"Ich stelle keine Frauen mehr ein, zu riskant!" – News vom 16. Dezember 2017
1. In Australien wurden zehntausende von Kindern in kirchlichen und staatlichen Einrichtungen missbraucht. Das männerpolitische Blog Toy Soldiers kommentiert:
Die Frage ist nun, was dabei herauskommt. Wird Australien versuchen, Anklage zu erheben? Was wird den Tätern vorgeworfen? Diese letztgenannte Frage ist notwendig, weil Australien Jungen nicht als Vergewaltigungsopfer anerkennt. Welche Politik wird die Kirche betreiben und welche Garantie haben wir dafür, dass die neuen Regeln funktionieren oder durchgesetzt werden?
2. Ein Artikel im "Neuen Deutschland" beschäftigt sich mit der Emanzipation von Männern. Der Artikel sieht zunächst nach dem altbekannten sexistischen Bashing aus ("viele Männer verharren im Gestern"), aber das könnte auch schlicht eine Strategie sein, der Leserschaft zu verdeutlichen, warum man sich auch um Männer kümmern sollte. Ein Auszug aus dem Artikel von Tim Zülch:
Der Berliner Männer- und Familientherapeut Peter Thiel (...) bemerkt ebenfalls eine starke Verunsicherung beim angeblich starken Geschlecht: "Männer als fühlende Wesen sind in der Politik eigentlich nie behandelt worden, sie kamen nicht vor. Das ändert sich erst langsam." So gebe es erst seit einigen Monaten im Ministerium für Frauen, Senioren, Familie und Jugend eine Arbeitsgruppe, die sich speziell mit Männern beschäftige. (...) Zu diesem "neuen Blick" gehört sicher auch, den Männern im Bereich der Väterrechte entgegenzukommen und bestehende Diskriminierungen - beispielsweise beim Sorgerecht für unverheiratete Väter oder bei der Anerkennung des Wechselmodells nach Trennung - weiter abzubauen.
3. "Männerrechtler und männliche Feministen sollten die Pille für Männer fordern" schlägt das "Neue Deutschland" in einem weiteren Artikel vor.
4. Die Zeitung "20 Minuten" hat bezeichnende Wortmeldungen von Lesern zusammengestellt, die zeigen, welches Klima MeToo in der Schweiz geschaffen hat.
Dieselbe Zeitung fragt ihre männlichen Leser, wer alles so wie die "Men Going Their Own Way" (MGTOW) den Frauen abgeschworen habe. Auch hier ist bemerkenswert, welche Ausmaße der "Streik der Männer" inzwischen erreicht hat.
5. Währenddessen hat die MeToo-Kampagne die Kunst erreicht: Anzügliche Kunstwerke sollen aus den Museen verschwinden.
6. In den USA gehen die durch MeToo angestoßenen Säuberungsaktionen weiter voran. Die New York Times stellte eine Übersicht von 45 prominenten Fällen zusammen. Die Beschuldigten versuchen mit unterschiedlichen Strategien sozial zu überleben: Manche reagieren mit einer Mea-culpa-mea-maxima-culpa-Selbstgeißelung. Manche bestreiten die Vorwürfe. Manche können sich nach Jahren oder Jahrzehnten nicht mehr an den geschilderten Vorfall erinnern. Eliminiert werden sie schließlich alle.
Die Schauspielerin Amber Tamblyn formulierte es so:
Du bist entweder für unsere Körper oder gegen unsere Körper. Die Strafe für Belästigung ist, dass du verschwindest. Die Strafe für Vergewaltigung ist, dass du verschwindest. Die Strafe für Masturbation vor uns ist, dass du verschwindest. Die Strafe für Nötigung ist, dass du verschwindest.
Das Justizblog Above the Law kommentiert:
Normalerweise reden wir nicht über das "Verschwinden" von Menschen in Amerika. So hat man in Chile oder in der Sowjetunion gesprochen. Aber so reden wir hier eigentlich nicht. Jetzt allerdings tun wir das offenbar doch. Die Empörungsmaschine muss gefüttert werden, und sie mag keine Nuancen. Wir sind (...) mitten in der gleichen Art von Überkorrektur, die die Regierung Obama ab 2011 den Colleges auferzwungen hat.
