Sexualisierte Gewalt: Immer mehr Männer outen sich als Opfer
1. Die Berliner Zeitung berichtet:
An diesem Freitag und Sonnabend nun richtet die Charité ein Symposium aus, das sich mit dem Thema der sexuellen Gewalt beschäftigt. (…) Wie wichtig eine solche spezialisierte Ambulanz in Berlin ist, verdeutlicht die Entwicklung seit ihren Anfängen an der Charité vor knapp einem Jahrzehnt. "Im ersten Jahr hatten wir um die 300 Fälle", sagt Etzold. "2022 lagen wir knapp über 1500 Fällen." Etwas weniger als 70 Prozent der Hilfe suchenden Opfer sind Frauen, 30 Prozent Männer.
(…) Die Gewaltschutzambulanz befindet sich in Moabit an der Birkenstraße 62. (…) Das Ambiente ist eher dazu angetan, sich gegenüber einer der sieben Ärztinnen oder dem einen Arzt der Einrichtung zu öffnen. (…) Immer öfter trauen sich Männer, dies zu tun: Die Zeiten, in denen es als Tabu galt, sich als männliches Opfer häuslicher Gewalt zu outen, sind vorbei. Die Infrastruktur Berlins hat sich diesem Trend allerdings noch nicht angepasst. "Wenn Männer sagen, sie können nicht nach Hause gehen, wird es schwierig, sie irgendwohin zu vermitteln", sagt Etzold. Ein Pendant zu Frauenhäusern gibt es nicht. "Die Opferhilfe versucht, die Männer über Gutscheine für einige Tage unterzubringen."
2. N-tv beschäftigt sich mit einer Spätfolge der Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen den Rammstein-Sänger Lindemann:
Zwölf Jahre ist Sophia Thomalla CDU-Mitglied. Zu Zeiten von Bundeskanzlerin Merkel steigt sie mehr als nur einmal sogar für die Partei in die Bütt. Nun aber verkündet sie Knall auf Fall ihren Austritt. (…) Konkreter Anlass für ihren Entschluss ist offenbar eine Veranstaltung der Unionsfraktion im Bundestag, bei der am Mittwochabend die Nordirin Shelby Lynn zu Gast war.
Nach einem Konzert von Rammstein im litauischen Vilnius im Mai hatte Lynn die Diskussion um Sänger Till Lindemann ins Rollen gebracht. Die junge Frau behauptete, in einer Konzertpause zu ihm geführt worden zu sein, um mit ihm Sex zu haben, wozu es aber nicht gekommen sei. (…) Die Staatsanwaltschaften in Berlin und Vilnius hatten Ermittlungen gegen Lindemann eingestellt, da sie keine Belege für strafbare Handlungen des Sängers finden konnten.
Lynn im Rahmen der Veranstaltung "eine Bühne zu geben im deutschen Bundestag, spiegelt genau die realitätsferne Politik wider, die so viele Bürger seit Monaten zurecht kritisieren", führt Thomalla in ihrer Erklärung zu ihrem CDU-Austritt jetzt aus. Die "frisch und selbst ernannte irische Feministin" habe letztlich eingeräumt, "dass sie Till mit ihren Aussagen persönlich nichts vorwerfen wollen würde", ergänzt sie und fährt fort: "Über die Ermittlungen wegen Falschaussagen in Vilnius wollen wir erst gar nicht anfangen."
Mit ironischem Unterton stellt Thomalla fest: "Diese Dame steht jetzt dank unserer Politiker auf einer offiziellen Bühne in unserem politischen Haus und kämpft für Frauen. Also auch für mich." Für sie sei das nicht zu ertragen. "Eine Frau einzuladen, die tatsächlich und echte Gewalt erleben musste - das wäre meiner Meinung nach der richtige Weg, diesem so wichtigen Thema eine ehrliche Präsenz zu schenken - ohne billige Aufmerksamkeit zu erhaschen."
Thomalla schließt ihr Statement mit den Worten: "Dass Politiker wie Dorothee Bär und Julia Klöckner sich für einen schnellen und billigen Applaus aus der woken Berliner Bubble lieber mit Personen beschäftigen, die fernab jeglicher Relevanz sind, statt um die eigentlichen Sorgen der Bürger, ist halt leider genau einer der Gründe, warum die AfD einen so relevanten Aufschwung bekommt."
