Sonntag, März 05, 2017

Medizinprofessor fordert Männerquote für Ärzte – News vom 5. März 2017

1. "Männerquote für Ärzte" hat die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung heute einen Artikel des Radiologen und ehemaliger Professors der Medizinischen Hochschule Hannover Jürgen Freyschmidt überschrieben. In dem Beitrag, der leider nicht online steht, spricht Freyschmidt die "spürbare medizinische Unterversorgung kranker Menschen" in Deutschland an, die sich "in den nächsten zehn Jahren rasant verschlimmern" werde. Eine wesentliche Ursache für dieses Problem werde nicht angegangen, sondern bleibe tabuisiert.

Es ist die Angst, ins Fettnäpfchen zu treten, wenn es darum geht, das eigentliche Problem anzufassen – und das liegt in dem unausgeglichenen Geschlechterverhältnis zwischen Ärztinnen und Ärzten. Nur hinter vorgehaltener Hand wird von den ärztlichen und politischen Funktionären von einer nicht mehr aufzuhaltenden Feminisierung der Medizin gesprochen: Etwa 65 Prozent aller zum Medizinstudium Zugelassenen sind Frauen. Davon brechen viele das Studium ab oder üben nach erfolgreichem Staatsexamen ihren Beruf nicht aus (Abwanderung in nichtärztliche Betätigungsfelder, Familiengründung etc.). Von den ärztlich tätigen Ärztinnen arbeiten zahlreiche nur halbtags, was besonders die Kliniken zu spüren bekommen, wenn nachmittags Stationen nicht mehr ausreichend besetzt sind.


Wenn man Freyschmidts Argumentation folgt, trägt die in den letzten 20 Jahren von Männerrechtlern wieder und wieder vergeblich angesprochene Benachteiligung von Jungen an unserer Schulen zu diesem Dilemma entscheidend bei: "70 Prozent der Frauen haben eine bessere Abiturnote als Männer." Allerdings, so Freyschmidt, sage eine solche Note wenig darüber aus, wie gut die betreffende Person später als Arzt sein werde: "Zum Arztsein braucht man andere Qualitäten, wozu die Fähigkeit zu menschlicher Zuwendung, Zuverlässigkeit und vieles mehr gehört." Dem unbenommen zähle nach dem Abitur allein die Note, weshalb man davon ausgehen könne, dass "die große Mehrzahl der Studienplätze (70 bis 80 Prozent) an Frauen vergeben wird". Damit sei die medizinische Unterversorgung unseres Landes vorgezeichnet.

Freyschmidt schlägt folgende Lösung für dieses Problem vor:

Es wird eine Quote von 50 Prozent weiblichen und 50 Prozent männlichen Bewerbern festgelegt. Statt der Abiturnote wird ein Losverfahren eingeführt: Wer ein Los zur Zulassung zieht, bekommt einen Studienplatz.


Aus Gründen der Gleichstellung würde die deutsche Politik ein solches System natürlich niemals einführen. Gleichstellung ist hierzulande nur von Wert, wenn damit ein Vorteil für Frauen verbunden ist. Aber was ist, wenn man den Zusammenbruch unseres Gesundheitsystems verhindern kann, indem man auf das Geschlecht setzt, das weniger leicht bereit ist, die Patienten dieses Landes im Stich zu lassen?



2.
Männer ziehen sich in Vorsicht und Schweigen zurück. Vielleicht ist ihr aggressives Aufdrehen im Netz eine Reaktion auf unermüdliche Attacken von Seiten der Frauen.


Regine Silvester kommentiert in der Frankfurter Rundschau unter der Überschrift Heterosexuelle Männlichkeit wird verspottet.



3. Die Allianz legt eine Unterlassungsklage gegen eine Frauenrechtlerin ein.



4. Dem Musikexpress zufolge rufen Schwulenhasser zum Boykott des Disney-Films "Die Schöne und das Biest" auf. Da eine schwule Nebenfigur auftritt, wird Disney vorgeworfen, "Kinder mit Homosexualität zu infizieren".



5. Hin zu einer maskulistischen Filmkritik: Waren Männer im DDR-Alltag ins Hintertreffen geraten? fragt die Mitteldeutsche Zeitung. Bei den Filmtagen in Merseburg nämlich fiel einer Frau prompt das Falsche auf:

Halina Czikowsky vom Förderverein Kino Völkerfreundschaft als Veranstalter staunte, als sie die Doku sah. "Mir war gar nicht bewusst, dass die Männer in den Defa-Filmen im Alltag nicht die Starken waren, sondern die Frauen. Die Männer gerieten ihnen gegenüber ins Hintertreffen. Und der Alltag spiegelt doch bekanntlich die Gesellschaft wieder", sagt sie, merkte im Gespräch mit anderen Vereinsmitgliedern aber schnell, dass diese Aussage viel Diskussionsstoff birgt.




