Vermischtes vom 15. Juni 2016
Ich hoffe, Sie haben heute etwas Zeit mitgebracht? :-)
1. "Das schwache Geschlecht" – so lautet die Titelgeschichte von Österreichs führendem Nachrichtenmagazin Profil, die in einem kurzen Video hinter dem angeführten Link angerissen wird. Die Kernaussage lautet: "Eine ganze Generation von jungen Männern geht heimlich verloren."
"Früher hatten die Mädchen vom Land schlechtere Bildungszugänge, heute sind es die Burschen in der Stadt" zitiert das Magazin die Arbeitsmarktexpertin Doris Landauer und führt Statistiken an wie dass etwa in Wien, Schulungen eingerechnet, 31 Prozent der Männer zwischen 20 und 25 keiner regulären Arbeit nachgehen. Während sich Frauen wesentlich leichter damit täten, Alternativen für die Selbstverwirklichung zu finden, wenn ihnen die Berufswelt die kalte Schulter zeigt (etwa Beziehung und Kinder), führe bei vielen Männern Angst und Beklemmung zur Flucht in fremde Welten: "Neben der Flucht in die Drogen werden bei solchen jungen Männern die Wertesysteme verrückt" zitiert das Magazin einen Experten. "Als Diskokönig, beim Streetfighten, Drogendealen oder Kampftrinken holen sie sich dann das Gefühl, wieder jemand zu sein." All das habe ich bereits vor sieben Jahren in meinem Buch "Rettet unsere Söhne" beschrieben. Getan hat sich daraufhin – außer einer hemmungslosen Diffamierungskamapgne des Genderlagers gegen Leute wie mich – nicht das Geringste.
In der "Profil"-Titelgeschichte kommt auch der Genderama-Lesern bereits bekannte Jugendforscher Heinzlmaier zu Wort, der mit seinem für seinen Fachbereich so erfrischend unkonventionellen Bashing nicht-akademischer Männer mal wieder sein Duftzeichen setzt: "Besonders Türken", so Heinzlmaier, seien "selbstgefällige Prinzen" sowie "brutal ausgedrückt, Unterschichtenwappler mit einer komischen Frisur."
2. "Der Staat muss nicht handeln" befindet das Institut der deutschen Wirtschaft, was die kontinuierlich propagierte "Lohnlücke" zwischen Männern und Frauen angeht: "Die Annahme, bei der Lohnlücke handele es sich um Diskriminierung durch die Unternehmen, ist unsachgemäß". Stattdessen spielen, wie es Feminismuskritiker seit bald schon Jahrzehnten erklären, die unterschiedlichsten Faktoren, in der Regel private Entscheidungen von Arbeitnehmerinnen, beim Zustandekommen dieser Differenz eine Rolle:
Werden weitere Faktoren wie die Berufserfahrung einbezogen, verkleinert sich die gesamtwirtschaftliche Lohnlücke in Deutschland auf rund 3,8 Prozent. Sie würde noch geringer ausfallen, wäre es möglich, unterschiedliches Verhalten in Gehaltsverhandlungen und abweichende Präferenzen zu berücksichtigen.
Im Endeffekt bleibt eine Lohndifferenz nahe null, wie wir schon aus einer Reihe früherer Studien wissen. "Die Familienministerin mag die Studie nicht" berichtet bereits die Frankfurter Allgemeine, zählt aber in unbotmäßigem Trotz dennoch die eigentlich schon bekannten Gründen für die bestehende Lohndifferenz auf. Gegenwind erhält Frauenministerin Schwesig auch von ihrer Amtsvorgängerin Kristina Schröder, die ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert:
"Sie müssen einfach empörter sein", ermahnte mich mein Sprecher, als in meiner Zeit als Bundesministerin mal wieder eine frauenpolitische Rede anstand. Ich gebe zu, empört sein ist echt nicht meine Kernkompetenz. Vor allem in frauenpolitischen Fragen nicht, denn so oft wurde ich das Gefühl nicht los, dass manche allseits beklagte "Diskriminierung" vor allem auf unterschiedliche Verhaltensweisen von Männern und Frauen zurückzuführen ist. Und dass solche unterschiedlichen persönlichen Präferenzen auch eine Bundesfrauenministerin nach meinem Staatsverständnis schlicht nichts angehen.