Die Washington Post schildert ausführlicher den Fall eines Mannes, den man ebenfalls verschwinden lassen will, der sich dagegen aber zur Wehr setzt. Ein Auszug aus dem Artikel:
Der Sender PBS hat "auf unbestimmte Zeit" die Late-Night-Talkshow "Tavis Smiley" abgesetzt, nachdem mehrere Vorwürfe gegen ihren 53-jährigen Moderator erhoben wurden.
(...) Smiley erklärte in Video- und schriftlichen Aussagen, die Stunden später veröffentlicht wurden, dass PBS die Ermittlungen gegen ihn aufgenommen hatte, ohne ihn davon in Kenntnis zu setzen. Er habe erst von der Untersuchung erfahren, nachdem ehemalige Kollegen und ehemalige Mitarbeiter ihm erzählten, dass sie Telefonanrufe von "irgendeinem PBS-Ermittler" erhielten, und der Ermittler die betreffende Person fragten, ob Smiley ihnen jemals das Gefühl gab, dass sie sich am Arbeitsplatz unwohl fühlten.
"Erst nachdem ich mit einer Klage gedroht hatte," sagte Smiley, stimmten die Ermittler zu, sich mit ihm für ein Gespräch zusammenzusetzen. "Und selbst dann müssen sie sich noch nicht über das weitere Vorgehen klar gewesen sein", sagte Smiley, denn fast unmittelbar nach dem Ende der dreistündigen Sitzung erschien ein Artikel des Branchenblatts "Variety" über die Beschuldigungen.
Smiley behauptete, dass die Ermittler es ablehnten, sich bestimmte Unterlagen anzusehen, sich weigerten, einen seiner derzeitigen Mitarbeiter zu interviewen, ihm den Namen auch nur irgendeines seiner Ankläger zu nennen, und "sich insgesamt weigerten, den Anschein eines ordnungsgemäßen Verfahrens zu erwecken".
"Es ist klar, dass dies zu weit gegangen ist", sagte er. "Und ich jedenfalls beabsichtige, mich zu wehren. PBS hat überreagiert und eine schlampige Untersuchung aufgenommen. Es ist Zeit für ein echtes Gespräch in diesem Land darüber, wo die Grenzen verlaufen, wie Männer und Frauen einander am Arbeitsplatz begegnen können. Und ich freue mich darauf, an diesem Gespräch aktiv teilzunehmen."
In seiner schriftlichen Erklärung sagte Smiley, dass er mehr über die Beschuldigungen gegen ihn durch den Artikel in "Variety" erfuhr, als während seines Treffens mit den Ermittlern. Seine Anwälte erhielten einen formellen Brief, in dem sie sich auf eine vertragliche Bestimmung beriefen, die ihnen erlaubte, die Ausstrahllung seiner Sendung zu stoppen, "und das war's".
Sonst ist aber alles in bester Ordnung. Yay, Feminismus! Und wer von "Hexenjagd" spricht, gesteht damit praktisch seine Schuld und macht Täter zu Opfern. Findet Sascha Lobo.
7. Britische Forscher sind hochgradig überrascht darüber, dass ihre Forschung die selben Ergebnisse erbrachte wie zig Studien und Untersuchungen zuvor: Der Gender Pay Gap entsteht, weil Frauen sich für schlechter bezahlte Berufe entscheiden.
8. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:
Ganz interessant, wie unterschiedlich über den gleichen Vorgang berichtet wird.
Einmal Spiegel-Online.
Einmal Deadline Hollywood.
Bei Spiegel-Online wird Dustin Hoffman "demaskiert" – bei "Deadline Hollywood" wird von einem offenen Schlagabtausch ohne wirklichen "Sieger" berichtet. Die Voreingenommenheit, mit der Spiegel-Online berichtet und auf Grund von unbewiesenen Vorwürfen Urteile fällt, ist jedenfalls abstoßend.
<< Home