6. Nach der Frauenquote ist selbstverständlich auch schon eine Mütterquote im Gespräch. Hier ergeben sich allerdings Fragen über Fragen.

Hilke Brockmann selbst weist in ihrer Arbeit die damit verbundenen Probleme auf: Für wen sollte so eine Quote gelten? Sollen Mütter, die ihre Kinder an Kindermädchen (oft aus ärmeren Ländern) delegieren, genauso behandelt werden wie alleinerziehende Mütter? Sind Frauen mit einem Kind genauso quotenberechtigt wie Frauen mit vier Kindern? Und schließlich: Gibt es nicht auch Väter, die ihre Karriere für Kinder opfern?




7. Zurück in die Steinzeit der Debatte: Für den Hans-Günter Kellner vom Deutschlandfunk ist "häusliche Gewalt" noch immer gleichbedeutend mit "Gewalt gegen Frauen".



8.
Letzte Woche wurde die Wikipedia-Seite von Garfield für Änderungen gesperrt. Der Grund: Im Internet tobte ein "Edit War" rund ums Geschlecht des faulen Comic-Charakters.


In dem Artikel Ist Garfield wirklich männlich? heißt es weiter:

Rund 60 Stunden lang lieferten sich Hardcore-Comic-Fans, Wikipedia-Veteranen, Feministen und Feministinnen und sogar das Weisse Haus einen harten Krieg um Garfields Geschlecht. (...) Ein kalter Krieg bahnte sich an. Bis sich der Garfield-Schöpfer Jim Davis höchstpersönlich in der "Washington Post" zum Thema äusserte: "Garfield ist männlich. Und er hat eine Freundin namens Arlene."


Diese Freundin kommt in den Comics des bekannten Katers übrigens hin und wieder vor. Aber für die Wikipedia heißt das natürlich gar nichts, vielleicht weil dort nur Sekundärliteratur zählt und jeder Verweis auf Primärtexte als "Theoriefindung" gilt. (Aus demselben Grund verlinkt die Wikipedia gerne abstruse Texte, in denen ich als "rechts" bezeichnet werde, und weist hunderte von Originaltexten, die das Gegenteil belegen, als irrelevant zurück.)



9. Bei meiner Lektüre von Wolf Schneiders empfehlenswertem Stilratgeber Deutsch für junge Profis. Wie man gut und lebendig schreibt (Rowohlt 2016) stoße ich auf folgende Passage zum feministischen Sprachgebastel:

Und doch ist mit all diesem Furor einer Vollständigkeit nicht annähernd zu erreichen. Warum haben wir noch ein Einwohnermeldeamt – müsste es nicht Einwohnerinnen- und Einwohnermeldeamt heißen? Da der Duden außer dem Christen auch die Christin verzeichnet – ist es nicht überfällig, vom Christinnen- und Christentum zu sprechen? Und wann entschließen sich die Männer zum Protest, wenn bei den Geschwistern die Brüder gar nicht vorkommen und beim Brautpaar nicht der Bräutigam? Eine entschlossene, zunächst sehr kleine Minderheit von Feministinnen hat es geschafft, die deutsche Sprache weithin zu verändern. Eine Volksmeinung einzuholen hat sie nie versucht. (...) Den Willen dieser Minderheit zu missachten, ist jedes Deutschsprachigen gutes Recht.




10. Eines der Themen von Netzfeministinnen ist die dreiste Anmache, der Frauen im Internet ausgesetzt seien. In diesem Zusammenhang hat ein Mann ein amüsantes soziales Experiment durchgeführt, das Einblick in das Denken und Verhalten des weiblichen Geschlechts liefert: Er hat heiße Fotos online gestellt, die in Wahrheit von einem männlichen Model stammten, und interessierten Frauen mit Texten geantwortet, die normalerweise als "widerlich" und "gruselig" angeprangert werden. Wie die Mädels reagiert haben, wenn diese Texte von einem attraktiven Mann zu stammen scheinen, erfährt man hier.



11. Ein Prozess gegen die Universität von Indiana trägt dazu bei, die Frage zu enttabuisieren, ob eine Frau einen Mann zum Sex zwingen kann.



