Samstag, März 21, 2020

Was bedeutet Corona für häusliche Gewalt? – News vom 21. März 2020

1. Eine aktuelle Meldung aus Österreich:

Angesichts der von der Regierung und den Ländern verordneten Bewegungseinschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus befürchten Experten eine Zunahme der Fälle häuslicher Gewalt. Um dem entgegenzuwirken, stellten Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) und Justizministerin Alma Zadic (Grüne) am Donnerstag ein Maßnahmenpaket vor.


Natürlich geschieht das mit dem üblichen Sexismus, der die männliche Hälfte der Opfer ausblendet:

"Quarantäne und häusliche Isolation ist kein rechtsfreier Raum. Die Krise ist kein Freibrief für häusliche Gewalt. Wir gehen mit aller Härte gegen jeden vor, der Frauen und Kinder angreift", sagte Raab in einer Pressekonferenz. Die strafrechtliche Verfolgung der Täter bzw. Gefährder sei "weiter gesichert", bekräftigte Zadic. Betretungs- und Annäherungsverbote würden weiter ausgesprochen, Wegweisungen vollzogen.

(…) Die Wegweisung von Gewalttätern sei auch in Quarantänegebieten gesichert, garantierte Zadic: "Der Rechtsschutz wird nicht ausgehöhlt." Frauen und Kinder blieben geschützt. Raab verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die 24-Stunden-Helpline finanziell und personell aufgestockt und die Onlineberatung für von Gewalt bedrohte Frauen ausgebaut wurde.

(…) Das Maßnahmenpaket stieß auf große Zustimmung. SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek begrüßte etwa die von der Regierung angekündigte Aufstockung der Frauenhelpline gegen Gewalt. Das teilte sie in einer Aussendung mit. "Das ist ein erster wichtiger Schritt, damit sich Frauen, die von Gewalt bedroht oder betroffen sind, Hilfe holen können", sagte sie.

(…) Ein Dank an die Ministerinnen für die Einführung der Maßnahmen kam vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF). Durch die Ausgangsbeschränkungen würde das Risiko von häuslicher Gewalt an Frauen und Kindern stark steigen, hieß es in einer Aussendung. Durch die viele Zeit zu Hause könne es vermehrt zu Überforderungen, Stress und Eskalationen kommen, befürchten die Expertinnen. Gerade in dieser Situation brauchten Betroffene von häuslicher Gewalt erweiterte Möglichkeiten für Hilfe und Unterstützung.

Begrüßt wurde die präsentierte Offensive auch vom Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP). "Neben medizinischen Schutzmaßnahmen müssen wir nun auch dringend psychosoziale Schutzmaßnahmen mitdenken", sagte BÖP-Präsidentin Beate Wimmer-Puchinger in einer Aussendung. "Gerade Frauen und Kinder müssen jetzt besser geschützt werden", forderte sie. Aus der Gewaltforschung wisse man nämlich, dass es bei großer räumlicher Nähe zu mehr Gewaltübergriffen kommen könne.


Kurz: Alle sind begeistert, und männliche Opfer häuslicher Gewalt bleiben während der Corona-Pandemie besonders schutzlos. Werden sie wegen ihres Geschlechts als Täter etikettiert, können sie sogar ihre Wohnung verlieren.

Dass auch die "taz" während der Pandemie nur Frauen durch häusliche Gewalt besonders bedroht sieht und männliche Opfer unsichtbar macht, ist ohnehin klar.

Dabei wird häusliche Gewalt in Zeiten von Corona tatsächlich zu einer noch größeren Bedrohung als ohnehin schon. Das US-amerikanische Magazin "Time" erklärt dies genauer, wobei man sich beim Lesen klar machen muss, dass das geschilderte Problem für Männer genauso besteht, diese männlichen Opfer nur weit eher ignoriert werden, statt Hilfe zu erhalten:

In den Vereinigten Staaten, wo 5.218 Menschen mit dem Coronavirus infiziert wurden, berichtet die National Domestic Dance Hotline, dass eine wachsende Zahl von Anrufern sagt, dass ihre Misshandler COVID-19 als Mittel zur weiteren Isolierung von ihren Freunden und ihrer Familie verwenden. "Die Täter drohen damit, ihre Opfer auf die Straße zu werfen, damit sie krank werden", sagt Katie Ray-Jones, die Geschäftsführerin der National Domestic Dance Violence Hotline gegenüber TIME. "Wir haben von der Vorenthaltung finanzieller Mittel oder medizinischer Hilfe gehört."

