Dienstag, Juni 14, 2016

Vermischtes vom 14. Juni 2016

1. Die "Welt" würdigt die FDP-Politikerin Susanne Schneider als "Kämpferin gegen Sexismus". Herzlichen Glückwunsch!



2. Wie Don Alphonso berichtet, rufen, nachdem sich eine Beschuldigung gegen den Internet-Aktivisten Jacob Appelbaum als Unwahrheit erwies, Bürgerrechtlerinnen dazu auf, das größtenteils anonym befeuerte Kesseltreiben gegen ihn zu beenden:

"It has become clear the mainstream media are unwilling to fact-check, and only too willing to persist in spreading uncorroborated and unfalsifiable rumor."


"Es ist in der Geschichte des Internetshitstorms nicht oft passiert, dass sich Frauen zusammentun, um Gerüchten entgegen zu treten", merkt Don Alphonso an. "Im Fall Appelbaum wurde offensichtlich aber eine Grenze überschritten." Besonders kritisch sieht der Don die Sendereihe Bayern Zündfunk, "wo einige Anschuldigungen über zart tröpfelnder Musik mit trauriger Telefonsexstimme nachgehaucht werden":

Tatsächlich ist der aktuelle Fall nur einer in einer langen Reihe von Versuchen, die Tech- und Hackerszene als besonders sexistisch zu diskreditieren. Der Zündfunk lässt dafür ausgerechnet Anke Domscheidt-Berg als Kronzeugin auftreten, die schon die Piraten mit öffentlich ausgetragenen Konflikten wegen angeblichem Sexismus vorführte. Auch Domscheit-Berg spricht sich für anonyme Pranger aus.


Auch die Männerbewegung hatte mit dem herausragend demagogischen Journalismus von Bayern Zündfunk einschlägige Erfahrungen gemacht. Wenn ich aus dieser Ecke eine Darstellung höre, gehe ich daher zunächst einmal davon aus, dass das Gegenteil richtig ist.

Don Alphonso fasst zum Ende seines Artikels die gegenwärtige Lage zusammen:

Wer den angeblichen Opfern nicht unbesehen glauben will, wird als Verharmloser gebrandmarkt und als Beispiel für eine Gruppe vorgeführt, die sich gegen notwendige Neuerungen und Machtzuwachs feministischer Ideologien sperrt. Hacker gelten - auch dank der gebetsmühlenartigen Wiederholungen von Anke Domscheit-Berg und ihrem Umfeld - als verschworene Gesellschaft von Männern, die mit Rechnern besser als mit Frauen umgehen können. Auf diesem inhärent sexistischen Vorurteil wuchern die Gerüchte über angeblichen Missbrauch besonders gut.

Mit der Intervention, die von der Menschenrechtsjuristin Renata Avila, der Journalistin Sarah Harrison und weiteren namhaften Vertreterinnen der Bürgerrechtsbewegung unterzeichnet wurde, gibt es ein deutliches Signal für ein Ende dieser populären Hetzjagden. Sie fordern eine positive Agenda im Umgang mit Sexismus und Geschlechterfragen, ohne Vorverurteilungen und mit einem fairen Verfahren für Menschen, die sich für Bürgerrechte einsetzen.


Und zwar einschließlich den Männerechtlern, muss man explizit hinzufügen. Auch wenn hier meine Hoffnungen, was speziell Bayern Zündfunk angeht, bei null sind. Mit Bürgerrechtlern tut sich Bayern Zündfunk offenbar notorisch schwer.



3. Zwei Monate vor dem Massaker von Orlando rief ein britischer Imam nicht weit vom jetzigen Tatort entfernt dazu auf, Schwule zu töten. Heute erklärt er, er sei missverständlich wiedergegeben worden und distanziert sich von den Morden.

Andere, offenbar keineswegs nur radikale Islamisten, verfallen nach dem Massaker in Partystimmung. Freude herrscht etwa auch bei der Westboro Baptist Church.

Was das Massaker von Orlando für die schwule Subkultur bedeuten kann, schildert Adriano Sack in der "Welt":

Eine Nacht im Klub gehört zu den wenigen Momenten im Leben eines Schwulen, in denen er nicht allein ist, nicht belächelt oder misstrauisch beäugt wird und wo er völlig angstfrei sein kann. (...) Ich wurde nur dreimal körperlich angegriffen, weil ich schwul bin (einmal in Madrid, zweimal in Hamburg, und im übrigen keinmal von muslimischen Männern). (...) Aber die letzten deutschen Diskriminierungsparagrafen wurden vor nicht einmal einer Generation abgeschafft. Schwule Paare dürfen weder heiraten noch adoptieren. Und wer glaubt, wir Schwulen sollten nun mal Ruhe geben, der kann ja mal zur Probe mit seinem besten Kumpel händchenhaltend in der U-Bahn sitzen, wenn das Heimspiel vorbei ist.

