Mittwoch, Dezember 15, 2021

Die Zeit: "Amerikas Männer werden schwach" – News vom 15. Dezember 2021

1. Seit mehreren Jahren berichte ich in Büchern wie "Not am Mann" beziehungsweise "Plädoyer für eine linke Männerpolitik" sowie in diesem Blog über den wirtschaftlichen Niedergang der Männer in den USA. Jetzt hat auch Heike Buchter das Thema entdeckt und berichtet darüber in der "Zeit".

Buchter scheint allerdings weniger am Schicksal dieser Männer interessiert zu sein als daran, dass einige von ihnen den linksliberalen "Eliten" die Schuld an dieser Entwicklung geben.

In einer Rede vor der National Conservatism Conference, einem Treffen der konservativen Basis, beklagte der Senator jüngst eine "Attacke auf Männer", die dazu geführt habe, dass mehr und mehr Männer sich "in Nichtstun, Pornografie und Videospiele" zurückzögen. Die Liberalen stellten Männlichkeit als "inhärent problematisch" dar.

Es trifft durchaus zu, dass immer weniger Männer zwischen 25 und 34 Jahren erwerbstätig sind und gleichzeitig immer mehr in dieser Altersgruppe bei den Eltern leben. Auch gibt es klare Anzeichen dafür, dass es Amerikas Männern nicht gut geht. So sind 70 Prozent der amerikanischen Drogentoten männlich und in den Gefängnissen landen überwiegend Männer. Aber anders als von Hawley und anderen Populisten dargestellt, begann der Abstieg der Männer in den USA schon lange vor der MeToo-Bewegung.

Bereits 2013 beschrieben David Autor, ein Ökonom am Bostoner MIT, und Melanie Wasserman, eine Ökonomin an der University of California in Los Angeles, in einer Studie den immer weiter aufklaffenden "Geschlechtergraben in Arbeit und Ausbildung".

Zwar erreiche eine bedeutende Minderheit von Männern weiterhin die oberen Ränge in Bildung und Arbeitsmarkt, schrieben die beiden damals; doch der "mittlere" Mann bewege sich in die entgegengesetzte Richtung. In allen wichtigen Bereichen – dem Erwerb von Kenntnissen und Fähigkeiten, Erwerbsquote, Status und Einkommen – erkennen die Ökonomen einen Abwärtstrend, der bereits nach dem Zweiten Weltkrieg begann.

Die Statistiken zeigen, dass die Unterschiede bereits während der Schulzeit spürbar sind. Eine Studie des Thinktanks Brookings Institution kam zu dem Schluss, dass im Schuljahr 2018 rund 88 Prozent der Mädchen ihren Highschool-Abschluss bekamen, jedoch nur 82 Prozent ihrer Mitschüler.

Der Trend setzt sich im College fort. Auf 100 weibliche Absolventinnen kamen zuletzt nur 74 männliche. Das hat Folgen: Geringere Bildung führt zu verminderten Chancen auf dem Arbeitsmarkt.


Wir Männerrechtler erklären das seit Jahren. "Die Zeit" berichtet bestenfalls höchst sporadisch über dieses Problem: jetzt offenbar vor allem deshalb, weil Konservative und Rechte politische Munition daraus basteln.

Die Zeiten sind lange vorbei, als es noch ausreichte, ein Highschool-Zeugnis vorzulegen, um einen Arbeitsplatz in der Fabrik zu bekommen und sich eine Position zu erarbeiten, die ein Leben in der Mittelschicht ermöglichte. Diese Jobs sind mit der Verlagerung ganzer Industrien ins Ausland abgewandert oder durch die zunehmende Automatisierung schlicht verschwunden. Mit ihnen versanken die Industriegewerkschaften, in denen vorwiegend Männer organisiert waren, in der Bedeutungslosigkeit.

Nur noch sechs Prozent der Beschäftigten in der privaten Wirtschaft in den USA sind gewerkschaftlich organisiert. Verstärkt wurde der Trend durch die Rezession nach der Finanzkrise 2008, als innerhalb weniger Monate Millionen Arbeitsplätze verloren gingen. Die Erholung verlief schleppend und Männer litten mehr:


Wenn die Männer allerdings darüber klagten, wurden sie von Feministinnen und Linken damit verhöhnt, dass sie lediglich über den "Verlust ihrer Privilegien" jammern würden.

