Donnerstag, März 09, 2017

Kampagne: "Eine Brille für Schwesig" – News vom 9. März 2017

1. Warum sieht die deutsche Geschlechterpolitik nur Frauen? Vielleicht ist es nur eine Sehschwäche des politischen Establishments. Deshalb startet die geschlechterpolitische Initiative MANNdat e.V. die Kampagne "Eine Brille für Schwesig". Sie will vom Internationalen Frauentag bis zur Bundestagswahl 2017 regelmäßig Denkanstöße liefern, die den Blick auf das unsichtbare Geschlecht immer ein Stückchen weiter schärfen.

Die Kampagne können Sie auf der MANNdat-Webseite, bei Facebook oder Twitter verfolgen.



2. Sichtbar sind für Schwesig jedenfalls die Frauen, vor allem die fehlenden. Und sichtbar werden für Schwesig Männer schlaglichtartig dann, wenn sie ihnen für dieses Fehlen die Schuld zuschieben kann. So meldet aktuell Spiegel Online: Manuela Schwesig droht Firmen mit harter Quote für Frauen in Führungsjobs.

Dazu passt ein Artikel der ehemaligen Feministinnen Christine Bauer-Jelinek aus Österreich: Das Problem löst sich von selbst. Vielleicht ist das der Grund, warum die SPD es zu ihrem zentralen Anliegen gemacht hat: Wenn es denn gelöst ist, kann man diesen Erfolg als Erfolg der sozialdemokratischen Frauenquote einheimsen.



3. Es wäre aber verkehrt, den einseitigen Blick in der Geschlechterdebatte allein Ministerin Schwesig zu attestieren. Auch anderweitig stinkt die SPD vom Kopf her. So heißt es in ihrem Propagandablatt "Vorwärts":

Weltweit kämpfen Rechtspopulisten und Chauvinisten gegen Gleichberechtigung. Die SPD will das nicht durchgehen lassen und lud zum "Roten Salon" ins Berliner Willy-Brandt-Haus. Ein Ergebnis: Martin Schulz versprach, als Kanzler die SPD-Ressorts zur Hälfte mit Frauen zu besetzen.


Hier geht es weiter.

Schöner Einstieg übrigens: "Rechtspopulisten" und "Chauvinisten" sind natürlich nicht gegendert, sondern werden nur in der männlichen Form präsentiert; ihnen werden "Frauen" entgegengesetzt.



4. Von der angeblichen plötzlichen Begeisterung der SPD zum Wechselmodell ist übrigens nur ein halbherziges Positionspapier übrig geblieben. Der Väteraufbruch für Kinder erwartet bei seiner Bewertung dieses Papieres nicht, "dass davon nach der Bundestagswahl viel übrig bleibt".



5. "Hat Feminismus noch etwas mit dem Kampf um Frauenrechte zu tun?" fragt Ursula Scheer in der Frankfurter Allgemeinen. Nach einer Kritik an der immer stärkeren Ausrichtung der Zeitschrift "Brigitte" an einem Feminismus für geistig Arme wird Scheer grundsätzlich:

Das reproduziert unkritisch, was die neuen Aktivistinnen der Gendergerechtigkeiten propagieren. Es ist allzu oft verblüffend kurz gedacht, ideologisch engstirnig und auf Knalleffekte jenseits tatsächlicher Probleme für Frauen angelegt. Dazu passt, dass die "Brigitte" einen neuen Hashtag-Protest "für Frieden, Freiheit und Gleichberechtigung" in den Zeiten Donald Trumps lanciert: #Pinkfirst, inspiriert von den rosafarbenen Katzenohrenmützen (pussy hats), die Demonstrantinnen auf Frauenprotestmärschen tragen. Solche Hashtag-Initiativen sind billig und wohlfeil.

Unterstützt wird die "Brigitte"-Aktion von Manuela Schwesig. Sie hatte sich in den sozialen Netzwerken unter dem Rubrum #teamginalisa schon für Gina Lisa Lohfink eingesetzt, als diese in einem laufenden Verfahren zwei Männer anklagte, sie zum Geschlechtsverkehr gezwungen zu haben. Das Gericht gab der Klage nicht statt. Aber Manuela Schwesig hatte die Novellierung des Sexualstrafrechts unter dem Titel "Nein heißt Nein", in dessen Licht der Lohfink-Prozess beispielhaften Charakter anzunehmen schien, durchgebracht. So funktioniert feministische Aufmerksamkeitsökonomie heute.