12. In der Leserpost gibt es zwei Reaktionen auf meinen Rant zu Gert Scobel, den ich gestern auf Genderama veröffentlicht habe. Ein Leser stört sich an dieser Passage aus der 3sat-Programmvorschau:

Donald Trump hat bewiesen, wie das schamlose Verbreiten frauenverachtender Parolen Stimmen bringt, nicht nur bei den Männern.


Mein Leser kommentiert:

Der Witz hier ist doch, dass Trump solche Parolen eben nicht verbreitet hat. Das waren seine Feinde, die Anhänger von Hillary Clinton. Es wurde bewiesen, dass Wähler es übel nehmen, wenn uralte private Gespräche ausgegraben und unter Bruch der Vertraulichkeit in neuem Zusammenhang verbreitet werden. Das war ein Schuss von Clintons Entourage, der nach hinten los ging.


Ein anderer Leser schreibt mir:

Eigentlich mag ich Scobel, wenn seine Weltsicht auch ein wenig veraltet ist. Er hat schon einmal zu einer Sendung eine Gegensendung veranstaltet auf Grund von Kritiken. Wäre es möglich die Leute dazu aufzurufen, Leserbriefe an ihn zu schreiben?


Warum nicht? Die Redaktion von Gert Scobel ist erreichbar über info@3sat.de. Erwähnen könnte man in einer entsprechenden Mail beispielsweise den Programmauftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Sachen Ausgewogenheit, Scobels Interesse für das Thema Pluralismus oder meinen Beitrag auf Genderama. (Scobel wird danach mit Sicherheit kein Fan von mir werden, aber darum geht es nicht. Ich habe es satt, dass sich so viele Medienmacher kontinuierlich blöd stellen und so tun, als würden sie nicht begreifen, wo all diese Kritik an ihrem Treiben herkommt.)

Ein anderer Leser greift das Thema auf, dass der Feminismus nur noch bestehen kann, wenn er Widerworte ignoriert oder am besten ganz unmöglich macht. Er schreibt mir zu einem Artikel der Feministin Antje Schrupp auf "Zeit"-Online:

Interessanter als der Artikel ist diesmal die Resonanz im Kommentarbereich. Zu 98% Ablehnung.

Erschreckend ist die "Zeit"-Online-Politik, wie unliebsame Kommentare behandelt werden, dabei heißt es doch zu der betreffenden Kolumne:

"Frauen schreiben jetzt auch abends, um 10 nach 8, montags, mittwochs, freitags, politisch, poetisch, polemisch. Wir, die Redaktion von 10 nach 8, sind ein vielseitiges und wandelbares Autorinnenkollektiv. Wir finden, dass unsere Gesellschaft mehr weibliche Stimmen in der Öffentlichkeit braucht. Wir denken, dass diese Stimmen divers sein sollten. Wir vertreten keine Ideologie und sind nicht einer Meinung. Aber wir halten Feminismus für wichtig, weil Gerechtigkeit in der Gesellschaft uns alle angeht. Wir möchten uns mit unseren LeserInnen austauschen. Und mit unseren Gastautorinnen."

Polemisch? Kommentare werden gelöscht mit den Begründungen: "Entfernt. Nutzen Sie die Kommentarbereiche bitte um sachliche Argumente und Meinungen auszutauschen. Danke, die Redaktion/vg", "Entfernt. Bitte kommentieren Sie das konkrete Artikelthema. Die Redaktion/ee" und "Entfernt. Bitte äußern Sie sich sachlich und respektvoll. Danke, die Redaktion/idg".

Polemik polemisch kommentieren ist verboten. Unerwünschte Kritik wird mundtot gemacht. Austausch mit Lesern? Frau Schrupp stellt sich keinem Austausch.

Merkt eigentlich das Redaktionskollektiv von "Zeit" und "Zeit-Online", wie lächerlich die sich machen mit solchen Aussagen? Sprechen über 500 Kommentare (sehr viele sind nur genervt von dem Artikelinhalt) nicht für sich? Nicht bei "Zeit-Online". Dort werden die Realitäten anders gedeutet.

Wenn es etwas gibt, das die Aufmerksamkeit auf männerrelevante Themen bringen kann, dann wirklich nur noch durch Blogger wie Sie und echte Provokationen. Im Grunde muss die Direktive sein, wie radikale Feministinnen zu agieren: nackte Männerbrüste auf dem Altar im Kölner Dom, Protestkundgebungen vor Gerichten etcetera.

kostenloser Counter