Rache und Lynchjustiz: Immer mehr Frauen beunruhigt über MeToo – News vom 19. Dezember 2017
1. Der gestrige Aktionstag zur Verteidigung der Genderstudien scheint mir eher ein Flop gewesen zu sein. Wenige Beiträge in den Leitmedien – nur da, wo die Genderfraktion ohnehin ihre Leute sitzen hat – und in den sozialen Medien hatten eher die Genderkritiker die Oberhand. Immerhin bescherte uns dieser Tag einen neuen Beitrag Lucas Schoppes: Wie ich einmal von Gender-Forscherinnen erforscht wurde.
2. Mehrere Zeitungen, so die Augsburger Allgemeine, die SVZ und die Stuttgarter Nachrichten, informieren uns über ein von der MeToo-Kampagne angestoßenes neues Sex-Gesetz in Schweden. Ich zitiere im folgenden die Augsburger Zeitung:
Männer müssen sich vor dem Geschlechtsverkehr Einverständnis bei einer Frau einholen. Am besten schriftlich. Auch wenn es sich um die Ehefrau handelt. Kritiker schütteln den Kopf.
Um mehr Personen verurteilen zu können, werden zwei neue Tatbestände eingeführt. Die "unachtsame Vergewaltigung" und der "unachtsame sexuelle Übergriff".
Hunderte von Frauen berichteten derzeit täglich in sozialen und klassischen Medien (...), dass sie beim Akt zwar völlig gegenwärtig waren, aber psychisch "eingefroren" und es ihnen deshalb nicht möglich war "nein" zu sagen. Zudem, so berichtet etwa eine Politikerin der Grünen anhand eigener Erfahrungen offen auf Facebook, würden Frauen auch erst Tage oder Wochen nach dem Sex bewusst, dass sie eigentlich vergewaltigt worden sind. Zahlreiche Männer in allen möglichen Branchen wurden – übrigens ohne dass ein juristisches Verfahren mit entsprechendem Urteil stattfand – gefeuert, nachdem führende Zeitungen sie namentlich in Artikeln nannten, in denen anonym gehaltene Frauen sie sexueller, teils Jahrzehnte zurückliegender sexueller Übergriffe bezichtigten. Bedenken daran gebe es es kaum. Das Prinzip der Unschuldsvermutung bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung hätten führende Landesmedien teils völlig aufgehoben, kritisierte ein älterer männlicher Kolumnist der Zeitung Aftonbladet. Er schrieb von einer "Hexenjagd mit Zügen von Stalins Säuberungsaktionen" – und wurde dafür gefeuert.
3. Die Kritik wird schärfer: Der Schauspieler Sven Martinek findet MeToo "zum Kotzen".
4. Das Magazin Sp!ked lässt mehr als ein Dutzend Frauen zu Wort kommen, die über MeToo besorgt sind. Einen vergleichbaren Beitrag findet man beim Indystar. Auch in der Daily Mail warnt eine Journalistin vor weiblicher Rache und Lynchjustiz.
5. Der Rapper Nelly will juristische Schritte gegen eine Frau unternehmen, die ihn der Vergewaltigung bezichtigte (das Verfahren gegen Nelly wurde eingestellt).
6. Ein britischer Rechtsanwalt fordert ein öffentliches Register von Falschbeschuldigern.
7. Cathy Young beschäftigt sich mit einem Problem, das bei der Debatte um Hate Speech gern übergangen wird: dem Online-Mobbing durch Social Justice Warriors.
8. Linda Sansour, Organisatorin des Frauenmarsches auf Washington und "Frau des Jahres 2017", wird beschuldigt, sexuelle Übergriffe gegen eine Frau, die für sie arbeitete, geduldet zu haben. Mehrere Medien berichten auf der Grundlage eines Beitrags des Daily Caller:
Die Inspiration hinter dem Frauenmarsch nach Washington, Linda Sarsour, wurde beschuldigt, die angebliche sexuelle Nötigung und Belästigung einer Frau, die für die feministische Aktivistin arbeitete, zu ermöglichen. Dies berichten das Opfer und zwei Quellen, die direkt mit der Sache vertraut sind.
Vorwürfe des Grabschens und unerwünschten Berührens wurden Sarsour angeblich während ihrer Zeit als Geschäftsführerin der Arab American Association mitgeteilt. Als Reaktion darauf griff Sarsour die Frau an, die die Anschuldigungen vorbrachte, und beschimpfte sie unter anderem mit "body shaming". Die schwerwiegendsten Anschuldigungen wurden von Sansour zurückgewiesen, berichtet Asmi Fathelbab, das mutmaßliche Opfer, weil der Angeklagte ein "guter Muslim" sei, der "immer in der Moschee" gewesen war.
9. Was Männerrechte in fernen Ländern angeht, werfen wir heute den Blick nach Japan. Dort hat ein Familiengericht die Klage eines Mannes abgewiesen, der die Vaterschaft für ein Kind ablehnen wollte, das ohne seine Einwilligung durch künstliche Befruchtung gezeugt wurde.
10. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute zu dem Gehaltsvorsprung von Frauen in ostdeutschen Bundesländern:
Lieber Herr Hoffmann,
der Osten könnte noch aus einem anderen Grund ein Vorbild sein. Der in diesem Artikel porträtierte männliche Sozialarbeiter sagt, er habe den Beruf aus Neigung gewählt, obwohl ihm klar gewesen sei, dass er damit nicht reich werden könne. Männer aus dem Osten sind also offensichtlich in der Lage, eine informierte Berufswahl zu treffen und ihre Verdienstmöglichkeiten realistisch einzuschätzen, Frauen (ich nehme an, vor allem westdeutsche) dagegen nicht, zumindest könnte man das aus den famosen 21 % und der Aufregung darüber schließen. Sollten die entsprechenden Infos ein patriarchalisches Herrschaftswissen sein, das Frauen auf perfide Weise vorenthalten wird? "Was, ich verdiene mit meinem Magister in Theaterwissenschaften viel weniger als ein Ingenieur? Warum hat mir das keiner gesagt?"
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