Männerverbände: "Die Politik muss weniger weiblich werden" – News vom 8. Dezember 2017
1. Zunächst eine Meldung (nicht nur) in eigener Sache: Es gibt doch noch fairen und seriösen Journalismus. Wenige Monate nach Sebastian Eders verzerrendem Hit Piece in der Frankfurter Allgemeinen über mich ist jetzt von der Journalistin Christine Oxfort ein angemessenes Porträt über mich und meine Arbeit erschienen. (Ich sollte allenfalls in Interviews noch deutlicher machen, dass ich auch meine Sex-Ratgeber nicht allein aus kommerziellem Interesse schreibe, sondern weil sexuell zufriedene Menschen auch insgesamt glücklichere Menschen sein dürften.) Der aktuelle Artikel erscheint meiner Kenntnis nach breitflächig in den Zeitungen der Rhein-Main-Presse (also Wiesbadener Tagblatt/Kurier, Mainzer Allgemeine, Darmstädter Echo etc.), er dürfte also vor allem Leser in der Region erreichen, in der ich lebe.
Das Interview mit mir, das dem Artikel zugrunde liegt, entstand wenige Wochen nach und angestoßen durch den rufmörderischen Artikel in der Frankfurter Allgemeinen. Ich war damals ein wenig angespannt bei der Vorstellung, erneut das Risiko einer verleumderischen Darstellung auf mich zu nehmen, aber wenn man dieses Risko nicht immer wieder auf sich nimmt, kommt man in Sachen "Emanzipation für Männer" ja nicht voran. Hilfreich war, dass ich von praktisch allen Genderama-Lesern (mit nur wenigen Ausnahmen), die mir dazu Feedback gaben, für meine Entscheidung, weiterhin Interviews zu geben, Rückhalt erhalten habe. Wie sich jetzt zeigt, war diese Entscheidung richtig: Anders als Sebastian Eder pflegt Christine Oxfort klassischen, rein berichtenden Journalismus, ohne den entstandenen Artikel in eigenen Meinungen und Bewertungen zu ertränken, sowie eine professionelle, seriöse Recherche.
2. "Die Politik muss zahlenmäßig weiblicher werden. Wenn es um Familien- und Geschlechterpolitik geht, muss die Politik jedoch weniger weiblich werden", formuliert Gerd Riedmeier, Sprecher der Interessengemeinschaft Jungen, Männer und Väter (IG-JMV) in einer aktuellen Presseerklärung. Die um Regierungsbeteiligung verhandelnden Parteien haben Riedmeier zufolge die Aufgabe, den alleinigen Fokus der Politik auf die Bedürfnisse von Frauen zukünftig durch einen Blick auf beide Geschlechter zu ersetzen.
Von der zukünftigen Bundesfamilienministerin erwartet die Interessengemeinschaft eine Korrektur bereits im Namen des Ministeriums. Frauen werden darin genannt, Männer kommen nicht vor. "Und das in Zeiten, in denen geschlechtergerechte Sprache beide Geschlechter sichtbar machen soll. Ein Widerspruch", so Riedmeier. „Fühlen sich die Ministerinnen für uns nicht zuständig?“ fragen sich Millionen Männer in Deutschland, so die IG-JMV. Dadurch laufen männliche Wähler den Altparteien scharenweise davon. Sie fühlen sich von der Politik weder gesehen noch ausreichend wertgeschätzt. Gewinner sind die im Bundestag neu vertretenen Parteien FDP und AfD.
Die IG-JMV fordert die geschlechter-paritätische Besetzung der Leitungsgremien im Ministerium, jeweils mit einer Frau und einem Mann. Aktuell weist die Ministeriumsspitze eine 100 % ige Frauenquote auf, die zuständigen Referate von 70 %. Diese Einseitigkeit sei zu korrigieren.
Es gehe nicht an, dass zu Anhörungen in den Ausschüssen des Bundestages regelmäßig Frauenverbände geladen würden, Männer- und Väterorganisationen nicht. Ein kleiner Lichtblick sei Bundesfamilienministerin Barley, erst seit Frühsommer 2017 im Amt. Sie zeigte Courage, durchbrach die in ihrem Haus gängige Praxis und lud Väterorganisationen zu den Zukunftsgesprächen. Vortragen durften diese jedoch nicht.
Die IG-JMV fordert in einem Offenen Brief einen Neustart im veralteten Familienrecht unter Beteiligung der Betroffenen, der Mütter- und Väterorganisationen: "Ein Dieselgipfel ist in Deutschland selbstverständlich, weshalb nicht auch ein Runder Tisch zur Neuorganisation des nicht mehr zeitgemäßen Familienrechts? Die Einrichtung einer Enquetekommission unter Beteiligung der Betroffenenverbände ist überfällig."
3. Auf dem gestrigen Parteitag der Sozialdemokraten knüpfte der SPD-Vorsitzende Martin Schulz in seiner 76-minütigen Rede auch an die aktuelle Sexismus-Kampagne an:
"Aus aktuellem Anlass möchte ich etwas zum so wichtigen Online-Aufschrei 'Metoo' sagen: Ich finde es schlimm, täglich zu hören, wie viele Frauen Opfer von sexueller Gewalt werden. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Fass ohne Boden. Die letzten Wochen sollten uns endgültig vor Augen geführt haben: Sexismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz. Wir müssen immer noch dafür kämpfen, aber ich will, dass die SPD dazu beiträgt, dass es diese Debatte eines Tages nicht mehr geben wird. Das muss unser Ziel sein."
4. Das Hofbräuhaus Traunstein zeigt, wie man sich gegen Sexismus-Vorwürfe, ob vom Werberat oder von Alice Schwarzer, souverän behaupten kann.
5. Nachdem Barack Obama kürzlich andeutete, dass Frauen Männern überlegen seien, präsentiert uns die Feministin Julie Bindel einen langen Artikel, in dem sie erläutert, inwiefern Frauen tatsächlich bessere Menschen seien.
6. In der Huffington Post erklärt die Elternschaft-Expertin Alyson Schafer, warum Jungen eher mehr emotionale Zuwendung benötigen als Mädchen. In der Regel erhalten sie weniger davon.
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