkerung wird hier als Horde zwielichtiger Wüteriche dargestellt. So kann man eine sachliche Debatte von Anfang an torpedieren.



3. "Frauen sind nicht die Verliererinnen der Pandemie" stellte die Frankfurter Allgemeine Ende Dezember noch einmal klar. Der Artikel steht nur im Anriss online, aber Genderama hatte das Thema letztes Jahr ja ohnehin bereits mehrfach behandelt. "Die Zeit" etwa hatte mitgeholfen, mit diesem Mythos aufzuräumen.

Dem unbenommen behauptet Jutta Allmendinger in der "Zeit" weiterhin unverdrossen, aufgrund einer "Retraditionalisierung" der Geschlechterrollen, verlören Frauen in der Corona-Krise ihre Würde: "Alle Staatshilfen müssen überprüft werden, ob sie auch den Frauen helfen." Ein besonderer Schutz der Männer als Gruppe, die besonders häufig an Corona stirbt, wird in der "Zeit" nicht gefordert.



4. Einen weiteren in vielen Leitmedien beliebten Mythos widerlegt eine neue Studie: Es lässt sich KEIN statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Geschlecht der politischen Führung eines Landes und der Zahl seiner Covid-Toten feststellen. Der gegenteilige Eindruck sei durch eine selektive Auswahl von Ländern in den westlichen Medien entstanden, die Erfolge weiblicher Führungspersonen übertrieben dargestellt haben.



5. Eine weitere Studie zeigt, dass weltweit Jungen häufiger unterernährt sind als Mädchen.



6. Für den Schweizer "Blick" sind auch beim Klimawandel (warum ausgerechnet da auch nicht?) Männer Täter und Frauen Opfer.

Die globale Erwärmung wird ­Folgen für uns alle haben. Warum hassen dann immer noch manche Männer die Gretas dieser Welt, aber nicht den Klimawandel? Männerexperte Markus Theunert macht eine "toxische Männlichkeit" dafür verantwortlich: "Schuld sind weniger die Männer selbst als ein zerstörerisches Männlichkeitsideal. Schon Buben lernen: Grenzen zu überschreiten und ausbeuterisch zu handeln, gilt als männlich, sorgsam mit sich und der Natur umzugehen nicht."


Könnte es vielleicht rationale Gründe dafür geben, warum sich Menschen den Parolen einer Greta Thunberg nicht anschließen möchten. Natürlich nicht: Die Leute sind einfach hasserfüllt und unvernünftig – typisch Männer eben.



7. Die Cancel Culture schreitet voran: Vor wenigen Wochen hat feministischer Druck dazu geführt, dass die Verlage Hanser und dtv ein Buch klammheimlich und ohne jede Diskussion vom Markt genommen haben. Warum das bedenklich ist, erklärt der Deutschlandfunk.



8. Auch der Historiker und Feminismuskritiker Gunnar Kunz berichtet über die Cancel Culture in Deutschland:

Im Vorfeld der Europawahlen lud das Deutsche Historische Museum (DHM) zu einer Blogparade ein. Thema: Was bedeutet mir Demokratie. Ein Aspekt dabei war der Kampf um die Demokratie aus historischer Sicht. Ich habe mich daran beteiligt und eine leicht überarbeitete Version meines Artikels über Elisabeth Selbert und ihre erfolgreiche Verhinderung echter Gleichberechtigung im Grundgesetz ans DHM gemailt. Der Artikel fußt auf einer Recherche in den Protokollen zur Erarbeitung des Grundgesetzes, eine Recherche, die kaum jemand außer mir vorgenommen haben dürfte. Daher hielt und halte ich den Artikel für relevant, immerhin rückt er überkommene Mythen anhand von unbekannten Fakten und eindeutigen Belegen gerade.