Immerhin wird diese Verlogenheit immer offenkundiger. Und man darf gespannt sein, wann sich Pinkfirst und Pinkstinks in die Wolle kriegen.



6. Der STERN blendet bei häuslicher Gewalt konsequent weiter die Hälfte der Opfer aus:

In Deutschland werden jedes Jahr mehr als 100 000 Frauen Opfer von häuslicher Gewalt. Diese Bilanz zog das Bundeskriminalamt Ende 2016. Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) sprach von "schockierenden Zahlen" und appellierte an Betroffene, die Taten anzuzeigen. Wie schwierig das für Frauen oft ist, zeigt die Dokumentation "Tatort Häusliche Gewalt", die am Mittwoch (8. März) um 22.05 Uhr auf Arte zu sehen ist. Der deutsch-französische Kultursender strahlt den Beitrag zum Internationalen Weltfrauentag aus.


Die einseitige Berichterstattung des STERN flankiert weiteren Sexismus, der gerade von der rot-schwarzen Koalition abgesegnet wurde:

Das Bundeskabinett hat an diesem Mittwoch der sogenannten Istanbul-Konvention zugestimmt und damit deren anschließende Ratifizierung durch Bundestag und Bundesrat auf den Weg gebracht. Das "Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt" war bereits im Jahr 2011 von mehr als 40 Staaten in Istanbul unterzeichnet worden - darunter auch von Deutschland - und 2014 in Kraft getreten. Bislang haben 22 Länder das Abkommen ratifiziert - Deutschland bisher nicht.

Die Konvention stellt jegliche Form von Gewalt gegen Frauen unter Strafe. Ziel der Übereinkunft ist ein europaweit einheitlicher Rahmen für Prävention, Opferschutz und Strafverfolgung. "Mit dem Beitritt zum Übereinkommen verpflichtet sich Deutschland, auch in Zukunft alles dafür zu tun, um Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen, Frauen zu schützen und ihnen Hilfe und Unterstützung zu bieten", sagte Schwesig nach der Zustimmung des Bundeskabinetts zur Istanbul-Konvention. Laut der SPD-Politikerin war die Reform des Sexualstrafrechts, das den Grundsatz "Nein heißt Nein" umfasst, der letzte wichtige Baustein, der nötig war für eine Ratifizierung des Abkommens auch in Deutschland.

(...) Wenn nun Bundestag und Bundesrat die Istanbul-Konvention ratifizieren, ist die Arbeit in Sachen Gewaltschutz für Frauen nicht zu Ende. Eine unabhängige Expertengruppe wird überprüfen, wie Deutschland die in dem Übereinkommen festgeschriebenen Verpflichtungen einhält.

Das deutsche Institut für Menschenrechte erklärte jüngst, Politik und Verwaltung müssten jetzt weitere konkrete Schritte für den Schutz vor Gewalt gehen, etwa durch Schulungsangebote für die Justiz. Außerdem müsse Deutschland sicherstellen, dass alle Frauen in allen Regionen Deutschlands gleichen Zugang zu Frauenhäusern und Beratungsangeboten erhalten, auch unabhängig von einer Behinderung oder vom Aufenthaltsstatus.


Mit anderen Worten: Die Ausgrenzung von männlichen Opfern häuslicher Gewalt wird gerade in eine internationale Übereinkunft gegossen. Ministerin Schwesig kann sich eine neue Kerbe in ihren Revolver ritzen.

In der Präambel der Istanbul-Konvention wird – konform mit der feministischen Ideologie aber völlig konträr zum Stand der kriminologischen und soziologischen Forschung – häusliche Gewalt als Auswuchs der patriarchalen Männerherrschaft interpretiert. Die Überinkunft hat damit einen stramm männerfeindlichen Grundton:

Recognizing that violence against women is a manifestation of historically unequal power relations between women and men, which have led to domination over, and discrimination against, women by men and to the prevention of the full advancement of women


Ziel der Konvention ist auch:

Recognising the ongoing human rights violations during armed conflicts that affect the civilian population, especially women in the form of widespread or systematic rape and sexual violence


Dass Massenmorde wie der von Srebrenica vor allem Männer getroffen haben, bleibt damit weiter vertuscht.

Männer interessieren in dieser Konvention nie als Opfer, wohl aber als Täter. Sie sind es deshalb, die mit besonderem Nachdruck aufgefordert werden, Gewalt zu verhindern:

Parties shall take the necessary measures to encourage all members of society, especially men and boys, to contribute actively to preventing all forms of violence covered by the scope of this Convention.