Shelby Lynn hat inzwischen auf Thomallas Parteiaustritt reagiert:
Mit Blick auf den Partei-Ausstieg stichelte sie: "Bye girl, niemand wird dich vermissen". Weiterhin bezeichnet sie Thomalla als "gemeine Kuh" und verwies darauf, in früheren Beziehungen Opfer häuslicher Gewalt geworden zu sein.
3. Tamara Wernli erklärt auf Youtube, warum viele Frauen Probleme damit haben, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen, und stattdessen lieber Männern beziehungsweise der Gesellschaft (dem "Patriarchat") die Schuld geben. Einer der von ihr genannten Gründe: "Der moderne Feminismus hat die Frauen verwöhnt." Wernli führt weiter aus:
Männer tragen zu dem Phänomen bei: zum Beispiel Männer, die alle Facetten des modernen Feminismus unterstützen, die sich vielleicht als soziale Ritter zeigen wollen, als Frauenversteher, die die Frauen retten. Nur hilft halt weder die Opfermentalität, noch die Kultur der Bestätigung. Sie hilft Frauen nicht und Männern auch nicht.
4. In der "Welt" bezieht der Kabarettist Florian Schröder Stellung gegen das allgegenwärtige Männer-Bashing in unserer Gesellschaft. Ein Auszug:
Männer sind toxisch, sexsüchtig, kommunikationsunfähig, gewaltsam. Das scheint der neue Konsens zu sein: Sie sind das Böse in Menschengestalt. (…) Wenn sich unsere Zeit auf etwas einigen kann, dann auf die Diagnose, dass der Mann das böse Geschlecht ist. Vieles spricht ja auch dafür: Im Maßregelvollzug genau wie im Gefängnis stellen Männer die überbordende Mehrheit der Gefangenen. Der Mann zettelt Kriege an und neigt häufiger zu Gewalt oder generell grenzüberschreitendem Verhalten. Kraft, Stärke und Macht, Expansionen, Eroberungen und Schlachten sind historisch seine Insignien, Sieg und Niederlage sein Koordinatensystem. Wie sehr Macht und Gewalt auch die Beziehung zu Frauen prägt, ist spätestens seit #MeToo deutlich geworden. Männliche Energie ist zerstörerische Energie.
Männliche Identität ist gefährliche Identität: Dreimal so viele Männer wie Frauen bringen sich um, in der Pubertät sind es sechsmal so viele Jungen wie Mädchen. Männer sterben dreimal häufiger als Frauen bei Verkehrsunfällen, trinken und rauchen mehr, sind bedeutend häufiger obdachlos. Gleichzeitig sind die Stärken von gestern zu den Schwächen von heute geworden. Klassische Männerdomänen sind in sich zusammengefallen – zwei Drittel der traditionellen Männerberufe, insbesondere jene, die körperliche Kraft erfordern, sind weg. Es dominiert die Dienstleistungsgesellschaft, die mit vermeintlich weiblichen – guten – Attributen belegt ist: Empathie, Kommunikationsfähigkeit, Flexibilität. Die allgemeine Wahrnehmung lautet: Der Triumphzug des sanften Guten – des vermeintlich Weiblichen – ist in vollem Gange; der Untergang des Toxisch-Bösen – des vermeintlich Männlichen – ebenfalls.
(…) Es gibt Feministinnen, die fordern, die destruktive Kraft des Mannes müsse nun genauso zerstört werden, wie sie jahrhundertelang Frauen zerstört hat. Doch dieses Denken bleibt dem, wogegen es aufbegehrt, verschwistert. Denn es geht von einem unauflösbaren Gegensatz aus, bei dem das Pendel nur in die eine oder die andere Richtung ausschlagen kann – nun eben in Richtung Frau. Es bleibt dem "Wie du mir, so ich dir"-Prinzip verbunden. Die Geschlechterforschung liefert einen spannenden und produktiven Beitrag zu dieser Debatte. Doch bisweilen wirken Teile der Gender Studies wie gegenwärtige Abziehbilder von Nietzsches Macht des Ressentiments, in dem man sich der eigenen Schwäche versichert und die Schuld für diese Position der Gegenseite anlastet. In diesem Zusammenhang brauchen sich die Geschlechter, um sich gegenseitig die Schuld zu geben, um die jeweils andere Seite als das Böse zu brandmarken. Sie brauchen das Böse, um sich selbst zu definieren. Sie finden Identität, indem sie das andere Geschlecht als übermächtiges anklagen und entwerten.
