Lesermail (Nachtrunk 4)
Ein weiterer Leser mailt mir zu dem britischen Gesetzesvorschlag, dem zufolge Sex mit einer betrunkenen Frau einer Vergewaltigung gleichkommen soll:
Das vorgeschlagene Gesetz ist in seiner Überlegung höchst unausgereift und sexistisch. Durchaus naheliegende Problematiken werden einfach außer Acht gelassen.
Warum es sexistisch ist, springt unweigerlich ins Auge. Mit sturzbetrunkenen Männern dürfen Frauen demnach straffrei Sex haben. Umgekehrt geht das nicht. Abgesehen davon, dass Gesetze, die nicht gleichermaßen auf alle Bürger eines Landes angewendet werden, eigentlich nichtig sind, würde ich von Frau Angiolini gerne wissen wie sie in einem Fall, in dem beide Sexpartner sturzbetrunken waren, verfahren möchte? Die Frau ist dann automatisch Opfer und der Mann Täter. Woraus leitet sich diese bizarre soziale Kategorisierung ab? Wieso macht exzessiver Alkoholkonsum aus Frauen automatisch schützenswerte Opfer, während Männer der exzessive Alkoholkonsum zu Tätern macht? Und wie soll ein Mann erkennen können, dass die alkoholisierte Frau nicht mehr konsensfähig ist? Was ist, wenn eine betrunkene Ehefrau den Ehemann zum Sex animiert? In England ist Vergewaltigung in der Ehe nicht straffrei. Soll er die eigene Ehefrau mittels eines Alkoholtesters erst einmal auf ihre Zustimmungsfähigkeit prüfen, wenn es in der Ehe gerade mal kriselt oder es kurz zuvor zum Streit kam? Versöhnungssex ist schließlich nicht gerade selten in Beziehungen und eine Zurückweisung könnte von der Partnerin falsch interpretiert werden.
Natürlich gibt es auch berechtigte Einwände. Wenn jemandem mehrmals klar gemacht wurde, dass er als Sexualpartner nicht infrage kommt, so sollte er auch weiterhin davon ausgehen, wenn diese Abneigungen unter Alkoholeinfluss plötzlich wegfallen. Aber warum gelten diese Überlegungen nur für den Mann. Warum darf eine Frau ganz einfach davon ausgehen, dass der Mann seine Meinung nicht einfach alkoholbeeinflusst geändert hat? Einer unvoreingenommenen Juristin entzieht sich diese Problematik natürlich nicht. Frau Angiolini offenbart daher ein bizarres Weltbild über Männer. Männer sind durch und durch triebgesteuert. Ganz plötzlich wollen sie Sex. Egal mit wem.
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