Ein Onlineredakteur (ironischerweise aus der "Abteilung Kommunikation") des Deutschen Historischen Museums lehnte die Übernahme dieses Artikels mit der Begründung ab, das DHM würde "bestimmten Interessengruppen" keine Plattform bieten. Bei einem vom DHM übernommen Jubelartikel zu Elisabeth Selbert störte die Interessengruppe hingegen offenbar nicht (Dabei waren selbst die Autoren des Jubelartikels im Gegensatz zum DHM so offen und fair, meinen Kommentar mit Link zum Artikel freizuschalten).

So viel zum Thema Demokratie, so viel zur vollmundigen Ankündigung der Blogparade mit den Worten: "Wir wünschen uns vielfältige Sichtweisen und einen regen Austausch untereinander", so viel zu "Das Demokratie-Labor will bewusst machen, dass Demokratie von der Partizipation und dem Engagement aller lebt. Wir handeln sie ständig erneut durch verschiedene Meinungen und Positionen aus".




9. Thomas Gesterkamp wettert jetzt bei der Heinrich-Böll-Stiftung (Grüne) gegen die staatliche Förderung des Forums Soziale Inklusion: Ja, das ist die Stiftung, die für ihren Online-Pranger um Verzeihung bitten musste, aber offenkundig nichts aus diesem Debakel gelernt hat. Gesterkamp nennt das Forum Soziale Inklusion in einem Atemzug mit Rechtspopulismus; es vertrete "rückwärts gewandte politische Positionen". Beispiele? Hier führt Gesterkamp die Forderung nach mehr Rechten für Scheidungsväter ein, denen der Zugang zu ihren Kindern erschwert wird.

Vielen Lesern dürfte Gesterkamps offenen Worte bei der Orientierung helfen. Zum Lager, das sich für die Rechte von Scheidungsvätern einsetzt, gehören Gesterkamp zufolge das Forum Soziale Inklusion und die "IG Jungen, Männer, Väter". Im Umkehrschluss bedeutet das: Wem zu den Anliegen von Scheidungsvätern nur "Rechtspopulismus" einfällt, der ist bei den Grünen und dem Gesterkamp nahe stehenden Bundesforum Männer richtig.

Dabei übertönt all das Krakeele eine andere Frage: Wenn das Bundesforum Männer ebenfalls immer wieder 400.000 Euro von unseren Steuergeldern abräumt– was um alles in der Welt hat dieser Verein dann an Aktionen und vor allem an Erfolgen für Männer vorzuweisen, das diesen Betrag wert ist?

Dieses Jahr wird man erstmals den Vergleich ziehen können, was zwei unterschiedliche Männervereine mit derselben Summe auf die Beine stellen.

Der viel zu früh verstorbene linke Männerrechtler und Sozialarbeiter Wolfgang Wenger hatte einmal einen Text verfasst, der immer noch online steht. Darin heißt es:

In gewisser Hinsicht bin ich Mitglied beider "Seiten": der Organisation AGENS und indirekt beim Bundesforum Männer - sowohl als Mitglied vom VafK als auch als Mitglied bei der BAG Jungenarbeit. Zwar jeweils nur passives und förderndes Mitglied, aber immerhin sehe ich beide "Seiten" für die Männerbewegung als wichtig an und kann somit versuchen, objektiv zu sein, weil mir MÄNNERANLIEGEN und nicht Organisationen wichtig sind.

Ohnehin hängen mir diese ständigen Abgrenzungsbemühungen und die Zwangskonkurrenz unter Männern (um die Gunst der Frau) zum Hals heraus.

Trotzdem möchte ich auf das bestehende Ungleichgewicht und die Ungerechtigkeit dahinter verweisen: Auf der einen Seite agieren Männer in ihrer Freizeit, finanziert durch ihr Herzblut und den wenigen Spenden anderer Männer und Frauen, die sich das Geld abzwacken müssen, weil ihnen das Anliegen wichtig ist. Ich weiß nicht, wieviele Wochenstunden in den Organisationen von Manndat und AGENS dafür verwendet werden, die in Beruf und Familie fehlen - oder auch, um mal entspannt ins Kino zu gehen. Freizeit, eigenes Geld und viel Idealismus auf der einen Seite.