Die Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt haben weitreichende soziale Folgen. Während die Zahl der Eheschließungen unter Paaren mit College-Abschluss in den vergangenen Jahren wieder zugelegt hat, geht sie bei Amerikanern und Amerikanerinnen mit geringerer Bildung und niedrigem Einkommen zurück. Das ergibt Sinn: Vor allem für Frauen hat die Ehe ihren wirtschaftlichen Nutzen verloren. Immer mehr Kinder wachsen in alleinerziehenden Haushalten auf.

In einer weiteren Studie 2019 beschrieben Autor und Wasserman das Phänomen. Kinder aus solchen Haushalten können demnach nicht nur auf geringere finanzielle Ressourcen zurückgreifen. Ihnen werde auch weniger elterliche Aufmerksamkeit zuteil. Dieses Defizit trifft offenbar Jungen stärker als Mädchen. Alleinerziehende Mütter widmeten sich verhältnismäßig häufiger ihren Töchtern als ihren Söhnen.


All das wurde von uns Männerrechtlern haarklein analysiert. Die Reaktion von Politik und Leitmedien: Man solle Leuten wie uns keine Plattform geben.

So viele Faktoren es gibt, die zu dieser Entwicklung beitragen, so verschieden sind die Ansätze, ihnen entgegenzuwirken. Es geht etwa ums Schulsystem, das offensichtlich für Jungen nicht gut funktioniert. Es geht auch um die Verbesserung der sozialen Absicherung und der Bezahlung bei Gig-Work, also Subunternehmertum, wo viele Männer landen. Es bräuchte eine Renaissance der Gewerkschaften.


Der Artikel endet mit der Mahnung, dass bei einem populistischen Geschlechterkampf "alle verlieren" würden. Ich stimme zu. Aber warum findet man solche Mahnungen nicht, wenn dieser Geschlechterkampf von feministischer Seite geführt wird?



2. Berliner Obdachlose dürfen sich jetzt doch ohne 3G auf Bahnsteigen aufhalten. Deutschland verstärkt insgesamt seinen Kampf gegen Obdachlosigkeit - allerdings lässt dieser noch zu wünschen übrig:

Die Ampel-Koalition hat angekündigt, den Wohnungsneubau drastisch auszuweiten. Obdachlosigkeit soll bis 2030 überwunden werden. Im Koalitionsvertrag wird ein "nationaler Aktionsplan" angekündigt. Wie der konkret aussehen und umgesetzt werden soll, ist noch offen.

(…) Grundsätzlich werde die neue Bundesregierung "es noch ausdefinieren müssen, was der Nationale Aktionsplan genau für sie beinhaltet und wie - und in welchem Ressort - die Ziele aus dem Koalitionsvertrag mit Leben gefüllt werden", bestätigt in einer Stellungnahme (…) Krister-Benjamin Schramm. Schramm ist Mitarbeiter im Büro des grünen Bundestagsabgeordneten Chris Kühn. Der war bis zur Bundestagswahl Sprecher für Bau- und Wohnungspolitik seiner Bundestagsfraktion.

(…) Hilfsorganisationen begrüßen zwar den neuen politischen Willen zur Bekämpfung der Wohnungslosigkeit. Sie sind aber skeptisch, was die Umsetzung angeht. Die Forderungen etwa der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) gehen über die Koalitionsvereinbarungen hinaus. Sie verlangt unter anderem eine stärkere Verankerung des Rechts auf Wohnen in der Verfassung, einen besseren Schutz vor Räumung und eine stärkere Mietpreiskontrolle. Außerdem wünscht sie sich leichteren Zugang zu einer angemessenen Gesundheitsversorgung für Menschen ohne festen Wohnsitz.

Ein Problem für die Gestaltung effektiver Maßnahmen: Die Datenbasis ist löchrig. Erst seit 2020 ist ein Gesetz in Kraft, das die umfassende Erhebung von Daten zur Obdachlosigkeit vorschreibt. Erste Statistiken werden nicht vor dem nächsten Jahr erwartet. Bis dahin können sich Unterstützer und politische Entscheidungsträger nur auf Schätzungen stützen.




3. " Das ist der Fall meiner Tochter, meiner Ex und von mir", schreibt mir einer meiner Leser zu einem Artikel des Schweizer Tages-Anzeigers. "Dein Blog hat mir immer wieder Mut gemacht."

In dem Artikel heißt es:

"Leute wechseln die Strassenseite, wenn sie mich sehen", sagt der Ex-Partner der beschuldigten Frau vor dem Bezirksgericht Winterthur. Er ist Vater des gemeinsamen Kindes und tritt als Privatkläger auf. Er wirft seiner ehemaligen Partnerin mehrfache üble Nachrede vor.

