Vermischtes vom 28. April 2016
1. Victor Schiering, der sich als Gegner von Genitalverstümmelung bei MOGIS e.V. engagiert, hat auf seiner Facebookseite nach 15-jähriger Mitgliedschaft seinen Austritt bei Bündnis 90/Die Grünen verkündet. In seiner ebenfalls auf Facebook veröffentlichten Austrittserklärung an die Partei heißt es:
Der Umgang der Bundestagsfraktion und Parteiführung mit der Causa Volker Beck ist schon lange untragbar. Ich erinnere an Becks unrichtige Aussagen zu den Zitaten, in denen er sich für eine Entkriminalisierung der Pädosexualität ausgesprochen hatte, mit denen er uns Grünen im letzten Bundestagswahlkampf massiv geschadet hat. Dies zog nach der Wahl keine grundsätzlichen Konsequenzen nach sich, stattdessen galt wohl eine "Schwamm-drüber-Taktik". Unerträglich, besonders für viele Betroffene von Eingriffen in die sexuelle Selbstbestimmung im Kindes- und Jugendalter, blieb auch sein permanentes Eintreten für die Entrechtung von Jungen gegen nichttherapeutische Vorhautamputationen und ein Verhalten, das oft mit aggressiver Diffamierung von Menschen verbunden war, die diesbezüglich eine andere Meinung vertraten als er.
Nun, nachdem Volker Beck nach einem erneuten Skandal (aus dem ja gerade auch aus der Partei heraus Sorgen um seinen Gesundheitszustand geäußert wurden) von sich aus Konsequenzen gezogen hatte und von seinen Ämtern zurückgetreten war, hievt ihn die Fraktion ohne jede Not nach nur acht Wochen (!) zurück in Fraktionsämter.
Ich kann das nur als Signal deuten, dass unteilbare Kinderrechte und Geschlechtergerechtigkeit in der Parteispitze auch weiterhin als zweitrangig angesehen werden. Die Fraktion bzw. diejenigen, die sich dort durchgesetzt haben, trafen mit dieser personellen Entscheidung auch eine Richtungsentscheidung.
Ich nehme das zur Kenntnis und ziehe daraus die Konsequenz, nach 15 Jahren unsere Partei zu verlassen.
Auch in meiner Funktion als Vorstandsmitglied einer Organisation von Betroffenen von Eingriffen in die sexuelle Selbstbestimmung im Kindes- und Jugendalter ist der Umgang der Grünen mit diesem Themenkomplex, der faktisch und für die Öffentlichkeit wahrnehmbar stark im Zusammenhang mit und am Festhalten an der Person Volker Beck steht, für mich nicht mehr tragbar.
2. Susanne Schneider, gleichstellungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen, äußert sich auf ihrer Website zum heute bundesweit stattfindenden Girls Day, der in einigen Regionen durch einen Boys Day erweitert wurde (in Nordrhein-Westfalen durch Schneiders eigenes Hinwirken):
Das Anliegen des Girls’ Day, mehr Mädchen für Ausbildungsberufe und Studiengänge etwa in IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik zu gewinnen, in denen Frauen bisher eher unterrepräsentiert sind, unterstütze ich voll und ganz. Allerdings sollten nicht nur Mädchen und junge Frauen für vermeintliche Männerberufe begeistert werden, sondern auch junge Männer für so genannte Frauenberufe. Schon heute gibt es in den medizinisch-pharmazeutischen, pflegerischen und erzieherischen Bereichen einen akuten Mangel an männlichen Nachwuchskräften. Die einseitige Berufswahl ist häufig noch an klassische Rollenbilder geknüpft, dabei hat sich die Gesellschaft längst für viele individuelle Lebens- und Berufsmodelle geöffnet. Von daher freue ich mich, dass auf unsere Initiative hin nun sowohl Mädchen als auch Jungen im Landtag vielfältige Berufe ausprobieren konnten.
Der Boys’ Day hat zu lange ein Schattendasein gepflegt. Dabei gehören Jungen laut zahlreicher Studien schon länger zu den Bildungsverlierern: In der Schule haben Jungen häufig schlechtere Noten und besuchen seltener das Gymnasium. Alarmierend ist zudem, dass fast zwei Drittel der Schulabbrecher männlich sind. Das ist ein besorgniserregender Trend. Denn ohne Schulabschluss und mit schlechten Noten ist der Weg in qualifizierte Berufe dann extrem schwer. Mein Appell lautet daher: Statt ausschließlich Mädchen zu fördern, wie es die rot-grüne Landesregierung in NRW seit langem unverändert tut, müssen endlich auch die Jungen genau in den Blick genommen und stärker individuell gefördert werden.
3. Wie Österreichs Standard berichtet, will die schwedische Regierung mit feministischer Außenpolitik weltweit die Frauenrechte stärken. Der Artikel erwähnt auch die Frustration von Sandra Breiteneder von der Gewerkschaft der Privatangestellten über die wachsende Kritik an der feministischen Ideologie:
"Dieser Diskurs über die Vernachlässigbarkeit feministischer Ziele finde "überall auf der Welt", besonders aber in Österreich statt, fügt Breiteneder hinzu. Speziell hier greife außerdem der für Breiteneder "sehr beängstigende" Trend um sich, dass junge Frauen den Feminismus ablehnen. Sie hätten das Gefühl, es handle sich um einen veralteten Begriff aus den 70er- oder 80er-Jahren, sie selbst seien stärker und würden Feminismus nicht brauchen. Das zeige aber, dass sie "nicht verstehen, wie die Welt funktioniert".
