"Quote für den Aufsichtsrat"
Clemens Bomsdorf berichtet für die "Zeit" über die Frauenquote in Norwegen.
Die Idee dahinter war angeblich den Unternehmen zu nutzen – zur Not eben auch mit Zwang:
Initiator war mit Ansgar Gabrielsen auch noch ein Mann. Für den ehemaligen Unternehmer und damaligen Wirtschaftsminister war die Gleichstellung per Gesetz nicht nur Selbstzweck, sondern sollte auch die Stellung der Unternehmen verbessern. "Ich habe viele Untersuchungen gelesen und immer wieder stand da drin, dass Vielfalt in Unternehmen wichtig ist. Deshalb habe ich für das Gesetz geworben, dass die Aktiengesellschaften zu einer Frauenquote für den Aufsichtsrat verpflichtet und deshalb habe ich viel Schimpfe einstecken müssen. Wir brauchen mehr Frauen wie sie in Führungspositionen", hatte Gabrielsen zuletzt im Dezember auf einer Konferenz an das weibliche Publikum appelliert.
Viele Unternehmer behaupteten frecherweise, selbst am besten zu wissen, was für ihre Firmen am besten sei. Und bald erwies sich, dass sie Recht hatten:
Nordeuropäische Forscher von der Universität Agder, die die Zusammensetzung von Aufsichtsräten in Schweden, Dänemark und Norwegen untersucht haben, stellten Ende 2006 fest, dass die Zusammensetzung der Kontrollgremien keine signifikanten Auswirkungen auf die Profitabilität und die Kursentwicklung habe.
Bis dies die Öffentlichkeit erreichte, war es aber offenbar schon zu spät:
Mehr als 500 Frauen stehen schon drin. Sie haben in den Kursen neben ihrem Job norwegisches Aktienrecht gepaukt, Bilanzen lesen gelernt und auch so genannte soft skills trainiert.
Wir sprechen hier von Vorstandsposten. Und dafür soll ausreichen, dass eine Frau "Bilanzen lesen gelernt" hat – und was immer man unter zu einem so schwammigen Begriff wie "soft skills" zu verstehen hat? Offenbar nicht, denn so schildert Bomsdorf die Situation weiter:
"Mit dem Gesetz wird man auf den ersten Blick das erwünschte Ergebnis erreichen. Aber das eigentliche Problem ist, dass es derzeit für viele nicht genügend qualifizierte Frauen gibt. An der Börse sind viele IT-Firmen gelistet. Der Anteil von Studentinnen in diesen Fächern aber ist sehr niedrig", sagt etwa Bente Landsnes, die es ganz ohne Quote an die Spitze der Osloer Börse geschafft hat.
Die Headhunterin Elin Ørjasæter sieht die Gefahr, dass allzu viele Aufsichsträte mit jungen, unerfahrenen Mitgliedern besetzt werden. "Es ist ein Risiko für die Frauen in den Aufsichtsräten, dass sie mehr Gesellschaftsdamen als eine Bereicherung werden", sagt Ørjasæter. Das liege nicht am Geschlecht, sondern daran, dass es einfach nicht genügend Frauen gebe, die die Erfahrung von Männern, die seit langem in Aufsichtsräten sitzen, hätten.
Fazit des Artikels: Es werden Frauen in führende Positionen gehievt, die dazu bei weitem nicht über die nötige Kompetenz verfügen und insofern mehr zur Deko gehören als den Unternehmen wirklich etwas zu bringen. Moment, "Fazit des Artikels"? Nein, wir sind hier doch schließlich bei der "Zeit". Da muss in der Schlusspassage sämtliche zuvor aufgebaute Logik über die Brüstung gekickt und ein politisch korrekter Ausklang gefunden werden:
Der Gleichstellung hat das Gesetz auf jeden Fall genutzt, denn die Wirtschaft ist auf die vielen qualifizierten Frauen aufmerksam gemacht worden ...
Labels: Deppenjournalismus, Femokratie, Norwegen, Quote, Wirtschaft
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