Sonntag, September 13, 2015

Geheime Geliebte wirft Alice Schwarzer häusliche Gewalt vor

Häusliche Gewalt unter Lesben ist vermutlich eines der größten Schweigetabus des Feminismus. Während es mehrere Bücher auch über dieses Thema gibt, sind diese Titel doch nur Menschen bekannt, die in diesem Problembereich bereits kundig sind. Für die meisten Feministinnen gilt aufgrund ihrer massiv sexistischen Perspektive häusliche Gewalt noch immer als Männergewalt. Häusliche Gewalt durch Frauen, ob in heterosexuellen oder in lesbischen Partnerschaften, kommt etwa in Alice Schwarzers "Emma" nicht vor. Über die Gründe mag man spekulieren.

Jetzt scheint ausgerechnet eine Ex Schwarzers auszupacken, wie es hier bei der bekannten Frauenrechtlerin privat aussah: Waltraud Schade berichtet in ihrem Buch Tango mit Alice davon, dass sie sich in ihrer Liebschaft mit Schwarzer "in patriarchalen Strukturen" wiedergefunden habe, "die Alice Schwarzer in heterosexuellen Beziehungen aufs Schärfste bekämpfte". Falls das zutrifft, könnte das ein weiteres Beispiel dafür sein, wie Feministinnen genau jene Schattenseiten vehement auf Männer projizieren, mit denen sie bei sich selbst nicht klar kommen. Alice Schwarzer sei oft aggressiv gewesen, berichtet Schade und schildert eine Situation: "Das ist der Moment, in dem dir der Kragen platzt. Energisch wirfst du die Seife nach mir, sie trifft mich, es tut weh. Deinen Wutausbruch rechtfertigst du mit deinem Temperament."

Bis jetzt berichtet online nur Österreichs Kurier mit Bezug auf einen Artikel in der aktuellen "Bild am Sonntag" darüber, der nur im Anriss online steht.

Aus diesen Texten erschließt sich noch nicht, ob diese Behauptungen glaubhaft sind und wenn ja, wie typisch die von Schade geschilderten Szenen für Schwarzers Beziehungsstil auf körperlicher wie psychischer Ebene insgesamt waren. Möglicherweise bietet sich hier aber ein neuer Ansatz für eine Debatte über die Verschiedenartigkeit von häuslicher Gewalt sowie über die blinden Flecken im Feminismus - und wie dieses Schweigen über Aspekte der Wirklichkeit, die nicht zum Feindbild Mann passen, zum Aufrechterhalten häuslicher Gewalt beitragen. Ich bin gespannt, welche anderen Medien auf welche Weise über dieses Buch berichten werden – und für wann Sandra Maischberger ihre nächste Sondersendung plant, in der Schwarzer all diese Behauptungen "richtigstellen" kann.

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