Donnerstag, Oktober 22, 2015

Experiment zum Freiheitsfeminismus zügig beendet

Freedom Feminism – so lautet ein Buchtitel der US-amerikanischen liberalen Feministin Christina Hoff Sommers, die wegen ihrer männerfreundlichen Grundhaltung und ihrer Widerlegung beliebter feministischer Mythen fast vom gesamten restlichen feministischen Lager seit Jahren gehasst wird.

Über mangelnden Hass vom feministischen Lager kann sich auch die Bloggerin Nadja "Erzählmirnix" Hermann nicht beklagen; da sie aber weiblich ist, fühlt sie sich dem feministischen Lager immer noch näher als dem maskulistischen. (Maskulistische Fehlschlüsse werden von Hermann übrigens auch auf die Schippe genommen, aber wir reagieren nicht mit entrüsteten Shitstorms und Blockaufforderungen darauf.) Deshalb und weil sie vermutlich mit Twitter, zwei Blogs und zwei kurz vor der Veröffentlichung stehenden Bücher nicht recht ausgelastet war, hatte sie gestern Abend ein Blog zum Freiheitsfeminismus geschaffen, das von eingesandten Beiträgen und der Diskussion darüber leben sollte. Dabei waren die folgenden Spielregeln vorgesehen:

1. Erklärt welches (im weiteren Sinne) Geschlechterproblem aus eurer Sicht warum ein Problem ist und das möglichst mit Fakten und Quellen und nicht (nur) mit Emotionen. Stellt dar, warum und wie das Problem die Freiheit einzelner beeinträchtigt.

2. Verzichtet dabei möglichst auf Pauschalisierungen und Schuldzuweisungen

3. Schlagt konkrete und realistische Lösungsschritte vor, die aus eurer Sicht das Problem verbessern würden (Edit: Dieser Punkt ist NICHT optional sondern zentral. Es geht darum, was einzelne Personen konkret tun können, nicht was “man mal müsste” oder “die Politik tun sollte”… wenn sich z.B. in der Politik was ändern soll, macht gezielt Vorschläge, wie man das erreichen kann, z.B. Interessensgruppe bilden o.ä. Schlagt nichts vor, was ihr nicht selbst zu tun bereit seid. Es geht nicht darum, dass “die Gesellschaft” sich mal bitte irgendwie ändern könnte sondern um Möglichkeiten für den Einzelnen, sich konkret zu engagieren)

4. Grundsätzliches Ziel sollte sein, dem Einzelnen mehr Freiheit und Wahlmöglichkeiten zu bieten

(...) Der Kommentarbereich unter den Einträgen ist dann dafür da, das Thema zu diskutieren und sich ggf. für Projekte zusammenzuschließen.


Dabei räumte Herman ein:

Diese Sache hier ist ein spontanes Experiment. Wenn sich hier in den nächsten Wochen nichts Produktives tut, nehme ich mir die Freiheit, es zu beenden.


Das Ende dieses Blogs kam schneller als erwartet: Wer seine Adresse heute anklickt, stößt nur noch auf eine leere Seite.

Für eine Stellungnahme war Hermann bislang nicht erreichbar. Auf Twitter deutete sie indes an, dass es den Begriff Freiheitsfeminismus schon gebe und er problematisch sei sowie dass sie sich erst mal wieder auf ihr "Kerngeschäft" konzentrieren wolle: "hässliche Comics und Fatshaming".

Problematisch waren offenbar auch die ersten Reaktionen auf Hermanns Vorstoß, worüber sie gestern noch in dem inzwischen gelöschten Blog berichtete:

Es ist unglaublich: Der Blog ist erst seit wenigen Stunden in einer spontanen Aktion offen, und bereits jetzt kann er Erfolge erzielen, die in den letzten Jahrzehnten nicht möglich waren!

Radikale Feministinnen und radikale Maskulisten sind sich einig! Darüber, dass der Blog ab-so-lut in-ak-zep-ta-bel ist und wiedermal NUR FÜR DIE ANDERE SEITE!!!!

Ich denke, damit ist mir quasi der Friedensnobelpreis sicher, denn endlich sind RadMaskus und RadFems völlig friedlich einer Meinung.


Zu dem Wirbel um Erzählmirnix in den letzten Wochen findet man die ausführliche Stellungnahme einer Bloggerin, die in dieser Hinsicht weder dem Gepolter anderer Netzfeministinnen noch den Antifeministen viel abgewinnen kann, hier. Auch im englischsprachigen Raum wird berichtet.

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