4. Die Staatsanwaltschaft Kleve geht dem Vorwurf nach, dass sich zwei 13jährige Schüler vor den Augen ihres Schulleiters ausziehen musste, weil man sie fälschlich verdächtigte, etwas gestohlen zu haben:
Einer der beiden Schüler sagte dem WDR: "Der hat uns nochmal gefragt, ob wir etwas geklaut haben, da haben wir dann nein gesagt, wir haben sogar die Taschen gezeigt, aber das war ihm nicht genug und dann hat er uns eben zur Wahl gestellt: Ausziehen oder Polizei. Mein Herz hat so gerast. Ich wusste ja nicht, was mich jetzt erwartet. Er hat gesagt: Ausziehen oder Polizei." Daraufhin sollen sich die Schüler zunächst bis auf die Unterhose ausgezogen haben – und auch dieses Kleidungsstücks mussten sie sich auf Anweisung entledigen. Außerdem gaben die beiden Jugendlichen an, dass andere Schüler den Raum betreten hätten, als sie sich ausziehen mussten. Das hätten sie als eine zusätzliche Demütigung empfunden.
Ich weiß wirklich nicht, was diese Maskulisten mit ihrer "Jungendiskriminierung" ständig wollen. Mit Mädchen hätte man das doch ganz bestimmt auch gemacht ...
5. In Berlin gibt ein schwuler Imam ein Seminar für homosexuelle Muslime.
6. An einer australischen Grundschule wird Kindern inzwischen untersagt, einander zu umarmen:
St Patricks Primary School principal John Grant said "nothing in particular" had caused the ban on hugging at the Geelong West school.
"But in this current day and age we are really conscious about protecting kids and teaching them from a young age that you have to be cautious," Mr Grant said.
He said he had spoken to teachers about his decision to ban hugging and then the teachers had spoken to classes, instructing the children on different methods of showing affection. He had not sent any correspondence home to parents but said there would now be a letter going home on Monday.
"There’s a range of methods including a high five or a particular knuckle handshake where they clunk knuckles as a simple way of saying ‘well done’," Mr Grant said. "There are also verbal affirmations and acknowledgments."
7. Die Post. Einer meiner Leser ist nicht glücklich mit der auf Genderama verlinkten Kommentierung der Wahlen in Österreich durch den Wiener Männerrechtler Gerhard Kaspar:
Ich mußte mir gerade eben mal kurz an den Kopf fassen. Dafür, dass im Blog Genderama ein Artikel über die Bundespräsidentenwahl in Österreich wiedergegeben wird, in dem jemand unkritisch Parolen kommentiert und diese letztlich unterstützt. Ist denn nicht jedem Generama-Leser klar, was mit Aussagen wie "vor allem Frauen mit Hochschulreife den Kandidaten der Grünen gewählt und Männer ohne Hochschulreife den Kandidaten der FPÖ" erreicht werden soll? Es soll über verschiedene Ebenen (Geschlecht, Politik, Bildungsstand) hinweg eine negative Analogie geschaffen werden, um gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Es wird gleichzeitig ein Geschlecht und eine Wählerschaft diskreditiert. Die Analogie lautet Rechtpopulistenwähler = Mann = dumm (geringer Bildungsstand). Während es umgekehrt lautet: Grünenwähler = Frau = intelligent (mit Hochschulabschluß). Da gibt man in einem Atemzug die korrekte politische Richtung und das bessere Geschlecht vor.
Wenn dann jemand daherkommt, dieses Wahlverhalten mit den schlechtern Bildungschancen bei Männern zu begründen, dann stellt er die Thesen nicht in Frage, sondern erweist der Männerbewegung einen Bärendienst. Er bestätigt de Aussage und fällt so auf die Manipulation herein.
Schaut man sich auf der Homepage des ORF die Grafik zum Wahlverhalten von Frauen und Männern an, fällt auf, dass die Kandidaten Hundstorfer / Khol / van Bellen nicht besonders unterschiedlich bei Frauen/Männern abgeschnitten haben. Dafür gab es bei den Frauen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Hofer und der einzigen weiblichen Kandidatin Griss. Aber auch da hatte Hofer die Nase einen Hauch vorn. Sprich: Selbst wenn nur die Frauen gewählt hätten, hätte der Rechtspopulist den ersten Platz gemacht. Und dass nun Frauen eine Frau wählen ... was für ein "Wunder".
Wozu also den Bildungsstand der Wähler bemühen, wenn sich das Wahlverhalten von Frauen und Männern in weiten Teilen gar nicht so sehr unterscheidet und dort, wo es die größten Differenzen gab, der "Geschlechter-Bonus" eine nicht ungewichtige Rolle gespielt haben dürfte? Richtig: Der einzige Grund liegt darin, im Doppelpack zu diskredtieren.
Leider konnte ich auf die Schnelle keine detaillierten Werte zu der Analyse des Wahlverhaltens finden. Die die obige Parole sagt nichts anderes aus, dass innerhalb der 22% Stimmen, die van Bellen von Frauen erhielt, Frauen mit Hochschulreife die Oberhand hatten. Dazu reichen rechnerisch 11,1 Prozentpunkte. Ob andere Frauen mit Hochschulreife was ganz anderes gewählt haben, darüber wird nichts gesagt. Ebensowenig darüber, wieviele Männer ohne Hochschulabschluß andere Kandidaten außer Hofer wählten. Ganz "nebenbei": Der Vergleich zwischen Frauen MIT Hochschulreife und Männern OHNE Hochschulreife ist an sich schon perfide. Ist jemand "nur" mit Matura (Abitur), aber ohne anschließendes Studium "bildungsfern"? Nein, natürlich nicht.
Aber so ist das, wenn man sich das demokratische Recht herausnimmt, zu wählen was man selbst für richtig hält und/oder nicht dem Dogma der ewig benachteiligten Frau folgt: Mann ist blöd und ewig gestrig. Ein Abwasch. Toll.
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