Vermischtes vom 13. Januar 2016 zum Zweiten
1. Nicht jeder ist von dem "Getrolle" – also dem Widerspruch – zur feministischen Twitter-Kampagne #ausnahmslos spontan begeistert. Etwas ausführlicher äußert sich hierzu Thierry Chervel beim "Perlentaucher":
Liest man den Dreck, der auf Twitter zum #ausnahmslos-Aufruf veröffentlicht wird, möchte man den Autorinnen fast zustimmen. Aber das ist das Einzigartige an dieser Debatte. Sie ist von so viel Sprechverboten und Drohgebärden eingegrenzt, dass es kaum noch möglich ist, Position zu beziehen. Der Selberdenkende fühlt sich sozusagen allseitig angetanzt. Der Aufruf verdient nicht den Dreck, mit dem er beworfen wird, aber sehr wohl eine elaborierte Gegenposition. Und dies vor allem deshalb, weil er selbst zu jenen Dokumenten gehört, die den freien Blick auf die Geschehnisse einschränken wollen.
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2. Don Alphonso kommt in der FAZ auf den Klüngel zwischen den Netz-Feministinnen und den oft unkritisch über sie berichtenden Leitmedien zu sprechen – etwa wenn in der Süddeutschen Zeitung Barbara Vorsamer die #ausnahmslos-Kampagne zum Thema macht. Mit professioneller journalistischer Distanz hat das nichts mehr zu tun:
Barbara Vorsamer ist Redakteurin bei Süddeutsche.de und Kolumnistin von kleinerdrei. Kleinerdrei ist ein Projekt der Feministin Anne Wizorek, die jüngst dabei erwischt wurde, die Übergriffe von Köln mit Zahlen vom Oktoberfest zu relativieren, die man nur als Unwahrheit bezeichnen kann. Dessen ungeachtet bringt die kleindrei-Kolumistin Vorsamer als Redakteurin bei Süddeutsche.de einen Beitrag über das neueste Projekt von Anne Wizorek und lässt sie freudlichst zu Wort kommen, ohne dass Leser ahnen könnten, dass hier Bekannte zusammen arbeiten. Es wird gerade viel über Schweigekartelle gesprochen – dabei wäre eine Betrachtung solcher Schreibkartelle auch wichtig.
3. Zum Schweigen gebracht werden hingegen weiterhin diejenigen, die von der feministischen Ideologie abweichen. Politische Korrektheit bedroht die freie Rede berichtet ebenfalls die FAZ über die Situation in Großbritannien:
Diskussionsveranstalter befinden sich mittlerweile so sehr in der Defensive, dass manche, wie an der University of Manchester, Tricks wie aus dem politischen Untergrund anwenden. Als ein Autor Tage vor der Podiumsdiskussion als "professioneller Frauenfeind" und "Vergewaltigungsverteidiger" beschimpft wurde, verlegten die Veranstalter die Runde an einen geheimen Ort und gaben diesen erst kurz vor Beginn bekannt.
Man hätte hier nicht erst ins Ausland zu blicken brauchen. Beim Genderkongress in Nürnberg lief es genauso ab.
4. Manche gehen mit der Meinungsfreiheit allerdings auf eine Weise um, die man zumindest hinterfragen darf: So bringt die französische Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" den toten Flüchtlingsjungen Aylan in einer Karikatur in einen Zusammenhang mit den Übergriffen in Köln. Verteidiger der Zeitschrift argumentieren, damit karikiere "Charlie Hebdo" das Denken der Rassisten.
5. Derweil wünscht der neokonservative Journalist Henryk Broder zwei Journalistinnen, "dass sie erfahren, was Rape Culture ist" – und zwar beim Islamischen Staat. Die beiden Journalistinnen hatten argumentiert, dass unter den mutmaßlichen Opfern der Kölner Silvesternacht auch Falschbeschuldigerinnen sein könnten.
6. Zumindest der Anteil der Französinnen beim Islamischen Staat wächst übrigens tatsächlich.
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