Diese Seite muß es sich gefallen lassen, von Männern angegriffen zu werden, die dafür bezahlt werden von Steuer- oder Kirchengeldern, staatlich finanziert und während ihrer Arbeitszeit. Kein Treffen des Bundesforum Männer findet statt, ohne dass ein Arbeitgeber entsendet, die Reisekosten finanziert vom BFM, die Arbeitszeit vom Arbeitgeber bezahlt. Den Schreibblock für Notizen nimmt man aus dem Büro mit. Dann sitzt man zusammen, bezahlt vom Steuerzahler, und überlegt, wie man am Besten gegen die komischen Maskulisten schießen kann, damit ihnen hoffentlich bald die Privatluft ausgeht.

Das hat schon ein "Gschmäckle" würde ich da sagen.


Die Hoffnung, dass den verhassten Männerrechtlern bald die "Privatluft" ausgeht, ist, zumindest was das Forum Soziale Inklusion angeht, letztes Jahr zerschlagen worden. Auf die jetzt punktuell einsetzende Demokratisierung der Männerpolitik reagieren nun diejenigen Leute mit Wut, für die ihre Alleinherrschaft in diesem Bereich wichtig war. Also scheint die momentane Strategie in diesem Lager zu sein: "So viel wie möglich mit Dreck bewerfen, irgendetwas bleibt garantiert hängen".

Vielleicht als Gegengewicht zu der Greuelpropaganda, die gerade gestreut wird: Hier habe ich Gerd Riedmeier vor neun Jahren zu seinem Verein interviewt. (Damals trug der Verein noch den Namen "Plattform Inklusion".)



10. Der Berliner Abgeordnete Benedikt Lux (GRÜNE) hat eine Anfrage an das Berliner Abgeordnetenhaus gestellt, um zu erfahren, wie die Entwicklung von häuslicher und sexueller Gewalt gegen Kinder, Frauen und Männer während Corona verlaufen ist. Die überraschende Antwort: Am stärksten stieg in Berlin mit zusätzlichen 195 Fällen die häusliche (+6,1%) und mit zusätzlichen 13 Fällen die sexuelle (+5,6%) Gewalt gegen Männer. Die Reaktion der rot-rot-grünen Berliner Regierung: Sie fordert weitere Hilfsangebote allein für Frauen und Kinder.



11. "Die Blindheit für sexuelle Gewalt gegen Jungen und Männer kostet Leben" befand Tom Wood Ende 2020 in der Edinburgher Tageszeitung "The Scotsman":

Eine ungewöhnliche Meldung schaffte es in der letzten Woche auf die Innenseiten. Ein männlicher Musiker, ein Dudelsackspieler der Red Hot Chilli Pipers, brach das übliche Schweigen, um sich darüber zu beschweren, dass er und seine Bandkollegen regelmäßig von den Frauen, die ihre Konzerte besuchen, betatscht und angemacht werden.

Eigentlich nichts Neues, kilttragende Männer und Jungs sind schon lange an diese Art von Verhalten gewöhnt, manche unbeschwert, manche nicht so sehr. Ein bekanntes Restaurant musste seinen Kellnern das Tragen von Schottenröcken verbieten, so hartnäckig war das Problem.

Es war nicht die Enthüllung, dass dieses Problem existiert, die meine Aufmerksamkeit erregte, sondern die Reaktion auf die Bedenken des Dudelsackspielers. Ich beobachtete die sozialen Medien aufmerksam. Wäre der Dudelsackspieler eine Frau gewesen, wäre die Empörung sofort groß gewesen. Politiker und Prominente hätten sich zu Recht zu Wort gemeldet, um das Verhalten zu verurteilen. Aber zur Unterstützung unseres Dudelsackspielers, nichts, ein paar schlechte Peniswitze, aber abgesehen davon war die Stille ohrenbetäubend.

Ich war nicht überrascht, denn im Schottland des 21. Jahrhunderts werden Männer und Jungen als der Aufmerksamkeit unwürdige Opfer vieler Formen von Missbrauch betrachtet.

