Donnerstag, Dezember 14, 2017

Legal Tribune: 5 Tipps, wie Sie es straflos durch die Weihnachtsfeier schaffen – News vom 14. Dezember 2017

1. Endlich mal wieder praktische Ratschläge auf Genderama: Der auf Sexualstrafrecht spezialisierte Anwalt Alexander Stevens erklärt, wie man unter der Herrschaft der neuen Gesetze aus dem Hause Schwesig (SPD) die Weihnachtsfeier übersteht.

Ein schöner Wortwechsel findet in der Kommentarspalte unter dem launigen Artikel statt:

Was zum Teufel? Schämen Sie sich für diese Verharmlosung sexueller Gewalt und Belästigung, und dem Versuch, eine "fröhliche Umarmung" mit Begrapschen und in den Ausschnitt Starren gleichzusetzen. Vielleicht sollte sich der Verfasser dieses Artikels einmal mit echten Frauen unterhalten, vielleicht versteht er dann besser, weshalb diese beiden Dinge nicht gleichzusetzen sind. Der offen zur Schau getragene Sexismus und die scheinbare Enttäuschung, dass auf der Weihnachtsfeier Kolleginnen nicht mehr gegen ihren Willen angefasst werden dürfen, ist jedenfalls mehr als entlarvend.


Darauf gibt es prompt die passende Antwort:

Ihr Kommentar verwundert mich und erscheint mir in seiner Abwertung ggü. dem Autor mehr als unangebracht. Mit keinem Wort hat er "reale" sexuelle Belästigung oder gar sexuelle Gewalt verharmlost oder ins Lächerliche gezogen. Im Gegenteil erscheint Ihr Vorwurf als Hohn gegenüber den Opfern von richtiger sexueller Gewalt. Nein, es geht hier vielmehr um die - und das sage ich als Staatsanwältin im einschlägigen Sonderdezernat - gänzlich in die Hose gegangen Schaffung einer neuen und panisch zusammengeschusterten gesetzlichen Regelung anhand harmlosen und alltäglichen Situationen auf jeder Standard-Weihnachtsfeier, die zu solchen abstrusen Rechtsproblemen führt. Wer diese augenzwinkernde Kritik am Gesetzgeber nicht wahrnimmt ... bitte schön.


Auch sonst gibt es von den satireblinden Lesern Randale unter dem "widerlichsten Artikel, den ich seit langem gelesen habe" – Randale, die mitunter in selbst schon ulkige Forderungen mündet:

Ich empfehle dem Autor sehr, sich einmal mit dem Begriff der "rape culture" auseinander zu setzen, oder, falls ihm seine Zeit dazu zu schade ist, sich wenigstens dieses Video von Carolin Kebekus anzusehen ...




2. Wenn das feministische Schwadron noch Lust auf Empörung übrig hat – also eigentlich immer –, könnte es von der Legal Tribune zum Berliner Kurier weiterziehen. Immerhin braucht man hier nicht die Fähigkeit, Satire zu verstehen, und diesmal wagen zwei weibliche Experten einen "Aufschrei gegen den Aufschrei": Almut Meyer, Leitende Notärztin in Potsdam, und Prof. Dr. Dorothee Dienstbühl, Kriminologie-Professorin an einer Fachhochschule im Bereich Polizei. Die beiden Frauen bekunden angesichts der aktuellen Sexismus-Hysterie: "Dieser Unsinn spaltet eine Gesellschaft, die sich doch eigentlich darüber einig sein muss, dass die Unantastbarkeit der menschlichen Würde allen nur erdenklichen Schutz gebietet."



3. Die Nato muss oberster Beschützer der Rechte der Frauen sein fordert Angelina Jolie in einem Gastartikel für die "Welt".



4. Am Montagabend, berichtet Peter Weissenburger in der "taz", traf sich die selbsterklärte Elite der Journalisten am Kanzleramt, um die besten Print- und Onlinestücke des Jahres zu ehren. Man tat einiges, damit die Entscheidung frauenfreundlich ausfiel: Die nominierten Texte wurden anonymisiert ausgewählt, und die Jury war mehrheitlich weiblich.

Entsprechend gaben sich Schnibben und Moderator Claus Kleber am Montagabend bei der Begrüßung ratlos. Wie konnte das sein, dass trotzdem so wenige Frauen Preise bekamen? Foreshadowing: Am Ende des Abends standen 30 Preisträgern vier Preisträgerinnen gegenüber – davon zweimal als Teil eines mehrheitlich männlichen Teams und einmal in einem geteilten Preis.