Die Frau hat laut Anklageschrift seit 2018 gegenüber drei Personen bewusst den Eindruck erweckt, er vergehe sich sexuell an der damals dreijährigen gemeinsamen Tochter.

Bereits für die Staatsanwaltschaft war an den Vorwürfen der Frau nichts dran. Zweimal hatte sie Anzeige gegen ihn erstattet, zweimal erliess die Staatsanwaltschaft eine Nichtannahmeverfügung. Eine solche erlässt die Staatsanwaltschaft, wenn die fraglichen Straftatbestände eindeutig nicht erfüllt sind.

Die Mutter hielt trotzdem an ihrem Verdacht fest und erzählte innert zwei Jahren der Kindergartenlehrperson, der Hausärztin und der Psychotherapeutin der Tochter davon. Dabei äusserte sie ihren Verdacht nie explizit, sondern schilderte Eindrücke, die bei den jeweiligen Gesprächspartnern den Verdacht eines solchen Übergriffes erweckten.

Sowohl der Ärztin als auch der Therapeutin legte sie eine Chronologie vor. Diese zeigte verdächtige Vorkommnisse auf, von denen die Tochter ihr erzählt haben soll.

Die Beschuldigte bestätigt während der Verhandlung am Freitag, dass die Gespräche stattgefunden haben. Sie betont aber: "Ich wollte den Vater nie schlechtreden." Die Vorwürfe der üblen Nachrede streitet sie ab. Vielmehr habe sie ernst nehmen wollen, was ihre Tochter ihr erzählt habe. "Ich habe davon berichtet, weil ich den Rat von Fachpersonen wollte", sagt sie.

Ihr Verteidiger fordert einen Freispruch für seine Mandantin sowie eine Entschädigung und Genugtuung von 15.000 Franken. Er argumentiert, dass üble Nachrede nur geltend gemacht werden könne, wenn solche Äusserungen gegenüber Dritten gemacht würden. Personen wie Ärzte zählten als notwendige Ansprechpersonen nicht als Drittpersonen. Zudem würden alle drei einem Amtsgeheimnis unterstehen.

(…) Der Vater sagt, die Beschuldigte habe ausser den drei in der Anklageschrift erwähnten Personen noch unzähligen Leuten mehr davon erzählt. Darunter Privatpersonen und Beratungsstellen wie etwa Kinder- und Jugendhilfezentren. "Ich muss überall erst gegen Vorbehalte ankämpfen", sagt der Vater in seinem Plädoyer. Er war nicht anwaltlich vertreten.

Seine Tochter habe er seit mehreren Jahren nicht mehr gesehen. "Meine Ex-Partnerin hat sie mir von einem auf den anderen Tag ohne Informationen vorenthalten." Er habe damals sogar eine Vermisstenanzeige bei der Polizei machen wollen – erst dann erfuhr er von den Vorwürfen gegen ihn. Versuche, zusammen mit Beratungsstellen eine Lösung für Besuche zu finden, habe die Mutter immer kategorisch abgewiesen.

Die ganze Situation habe massive Auswirkungen auf die Beziehung zu seiner Tochter. "Das ist ein riesiger Scherbenhaufen, mit dem meine Tochter zukünftig kämpfen muss." Er wirft der Mutter vor, eigene Probleme auf die Tochter zu projizieren und andere Personen sowie die Tochter für ihre eigenen Anliegen zu manipulieren.

Das Gericht glaubt dem Vater und spricht die Beschuldigte der mehrfachen üblen Nachrede schuldig. "Sie haben bei mehreren Personen suggestiv und vorsätzlich den Verdacht geweckt, der Vater habe Ihre Tochter sexuell missbraucht", sagt die Richterin. Man könne nicht unbegründet solche Verdachte äussern, auch nicht gegenüber Fachpersonen. Und die Frau selbst, sie ist Kleinkindererzieherin, müsse wissen, was solche Äusserungen auslösen könnten.

Das Gericht sieht, anders als der Verteidiger, alle Personen als Drittpersonen an. "Trotz Amtsgeheimnis haben Ärzte und Therapeuten in bestimmten Situationen eine Meldepflicht", so die Richterin.

Das Gericht bestraft die Frau mit einer bedingten Geldstrafe von 50 Tagessätzen à 30 Franken. Dem Vater muss sie eine Genugtuung von 2000 Franken zahlen.