Von Europa bis Asien wurden Millionen von Menschen eingesperrt, da das Coronavirus mehr als 183.000 Menschen infiziert hat. Aber Anita Bhatia, die stellvertretende Exekutivdirektorin von "UN Women" sagt TIME, dass "genau die Technik, die wir zum Schutz der Menschen vor dem Virus einsetzen, die Opfer häuslicher Gewalt auf perverse Weise treffen kann". Sie fügte hinzu, dass "während wir die Notwendigkeit, diese Maßnahmen der sozialen Distanzierung und Isolation zu befolgen, absolut unterstützen, auch erkennen, dass dies eine Gelegenheit für die Täter bietet, mehr Gewalt zu entfesseln".

(…) In Krisenzeiten - wie Naturkatastrophen, Kriegen und Epidemien - eskaliert das Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt. In China verdreifachte sich laut Axios die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt, die der örtlichen Polizei gemeldet wurden, im Februar im Vergleich zum Vorjahr. Aktivisten sagen, dass dies ein Ergebnis der erzwungenen Abriegelung ist.

"Wir wissen, dass häusliche Gewalt in Macht und Kontrolle verwurzelt ist", sagt Ray-Jones. "Im Moment fühlen wir alle einen Mangel an Kontrolle über unser Leben und ein Individuum, das das nicht bewältigen kann, wird es an seinem Opfer auslassen." Ray-Jones zufolge wird die Zahl der Fälle von Misshandlung während der Coronavirus-Krise zwar nicht steigen, aber Menschen, die sich bereits in einer solchen Situation befinden, werden wahrscheinlich mit extremerer Gewalt konfrontiert, der sie nicht mehr durch einen Arbeitsbesuch oder einen Besuch bei Freunden entkommen können.

Die gegenwärtige Krise erschwert es den Opfern auch, Hilfe zu suchen. Da die medizinischen Einrichtungen auf der ganzen Welt immer mehr auf das Coronavirus reagieren müssen, werden die Gesundheitssysteme überlastet, was den Opfern den Zugang zu medizinischer Versorgung oder Therapeuten erschwert. "Unter den besten Umständen haben es Frauen schon jetzt schwer, gehört zu werden", sagt Bhatia.


Und die Männer erst …

"Ich sprach mit einer Anruferin in Kalifornien, die sich selbst um Schutz vor COVID-19 wegen Asthma bemüht", schrieb ein Anwalt der National Domestic Violence Hotline in das Logbuch der Organisation. "Ihr Partner hat sie heute Abend erwürgt. Im Gespräch mit ihr klang es so, als hätte sie einige wirklich schwere Verletzungen. Sie hatte Angst, in die Notaufnahme zu gehen, weil sie Angst hatte, sich COVID-19 einzufangen."

(…) Viele Sozialdienste für Opfer häuslicher Gewalt werden in einer Rezession ebenfalls unter Budgetkürzungen leiden. "Wir erwarten, dass unsere philanthropischen Bemühungen wirklich betroffen sein werden", sagt Ray-Jones. "Es wird schwierig sein, Spenden zu sammeln."

(…) [Anita] Bhatia von "UN Women" hat die Regierungen auch aufgefordert, Unterstützungsgelder für bezahlte Krankenzeiten und unbezahlte Pflegearbeit bereitzustellen, damit Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind, finanziell unabhängig von ihren Tätern bleiben können. Sie fügte hinzu, dass diese Reaktion des öffentlichen Gesundheitswesens geschlechtersensibel sein muss, damit Frauen Entscheidungsbefugnisse haben.


