Deutsche Universitäten: Kulturkampf wird immer härter geführt – News vom 21. Oktober 2019
1. Auf T-Online berichtet Tim Kummert über die Kontroversen zwischen Rechten und Linken an deutschen Hochschulen. Dabei kommt er auch auf das "Gender"-Thema zu sprechen:
Das steigende Fieber an den Hochschulen, der Kampf für und gegen die sogenannte politische Korrektheit, ist das Symbol einer Gesellschaft, in der die Pole den Takt vorgeben. Die Volksparteien verhalten sich zurückhaltend in der Debatte, sie fürchten, in den Gefühlswallungen nur verlieren zu können. Einzig die Grünen und die AfD versuchen, sich in den Kulturkampf an den Universitäten einzumischen – und das aufgeheizte Klima für sich zu nutzen.
Die linken Gruppen wollen besonders stark Druck machen. Aus ihrer Sicht ist in Deutschland momentan alles zu rechts, zu traditionell, zu langsam. Wer erfahren will, wie dieses Lager tickt, muss Beccs Runge besuchen. Runge ist Referentin für Gleichstellung an der Universität Leipzig, und sieht sich weder als Mann noch als Frau, möchte mit dem Pronomen "Es" bezeichnet werden. Den Umbruch in der Sprache an den Universitäten will Runge fördern, sagt "StudentInnen" und macht dabei eine kleine Pause vor dem "I".
Dabei lehnen 67 Prozent der Deutschen eine genderneutrale Sprache ab, wie eine repräsentative Umfrage von t-online.de im Januar 2019 ergab. Beccs Runge sind solche Umfragen egal, in ihrer Idealvorstellung Deutschlands sind alle Menschen gleich.
(...) Für den stellvertretenden FDP-Vorsitzenden Wolfgang Kubicki ist vor allem die Unnachgiebigkeit einzelner Gruppen in der Debatte um gendergerechte Sprache eine gefährliche Entwicklung. "Grundsätzlich erleben wir heute, dass politische Forderungen immer unnachgiebiger formuliert werden", sagt er. "Wenn jedoch die Beteiligten nicht mehr bereit sind, vorurteilsfrei die Argumente der anderen Seite anzuhören, bekommen wir ein Problem, das am Ende in eine Spaltung der Gesellschaft münden kann."
Von ausgleichenden Ansichten hält Bengt Rüstemeier nichts. Der junge Mann studiert Jura an der Humboldt-Universität in Berlin, ist Mitglied der Jugendorganisation der SPD und erzählt in einem Zimmer des Studentenrats von einem seiner Erfolge: Nun dürfen männliche Studenten gar nicht mehr reden, wenn sie nicht mindestens eine Frau auf der Rednerliste im Studentenparlament haben.
"Wenn sich keine Frau meldet, darf niemand mehr reden, auch kein Mann", Rüstemeier lächelt zufrieden. Und sein Ziel bleibt der große Umbruch: "Was wir an den Unis erreichen, kommt bald in der Gesellschaft an. Wir müssen nur konsequent weitermachen."
2. Wer ist schuld am rechten Terror? Der Deutschlandfunk hat eine abstruse Theorie.
3. Zum Scheitern der verpflichtenden Frauenquote in der CSU auch auf Kreisebene merkt einer der Debattenteilnehmer, Holm Putzke, auf Facebook an:
Ein Kommentator schrieb irgendwo, die Parteitagsdelegierten hätten den Modernisierungskurs von Markus Söder nicht mittragen wollen. Falsch! Dass wir eine Modernisierung brauchen und wollen, ist jedem klar. Und die verabschiedeten Leitanträge sind eine gute Basis dafür. Der Grundfehler liegt darin, die Einführung einer Frauenquote als Modernisierung zu deklarieren. Geschlechterquoten sind alles andere als modern, im Gegenteil: Geschlechterquoten sind antiquierte Instrumente des vorigen Jahrhunderts. In der Reformkommission, der ich angehört habe, gab es den Vorschlag, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die sich auch mit Anreizsystemen beschäftigt. Diesen Vorschlag hat der Generalsekretär ignoriert.
Er hat leider noch viel mehr ignoriert: die Stimmungslage an der Parteibasis. Es war mit Händen zu greifen, dass der von ihm im Auftrag des Parteivorsitzenden Markus Söder präsentierte Vorschlag einer harten Frauenquote keine Mehrheit finden wird. Die warnenden Stimmen waren zahlreich (schon in der Reformkommission, bei der Kreisvorsitzendenkonferenz, vor dem Parteitag und währenddessen). Für den von den Medien als "Debakel", "Beinaheniederlage für Söder" usw. beschriebenen Verlauf sind nicht die Kritiker verantwortlich, sondern diejenigen, die trotz aller Warnungen versucht haben, eine Frauenquote auf Kreisverbandsebene durchzusetzen.
4. Ruth Herzberg hat den Female Future Force Day besucht, für den Luisa Neubauer (Fridays for Future) eine Eröffnungsrede gehalten hatte, und berichtet launig über ihre Erfahrungen dort: Feminismus tut weh.
5. Dem "Tagesspiegel" zufolge ist durch die Verschärfung des Sexualstrafrechts die Zahl der Ermittlungen zu entsprechenden Fällen um mehr als ein Drittel gestiegen:
Nach Daten des statistischen Bundesamts wurden 2018 rund 72.000 Verfahren geführt. In den Jahren vor der Reform lag die Zahl noch bei rund 53.000. (...) Dennoch wird ein etwa gleichbleibend großer Teil der Verfahren mangels Tatverdacht wieder eingestellt. Im vergangenen Jahr waren es bundesweit rund 32.000 Fälle.
6. Feedback: Eine weitere Amazon-Leserrezenison würdigt mein Buch "Feindbild weiße Männer" mit fünf Sternen:
Der beliebten These, sowas wie Sexismus gegen Männer könne es gar nicht geben, widerspricht Hoffmann mit einer Vielzahl penibler belegten Argumenten. So lotet er die gesellschaftliche Verbreitung von Misandrie aus, beleuchtet die Frage, ob Männer Männerfeindlichkeit verdient hätten, da sie gemeinhin als das amoralische Geschlecht gelten, und zeigt die verheerenden Folgen dieser Männerfeindlichkeit auf. Dabei kommt auch die Rolle der identitären Linken nicht zu kurz, die auf gut deutsch gesagt genauso dämlich wie die identitäre Rechte ist.
Demselben Leser hat auch unser wissenschaftlicher Forschungsband "Gleichberechtigung beginnt zu zweit" gefallen.
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