Das Dokument ist von Anfang bis Ende durchsetzt mit einer Parteilichkeit gegen Männer.

Deshalb feiert Manuela Schwesig seine Ratifizierung als einen Erfolg.



7. Genug mit Schwesig und der SPD, es gibt in Deutschland auch eine Partei, die dem Sexismus den Kampf angesagt hat. So greift die FDP Nordrhein-Westfalens in einem aktuellen Antrag mal wieder ein Anliegen auf, für das auch MANNdat schon gekämpft hat: eine HPV-Impfung auch für Jungen und Männer.



8. Bei Deutschlandradio Kultur bietet Tanja Dückers ein Zehn-Punkte-Programm zum Frauentag: Wie soll der neue Mann sein? Drei Forderungen als Beispiel: Der neue Mann ...

... füttert seine Liebste vor dem Schlafengehen mit Pralinen und sagt: Du könntest ruhig noch etwas zunehmen.


Weil Übergewicht noch nie ein Gesundheitsrisiko war.

... vertritt die Ansicht, dass Hillary Clinton die US-Wahl unter Anderem deshalb verloren hat, weil sie eine Frau ist. "Endlich mal wieder jemand mit Eiern in der Hose" sagten nämlich viele Trump-Anhänger, als ich im letzten Herbst länger in den USA war.


Weil Tanja Dückers Bekanntenkreis die Wähler der USA repräsentiert und Frauen nicht mutig sein ("Eier haben") können.

... liest am Samstagnachmittag seiner Liebsten mal mit Verve Gedichte von Emily Dickinson vor statt Sportschau zu gucken.


Weil ... Moment, das ist eigentlich keine schlechte Idee! Warum sollte Genderama nicht einen zusätzlichen Leserservice bieten? Tragen Sie doch zum Beispiel das folgende Gedicht Emily Dickinsons Ihrer Liebsten vor – aber bitte mit Verve:





I heard a Fly buzz – when I died –

The Stillness in the Room

Was like the Stillness in the Air –

Between the Heaves of Storm –



The Eyes around – had wrung them dry –

And Breaths were gathering firm

For that last Onset – when the King

Be witnessed – in the Room –



I willed my Keepsakes – Signed away

What portions of me be

Assignable – and then it was

There interposed a Fly –



With Blue – uncertain stumbling Buzz –

Between the light – and me –

And then the Windows failed – and then

I could not see to see –






So, wenn Ihre Alte jetzt nicht scharf ist, weiß ich's auch nicht ...

Und nein, die restlichen Gedichte Dickinsons sind nicht grundsätzlich anders.

Wenn wir erotische Verführung den Feministinnen überlassen würden, hätten wir wohl überhaupt keinen Nachwuchs mehr.



9. Die gefeierte feministische Autorin Caitlin Moran fordert, Mädchen sollten keine Bücher lesen, die von Männern geschrieben wurden. Erst als Erwachsende wären sie in der Lage, sich damit auseinanderzusetzen.



10. Gab es denn gar nichts Geistreiches zum Weltfrauenkampftag? Aber doch, natürlich!



11. Nina May kommentiert den gestrigen Frauentag so:

I remember years ago debating Gloria Steinem on "The Phil Donohue Show." I learned as a young woman that there was no way I was going to change the mind of this entrenched feminist, who embraced socialist beliefs. So I addressed my concerns to the audience and appealed to them to think for themselves and express their own opinions, separate from these self-appointed spokesmen.

I must have hit a nerve with the audience because there was a pile-on against Steinem — and it was later reported that she was furious at Phil Donohue that he did not step in and defend her position.

Isn't that rich? Here she is, a veteran TV personality, very much my senior, claiming women are strong and don't need men — yet she whined when one didn't defend her against a young novice who had only done one other TV appearance at that point.

That is who is marching today in America. They are privileged women who have had the luxury of spending four or more years in universities, sitting at the feet of their adored indoctrinators, who tell them they are victims and deserve safe places to be able to hear the echoed sounds of their own voices without trigger words that hurt their itty bitty feelings.


Mary Clair Reim befindet in einem gestern veröffentlichten Artikel:

Unfortunately, the policies supported by modern feminists have been particularly bad for young women. Consider two prominent examples.