Um das zu ändern, dürfte man bei den Manipulationen vor der Preisvergabe noch einmal ordentlich nachlegen.



5. Trennungsväter werden benachteiligt berichtet jetzt auch die MDR-Sendung "Fakt".



6. In der "Maischberger"-Talkshow gestern Abend bezog Sophie Thomalla Stellung gegen die MeToo-Kampagne :

Oft nickte da die ARD-Journalistin Astrid Frohloff. Sie finde, die Vermengung von Missbrauch, Vergewaltigung, Anmache durch #MeeToo sei gefährlich, so Frohloff. Männer würden dadurch schließlich zunehmend verunsichert. Ganz anders sah das der "Spiegel"-Journalist Markus Feldenkirchen. Er finde die vermeintliche Verunsicherung der Männer unerträglich, schimpfte der Feldenkirchen. "Das ist Weichei-Gelaber"




7. Der nächste Politiker, der sexueller Übergriffe beschuldigt wurde, hat sich das Leben genommen. Zuvor hatte er die Vorwürfe entschieden bestritten und einen geforderten Rücktritt abgelehnt.



8. In der kanadischen Presse beklagt Selwyn Duke den derzeitigen Anstieg von Männerfeindlichkeit. Zuvor hatte beispielsweise eine Kandidatin der US-amerikanischen Demokraten "Don't vote for men" plakatiert.



9. "Können wir ehrlich sein, was Männer angeht?" war ein aktueller männerfeindlicher Artikel überschrieben. "Können wir ehrlich sein, was Frauen angeht?" kontert die Journalistin D.C. McAllister.



10. Die Bloggerin Janet Bloomfield ("Judgy Bitch") beschäftigt sich mit einer früheren Zeit, als Frauen logen und Männer starben.



11. Eine neue Untersuchung beschäftigt sich mit den studentischen Polit-Aktivisten, die andere Menschen beständig aufgrund derer angeblichen "Privilegien" (wegen Hautfarbe, Geschlecht etc.) angreifen. Das Resultat: Die dauerprotestierenden Studentinnen und Studenten können sich ihr Verhalten nur aufgrund ihrer eigenen Privilegien leisten.

"Bestimmte Leute haben die Zeit und die Ressourcen, um in der Lage zu sein, auf bestimmte Weisen zu protestieren,", sagte Baker und wies darauf hin, dass Kursteilnehmer, die zur Hochschule pendeln müssen, wahrscheinlich nicht die Zeit für das Protestieren haben. Tom Lindsay hat letztes Jahr im Magazin "Forbes" das gleiche Argument vorgebracht und spekuliert, dass die zunehmende Verbreitung linker Proteste darauf zurückzuführen ist, dass Studenten heute zu viel Zeit zur Verfügung haben. Er verwies auf "Leisure College, USA" von Philip Babcock und Mindy Marks, das erklärte, dass "1961 der durchschnittliche Vollzeitstudent an einem vierjährigen College in den Vereinigten Staaten etwa 24 Stunden pro Woche studierte, während sein modernes Gegenstück nur 14 Stunden pro Woche einbringt".




12. Die Post. Mein Leser Franz Reinartz schreibt mir heute:

Sehr geehrter Herr Hoffmann,

seit einigen Monaten nehme ich mir die Zeit, nicht nur Ihre Beiträge sondern - wenn möglich - auch die Basisartikel dazu zu lesen.

Als weißer, heterosexueller, alter Mann (WHAM - ich bin 60) habe ich die Erfahrung gemacht/machen dürfen/müssen, dass die von Ihnen - auch anhand des ND-Artikels - dargelegten "Animositäten" offenbar von der Mehrzahl der Frauen nicht beachtet und ablehnend kommentiert werden (ich habe da eine entsprechend selbstbewußte Kollegin, Ehefrau und vierfache Mutter, die sich dabei auch nur noch an den Kopf fasst).

