Neuer Gesetzentwurf der SPD: "Frauenquote für Presslufthämmer" – News vom 4. August 2020
1. Unter der Schlagzeile "Eine Frauenquote für Presslufthämmer" berichtet die Frankfurter Allgemeine:
Auf deutschen Baustellen herrscht nach üblichen Maßstäben keine Geschlechtergerechtigkeit: Unter den Beschäftigten, die Gerüste aufbauen, Beton verarbeiten, Wände hochziehen und Dächer decken, sind Schätzungen zufolge weniger als ein Prozent Frauen. Ähnlich ist es im Bergbau. Doch für die sogenannten Selbstverwaltungsgremien der Sozialversicherung soll trotzdem durchgängig eine zwingende Frauenquote gelten – und zwar von 40 Prozent. Das sieht ein neuer Gesetzentwurf vor, mit dem Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) die Abläufe der alle sechs Jahre stattfindenden Sozialversicherungswahlen ändern will. Das Vorhaben orientiert sich an den umstrittenen und inzwischen durch ein Verfassungsgerichtsurteil in Zweifel gezogenen "Paritätsgesetzen" für Landtagswahlen in Thüringen und Brandenburg.
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2. Im Lager, das früher mal der politische Gegner war, sieht es kaum anders aus:
Die Einführung einer Frauenquote von 50 Prozent in der CDU bis 2025 dauert nach Ansicht von CSU-Chef Markus Söder zu lang. Das scheine ihm "mit Verlaub, etwas zu lange hin gesehen", sagte der bayerische Ministerpräsident am Sonntag im ARD-Sommerinterview. Wenn man dies wolle, "muss man es gleich machen, konsequent". Söder betonte, dass er generell die Forderung einer in der Parteisatzung verankerte Frauenquote unterstütze. Kritik an der Frauenquote könne er nicht nachvollziehen.
Die "Welt" berichtet.
3. Stuttgart schafft die Anrede "Sehr geehrte Damen und Herren" ab. Grundlage ist ein Leitfaden für geschlechtergerechte Sprache. An die bisherige Anrede soll "Sehr geehrte Teilnehmende" oder "Liebe Menschen" treten. Auch Begriffe, die Rollenklischees verstärken, so etwa "Mutter-Kind-Parkplatz", werden aufgegeben.
4. Die linke Tageszeitung "junge welt" hat Ralf König interviewt, der vor allem durch seine Schwulencomics berühmt wurde:
jw: Was glauben Sie, warum haben vor allem auch viele Frauen derart großes Gefallen an Ihren Veröffentlichungen gefunden?
Ralf König: Ich bin sehr froh, dass ich schwul bin. Wenn ich all die Geschichten mit Männchen und Weibchen erzählt hätte, wäre ich heute wie Robert Crumb als Sexist am Pranger.
Im weiteren Verlauf des Interviews räumt König ein, dass es durchaus solche Vorwürfe gibt. So seien seine Comics auch deshalb nicht mehr im "Schwulen Museum" in Berlin zu sehen, das mittlerweile von einer Frau geführt wird, weil sie "frauenfeindlich" seien.
jw: Und dabei haben Sie sich doch stets als politisch links verstanden und sich gesellschaftlich für Gleichberechtigung, in der Präventionsarbeit der AIDS-Hilfen und gegen Rassismus engagiert. Hat es Sie da nicht irritiert oder auch verletzt, dass dieses realitätsferne Opfergehabe ausgerechnet aus Kreisen kam, die sich zumindest selbst politisch links verorteten?
Ralf König: Da ist man plötzlich der weiße alte schwule Mann, das kann schon verblüffen. Aber ich stemme mich ohnehin gegen diese Political Correctness, besonders im Humorbereich. Mir kommt das vor wie die neuen Zehn Gebote, solche Dogmen sind mir suspekt, egal ob von Gott oder sonst wem. Ich müsste den Stift zur Seite legen, wenn es ein Kriterium wäre, ob sich jemand beleidigt fühlt. Gefällige, harmlose Comics können andere zeichnen, das ist nicht so meins. Gerade Karikatur und Comic sollten doch gern mal richtig draufhauen.
jw: Männer Ihres und auch meines Alters haben den Begriff "schwul" immer mit großem Stolz getragen. Wundert es Sie nicht, dass nicht wenige Vertreterinnen und Vertreter der sogenannten Queerbewegung allein den Begriff heutzutage als reaktionäre Positionierung alter weißer Männer diffamieren?