Today, millennial women struggle with significant student loan debt and often have a hard time finding a job that will get them out of mom and dad’s basement. (...) Women are vastly overrepresented in majors that are known to have low returns on investment, such as gender studies or social work. Yet the feminist movement encourages more young women to pursue these degrees.

(...) One of modern feminism’s stated goals is to eliminate the perceived "wage gap." (...) However, when controlling for education, experience, hours worked, and other factors that would contribute to earnings, the wage gap virtually disappears. (...) Yet students at Georgetown University claimed to be "traumatized" after one of modern feminism’s greatest critics, Christina Hoff Sommers, delivered a talk about the "trigger warning" culture. Sommers frequently discusses how statistics on the gender gap or campus sexual assault can be misleading.

But instead of listening to facts, some women on college campuses meet new information with hostility and anger.

It does a disservice to young women on college campuses to hear that no matter how smart or driven they are, the world is stacked against them — particularly when wage data indicate that this simply is not the case. This encourages young women to see themselves as victims of a faceless adversary before they have even entered the workforce.

(...) Events such as "A Day Without a Woman" don’t really help. Women on college campuses should reconsider whether or not modern feminism is really helping to advance their position and to pursue the hopes and dreams that they’ve established on their own terms.

If college campuses encourage young women to tune out the opinions of others who have differing viewpoints, refuse to hear other perspectives and new information, and advocate policies that disenfranchise conservative men and women alike, they will be remembered as a generation of women who put together good protests, but nothing else.


Im Wirtschaftsmagazin Forbes kommentiert Sabrina Schaeffer den Frauenstreik:

In contrast to the great marches of the past, A Day Without Women is protesting against something that simply isn’t true – that the overwhelming majority of men simply don’t value women in society. That boys and men need to be reminded of what their world would look like without us.

This is – I don’t know how to put it delicately – plain and simple an insulting notion that runs contrary to the experiences of all the women who are surrounded by thoughtful men as husbands, business partners, colleagues, customers and friends. Should I – or most women I know – suddenly "disappear," there are a lot of men who would be affected (and they know it). And I’m not talking about who does the laundry or washes the dishes.

(...) There has been a consistent anti-male thread running through the modern feminist movement, but it has intensified in recent years, culminating this week in an event so deeply divisive it should be resoundingly rejected by women of all political stripes as raw, anti-male sexism. From the panic over a "rape culture" on college campuses, to the #YesAllWomen social media campaign, to the uproar over "street harassment," the narrative is that most men abuse women. That most men badger, sexually assault, and discriminate against women. In fact, that most men wouldn’t even care if we disappeared altogether.

The real tragedy of "A Day Without Women" is what it teaches boys and men. We are telling boys and men that misogyny and even violence against women is the norm. It portrays men in general as bumbling idiots, dependent on their wives simply for their scheduling and shopping talents – forcing them to be "surprised" in some comical, outdated fashion when elementary school teachers don’t show up in the morning. It endorses the idea that most fathers don’t think their daughters are worth their attention.

(...) If we want to create a stronger society -- one in which women are respected, have greater economic opportunity, and have happier relationships – then it’s time to stop creating rivalries between men and women. And it’s certainly time to stop shaming men.


In Indien kommentiert Virag Dhulia diesen Tag:

The thought of giving women a day off is gaining ground; what with even Prime Minister Narendra Modi mulling the thought of declaring 8th March as a national holiday. If that happens, that would be preposterous.

Since, I work with abused, victimized and distressed men and run a community center called Confidare to help them, often people ask me: Do you think celebrating women's day affects men adversely?

I have thought a lot about this and the more I think about it, Uncle Ben from the superhero series Spiderman keeps coming to me with his classic one liner "With great power comes great responsibility"

We all keep hearing a lot of discourse about women's rights but where do we hear any discourse about women's responsibilities. When, we don't remind women of their responsibilities we end up eulogizing and pampering undeserving women who are abusive and at the same time we trivialize the issues faced by men.

(...) Celebrating women's day and highlighting issues faced by women trivialises similar issues faced by men because men go through domestic violence, sexual violence, economic violence and the worst part is, there is no recognition of the problem itself from the social perspective, let alone a remedy being there.

Since, feminism claims itself to be a movement of gender equality, true equality will be achieved only when International Men's Day is also celebrated with equal zeal and we hear the Prime Minister talking about declaring that as a national holiday as well.

Till then, celebration of International Women's Day is all about validating male bashing.