Ich habe im Frühjahr bei einer Seminarveranstaltung im Rahmen eines Bildungsurlaubes des DGB aber auch anderes erfahren: Eine Teilnehmerin wies meinen eher spaßhaft gemeinten Vorschlag, den Frauensaunatag in der Einrichtung - wohlgemerkt: Gewerkschaft!) aufzuheben (die Sauna ist dann meist leer), entrüstet ab mit der Begründung, sie könne keine Männerblicke auf sich ertragen (sic!). Leider bin ich wenig schlagfertig, so dass mir passende Entgegnungen nicht sofort einfallen. Außerdem hält mich eine anerzogene Höflichkeit eher davor ab, solchen Menschen zu sagen, dass ich nicht interessiert bin und im Übrigen alle Variationen menschlicher Nacktheit dort schon gesehen habe - Sauna wäre auch mal ein Thema für einen Männerblog.

Überhaupt scheint es mir so zu sein, dass die entschiedensten Protagonistinnen und Protagonisten des Genderwahns das sind, was ich mal - Sie entschuldigen den Neologismus - attraktivitätsherausgefordert nennen möchte. Selbstbewußte Zeitgenossen sind da offenbar lockerer.

Interessant fand ich auch Ihren Verweis auf den Artikel im Schweizer Tagesspiegel. Hier fand ich auch die Kommentare weiterführend nach dem Motto, dass das Wechselmodell zu weiteren Spannungen zwischen den Eltern führen müsse.

Nun habe ich vor zwanzig Jahren im Scheidungsdrama in Deutschland dieses Wechselmodell wider die Kindesmutter, die mir das kostenintensive Familiengerichtsurteil einschließlich psychologischem Gutachten aufnötigte, durchsetzen können und daher bin ich eigentlich entsetzt, dass wir weder in Deutschland, noch wohl auch in der Schweiz, hier Fortschritte erzielen konnten. Dabei gebe ich durchaus zu, dass ich damals als 14-Tage-Turnus-Vollzeitvater eher ein Paradiesvogel gewesen bin. Dazu findet mann leider wenig Erhellendes in den Tiefen des Internet. Was mich betrifft: Ich kann Männer nur ermutigen, sich zu ihren Kindern zu bekennen und das Wechselmodell einzufordern und nötigenfalls zu erkämpfen. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Am Rand: Meine Kinder lieben mich, ihre Mutter und ihre Partner/in und haben beide Studium und Berufseinstieg erfolgreich gemeistert.


Ein weiterer Leser schreibt mir:

Lieber Arne,

es gibt bei Arte gerade eine Dokumentation über die seltsamen Vorgänge in Salem/Massachussets, denen im Jahre 1692 eine Menge Menschen (Frauen UND Männer) zum Opfer fielen. Der Film untersucht, wie es zu der Hysterie gekommen ist und welche Abzweigungen man hätte nehmen müssen, um den Unsinn zu verhindern. Dass dabei ARTE-spezifisch nur die Frauen als Opfer dargestellt werden und die ebenfalls zahlreich aufgehängten Männer selber schuld sind, weil sie Frauen grundsätzlich versklaven: für diese Evidenz sorgt die Autorin irgendeines Buches über irgendwas im Zusammenhang mit Salem (Katherine Howe: "The Physick Book of Deliverance Dane“), die sich außerordentlich einseitig und auch Männern gegenüber vollkommen mitleidlos vielfach zu Wort melden darf. Ich hoffe, ihre Intelligenz ist nicht so zurechtfrisiert wie sie selbst, hege aber Zweifel.

Ab etwa Minute 26 kann man die Erklärungen, wie es zum Hexenwahn kommt, komplett auf #metoo ummünzen. Man muss nur statt "Hexerei" "sexuelle Übergriffe" einsetzen. Im Film heißt es wörtlich (Einschübe in eckigen Klammern von mir):

1. Alle Vorbehalte sind nun aus dem Weg geräumt, und eine Flut von Anschuldigungen [im Film gehen die von zwei junge Mädchen aus, die immer mehr Menschen beschuldigen, sie irgendwie in Teufels- oder Geistergestalt missbraucht zu haben. Wie in vielen heutigen Fällen können sie nicht mehr zurück, weil sonst das ganze Gebäude zusammenbrechen würde und sie, die Anklagenden, sich damit sozial desavouierten] bricht los, mehr und mehr Menschen werden verhört und eingesperrt.