Ralf König: Ich zucke mit den Schultern und bin weiter schwul. Hier im schunkelseligen Köln hab’ ich von den szeneinternen Streitigkeiten auch lange nichts mitgekriegt, das spielt sich ja eher in Berlin ab und auch da nur punktuell. Ich glaube, im Alltag kommen Schwule und Lesben ganz gut miteinander klar, das ist vor allem diese Politszene, die auf Krawall macht. Da geht’s dann oft um Fördergelder, also Futterneid. Und sicher bin ich als weißer Mann privilegiert, aber ich schaff’s einfach nicht, deshalb mit schlechtem Gewissen rumzulaufen. Ich versuche, im Leben niemandem auf die Füße zu treten, dazu brauche ich aber keine Political Correctness. (...) Ich störe mich nur daran, als Feindbild zu dienen, nur weil ich einiges am Islam so kritisierenswert finde wie am Katholizismus auch, oder wenn ich nicht glaube, dass Woody Allen ein kleines Mädchen missbraucht haben soll, nur weil Mia Farrow das in die Welt gesetzt hat.
5. Die Gerichtsmedizinerin Verena Kolbe weist darauf hin, dass Männer wesentlich häufiger Opfer von häuslicher Gewalt werden, als offizielle Zahlen vermuten lassen:
Kolbe rief deshalb Rettungsdienste, Notaufnahmen und niedergelassene Ärzte auf, auch bei Männern auf Spuren häuslicher Gewalt zu achten. Betroffene Männer sollten wissen, dass sie mit ihren Nöten genauso behandelt werden wie Frauen. Sie berichtete darüber zusammen mit dem Chef der Rechtsmedizin der Unimedizin Rostock, Andreas Büttner, im "Deutschen Ärzteblatt".
(…) Nach Kolbes Ansicht sind Gewalt gegen Männer und die begleitenden Risikofaktoren nur wenig erforscht. Eine spezielle Fortbildung von medizinischem Personal, die Weiterentwicklung der Präventionsarbeit sowie ein spezielles Angebot für betroffene Männer seien wünschenswert.
6. Wie der Schweizer "Tagesanzeiger" berichtet, war der Corona-Lockdown für viele Parre weit weniger dramatisch als befürchtet:
Paartherapeutinnen und Beziehungscoachs landauf, landab gaben eifrig Tipps, damit Liebespaare die Ausnahmesituation unbeschadet überstehen würden. Experten prophezeiten mehr Trennungen, häusliche Gewalt und höhere Scheidungsraten.
Nun zeigt sich: Die meisten Befürchtungen haben sich als unbegründet herausgestellt; so wurden in der Schweiz nicht mehr Fälle häuslicher Gewalt gemeldet. Die Mehrheit der Schweizer Paare empfand den Lockdown offenbar sogar als beziehungsfördernd – was sich unter anderem auf das Sexleben auswirkte. Apotheken und Onlineshops berichten von einem Ansturm auf Schwangerschaftstests, Frauenpraxen betreuen deutlich mehr werdende Mütter als üblich.
Von den Schweizern, die Ende Juni von einer Partneragentur befragt wurden, gab jede zweite Person an, ihre Beziehung sei intensiver geworden. Vor allem die unter 30-Jährigen fanden Gefallen an der vermehrten Zweisamkeit.
7. Warum werden partnerlose Frauen entweder als besonders autonom gefeiert oder als Opfer eines Partnermarktes mit zu wenig akzeptablen Kerlen bedauert, während partnerlose Männer entweder als Loser oder als potentiell gemeingefährliche Incels gelten? Warum hassen und verachten so viele Menschen Incels? Diese Doppelmoral ist aktuell Thema auf der männerpolitischen Website "A Voice for Men".
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