Da Kristina Schröder nicht die einzige Person in der Union ist, die Schwesigs ideologietrunkene Politik skeptisch beurteilt, steckt das von Schwesig geplante "Lohngleichheitsgesetz" seit einem halben Jahr in der Regierungskoalition fest – auch weil es übermäßige brüokratische Belastungen enthält:
Allein 40 der knapp 120 Seiten, also mehr als ein Drittel, sind der Beschreibung und Bewertung geplanter neuer Berichts- und Bürokratiepflichten gewidmet, die vor allem den Unternehmen auferlegt werden sollen.
Die SPD zeigt sich, so die Frankfurter Allgemeine, "zunehmend erzürnt" darüber, dass eines ihrer Lieblingsprojekte partout nicht vorankommt. Vielleicht glaubt man dort, sich mit dieser Inszenierung noch immer als Partei der sozialen Gerechtigkeit verkaufen zu können – ohne darauf zu schauen, wie der Wähler tatsächlich reagiert. Der Offene Brief von einem halben Dutzend männerpolitischer Plattformen an Ministerin Schwesig bleibt indessen noch immer ohne Antwort. Das wäre ein berechtigter Grund, "erzürnt" zu sein.
3. In seiner kleinen Reihe über Frauen, die die Süddeutsche Zeitung für preiswürdige Feministinnen hält, beschäftigt sich Lucas Schoppe heute mit Anne Wizorek, der Jürgen Drews des deutschen Feminismus:
Die Top-Down-Logik spiegelt die soziale Situation, die den Aufschrei rahmt. Die Annahme einer männlichen Herrschaft hat sich längst institutionalisiert, von Familien/Frauen-Ministerium bis bin zu unzähligen, meist staatlich finanzierten Organisationen und öffentlichen Posten. Feministische Annahmen sind längst erfolgreich durch die Institutionen marschiert – sie sind aber heute eher durch ihre Verankerung dort gestützt als dadurch, dass sie viele Menschen überzeugen würden.
Der Institutionen-Feminismus ist damit heillos in Widersprüche verstrickt, die er selbst nicht lösen kann, ohne seine institutionelle Verankerung aufzugeben. Schon die Tatsache, dass für die spezifischen Belange von Jungen und Männern nicht einmal ein Bruchteil der Organisationen verantwortlich ist wie für die von Frauen und Mädchen, lässt sich mit der Idee einer männlichen Herrschaft nicht vereinbaren – eben gerade diese Idee aber ist notwendig, um diese Masse an Organisationen überhaupt legitimieren zu können.
Der Aufschrei versorgte den Institutionen-Feminismus daher mit einer dringend benötigten Legitimation: Was sich tatsächlich nur noch über die Verankerung in Institutionen hält, erscheint hier als ein originäre Graswurzelbewegung. Dass Wizorek und andere die Rede von Strukturen zwar beständig im Munde führen, tatsächlich an der Analyse politischer, sozialer oder ökonomischer Strukturen weitgehend desinteressiert sind, ist hier ein erheblicher Vorteil: Sie interferieren nicht mit den Selbstbeschreibungen der Institutionen, von denen sie gestützt werden, können ihnen also nicht in die Quere geraten.
Deutlich stärker als der institutionengestützte Netzfeminismus ist die Männerbewegung im Netz tatsächlich eine Graswurzelbewegung – und in Medien und Parteien wird eben diese Bewegung entweder ignoriert oder diffamiert. Aus der Perspektive etablierter Institutionen sind eben nur solche Graswurzelbewegungen akzeptabel, an deren Produktion sie selbst wesentlich beteiligt waren.
Die Aufschrei-typische Zuteilung in die, die sprechen dürfen, und die, die zuhören sollen, wird so erst im Rahmen der institutionellen Rahmung sinnvoll: In ihr spiegelt sich gerade die Gatekeeper-Funktion von Medien und staatlichen oder parteigebundenen Einrichtungen, mit der gesteuert wird, welche Positionen Teil eines öffentlichen Diskurses sind und welche nicht.
4. In einem Interview mit der Frankfurter Zeitschrift Novo erklärt die Equity-Feministin Christina Hoff Sommers, dass viele Gender-Feministinnen an der Wahrheitsfindung wenig Interesse hätten:
Wenn sie mit ihren akademischen Handlangern in den Gender Studies "Forschung" betreiben, legen sie erst fest, was herauskommen soll – in der Regel irgendein Ausfluss der dominanten Männerkultur mit schlimmen Folgen für Frauen – und suchen anschließend nach einem Weg, das zu beweisen."