Ich habe in den 90er-Jahren in einer ziemlich schwulen Bar auf der Hamburger Reeperbahn als Barmann gearbeitet und in einem Klub namens Front, der mal als einer der exzessivsten, schwulsten und musikalisch progressivsten Orte Deutschlands galt. In die Bar kamen regelmäßig Skinheads auf der Suche nach Ärger, meist wollten sie nur unsere Angst riechen und verzogen sich wieder.

Eine Nacht aber jagten sie einen Schwarzen bis vor unsere Tür und belagerten dann die Bar, indem sie Gullideckel an die Fenster schmissen. Die Polizei übrigens, obwohl die Wache 150 Meter Luftlinie entfernt war, tauchte erst eine halbe Stunde später auf. Es war die bisher einzige Nacht in meinem Leben, in der ich dachte, dass ich sterben könnte.




4. Londons neuer muslimischer Bürgermeister verbietet im Nahverkehr Werbung, die mit sexuellen Aspekten verknüpft ist, und erfüllt damit eine radikalfeministische Forderung.



5. Beim Deutschlandfunk kommentiert Gudula Geuther die drohende erneute Verschärfung des Sexualstrafrechts: "In der Debatte würden geschätzte Zahlen als Fakten verkauft und mit Übertreibungen eine rechtspolitische Diskussion vorangetrieben, die der komplexen Materie nicht gerecht werde - im Gegenteil."

Geuther geht auch darauf ein, wie Bundesfrauenministerin Schwesig den Fall Gina-Lisa Lohfink populistisch instrumentalisiert, um ihre Ziele durchzusetzen. Die aktuelle überzogene Debatte schade auch vielen Opfern: "Eine Kommission zur Reform des Sexualstrafrechts legt im Herbst ihre Ergebnisse vor. Dass sie nicht mehr gehört wird, steht schon heute fest."



6. In der Schweiz kündigt sich die Durchsetzung des von Väterrechtlern angestrebten Wechselmodells als neue Regelung für Eltern nach einer Scheidung an.



7. Immer mehr Feministinnen positionieren sich gegen Hillary Clinton.



8. Der britische "Telegraph" legt sich jetzt noch einmal richtig ins Zeug, um gegen Männerrechtler zu feuern. Dabei verwendet der Artikel die üblichen polemischen Tricks: etwa wenn der Pick-up-Artist Roosh V als "Männerrechtler" verkauft wird.

Bei den Umfragen, die den Artikel online begleiten, zeigt sich erneut die große Mehrheit nicht überzeugt: Nur 12 Prozent der zum Zeitpunkt, da ich diese Zeilen schreibe, Befragten finden, Männerrechtler seien "kleinlich, verwirrt und unnötig". 88 Prozent hingegen sind der Ansicht: "Männerrechtler sind eine Kraft des Guten in einer Welt, in der sich Männer nicht trauen, ihre Meinung zu sagen." Wie immer könnte bei diesem Thema die Kluft zwischen den Leitmedien und der Mehrheitsbevölkerng kaum größer sein. Selbst ein Artikel, der Männerrechtler dämonisiert, führt dazu, dass die allermeisten Leser ihre Solidarität mit dieser Bewegung erklären.



9. Die zukünftige Schlachtordnung auf dem Campus lautet "men" vs. males" meldet die männerpolitische Website A Voice for Men. Was beim Lesen nur dieser Schlagzeile leicht gaga klingt – sind "men" und "males" nicht dasselbe? – wird klarer, wenn man weiter in den Artikel vordringt:

College level program choices might seem merely a matter of semantics; there is a distinct difference between men’s and a newly evolving male studies. The former curriculum is framed by feminist theory and serves to advance conflict between the sexes. In contrast, the latter has been formulated by humanists, scientists, and doctors, and is premised on empirical science and genuine masculinity.

In theory, these programs are aimed at addressing needs that have often been ignored, but the feminist-inspired men’s studies programs are having an unintended and harmful effect. One result is that colleges that have favored women’s or feminist studies programs have seen the numbers of male attendees, already in the minority at around 40% nationwide, continue to fall as they transfer elsewhere or give up on attending altogether.

The same is not true at colleges that are expected to adopt the emergent male studies approach, or at the least, which offer students a choice between the two. These institutions will be helping to reverse a biased mindset and radical feminist-defined framework that has been heavily stacked against masculine ideals. Thankfully, by advocating for male studies we all contribute to propelling the culture of boys and men forward, like a pendulum that reverses course after a long swing backward.

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