Montag, Oktober 21, 2024

Frankfurter Allgemeine: "Auch Männer sind Opfer sexueller Gewalt"

1. "Auch Männer sind Opfer sexueller Gewalt" schlagzeilt die Frankfurter Allgemeine und nimmt den Prozess um den Rapper Sean Combs als Aufhänger, um das Thema allgemeiner anzusprechen:

Dass nun auch mehrere Männer Klage erhoben haben und Gewaltakte durch Combs schildern, wäre noch vor einigen Jahren kaum denkbar gewesen – zu tief saß bei den meisten Opfern ähnlicher Taten das Gefühl, nicht gehört zu werden. So gehen Wissenschaftler davon aus, dass noch weniger Vergewaltigungen mit männlichen Opfern angezeigt werden als die von Frauen, die insgesamt weit überwiegen.


Nur im Hellfeld, das von Strafanzeigen erfasst wird. Was übrigens sehr lange gar nicht anders möglich war:

Das FBI änderte zum Beispiel erst 2012 seine Definition von Vergewaltigung, indem es eine Formulierung abschaffte, die explizit erzwungenen Sex mit Frauen beschrieb. Dadurch waren Taten gegen Männer lange gar nicht gezählt worden. Dass sich in den vergangenen Jahren auch dank der MeToo-Bewegung das Verständnis sexueller Gewalt noch einmal erweitert hat, nützt auch männlichen Opfern von Vergewaltigung oder Belästigung, die in einer US-Studie zu 46 Prozent angeben, die mutmaßliche Täterin sei eine Frau. Die wenigen Untersuchungen, die es zum Thema gibt, betonen, dass sich das soziale Umfeld oft weigere, Männer (…) als Opfer zu akzeptieren und ihnen Hilfe anzubieten.


Klar, die "Me-Too"-Bewegung. Dass sich Feministinnen irgendwann auf ihre Fahnen schreiben würden, worauf Männerrehtler seit Jahrzehnten hinweisen, war abzusehen. Trotzdem ist es erfreulich, dass dieses Thema allmählich sichtbarer wird.



2. Wenn ich bei der Recherche nach neuen Nachrichten zur Geschlechterdebatte eine Schlagzeile wie "Wer schuldig ist, entscheidet das Gericht, nicht die Öffentlichkeit" zum Vergewaltigungsprozess von Avignon finde, weiß ich kurioserweise sofort, dass dieser Artikel nicht von einem Journalisten stammen kann. Sondern, in diesem Fall, vom ehemaligen Bundesrichter Thomas Fischer, der die allgemeine Berichterstattung beanstandet:

Die Berichte, Bewertungen, Auswertungen, Kommentierungen des Verfahrens sind inzwischen unüberschaubar. Der Tenor der Veröffentlichungen ist ähnlich: Die Schuld der (aller) Angeklagten wird weithin als feststehend vorausgesetzt; die Hauptverhandlung dient nurmehr als Hintergrund und Folie für allgemeine, fallübergreifende, gesellschaftspolitische Verlautbarungen. Das ist menschlich verständlich, aber falsch.

(…) Das Ergebnis der öffentlichen Vorführung wie des Prozesses insgesamt stehen für die Öffentlichkeit schon fest. Es geht nurmehr um eine ganz neue Form des gemeinsamen Gruselns. Eine "Bewegung" hat das Verfahren gekapert und führt einen Stellvertreter-Prozess. Ob diese politische Zielsetzung richtig oder falsch ist, spielt für den Prozess keine Rolle.


3. Die Neue Zürcher Zeitung beschäftigt sich mit der politischen Kluft zwischen jungen Frauen und Männern:

Auch Soziologen im angelsächsischen Raum halten die Tatsache, dass Buben in der Schule weniger reüssieren, für ein Gleichstellungsproblem, auf das dringend Massnahmen folgen müssten. Etwa eine spätere Einschulung der Buben, damit der biologische Entwicklungsvorsprung der Mädchen sie nicht länger benachteiligt.