Sie sei allerdings keine grundsätzliche Gegnerin dieses Sektors:
Das einzige, woran mir liegt, ist, dass Gender Studie auf einer wissenschaftlichen Basis erfolgen, damit sie ein objektives Bild über Männer und Frauen wiedergeben. Das ist derzeit nicht der Fall. Es herrscht keine kritische Kultur, es gibt nur Ideologen, die gegenseitig ihre Arbeit begutachten und absegnen. Ich sehe eine große Entschlossenheit, die eigene Ideologie zu verteidigen. In beinahe religiöser Form: Frauen sind gut und heilig, Männer sind schlecht und sündig.
5. Apropos: Rolf Löchel bespricht das Buch "Anti-Genderismus", das offenbar als eine Erwiderung an die Kritiker der Pseudowissenschaft Genderstudien gedacht ist und das diese Kritik natürlich nicht als Kritik sondern als "Diffamierung mit den Mitteln sprachlicher Gewalt" bezeichnet, zumal diese Kritik den Autoren des Buches offenbar nur in vier Aussageformen daherkomme: "mansplaining, antifeministische Argumentation, Trolling und Hate Speech". So als ob man Christina Hoff Sommers & Co. bewusst bestätigen wollte ...
Obwohl der Rezensent Löchel erkennbar eher dem Genderlager als dem Lager seiner Kritiker zuneigt, gelangt er zu dem unterkühlt-diplomatisch formulierten Fazit, "dass nicht alle Beiträge des vorliegenden Bandes wirklich lesenswert sind". So kann man es wohl auch formulieren.
6. Dem unbenommen wird die Gendersprache fröhlich vorangetrieben, wie aktuell die Märkische Allgemeine über Martin Wille (SPD) berichtet, der die Sitzungen des Kreistags von Dahme-Spreewald leitet:
Bisher hat Wille den Landrat dabei stets so bezeichnet, wie es allgemein üblich war: als Landrat. Künftig aber wird es wohl vorkommen, dass Wille in solchen Fällen von der Landrätin spricht – obwohl Amtsträger Stephan Loge (SPD) mit seiner Bassstimme und dem markanten Glatzkopf ausnehmend männlich daherkommt. Wille wird auch Dezernenten als Dezernentinnen bezeichnen und wenn er über seine eigene Funktion spricht, wird er sagen: "die Vorsitzende des Kreistags Dahme-Spreewald". Denn die Geschäftsordnung, auf die sich Wille oft beruft, soll am Mittwoch in neuer Form beschlossen werden: Alle darin aufgeführten Funktionsbezeichnungen sind dann weiblich.
Man könnte das kritisieren oder sich satirisch dazu äußern, das aber wäre selbstverständlich das Ausüben "sprachlicher Gewalt". Deshalb müssen wir den Leserinnen dieses Blogs ein eigenes Urteil überlassen.
7. Die Website "Umgang mit Narzissten" beschäftigt sich aktuell mit dem Problem des Umgangsrechts bei einer narzisstischen Mutter.
8. Bei ihrem aktuellen offenen Tag der offenen Tür ließ die Bundeswehr Kleinkinder mit Maschinenpistolen hantieren. Kinderrechtler und Pazifisten sind entsetzt.
9. Das britische Magazin Metro richtet sich mit einem Artikel an männliche Opfer häuslicher Gewalt.
10. Die Vorsitzenden muslimischer Organisationen in den USA erklären nach dem Massaker von Orlando ihre Solidarität mit Schwulen und anderen sexuellen Minderheiten.
11. Die Ehefrau des Massenmörders von Orlando habe versucht, ihm sein Vorhaben auszureden, titeln die NBC News. Das klingt viel frauenfreundlicher als zu sagen, dass sie ihn gewähren ließ, vielleicht sogar seine Komplizin war:
Omar Mateen's wife, Noor Zahi Salman, told the FBI she was with him when he bought ammunition and a holster, several officials familiar with the case said. She told the FBI that she once drove him to the gay nightclub, Pulse, because he wanted to scope it out.
(...) Authorities are considering filing criminal charges against Noor for failing to tell them what she knew before the brutal attack, law enforcement officials say, but no decision has been made.
12. Die Fernsehserie "Penny Dreadful" beweise endlich mal wieder, dass Männerfeindlichkeit im Feminismus Spaß machen könne, freut sich Lauren Sarner:
In Season 3, [Lily] uses her new immortality to recruit women who are in the same position she once was — whores — and incite them to rise up. Her methods are unconventional. They’re a mixture of her own seduction, as she invites them into bed with her male partner, and encouragements of brutality. "Go now to those dark streets you know so well,” she tells them. “Find me a bad man, a faithless husband, a cruel lover… Find him and bring me his right hand. Cut it off."