2. Alle [gemeint sind hier alle Bewohner von Salem] sind zerfressen von Schuldgefühlen. Der einzige Ausweg scheint zu sein, all dies auf jemand anderen zu projizieren: es ist nicht meine, sondern deine Sünden. Das ist ein psychologischer Mechanismus: du weist alle Verantwortung von dir auf andere. Hier kommt die Hexe [das können auch Männer sein, aber die sind laut ARTE keine Opfer, sondern verfallen - wenn überhaupt - nur gerechter Strafe] ins Spiel.

3. Um jemanden der Hexerei zu überführen, gibt es eigentlich nur zwei Arten von Beweisen: Ein direktes Geständnis, oder zwei Augenzeugen, die gesehen haben, wie jemand zauberte. Aber wir alle wissen, dass das [Augenzeugen] nicht möglich ist, und damit ist es auch unmöglich, Augenzeugen zu finden.

4. Doch das Gefühl der Bedrohung [in der Bevölkerung] ist so real, dass man in seinem Wahn auch ungenügenden Beweisen Glauben schenkt. Was in und um die Kolonie gerade geschieht, muss Hexerei sein, und so sind alle bereit, zweifelhafte Indizien als reguläre Beweise für Hexerei anzusehen.

5. Für die Angeklagten geht es jetzt um mehr als ihre Reputation und ihre Stellung: Zeugenaussagen entscheiden jetzt über Leben und Tod.

6. Die meisten Aussagen beruhen auf der so genannten "spectral evidence“ [...], das bedeutet Träume und Visionen gelten als Beweis. Der Zeuge wird bedroht, angegriffen, gequält von einer geisterhaften Erscheinung, die niemand sehen kann außer ihm selbst. So wird der Ankläger zum einzigen Zeugen seiner eigenen Anklage, und er liefert den einzigen verwertbaren Beweis.

7. [was dann passiert, kann man heute in Zusammenhang mit dem #metoo-Quatsch exakt nachlesen: Zulassung sinnfreier Beweise, Umkehrung der Beweislast, Volksbelustigungscharakter der Tribunale, öffentliche Zurschaustellung der Angeklagten und so weiter. Da bleibt einem die Spucke weg, wie genau das den #metoo-Verlauf nach- bzw. vorzeichnet]

Man muss sich immer vergegenwärtigen: in so einer brenzligen Situation geht es nur am Anfang um "schlimme" oder wenigstens "auffällige" Dinge. Kurze Zeit drauf wird ein Hahn, der drei Minuten zu spät kräht, ebenfalls verhext sein - und irgendjemand wird sich schon finden, der ihn verhext hat (siehe Punkt 2) und einen anderen, der ihn auf frischer Tat ertappt hat. Oft auch gerne, weil man gerade beim Kirschenklauen erwischt worden war und eine saugute Ausrede brauchte, die keinerlei Plausibilitätskontrolle mehr zuließ (getreu nach Punkt 2).

Ich finde es in der Sendung bemerkenswert genau beobachtet, was passiert, wenn es um Hexenwahn vor 300 Jahren geht. Wieso guckt ARTE nicht in die Gegenwart, wo versucht wird, mit exakt den gleichen Mechanismen wieder eine Hexenjagd anzuzetteln? Wieso wollen die Medien das nicht merken? Wer verbietet denen, das kühl und logisch zu analysieren und so ad absurdum zu führen - wie es in Salem durch einen Mann geschah, der in Harvard Mathematik studiert hatte und der der "spectral evidence" von vornherein eine Absage erteilte (die Gefahr, ebenfalls als Hexer aufgehängt zu werden - in der sich der Mann zweifellos befand -, wird von ARTE selbstredend nicht thematisiert: dieser Mann ist ein junger, gutaussehender Strahlemann, der da hineinspaziert und für Ordnung sorgt. Supermännerfantasien von Frauen eben)? Wieso zieht niemand diese Gerüchtefabrikantinnen aus dem Verkehr? Wer genau könnte das tun?

Katherine Howe führt uns bedeutungsschwer vor Augen: "Eine große Erkenntnis aus den Vorfällen um Salem ist, dass der Mensch auch aus allerbester Absicht eine Katastrophe herbeiführen kann." Katherine Howe kann damit nicht meinen, dass Frauen auch nur irgendwie eine Katastrophe herbeiführen könnten. Diese Deutung läßt der Film nicht zu, obwohl die ganze Salem-Sache wohl von zwei sich zunehmend autohysterisierenden jungen Frauen ausgegangen ist. Da muss man die Damen schon verstehen: Sie können einfach nie anders.

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