Allerdings sollte man "häusliche Gewalt" nicht auf Gewalt in der Partnerschaft verengen. Auch die Gefahr für Kinder, Gewalt zu erleiden, dürfte in der Qurantäne deutlich steigen.



2.
Immer mehr Väter berichten uns, dass ihnen ihr Kind trotz Umgangsrecht von den Müttern vorenthalten wird. "COVID-19" wird hier als Begründung für die Verweigerung vorgeschoben. Darf ein Elternteil von sich aus beschließen, dass das Kind nicht mehr zum anderen Elternteil darf? Wir haben uns an Rechtsanwalt Jochen Scholz, Fachanwalt für Familienrecht, gewandt und ihn um ein Interview gebeten.


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3. Während deutsche Medien aktuell gerne verkünden, dass Frauen während unser Land aufrecht erhalten würden, obwohl sie "stärker betroffen" seien, ist eigentlich jedem, der nicht ideologisiert ist, klar, dass natürlich beide Geschlechter den Laden am Laufen halten. Bei einem US-amerikanischen Rundfunksender findet man einen seltenen Beitrag, der explizit den Einsatz einer Berufsgruppe würdigt, die fast durchgehend von Männern besetzt ist: Lastwagenfahrer.

Während die meisten Arbeitgeber dazu übergehen, Aufgaben auch von zu Hause aus erledigen zu lassen, haben Lastwagenfahrer diesen Luxus nicht.

Das Fahren von Lastkraftwagen erfordert 14-Stunden-Tage, Tausende von Meilen. Für Douglas Burnett, einen Fahrer aus Saint Louis, bedeutet dies, dass er von seiner Familie getrennt ist.

"Wir haben einen Job zu erledigen. Ja, ich habe mich meinem Job als Lkw-Fahrer verschriebet, zu 100 Prozent. Ich weiß, dass ich täglich Opfer bringen muss, weil ich meine Kinder nachts nicht ins Bett bringen kann", sagte Burnett.

(…) Wegen der Coronavirus-Pandemie beginnen die Rastplätze in mehreren Bundesstaaten zu schließen. Aufgrund der Einschränkungen für Gruppenversammlungen schließen auch die Restaurants, in denen die Trucker normalerweise essen,.

Die Fahrer müssen auf Lebensmittelzustelldienste zurückgreifen oder Lebensmittel in Fertiggeschäften kaufen. Die Preise summieren sich.

Mark Livingston, seit 17 Jahren LKW-Fahrer, sagte: "Das Essen kostet uns zwei- bis dreimal so viel".

Drive-through-Restaurants sind keine Option, da Lastwagen zu groß und schwerfällig dafür sind. (…) Schnellrestaurants servieren nur zum Mitnehmen, die Fahrer können das Essen nur dann bekommen, wenn es einen Parkplatz gibt. Da mehr Lastwagen unterwegs sind, ist die Nachfrage nach Parkplätzen höher.

(…) Da die Parkplätze der großen Lebensmittelgeschäfte voll sind, werden die Lkw-Fahrer ausgebootet. Burnett erzählte von seiner Erfahrung in einem Laden, in dem er dreißig Minuten lang anhielt, um Lebensmittel zu holen. Ein Sicherheitsbeamter riet ihm, den Laden zu verlassen, um mehr Platz für andere Kunden zu schaffen.

"Ohne uns hätten Sie nichts im Regal zu kaufen", sagte Burnett.

Die Nachfrage nach medizinischer Versorgung, Lebensmitteln und Toilettenpapier steigt. Um die Nachfrage zu befriedigen und die Lieferungen zu beschleunigen, lockert Gouverneur Parsons die Regeln für die Stunden, die LKW-Fahrer auf der Straße verbringen dürfen.

Während die Geschäfte ihre Ressourcen schneller erhalten, sind die Fahrer besorgt darüber, dass sie mehr Stunden auf der Straße verbringen. Sie machen sich Sorgen, dass sie erschöpft sind und keine geeigneten Orte zum Ausruhen finden.


Zumindest auf die Anerkennung für ihren Einsatz sollten diese und zahllose andere Männer nicht verzichten müssen.

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