This is not pleasant, easy-to-swallow feminism. It’s not politically correct. It’s everything other shows and celebrities reject when they shrink from the label of “feminism.” It’s bra-burning and violently rejecting the male presence and sticking it to The Man – and maybe even murdering him. It’s extreme. But it’s a form that so many shows avoid like the plague, convinced it can’t be fun for all viewers to watch.
(...) And by mixing real rhetoric with its pulpy misandry, Penny Dreadful is cleverly making militant feminism compelling. Lily gives her speeches crawling across dinner tables while a pile of human hands sits in a bowl at the end. "Liberty is a bitch that must be bedded on a mattress of corpses" is an actual line she says, and it’s delightful. It’s hardly alienating to male viewers because it’s so damn fun to watch.
Ach ja, die gute alte Zeit des militanten Feminismus ... Wo ist sie nur hin?
13. Der britische Spectator kommentiert das vom Londoner Bürgermeister Sadiq Khan erlassene Verbot von Reklame mit sexuellen Aspekten:
Six weeks ago I was one of the 1.3 million Londoners who voted for Sadiq Khan as mayor. Boy do I regret it now. (...) I’m amazed there isn’t more fury about his extraordinary proposal. (...) The irony of Sadiq accusing advertisers of demeaning women as he sets himself up as the great protector of women from allegedly harmful images is just too much. What could be more demeaning to women than the idea that their self-esteem is so weak that they need politicians to cover their eyes so that they never see anything which might make them ‘ashamed of their bodies’?
(...) Women should be fuming. Censorship was once demanded with the cynical rallying crying of ‘Won’t someone think of the children?!’; now it’s enacted with the cry, ‘Won’t someone think of the women?!’ The censoring of imagery to protect women’s sensibilities sets back women’s lib by decades. We should be marching to City Hall about this.
(...) It’s clear why there’s been so little backlash. It’s because Sadiq is justifying his ban in feminist lingo, and feminist censorship is the most acceptable form of censorship these days. Once, we had religious censorship, then ideological censorship, and now we have feminist censorship — censorship justified as a means of taming men’s rapaciousness (...) and preserving women’s self-esteem. What a double-whammy of misanthropy: men depicted as satyrs who must be controlled and women as wallflowers in need of moral chaperoning as they negotiate public life.
14. Die Website der Universität Harvard verkündet, dass die Maxime "Unschuldig bis zum Beweis der Schuld", die dem modernen Rechtsstaat zugrunde liegt, verwendet werde, um Überlebende sexueller Gewalt zum Schweigen zu bringen.
15. Das Magazin Spiked! beschäftigt sich mit dem Krieg gegen weiße Männer an Universitäten.
(Lieber Gott, wer soll das alles lesen, was heute auf Genderama verlinkt ist? Und an anderen Tagen findet man kaum einen erwähnenswerten Artikel.)
Nachdem Joanna Williams, die Autorin des Spiked!-Beitrags, klargestellt hat, dass die Verantwortlichen an Hochschulen die Forderungen der Studenten nach Vielfalt längst erfüllt haben, argumentiert sie, mittlerweile werde das Kind mit dem Bade ausgeschüttet:
That academics and students in the world’s most elite universities should be so keen to ditch ‘dead white dudes’ in favour of ‘values and skills for diverse cultural environments’ speaks to more than just philistinism. It suggests a self-loathing, a hatred for the values that have built the modern Western world and a desire to replace social and scientific progress (that has produced global benefits) with more modest and relativist goals of respect and recognition.
(...) In the rush to decolonise education, and rid the syllabus of ‘dead white dudes’, campaigners forget that the insights and advances made by these past intellectual giants have had an impact that goes way beyond the specific category of ‘white men’. It makes no sense to talk about introducing ‘diverse cultural perspectives’ into teaching or the pursuit of knowledge. Scientific principles and mathematical equations, for example, are universal; they are only held to be true if the results hold irrespective of time, place or the person doing the testing.
Although, in the past, the majority of scientists were middle-class white men, the knowledge of the world they uncovered transcends their identity group. That the advances made by the likes of Newton, Einstein, Darwin and Faraday are not culturally specific is evidenced by the number of people around the world who daily board airplanes, drive cars, undergo surgery and use computers.