Das alles sind natürlich nur Ausreißer in einer Medienlandschaft, die ansonsten einmal mehr wie gleichgeschaltet wirkt. Spiegel-Online feiert den Frauentag natürlich mehrfach, komplett unkritisch ist auch der Stern. Ex-Bundespräsident Gauck fordert mehr feministischen Einsatz. Wenn in den Medien überhaupt einmal Krtiker dieses Gleichschritts erwähnt werden, dann lediglich als reaktionäre Stinkstiefel, die diesem Spektakel als Rechtfertigung dienen. Wer nicht mindestens AfD oder Donald Trump sein will, hat bei diesem Frauentag, wenn es nach den Leitmedien geht, gefälligst mitzumarschieren.



12. Die Post. Meinen Aufruf, mir zu schreiben, wie ihr den Frauentag erlebt habt, hat immerhin wieder zu völlig neuen Leserkontakten geführt. Allgemeiner Konsens: Zwischen der Wirklichkeit im Alltag und der Präsentation des Frauenkampftages in den Leitmedien liegen Welten.

Einer meiner Leser schreibt mir:

Ich wollte kurz Ihre Frage beantworten, welche Auswirkungen die feministische Revolution aka Frauenstreik auf meinen/unseren Alltag hat. Hier, in der Agentur, in der ich arbeite, sind derzeit acht Frauen angestellt, die meisten unter dreißig Jahre alt. Meiner Beobachtung nach sind heute alle an Bord, keine trägt rot oder peinliche Strickmützchen und wenn ich eine davon auf das Top-Ereignis des Tages (was sage ich, des Jahrzehnts!!) ansprechen würde, wette ich, in große, fragende Augen zu blicken. Also, um es kurz zu machen: In Hannover scheint der Frauenstreiktag keine Beachtung zu finden (abgesehen mal von der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, in der ein kurzer Artikel zu dem Thema steht, aber die HAZ nimmt auch niemand ernst)


Ein anderer schreibt:

Keine einzige Frau in meinem nahen und fernen Bekanntenkreis hat den Frauentag auch nur erwähnt, geschweige denn irgendetwas getan oder nicht getan.


Ein anderer berichtet:

Keine mir bekannte Frau streikt, ich konnte bisher keine Beeinträchtigung des Wirtschaftslebens durch verweigerte weibliche Arbeitskraft feststellen und bin nicht mehr rot gekleideten Gestalten begegnet als sonst.

Dafür bin ich in der Online-Ausgabe des "Stern" auf folgenden Artikel gestoßen: Warum Frauen in die Armutsfalle geraten.

Im Vorspann heißt es:

"Frauen arbeiten häufiger in sozialen Berufen und in Teilzeit - und verdienen daher deutlich weniger als Männer. Aber auch für die gleiche Arbeit werden Frauen schlechter bezahlt. Das bedeutet: Frauen sind stärker von Armut bedroht - spätestens im Alter."

Nun wäre die schlechtere Bezahlung für die gleiche Arbeit ja das eigentlich Skandalöse. Davon ist im eigentlichen Artikel aber kein Wort mehr zu lesen. Stattdessen werden die sattsam bekannten Ursachen für den geringeren Durchschnittsverdienst von Frauen genannt: Wahl schlechter bezahlter Tätigkeiten, häufigere Teilzeitarbeit, einkommenslose Phasen duch Kindererziehung. Alles Dinge, die mit Lebensentscheidungen zumindest etwas zu tun haben. Offenbar gibt es auch am 8. März keine Belege für eine ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen für gleiche Arbeit, aber eine kleine feministische Geste muss an diesem Tag schon drin sein. Vielleicht glauben 's ja die, die nur den Vorspann lesen.

Die Kommentarfunktion scheint wohlweislich deaktiviert zu sein.

Ist es übrigens absichtliche Ironie, dass einem als themenverwandter Artikel eine Kolumne von Julia Peirano mit dem Titel "Angst vor der Rente. Ich habe Geld, mein Freund nicht" angeboten wird? Eine Professorenwitwe bekundet darin ihre Sorge, ihr finanziell klammer Freund könnte ihr zur Last fallen. Es könnte fast der Eindruck entstehen, Frauen seien materiell.


Ein Schweizer Leser schreibt mir:

Ich habe schlichtweg gar nichts gemerkt von einem Streik. Aber die Medien sind voll auf Kurs. Yve Fehring in Nano auf 3Sat: "Aber auch auf unserem Planeten sind wir von Gleichberechtigung vielerorts noch gefühlte Lichtjahre entfernt." Da möchte ich ihr mit Loriot sagen: Vielleicht ist mit deinem Gefühl etwas nicht in Ordnung.

