Samstag, Dezember 07, 2013

Lesermail (Knutschen in Gaza)

Genderama-Leser Robert P. mailt mir heute:

Auf SPIEGEL Online ist heute ein Artikel von Ulrike Putz über Jugendliche aus den Gazastreifen zu lesen ("Gazas Jugend träumt vom Knutschen"), die sich die moralische und vor allem sexuelle Bevormundung durch die Hamas-Aktivisten nicht mehr bieten lassen wollen:

"Sally und Fifi sind angehende Revolutionärinnen. Sie wollen knutschen, tanzen und feiern, so wie ihre Idole auf den Satellitensendern im Fernsehen. Deshalb, um ihre Jugend zu genießen, wollen Sally und Fifi der Herrschaft der Islamisten im Gaza-Streifen ein Ende machen."

Im weiteren wird berichtet, wie palästinensische Jugendliche am 11. November in Gaza gegen die Hamas zu demonstrieren versuchten. Der im Internet angekündigte "Aufstand" wurde jedoch von der Obrigkeit bereits im Keim mit Drohungen und Festnahmen erstickt.

Auffallend an dem Bericht: Während in solchen Artikeln sonst immer lauthals beklagt wird, wie sehr die "patriarchalischen" Islamisten die Frauen unterdrücken, und wie tapfer und mutig sich die Frauen gegen die "Männerherrschaft" zu wehren versuchen, wird nun endlich einmal darauf hingewiesen, daß Frauen mit ihrem Widerstand gegen die ach so "frauenfeindlichen" Islamisten wesentlich weniger riskieren, als Männer:

"Bislang sind die Schwestern mit ihrer digitalen und realen Aufmüpfigkeit schadlos geblieben, auch weil sie Mädchen sind. 'Frauen können es sich leisten, demonstrieren zu gehen. Hätten die mich am 11. verhaftet, läge ich heute immer noch im Krankenhaus', sagt Faris, Fifis Freund: Er ist ausnahmsweise kurz in die Frauenabteilung vorgelassen worden, weil die ausländische Journalistin mit ihm reden will.

Das tut er: leise, ängstlich. Zwar habe die Mauer der Angst Risse bekommen, aber als Mann müsse er seinen Frust über die ihm auferlegten Regeln sehr vorsichtig zeigen, sagt Faris. Jeder Regelbruch könne den Knast oder den Tod bedeuten."

Vielleicht ein weiteres kleines Zeichen, daß bei den deutschen Journalisten ein Umdenken in der Geschlechterfrage einsetzt.


Ich bin gespannt, ob es unsere Journalisten schaffen, aus ihrer Wahrnehmung von Frauen als besseren Menschen und potentiellen Welterlöserinnen auszubrechen.

kostenloser Counter