Mittwoch, Januar 13, 2016

Lesermail (verzerrende Umfrage der "Antidiskriminierungsstelle")

Einer meiner Leser schreibt mir zu der untenstehenden Debatte:

Dass die erwähnte Studie nicht die Aussagekraft besitzt, die sie verspricht, hat einer deiner Leser bereits ausgeführt. Störend an der Veröffentlichung finde ich auch, dass die Fragen im Wortlaut nicht im Anhang mit veröffentlicht wurden. Es kommt schließlich darauf an, was exakt gefragt und wie definiert wurde, um die Antworten bewerten zu können. Einige der Fragen, z.B. auf Seite 5 erlauben schlicht keine belastbaren Rückschlüsse. Das Einbeziehen von Jugendlichen ab einem Alter von 15 Jahren in diese Studie empfinde zudem ich als problematisch.

Beziehen sich z.B. Witze mit sexuellem Bezug explizit auf den Empfänger oder ist das nur ein Witz, der aufgrund des sexuellen Inhalts prinzipiell als unangenehmes Thema abgelehnt wird?

Unbeachtet der Anmerkungen deines Lesers zur Verteilung der Verursacher sexueller Belästigung ist die Interpretation der Studie kühn, die Verursacher der Belästigung bei beiden Geschlechtern seien in der Mehrheit Männer. Ein Drittel der Belästiger ist nicht bekannt. Die Anonymität wird aus verschiedenen Motiven gesucht. Solange diese nicht ermittelt sind, kann man nicht einfach die Verteilung bekannter Belästiger in die der unbekannten Belästiger einfließen lassen.

Interessant erscheint mir auch der Punkt "unerwünschte körperliche Annäherung/Berührung". Wie ist das definiert? Hat der oder die Betreffende zuvor vorher klargestellt, dass sie keine Annäherung von einer bestimmten Person wollte? Wohl eher selten. Vermutlich häufiger, kam es zu einem missglückten Annäherungsversuch, ohne dass eindeutige Signale erkennbar waren, die eine Annäherung missbilligten.

Das Männer hier stärker als Belästiger im Bereich unerwünschte Berührung in Erscheinung treten, hat daher vermutlich einen banalen Grund. Vom Mann wird in der Regel auch der erste Schritt in Form körperlicher Annäherungen erwartet. Wenn die Annäherung nicht gewünscht wird, gilt sie als Belästigung per Definition, selbst wenn die Annäherung von einem befreundeten Kollegen ausging und die Empfängerin dies zwar situationsbedingt als peinlich, aber nicht als sexuelle Belästigung wertete.

Ich selbst kann das aus leidvoller Erfahrung bestätigen. Vor 30 Jahren hatte ich sich eine junge Frau, in die ich verknallt war, heulend beschwert, weshalb ich meine Gefühle für sie nicht zeige. Sie hoffte auf eine erste Berührung, die ich aufgrund meiner Schüchternheit nicht gewagt hatte. Obwohl ich sie dann berührte, wollte sie nichts mehr von mir wissen. Nicht mal auf der Freundesebene.

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