Lesermail (Bildungsstudie)
Genderama-Leser B.K. schreibt mir zur gestern veröffentlichten Studie des Aktionsrats Bildung:
Interessant, wie unterschiedlich die Neue Jungenstudie in der Presse dargestellt wird:
Einmal:
Massive Benachteiligung von Jungen.
Hier:
Wir müssen Jungs weiter umerziehen
In der Studie wird laut Tagesspiegel angeblich behauptet, es gebe "keine neurobiologischen Differenzen oder psychologischen Differenzen zwischen den Geschlechtern". Stimmt das tatsächlich? Ich glaub das einfach nicht. Aber hier liegt ja eventuell ein Knackpunkt der Debatte. Laut Tagesspiegel behauptet die Studie, Jungs schneiden so schlecht ab, weil sie weiter in geschlechterspezifische Rollen gedrängt werden. Folgt die Forderung: noch mehr Genderbewusstsein, also Geschlecht entspringt der Erziehung. Gleichwohl wird an anderer Stelle der Debatte immer wieder das Fehlen von männlichen Rollenvorbildern beklagt und dass Jungs einfach keine Jungs sein dürfen, ihre eigenen Interessen nicht ernst genommen werden. Das passt nicht zusammen.
Ein weiterer Befund ist auch interessant: Die Länder am Ende des bei Ihnen verlinkten Geschlechterdifferenzen-Rankings sind alle aus dem Osten, wo ja der Einfluss der "68"er und des Feminismus‘ wahrlich nicht so groß waren und sind, dafür die Fremdbetreuung von Kindern als so mustergültig gepriesen wird. Das nur als Beobachtung, die ich selber noch nicht so recht entschlüsseln kann.
Vermutete Gründe: Allgemeine Gleichmacherei im Sozialismus, hohe Arbeitslosigkeit verunsichert besonders Männer, kompetente Frauen wandern eher ab, allgemeine Verunsicherung höher, so auch in Geschlechterrollen und Beziehungen (die deutliche Mehrheit der Kinder stammt im Osten aus unehelichen Beziehungen), wegen Verunsicherung zugleich wieder verzerrte Rollenwahrnehmung: Ein Mann kümmert sich nicht um Erziehung kleiner Kinder. Also: Alles sehr widersprüchlich, wie so vieles hier bei uns im Gesellschaftslabor Ostdeutschland (wie: hohe Arbeitslosigkeit, aber keine nötigen Fachleute da, Nazis ohne Ausländer).
Labels: Erziehungswesen, Jungen, Rollenmodelle, Wissenschaft
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