4. Chinas Internetriese Alibaba hat ein (mutmaßliches) MeToo-Opfer wegen (angeblicher) Falschaussagen entlassen.



5. Die australische Seite Poptopic berichtet über einen kuriosen Vorfall in den USA, der enorme Aufmerksamkeit auf dem Videoportal Tik Tok erntete.

"Ich glaube, ich habe gerade einen Menschenhandel im Walmart verhindert", behauptet eine Frau mittleren Alters, die einen Mann beschuldigt, ein junges Mädchen entführt zu haben, das tatsächlich seine Tochter ist.

"Es kam mir wirklich seltsam vor", erklärte die Frau, als sie sah, wie ein erwachsener Mann seine Arme um ein junges Mädchen legte, von dem später bestätigt wurde, dass es seine zehnährige Tochter war. "Dann wurde es mir klar. Ich muss zurückgehen und nach diesem kleinen Mädchen sehen."

Sie fuhr fort: "Ich gehe zurück und sie stehen in der Schlange bei der Apotheke und das Mädchen gibt mir zu 100% Handzeichen, die ich als 'Ich brauche Hilfe' interpretiere."

Verschwörungstheoretikern auf TikTok zufolge verwenden Opfer von Menschenhandel geheime Handzeichen, um Fremde um Hilfe zu bitten. Diese Theorie wurde entkräftet, da kein Opfer ein universelles Handzeichen kennen kann, mit dem es Hilfe anfordern kann. Und wenn der Entführte dieses geheime Handzeichen kennt, ist es unwirksam.

Obwohl die Frau die von dem kleinen Mädchen benutzten Handzeichen nicht spezifiziert hat, besteht sie darauf, dass sie "zu 100 %" davon überzeugt war, ein Opfer von Menschenhandel zu sein, und keine andere Wahl hatte, als einzugreifen.

Die 37-jährige Frau aus Minneapolis, Minnesota, namens Rachel Ranae Hicks näherte sich dem kleinen Kind und begann, ihr eine Reihe von zufälligen Fragen zu stellen, um eine Notfallreaktion hervorzurufen. Die Frau war jedoch schockiert und entsetzt, als der Mann beschloss, für das kleine Mädchen zu antworten. Sie wandte sich sofort an den Geschäftsführer und meldete den ihrer Meinung nach vorliegenden Fall von Menschenhandel.

Sie fragte das kleine Mädchen auch in Hörweite des Mannes, ob sie Hilfe brauche, was laut dem Center of Prevention of Abuse für das Opfer äußerst gefährlich ist.

"Sie sagte nein, ganz leise, aber das war mir nicht genug", berichtet die Frau in dem Video. Dann greift sie nach dem Mädchen, zieht es zurück und sagt laut genug, dass es jeder hören kann: "Brauchst du Hilfe?" Das Mädchen verneint erneut, und an diesem Punkt schreitet ihr Vater ein.

In dem Video erklärt die Frau immer noch, dass sie glaubt, das Mädchen sei ein Opfer des Menschenhandels, und sie verwendet Luft-Anführungszeichen, wenn sie sich auf den "Vater" des Kindes bezieht, selbst nachdem der Walmart-Apotheker ihr gesagt hat, dass dieser Mann den Beweis erbracht hat, dass er ihr gesetzlicher Vormund ist.

Nach der Befragung durch das Walmart-Personal beschloss der Vater, Rachel Hicks anzusprechen und zu fragen, warum sie dachte, dass etwas nicht stimmte.

"Wissen Sie, als Sie das erste Mal hierher kamen und ihre Hand hielten, kam mir das komisch vor", antwortete Rachel Hicks.

"Ich darf also nicht meiner eigenen Tochter die Hand halten?" fragte der aufgebrachte Vater, bevor er losstürmte und den Walmart verließ.

Das Video wurde auf TikTok über 10 Millionen Mal angesehen und 175 Tausend Mal geliked, obwohl die Mehrheit der Kommentare der Meinung zu sein scheint, dass die Frau zu weit gegangen ist.

"Es ist traurig, dass wir in einer Welt leben, in der ein Vater nicht die Hand seiner Tochter halten kann, ohne dass es komisch ist. Ich habe die Hand meines Vaters gehalten, bis ich erwachsen war", kommentierte eine Nutzerin.

Ein anderer schrieb: "Mütter dürfen also die Hand ihres Sohnes halten, aber für einen Vater ist es seltsam, das bei seiner Tochter zu tun?"




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