Sexismus: Werberat sieht "weit überzogene Protestkultur" – News vom 16. August 2017
1. Wie mehrere Medien berichten, beklagt der Deutsche Werberat immer mehr "überzogene Beschwerden" gegen vermeintlich sexistische oder diskriminierende Werbung. Im Berliner Tagesspiegel heißt es:
Der Deutsche Werberat hat eine "zum Teil weit überzogene Protestkultur" gegen vermeintlich sexistische oder geschlechterdiskriminierende Werbung beklagt. Im ersten Halbjahr 2017 habe sich der Trend zu überzogenen Beschwerden in diesem Bereich weiter fortgesetzt, teilte das Kontrollgremium der Branche am Dienstag bei der Vorlage seiner Halbjahresbilanz in Berlin mit. Von den 150 dazu eingegangenen Meldungen hätten sich zwei Drittel als gegenstandslos erwiesen.
"Verfestigt hat sich hierbei der Trend der vergangenen Jahre, wonach den Werberat zu diesem Thema besonders viele überzogene Beschwerden erreichen und die Beschwerdeführer nur ihre eigenen Maßstäbe gelten lassen wollen", erklärte die Einrichtung. Bei 67 Prozent dieser Beschwerdefälle hätten keinerlei Verstöße gegen die "weithin anerkannten Verhaltensregeln des Werberats" vorgelegen. Es entstehe der Eindruck, dass derzeit vor allem Internetwerbung "organisiert unter Beobachtung gestellt" werde, um insbesondere in der Rubrik geschlechterdiskriminierende Werbung Verfahren beim Werberat anzustrengen, teilte dessen Sprecherin Julia Busse mit.
2. Vor einigen Jahren wurde die Goslarer Gleichstellungsbeauftragte Monika Ebeling aus ihrem Amt entlassen, weil sie sich auch für Jungen und Männer einzusetzen begann und dabei auch männliche Opfer von Gewalt thematisierte. In verschiedenen Publikationen wurde sie als Unterstützerin der fiesen Männerrechtler angeprangert, die dasselbe tun.
Heute titeln die "Regionalnachrichten Goslar": Ralf Moeller unterstützt WEISSEN RING bei Gewalt gegen Männer. In dem Artikel heißt es:
Laut polizeilicher Kriminalstatistik liegt der Anteil der männlichen Opfer bei den angezeigten, der Polizei bekannten Straftaten mit sogenannter Opfererfassung bei 60 Prozent. Darüber hinaus sind laut Statistik knapp 64 Prozent aller von Körperverletzung betroffenen Opfer männlich. Allerdings nehmen männliche Opfer nach einer Straftat nur selten Hilfe in Anspruch. "Das Thema ist mit einem Tabu belegt", sagt Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin des WEISSEN RINGS. Häufig hielten Angst und Scham Männer davon ab, sich Hilfe zu holen. Festgefahrene Rollenbilder und Vorurteile, dass männliche Opfer immer stark sein und sich wehren können müssten, gehörten zu den Gründen hierfür. Oder das Umfeld eines Opfers nehme dessen Hilferuf nicht ernst genug. Die Botschaft von Ralf Moeller: "Sei stark, hol dir Hilfe!" Dies sagt der Schauspieler in einem Videoclip, der unter anderem über die Social Media-Kanäle und über die Website des WEISSEN RINGS abrufbar ist.
Männerrechtlern, die dasselbe taten, wurde vorgeworfen, einen "Opferdiskurs wie Rechtsradikale" zu pflegen, was als Beleg für die starke gedankliche Überenstimmung dieser beiden Gruppen gelten könne. Aus der Sicht mancher stark ideologisierter Linker hat ein Mann, der nicht rechts sein will, immer noch eine feste Eiche im Sturm zu sein und soll gefälligst leiden ohne zu klagen.
3. Der britische Telegraph berichtet über eine Männergruppe, die Straftätern hilft, eine "positive Männlichkeit" zu entwickeln:
Webster explains that much of the charity’s work focuses on breaking down notions of masculinity for mentors and mentees alike, and helping the group work together to ask what it means to be a man. "Most of the men have a traditional story of being told that as a man you couldn’t be gay, you couldn’t be weak in a fight, you couldn’t cry. All of the things we can look back on, thankfully, now and say ‘wow, that was a heavy coat to be wearing'. A lot of them don’t have structural role models, so their energy doesn’t have direction and becomes quite destructive. They still have those messages internalised about what it is to be a man and that can get them into trouble; undirected energy, with no support network."
(...) Despite the many challenges they face, Webster is hopeful about the direction modern masculinity is taking. "You’ve got members of the Royal family talking about what it was like to be depressed. That’s wonderful. You have professional sportsmen who are talking about depression and how talking is so important. It’s just changing the landscape. People are sharing their journeys quite openly, whether it be sportsmen and famous people or men talking in pubs. I do have hope."
4. Der feministische Guardian öffnet sich einem anderen Thema der Männerrechtsbewegung: der hohen Rate an Männern unter Selbstmördern:
Suicide is the biggest killer of men in Britain between the ages of 20 and 50, but we seem only to talk about it when famous men die. (...) While it’s progress that we talk about male suicide when the Robin Williamses or the Chester Benningtons of this world take their own lives, if we don’t carry on the conversation, if the hashtags only last a day or two, then I think we’re failing. We need to open the conversation for everyone and retrain the way we all think about suicide.
Men who speak up about depression or illness and talk about what’s going on in their heads are usually the exceptions. But a lot of the blame for the silence lies with us as more broadly as a society. Online, behind the comfort of a screen, people will say that it’s OK for young men to cry – it’s OK not to be OK seems to be the buzz phrase of late – but when it comes to listening to men or giving them practical help, the support is non-existent.
Während das alles deprimierende Themen sind, zeigen die obigen Meldungen doch immerhin, dass der Geschlechter-Diskurs allmählich aufbricht und Männer nicht mehr lediglich als Monster, Trottel oder Hindernisse für Frauen beim Aufstieg gesehen werden. Unter diesem Blickwinkel ist das der erste Blogbeitrag seit langer Zeit, der überweigend aus positiven Nachrichten besteht. Zum ersten Mal seit Jahren wäre heute noch nicht einmal der grüne Online-Pranger in einem Genderama-Beitrag erwähnt worden, wenn das dieser letzte Satz hier nicht wieder versaut hätte.
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