Sowas habe ich von feministischer Seite schon so oft gehört. Und falls überhaupt Beispiele aufgezählt werden, geht es ausschliesslich um Gleichstellung. Es ist nicht einfach nur so, dass die Feministen die Gleichberechtigung mit Gleichstellung ersetzt haben. Jetzt wird die entkernte Worthülse "Gleichberechtigung" wieder hervorgeholt und mit dem Inhalt "Gleichstellung" gefüllt.

Beim Schweizer Fernsehen im Teaser einer Sendung: "Sind Frauen heute gleichberechtigt? Wieso gibt es so wenige Chefinnen?" Ahhh, schon wieder!

Was sehe ich noch bei 3Sat? "Männer sind Idioten Darwin-Award geht an das "starke Geschlecht"". Ja klar.


Ein Leser aus Wien schickt mir einen Scan der Titelseite einer heute erschienenen Zeitung mit der Schlagzeile: "FRAUEN SIND DAS STÄRKERE GESCHLECHT. SIE LEBEN LÄNGER. SIND GEBILDETER. SELTENER ARBEITSLOS." Hier springt einem natürlich schon ins Auge, das, wären die Verhältnisse umgekehrt, uns genau das als Untrerdrückung und Benachteiligung der Frau präsentiert werden würde.

Mein Leser merkt dazu an:

Hallo, lieber Arne!

Erstmal danke für deinen tollen Blog! Ich habe ihn erst verstohlen und heimlich gelesen, bin über die Jahre dann doch immer lauter geworden und immer öfter überrascht wie selten ich mit "Männer-Themen" auf Ablehnung stoße, in meinem doch sehr links geprägten Umfeld und das auch bei weiblichen Freunden und Bekannten. Es tut sich etwas.

Jetzt zum eigentlichen Grund warum ich dir schreibe, ein Fundstück aus der heutigen gratis Ausgabe der "Österreich" (anlässlich des Weltfrauentages heute "ÖsterreicherIN"). Das zum gegebenen Anlass statistische Fakten über Benachteiligungen von Männern unter den Tisch fallen war wohl zu erwarten. Vor allem heute. Das sie dann doch vorgebracht werden, allerdings um Männer pauschal als faul, dumm und schwächlich hinzustellen ist schon ein sehr starkes Stück. Es erinnert mich an die sexistischen Aussagen eines polnischen Politiker die vor kurzem für einen Shitstorm gesorgt haben. (Nur ohne den Shitstorm, natürlich.)


Das ist halt der Unterschied. Ein einzelner Politiker setzt Frauen herab: Große Entrüstung gepaart mit Euphorie darüber, doch noch einen Grund gefunden zu haben, weshalb Feminismus weiterhin wichtig sei. Leitmedien setzen Männer herab: Business as usual.

Alles in allem fühlt man sich mal wieder an die DDR erinnert: Die Medien des Landes verkünden, wie notwendig der Sozialismus/Feminismus sei und interviewen reihenweise Funktionäre, während ein Großteil der Bevölkerung das Spektakel nur noch sarkastisch wahrnimmt. Natürlich gerät die Presse dabei immer mehr in eine Krise auf dem freien Markt. Und natürlich werden da die Rufe immer lauter, diese Presse mit den Geldern des Systems zu unterstützen, das von der Presse längst nicht mehr kritisiert und hinterfragt, sondern aufrecht erhalten wird. Dann darf der Steuerzahler seine eigene Indoktrination noch mehr finanzieren als ohnehin schon.

Schließen möchte ich doch mit einer positiven Sicht auf die Dinge. Einer von Christian Schmidts Lesern hat diesen Leserkommentar unter einem Online-Artikel über den vermeintlichen Gender Pay Gap entdeckt:

Ich finde, wir sollten auch mal all den Firmen ein Lob aussprechen, dass sie freiwillig und aus reinem Altruismus, den Männern 20 Prozent mehr Lohn bezahlen, obwohl eine Frau die gleiche Arbeit für weniger Geld machen würde und offenbar oft sogar noch besser.

Und diese verschwenderische Grosszügigkeit zeigen die Firmen gerade dann, wenn sie in einem hochkompetitiven Umfeld tätig sind und ihre Branchen kriseln.

Das heisst, es geht dem Kapitalismus nicht immer nur ums Geld. Ist das nicht schön?

kostenloser Counter