Freitag, Januar 15, 2016

Vermischtes vom 15. Januar 2016

1. Die männerpolitische Website A Voice for Men kommentiert die Medienhysterie, die es bei immer noch in weiten Teilen unklarer Sachlage nach der Kölner Silvesternacht gibt und die auch in die männerpolitische Szene hineingesuppt ist:

As mentioned, CNN reported that there were 379 reports made to police and Breitbart now reports that there have been 379 arrests. What luck. Despite the mass panic and hysteria only two rapes have been reported thus far. Right about now I’ll have to preemptively dodge a few straw-men being thrown my way, as some will ask "Why does it matter? – two is two too many." That part is correct, but for the media who know that the degree of hysteria they create is related to the revenue and political capital to be gained, two is no where near enough. If it doesn’t matter that two rapes were reported as 100; then it was never about the rape to begin with. That is why these stories are presented in the manner they are – that leaves a lasting impression that a predatory culture that we were warned would do something like this has now conveniently materialized and is now stalking the streets of Germany in great hordes like it was the dawn of the zombie apocalypse.

(...) We have all the reason in the world to be skeptical about the extent and level being reported. The Western world has been accepting Muslim refugees and migrants for decades and specifically from the Syrian crisis since 2011. Canada’s Muslim population is over 1,000,000 and no roving hordes of rape gangs. As of 2010 the US had roughly 2,500,000 Muslims and no roving hordes of rape gangs. Syria according to some statistics had a very low rape rate before statistics became difficult to find since the start of their civil war at .06 rapes per 100,000 people. Even if we accept the most generous of non-reporting figures and cultural differences regarding definitions of rape it is still quite low. According to the Local, a German English media outlet, "less than 1 percent of the total crimes committed by refugees are sex crimes, going against rumours spread on social media that these have become more common with the arrival of hundreds of thousands of refugees."

(...) I very well could be wrong, but I am not going to go superimposing the German flag on top of my Facebook profile picture just yet.


Mir gefällt der Vergleich mit der Zombie-Apokalypse sehr gut. Es fällt ja auf, dass sich Weltuntergangs-Filme und –Serien schon seit Jahren großer Beliebtheit erfreuen. An diese Beliebtheit scheint die gegenwärtige Neigung zur Weltuntergangsstimmung beizutragen. Wir haben mit einer immensen Herausforderung zu tun, die man nur gemeinschaftlich bewältigen kann, und statt anzupacken rufen zahllose Menschen "Wehe uns!", "Der Himmel stürzt ein!", "Das wird in einer Katastrophe enden!", "Alles ist schlimm! Schlimm!" so als ob tatsächlich Zombiehorden vor Berlin stünden. Leute, die Feministinnen eben noch Wehleidigkeit und Hysterie vorgeworfen haben, stürzen sich nun in ihre eigene Variante davon. Zeigt sich auch hier eine Besorgnis erregende Erodierung der Männlichkeit? Das Unvermögen in Kategorien von "Das wird hart, aber da müssen wir jetzt durch!" zu denken? Ein beliebter Vorwurf meiner Vorgängergeneration an meine lautete "Mit euch kann man auch keinen Krieg gewinnen". Derartige Formulierungen sind heute natürlich politisch höchst unkorrekt. "Mit euch kann man keine nationale Herausforderung meistern" trifft es aber gut.



2. Zu der Frage, ob manche Vergewaltigungsvorwürfe bezüglich der Kölner Silvesternacht auch erfunden sein könnten – eine Frage, die so tabuisiert ist, dass sie Wünsche hervorruft, wer dies äußere, solle selbst Vergewaltigung kennenlernen – äußert sich Milosz Matuschek in der Neuen Zürcher Zeitung. Matuschek stellt auch die Frage: Gibt es wirklich eine arabisch-muslimische Rape Culture?

Man könnte übrigens auch mal fragen, ob der täglich steigenden Zahl von inzwischen hunderten von Strafanzeigen wegen sexueller Übergriffe in der Kölner Silvesternacht nicht zumindest in manchen Fällen auch ein Effekt zugrunde liegt, den man mit den zerkratzten Windschutzscheiben von Seattle vergleichen kann. (Immer natürlich mit den Gedanken im Hinterkopf, dass man die Vorfälle an sich nicht bestreiten kann, jeder einzelne Übergriff einer zuviel ist und man nicht Jakob Augsteins schnöseliges Desinteresse an diesen Straftaten übernehmen sollte.)



3. Wenn es um den arabischen Mann geht, fühlen sich viele wie Experten, während sie in Wahrheit statt über Fachwissen nur über die Vorurteile verfügen, die jeder nachplappert. In dem "Zeit"-Artikel Junge Männer wollen keine Paschas mehr sein beschäftigt sich Andrea Backhaus gründlicher und differenzierter mit der Wirklichkeit:

Hinter den Angriffen von Köln steht für viele jener Typus des "arabischen Mannes", der auch in Kairo Frauen anpöbelt, begrapscht, vergewaltigt. So einfach ist es nicht.