Markus Theunert, Psychologe und Gesamtleiter des Dachverbandes «männer.ch», ist der Meinung, dass man sich heute nicht wundern dürfe, wenn junge Männer die Faust im Sack machten: "Wir liessen und lassen sie mit einer verwirrenden Doppelbotschaft allein." Schule und Eltern verlangten anständige, kommunikative und einfühlsame Jungs, in der Peer-Group allerdings seien Muskeln und Durchsetzungskraft gefragt. Auch in Politik und Wirtschaft setze sich letztlich nur durch, wer die «patriarchalen Machttechniken» beherrsche. "Die jungen Männer sind ja nicht blöd», sagt Theunert, «sie nehmen diese Doppelzüngigkeit wahr und setzen mangels Alternativen lieber weiter auf die Dividende, die das Patriarchat verspricht."


Da wären wir durchaus einer Meinung, wenn man den Quatsch vom "Patriarchat" mal endlich weglassen und sich dafür klarmachen könnte, dass auch Frauen eine Doppelbotschaft senden, wenn sie sich zugleich einen feministisch korrekten und einen beruflich erfolgreichen Mann wünschen.

Auch n-tv beschäftigt die Frage, warum es junge Männer inzwischen eher nach rechts zieht:

Neben Zukunftsängsten und Frust weist Generationenforscher [Rüdiger] Maas vor allem auf die von den Parteien adressierten Themen hin. "Am Ende geht es im eher linken Spektrum schlicht öfter um Punkte wie Gleichberechtigung und Feminismus und eben weniger um Themen, die klassischerweise für junge Männer attraktiv sind."




4. Auch in der Ukraine herrscht das "Patriarchat". Dort hat das Militär bei Razzien in Kiew mal wieder mehrere Männer festgenommen.

Wie die "Daily Mail" berichtet, waren deren Dokumente "nicht ordnungsgemäss". Videos zeigen, wie zwei Männer am Freitag nach einem Konzert der ukrainischen Rockband Okean Elzy vor dem Palast des Sports von Offizieren abgeführt wurden. Einer der Männer rief verzweifelt "Lass mich in Ruhe!", während drei Polizisten ihn in Richtung eines ausserhalb des Veranstaltungsortes eingerichteten Rekrutierungsschalters zogen. Anwesende Frauen filmten den Vorfall und riefen "Schande!" in Richtung der Beamten.

Die Razzien fanden Berichten zufolge an mehreren Orten in der Hauptstadt statt, darunter Restaurants, Clubs, Bars und Konzertorte. Männer, die keine Dokumente vorweisen konnten, die sie vom Militärdienst befreien, oder deren Papiere fehlerhaft waren, wurden festgenommen und abgeführt.




5. "Die Zeit" berichtet über das betrübliche Schicksal einer Frau, die eine Tochter wollte und doch nur Jungs bekam.

"Sosehr ich auch versuchte, meine Enttäuschung zu überspielen, es gelang mir nicht", sagt Peukert heute. Eine Freundin erzählte ihr später, dass sie sofort die "extreme Trauerstimmung" gespürt habe. Es klinge vielleicht merkwürdig, sagt Peukert. "Aber für mich war dieses Gefühl vergleichbar mit dem Tod einer nahestehenden Person."


Diese Ausrichtung war offenbar nicht neu:

Als Kind brach sie in Tränen aus, als eine Puppe mit Penis unter dem Weihnachtsbaum lag.


Später setzte sich das stärker fort:

In der zweiten Schwangerschaft brach sich Peukerts Traurigkeit Bahn, auf die Szene bei der Gynäkologin folgten Momente von Selbstzweifel und Enttäuschung. Bis Peukert ein Satz herausrutschte, der sie in die Realität zurückholte. "Ich sagte zu meinem ungeborenen Sohn, dass er vielleicht lieber gehen solle."


Ich frage mich, ob zwischen Frauen wie Peukert und SPIEGEL-Redakteurinnen wie Elisa von Hof, die sich eine Welt ohne Männer wünscht, psychologische Parallelen bestehen. Immerhin erkennt "Die Zeit" welche große Rolle hier der Zeitgeist spielt:

Früher wurde öfter auf einen Jungen gesetzt, weil er die Familie ernähren konnte, in manchen Kulturen gar als Stammhalter. Heute machen Frauen genauso Karriere wie Männer, ihnen werden zudem stärkere soziale Kompetenzen zugesprochen. Sie gelten als einfühlsamer, weniger verhaltensauffällig und übernehmen eher Verantwortung innerhalb der Familie.


Wenn einem Frauen seit Jahrzehnten unaufhörlich als bessere Menschen verkauft werden, erscheint große Enttäuschung über männlichen Nachwuchs beinahe nachvollziehbar.



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