Samstag, März 10, 2018

SPD-Frau fühlt sich belästigt: Maler muss Werke verhüllen – News vom 10. März 2018

1.
Nach Kritik von Gemeindevertreterinnen muss ein Maler seine im Heikendorfer Rathaus aufgehängten Frauenbilder für die Dauer von Sitzungen verhüllen. Eine Frau habe sich durch die Bilder "sexistisch belästigt" gefühlt, eine andere "durchaus Unmut" geäußert, sagte Heikendorfs Bürgermeister Alexander Orth am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Der betroffene Künstler Kai Piepgras sagte der dpa: "Das erinnert mich sehr an Kunstzensur."

(...) Gemeinsam mit zwei weiteren Künstlern stellt Piepgras unter dem Titel "Inkognito" noch bis Ende März 13 seiner Bilder im Rathaus aus. Auf den Werken von Piepgras sind Frauen zu sehen, meist in Rückenansicht und bekleidet, aber auch nackte Haut. Bereits am Abend der Vernissage am 18. Februar habe er zehn Werke verkauft, sagte der 54-Jährige. Einige Tage später habe er durch den Bürgermeister von den Vorwürfen erfahren. Bei ihm selbst hätten sich die Kritikerinnen nicht gemeldet. Auf ähnlichen Widerspruch sei er zuvor nie gestoßen. "Bei meinen Bildern finde ich das auch albern." Denn der Betrachter sehe auf den Werken "eigentlich nur Rücken".

(...) Die SPD-Gemeindevertreterin Karla Schmerfeld sagte den "Kieler Nachrichten" dagegen, die Motivlage der Bilder "mit Frauen, die portionsweise abgebildet werden", sei für einen Ratssaal unpassend. "Als Frau stoßen diese Bilder mich ab."


In den Lübecker Nachrichten findet man den vollständigen Artikel – und hier ein Video, das die Bilder zeigt, bevor sie verhüllt wurden. Aus der Nordwest-Zeitung schließlich erfährt man:

Dem Rathaus habe [der Betroffene Maler] schließlich verschiedene Angebote gemacht, darunter eine öffentliche Debatte über die Werke. Er wollte auch Bilder austauschen. Das scheiterte, weil man nicht wusste, welche Bilder besonders "schlimm" waren.




2. "Manche Spielarten des Feminismus führen dasselbe herbei wie muslimische Fundamentalisten" findet Slavoj Žižek.



3. Auch Jungen könnte feministische Selbstverteidigung nutzen, argumentiert Mithu Sanyal in einem lesenswerten Artikel.



4. Soe Gschwind-Penski ist Moderatorin und Analystin bei der Overwatch League, einer professionellen E-Sport-Liga der Videospielreihe Overwatch (Blizzard Entertainment). Am Weltfrauentag dankte sie allen Männern, die Frauen bei ihrem Kampf für Gleichberechtigung unterstützt haben. Das Resultat dieser netten Worte war vorhersehbar: der Vorwurf internalisierter Frauenfeindlichkeit, außerdem hundertfach Morddrohungen und andere Hassmail.



5. Warum behandeln zahlreiche Social Justice Warrors ihre eigene Auffassung als Göttliche Wahrheit und abweichende Aufassungen als etwas, das nicht einmal geäußert werden darf, sondern niedergebrüllt werden muss? Mit dieser Frage beschäftigt sich Genderama implizit und explizit seit Jahren (schlißelich ist die Männerrrechtsbewegung massiv von dieser Haltung betroffen). Ein aktueller Artikel Matthew Blackwells untersucht diesen Fundamentalismus und seine Ursachen genauer. Ein Auszug:

In seinem bemerkenswerten Buch "The Righteous Mind: Why Good People are Divided by Politics and Religion" erinnert sich Haidt an ein vielsagendes Experiment. Er und seine Kollegen Brian Nosek und Jesse Graham versuchten herauszufinden, wie gut konservative und progressive Studenten einander verstanden, indem sie sie moralische Fragen so beantworten ließen, wie die Studenten glaubten, dass ihre politischen Gegner sie beantworten würden. "Die Ergebnisse waren klar und konsistent", so Haidt. "In allen Analysen waren Konservative genauer als Liberale." Gefragt, so zu denken, wie ein Progressiver denkt, beantworteten Konservative moralische Fragen genau so wie Progressive sie beantworten würden, aber progressive Kursteilnehmer waren nicht imstande, das Gegenteil zu tun. Eher schienen sie, moralische Ideen in die Münder der Konservativen zu legen, die diese nicht vertraten. Um es unverblümt auszudrücken, fanden Haidt und seine Kollegen heraus, dass die Progressiven die Konservativen nicht so verstehen, wie die Konservativen die Progressiven verstehen. Das nennt er den"konservativen Vorteil", und er dient stark dazu, um die verschiedenen Arten zu erklären, wie jede Seite mit Meinungen umgeht, die nicht mit ihren eigenen übereinstimmen. Menschen werden wütend wegen etwas, das sie nicht verstehen, und eine durchgehend progressive Erziehung stellt sicher, dass sie es nicht verstehen.




6. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

An der Technischen Fakultät meiner ehemaligen Universität ist zur Zeit eine Postdoc-Stelle exklusiv für Frauen ausgeschrieben. Das ist an sich nichts Neues, gibt es auch anderswo. Bemerkenswert ist dabei allerdings, dass es hier nichtmal eine Einschränkung auf das Fach gibt:

"Um möglichst vielen interessierten Technikerinnen die Bewerbung zu ermöglichen, stehen alle Fächer der hiesigen Fakultät für Technische Wissenschaften offen".


Ein anderer Leser schreibt mir:

Krass, dass die CDU jetzt auch das Wahlrecht ändern und 50:50 erzwingen will!

Annegret Kramp-Karrenbauer, die neue Generalsekretärin und bisherige saarländische Ministerpräsidientin, ist wie rot-grün, quasi in allem. Bemerkenswert, dass 3/4 aller Direktmandate an Männer gehen, denn schon die innerparteiliche Kandidatur ist unglaublich aufwendig und ein echter Kampf, wo man Leidenschaft und langen Atem braucht.

Also genau das, was den meisten Frauen fehlt und was sie wegen der sorgsam quotierten Listen nicht brauchen, nie lernen. Ihnen werden gut dotierte Posten einfach "angetragen", sie werden förmlich "hineingebeten".

Ein erbärmliches Frauenbild - und ignorant: Auch die jungen Frauen interessieren sich meist nicht für Politik.

Es werden alle möglichen weiteren "Frauenfördermodelle" umgesetzt, aber die Basisarbeit dürfen weiterhin Männer machen - ehrenamtlich natürlich. Der weibliche Mitgliederanteil, gerade unter den wirklich Aktiven, stagniert überall bei unter 20%.

Und was ist am bedenklichsten an alledem?

Dass sich öffentlich keinerlei politischer Widerstand regt - und an den entscheidenden Stellen sitzen ohnehin Genderist_innen. Es wird gar nicht sachlich das Für und Wider solchen Zwanges diskutiert - alles tabu -, sondern es werden nur die rechtlichen Möglichkeiten abgeklopft, parteiübergreifend!

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