Samstag, März 01, 2008

Mordende Mütter: Pfeiffer fordert Bestrafung der Väter

Die aktuelle Serie von Müttern, die ihre Kinder töteten (Genderama verzichtete in der Regel darauf, über die einzelnen Fälle zu berichten), dürfte bei einigen das gewohnte Denkschema von guten Frauen und bösen Männern gehörig durcheinandergebracht haben. Damit das nicht einreißt, tritt Dr. Christian Pfeiffer auf den Plan, und zwar so, wie man ihn kennt. Die Thüringer Zeitung bietet ihm dafür bereitwillig ein Podium.

"Wir schauen immer nur auf die Täterinnen und lassen völlig außer Betracht, dass die Frauen in diesen Stress, der für die Tat auslösend war, oft auch dadurch geraten sind, dass Männer sie im Stich gelassen haben", konstatiert der niedersächsische Kriminologe Dr. Christian Pfeiffer, der in einer Studie tausende Babymorde untersucht. Er fordert, Polizei und Gerichte sollten "aktiver ausloten, ob für die Väter auch rechtlich eine Mitverantwortung besteht". (...) "Täterschaft durch Unterlassen", referiert Pfeiffer nüchtern. "Der Punkt spielt bei den Ermittlungen oft eine zu geringe Rolle."


Unterstützung erhält Pfeiffer vom Deutschen Kinderschutzbund:

Die Rolle von Vätern in der öffentlichen Diskussion um Kindstötungen sei "völlig unterbelichtet", sagt die Bundesgeschäftsführerin Paula Honkanen-Schoberth.


Komischerweise kann ich mich nicht daran erinnern, dass als das Thema sexueller Missbrauch unter dem Motto "Väter sind Täter" diskutiert wurde, Forderungen durch die Presse gingen, auch die Mütter der Missbrauchsopfer wegen "Täterschaft durch Unterlassen" rechtlich zur Verantwortung zu ziehen.

Steckt in den Köpfen der Leute denn wirklich ein so festes Bedürfnis, alles Böse unbedingt bei Männern festmachen zu wollen? Oder ist das nur die Generation, die sich an den eigenen fehlenden, weil im Krieg gefallenen Vätern abarbeiten muss? Haben wir dieses sexistische Denken in zwei oder drei Generationen endlich überwunden?

Vielleicht aber sollten Pfeiffer und seine Verbündeten auch aufhören, es sich so schwer zu machen und gleich generell erklären, dass an allem, was eine Frau anrichtet, grundsätzlich Männer Schuld sind. Damit könnten sie sich viele rhetorische Klimmzüge sparen.

Nachtrag vom nächsten Abend: Der Thüringer Allgemeinen scheint der Artikel im Nachhinein schweinepeinlich zu sein, weshalb sie ihn ständig verschiebt. Momentan ist er auf den Seiten der Zeitung selbst unauffindbar. Ich habe daher jetzt auf ein Internetforum verlinkt, auf dem der Artikel gespiegelt ist.

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