Der arabische Mann ist auch das Titelthema der aktuellen "Zeit".



4. Aber natürlich ist der arabische Mann nicht das einzige aktuell grassierende Feindbild und nicht die einzige Projektionsfläche der verschiedensten Klischees:

Die aktuelle Debatte rund um den cis-heteronormativen weißen Mann (Lieblingsfeind derer, die sich selbst gerne als linksintellektuell bezeichnen), der ein furchtbares Patriarchat in der westlichen Welt etabliert hat, ist – für Menschen, die sich kritisch mit der eigenen Lage und der Situation von Frauen weltweit auseinandersetzt – kaum noch zu ertragen.


findet die Bloggerin "Drachenrose". Hier geht es weiter mit ihrem Text über die moralischen Aussetzer von Jakob Augstein & Co.



5. Der Verein MOGIS, der sich als Stimme von Menschen versteht, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, widmet sich in zwei aktuellen Artikeln den Falschbeschuldigungen in diesem Bereich und deren Opfern. Dabei kommt MOGIS auch auf die von Genderama dieser Tage verlinkte Unterstützung zu sprechen, die die Falschbeschuldigerin "Jackie" durch die führende feministische Organisation der Vereinigten Staaten, NOW, erhielt.



6. Die Oldenburger Kreiszeitung erörtert anhand dem Fall von Fred S., wohin sich ein Mann wenden kann, der von Stalking betroffen ist. Ein Auszug:

Fred S. hat gleichwohl den Eindruck, dass es mehr Hilfsangebote für Frauen als für Männer gibt, obwohl von Stalking, wie ihm die Polizei gesagt habe, beide Geschlechter gleichermaßen betroffen seien. "Es wäre an der Zeit, etwas von der Gender-Trennung im Beratungsdschungel wegzukommen", wünscht er sich. Auch sieht er durchaus noch Defizite in der Kommunikation der Hilfsangebote sowie in der Vernetzung von Behörden und Beratungsstellen.




7. Hamburg ehrt die SPD-Politikerin und "Mutter der Gleichstellungsstellen" Christa Randzio-Plath. Sie war in ihrer Zeit als Europaabgeordnete von 1989 bis 2004 Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft und Währung. In diese Zeitspanne fielen Konzeption und Einführung des Euro. Kompetenz für Gleichstellungsstellen und Makroökonomie mit Schwerpunkt Währungspolitik gehen natürlich Hand in Hand. Nicht auszudenken, welches Ausmaß die Euro-Krise angenommen hätte, wäre die neue Währung nicht von solchen Koryphäen der Makroökonomik wie Randzio-Plath konzipiert gewesen.



8. Frauenförderung hat ihre Gefahren berichtet die Frankfurter Allgemeine. Genderama hatte auf den englischen Text, der dem FAZ-Artikel zugrunde liegt, kürzlich hingewiesen; aber es ist doch hilfreich, dieselben Informationen auch auf deutsch vorliegen zu haben:

In den Vorstellungsgesprächen war die Gruppe, die um die Diversity-Anstrengungen des Unternehmens wusste, deutlich nervöser als die andere. "Sie verhielten sich wie unter einer Bedrohung", schreiben die Forscher Tessa Dover, Cheryl Kaiser und Brenda Major in einem Beitrag für die Harvard Business Review. Dieses Verhalten sei unabhängig von der persönlichen Einstellung zu dem Thema. Selbst diejenigen, die grundsätzlich für Frauenförderung sind, fühlen sich durch Diversity-Programme also unfair behandelt. Umgekehrt aber fühlen sich auch diejenigen, die eigentlich gefördert werden sollen, nicht besser.




9. Der britische "Telegraph" erläutert, wie es kommt, dass männliche Opfer häuslicher Gewalt oft selbst im Knast landen.



10. Christian Schmidt lädt ein zur Diskussion über die Frauenfeindlichkeit und Verbitterung, die manche in seinem Blog bzw. dessen Kommentarspalte sehen.



11. Der Sexismusbeauftragte antwortet auf den Text "Bin ich Sexist oder was? Ja, bist du. 10 Tipps für linke Männer".



12. Der inzwischen mit mehreren Skandalen behaftete feministische Propgandafilm "The Hunting Ground" wurde von der Liste der Filme, die für einen Oscar nominiert sind, gestrichen. Jetzt ist lediglich die Musik zu diesem Film nominiert. Ashe Schow merkt dazu an:

My theory is that the "rape culture" narrative supporting Hollywood sincerely wanted to give "The Hunting Ground" a documentary nomination, but that the film has become so toxic and embarrassing that it was impractical to do so. Instead, they gave it the consolation prize of a best original song nomination.

This way, "The Hunting Ground" can still claim to be Oscar-nominated (or Oscar-winning, depending on how the awards go). The filmmakers won't have to note that they were nominated for a song, and people who see marketing for the film will think it must be truthful since it was nominated for an Oscar.




13. Off-topic: Stefan Niggemeier erklärt, warum Leitmedien die Nationalität bzw. Herkunft von Tatverdächtigen und Tätern zumeist nicht nennen.

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