Man kann über die Notlage unseres Dudelsackspielers lachen, aber es ist weniger einfach, die Forschungsergebnisse des letzten Monats zu ignorieren, die von der Scottish Children's Reporters Administration (SCRA) und Barnardo's Scotland veröffentlicht wurden.

Sie kamen zu dem Schluss, dass Jungen, die von sexuellem Missbrauch bedroht sind, aufgrund von "kulturellen Barrieren" oft unsichtbar bleiben. Mit anderen Worten: Selbst Fachleute sind so sehr auf die stereotype Sichtweise von weiblichen Opfern und männlichen Tätern programmiert, dass sie blind sind für die Notlage von Jungen, die gefährdet sind, Schaden zu nehmen.

Wie ist es zu dieser kulturellen Voreingenommenheit gekommen? Dr. Liz Bates, die an der Universität von Cumbria über häusliche Gewalt forscht, ist der Antwort auf diese Frage ein gutes Stück näher gekommen. Sie kommt zu dem Schluss, dass der Aufstieg des Feminismus einen "mächtigen und langjährigen geschlechtsspezifischen Diskurs hervorgebracht hat, der Politik, Praxis und Finanzierung beeinflusst. Dies alles wirkt als Barriere für Männer und Jungen, die Hilfe bekommen."

Der Anstieg des Bewusstseins und der Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen ist durchweg positiv, aber das bedeutet nicht, dass nur Frauen Opfer sein können oder Männer und Jungen es nicht sein können.

Diese Denkweise ist inzwischen weit verbreitet. Obwohl männliche Opfer häuslicher Gewalt bis zu 20 Prozent der gemeldeten Vorfälle ausmachen, erhält "Abused Men in Scotland", der einzige spezielle Dienst für männliche Opfer häuslicher Gewalt, keinerlei Unterstützung von unserer Regierung. Stattdessen finanziert sie aus unerklärlichen Gründen eine Beratungsstelle in England.

Einige dieser Voreingenommenheiten sind inzwischen vielleicht so tief verwurzelt, dass sie unbewusst sind. Letzte Woche begann unser Justizminister mit einer Konsultation darüber, ob Misogynie (Frauenhass) in sein schlechtes Gesetz über Hassverbrechen (Hate Crime Bill) aufgenommen werden sollte. Misandrie (Männerhass) wird mit keinem Wort erwähnt.

Wie kann das in einem Land, das sich der Gleichheit rühmt, als akzeptabel durchgehen?

Mit der Zeit wird das Pendel natürlich zurückschwingen, so wie es muss. Hoffen wir, dass es bald geschieht. Denn wenn wir nicht beide Seiten unseres Belästigungs- und Missbrauchsproblems gleichermaßen angehen, werden wir niemals Erfolg haben. Es kann keine unwürdigen Opfer in Schottland geben.

Warum ist das so wichtig? Nun, in einem anderen Silo unserer angeschlagenen bürgerlichen Gesellschaft sind wir wirklich verwirrt darüber, warum so viele unserer jungen Männer sich das Leben nehmen, sich selbst verletzen und unter einem geringen Selbstwertgefühl leiden. Wir müssen nur die einzelnen Punkte miteinander verbinden.




12. Die Post. Einer meiner Leser schrieb mir Ende letzten Jahres:

Sehr geehrter Herr Hoffmann,

mit grossem Interesse verfolge ich seit längerer Zeit Ihren Blog und möchte Ihnen für Ihr Eintreten für die Belange von Jungen und Männern danken. Und auch für Ihre Standhaftigkeit im Angesicht von Anfeindungen und Rufmordkampagnen.

Ich schreibe Ihnen, um Ihre Aufmerksamkeit auf einen Reddit Thread zu lenken. Dieser Thread, der Stand jetzt auf reddit 50.000 up votes erhalten hat, trägt den Titel "Männer von Reddit, die von einer Frau vergewaltigt wurden, was ist Eure Geschichte?" Es ist eine erschütternde Aneinanderreihung von Erzählungen über Vergewaltigungen von Männern durch Frauen.

Bitte erwähnen Sie meinen Namen nicht in Ihrem Blog. Vielen Dank.


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