That knowledge can convey universal truths about humanity, and can speak to more than the narrow identity group of the originator, goes beyond science – it holds for art, music, literature and philosophy, too. This idea of people as equal, with shared experiences, emotions and interests, explains the enduring legacy of works by ‘dead white dudes’ such as Shakespeare, Moliere, Mozart, Beethoven, Picasso and Caravaggio. Such an idea also underpins democracy, citizenship and justice. For this reason, the rejection of a ‘white’ intellectual heritage is anything but radical. Works by Immanuel Kant, Thomas Paine and Karl Marx triggered intellectual, social and political upheavals that went to the very heart of contemporary establishment beliefs.
The bizarre rush to decolonise or internationalise education pours scorn on all the major intellectual and social advances of past centuries. Today, works of literature and philosophy are not judged according to their universal relevance, their relationship to truth, or their intellectual worth, but simply on the identity of the author, with those who are most oppressed considered to have greatest insight. Many students have been taught a cheap, ad hominem form of criticism by their lecturers. As such, students’ demands for more black or female writers to be covered on the curriculum have an inevitable logic; their campaigns put into practice what they have picked up in the classroom.
16. In Indien prügelte eine Frau ihren Mann zu Tode, weil er keine Lust auf Sex hatte.
17. Die Post. "Gewalt: Es ist ein Junge" schlagzeilt Margarete Stokowski auf Spiegel-Online in einem dieser originellen feministischen Artikel, in dem Männer als die Verkörperung des Bösen gezeichnet und die Kriminalstatistiken auf den Kopf gestellt werden, indem Stokowski rhetorisch den Eindruck erweckt, die Opfer von Gewalttaten seien in erster Linie Frauen. Als einziges Fazit für die 999 Promille der Männer, die keine Gewalttäter sind – die sich in Stokowskis Worten aber natürlich nur "für komplett harmlos halten" – hat die Autorin folgende Aufforderung parat:
Wenn Sie zum Beispiel abends auf der Straße allein hinter einer Frau laufen und diese Ihre Schritte hört, oder wenn Sie ihr entgegenkommen, wechseln Sie doch die Straßenseite.
Für einen meiner Leser gibt dieser Artikel den Anstoß, über seine beruflichen Erfahrungen zu berichten:
Ich fühle mich als Mann durch solche Berichte belästigt und beschimpft. Seit zehn Jahren arbeite ich in einem Frauenberuf, ich bin Altenpfleger und dort nahezu ausschließlich mit Frauen konfrontiert. Kolleginnen, weibliche Vorgesetzte und hauptsächlich weibliche Bewohner zeigen mir Tag für Tag die "weibliche Gewalt".
Der Klassiker ist natürlich die taktisch eingesetzte Opferrolle. Strategisch eingesetztes Weinen im richtigen Moment forciert diese Gewalt enorm. Üble Nachrede, Verleumdung, Klatsch und Tratsch sorgen für den gewohnten sozialen Druck. Gibt es handfeste Konflikte so kann diese Variante bis zur nachhaltigen Rufschädigung gehen. Sind Frauen dem vermeintlichen Gegner körperlich überlegen, so wechselt die Gewalt schnell in physische Formen. Schlagen, festhalten, Spaß Ohrfeigen, einen erzieherischen Klapps hier und dort.
Kommt es zur offenen Ansprache solch physischer Gewalt, so arbeiten alle Frauen wieder mit dem Weinen und der Opferrolle. Gerne wird das Geschehen chronologisch verfälscht dargestellt. Hat in Wirklichkeit die Frau in einem Gewaltausbruch zugeschlagen und das Opfer daraufhin eine Abwehrhaltung eingenommen, so wird in der späteren Darstellung von der Täterin einfach diese Abfolge umgedreht, und schon wirkt der grundlose Gewaltausbruch als Reaktion auf herausforderndes Verhalten des Opfers.
Als Mann ertrage ich die täglich wahrgenommene Realität und die komplett davon abweichende öffentliche Darstellung von Frauen nur unter seelischen Schmerzen.
In meiner Ausbildung war ich an einer Schule der Arbeiterwohlfahrt, die Dozentinnen haben oft männliches Verhalten abgewertet und weibliche Eigenschaften als positiver dargestellt. Die Ausbildung war einseitig, sexistisch, von aggressivem Feminismus geprägt, und dort erlebte ich die institutionelle Gewalt von vornehmlich weiblichem Lehrpersonal.
Stokowskis Artikel ist heute auch Thema bei Alles Evolution.
18. Eher off-topic: Die Süddeutsche Zeitung schreibt über den "Aufschrei der alten CSU-Männer" und meint den Begriff "alte Männer" nicht negativ.
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