(…) Um weiterzukommen – gemeinsam, nicht gegeneinander –, müssen wir aus einer Machtlogik heraustreten, nach der es immer nur Täter und Opfer geben kann. Stattdessen möchte ich vorschlagen, den Versuch zu unternehmen, die Geschlechterbeziehung ohne Macht- und Herrschaftsverhältnisse zu denken. Das bedeutet in der Konsequenz, Frauen nicht länger a priori als Opfer und Männer als Täter wahrzunehmen, sondern diese Begriffe über Bord zu werfen und sie als Stützräder einer Dialektik aus der Vergangenheit zu sehen. Das bedeutet nicht, bestehende Machtverhältnisse und die ungerechten, ausbeuterischen Strukturen zu leugnen, es bedeutet, eine andere Perspektive gleichberechtigt danebenzustellen.
Dazu gehört auch, dass wir eine traditionelle, geradezu biologistische Rollenverteilung aufbrechen, die den Mann als wild und zerstörerisch und die Frau als friedlich und zivilisiert sieht. Es ist ein Geschlechterbild, das Johann Gottlieb Fichte zu Beginn des 19. Jahrhunderts beschrieben hat – und das bis heute fortwirkt. Schon in der Kindheit sei der Knabe "wild, zerstörerisch, egoistisch und selbstsüchtig", schreibt Fichte. Darum will er später als Mann herrschen und befehlen, denn er ist der perfekte Krieger. Für seinen Kampfeswillen, seine Selbstständigkeit und Unabhängigkeit wird er bewundert. Ethisch ist diese Position für Fichte aber wertlos, sie ist sogar Grund allen Übels, da sie "als blinder Trieb wirkend einen sehr unmoralischen Charakter hervorbringt". Erschwerend kommt hinzu, dass in ihm "ursprünglich nicht Liebe, sondern Geschlechtstrieb" ist. Er ist zwar als Kämpfer geeignet, aber aufgrund seiner Herrsch- und Sexsucht ethisch unbrauchbar.
Die nötige Portion Sittlichkeit, die er braucht, lehrt ihn einzig die Frau durch ihre Liebe in der Ehe. Will er also mehr sein als ein Gefangener seiner rohen Triebe, muss er sich dieser ordnenden Energie unterwerfen. Die Lektion des Guten lernt der Mann nur hier, beim angeblich so emotionalen, denkunfähigen Weibe. "Die Frau sprengt gleichsam durch den Zwang ihrer Güte das egoistische Bollwerk des Mannes und lenkt ihn um auf das Akzeptieren von etwas anderem außerhalb seiner selbst", wie es der Soziologe Christoph Kucklick beschreibt.
Die Frau nimmt sich also eines unmoralischen Monsters an, das sie mit der Kraft ihrer Liebe erst zum Menschen macht. Die Frau ist für Fichte Geburtshelferin des ganzen, des ethischen Mannes. Die Tiefausläufer dieses Denkens zeigen sich bis heute in Gesetzen wie dem Ehegattensplitting. Sein Funktionieren setzt ein Zerrbild von Mann und Frau voraus, wonach er für die materielle Sicherheit draußen sorgt und sie für die häusliche Geborgenheit drin. Kucklick bringt es auf die Formel: "Der Mann bessert sich – für die Frau." In ihrem Blick erst kann er sich erkennen, der werden, der zu sein von ihm erwartet wird. Das bildet den Ausgangspunkt für eine unheilvolle Dynamik, die bis heute wirkt und männliche Identität bestimmt: Je stärker eine Gesellschaft dazu tendiert, weibliche Eigenschaften als gute zu sehen und männliche als tendenziell böse, desto stärker fühlt sich der Mann motiviert, sich zu dem zu machen, der er sein sollte, wenn er ein guter, ein richtiger Mann sein soll – entweder für die Frau oder eben gegen sie. (…) Oft seien es die Frauen, die ihre Männer verbessern, zurechtweisen, kontrollieren und den Eindruck erwecken, als sei es ihre Aufgabe, hier gerade noch das Schlimmste zu verhindern: eine Trottelei, eine Unverschämtheit oder irgendeinen anderen unkontrollierten Affekt.
(…) Wir leben in einer Übergangsphase, die viele verunsichert. Das Paradox besteht darin, dass die alten Verhaltenslehren nicht mehr taugen. In einer Welt, in der wir weder das Weibliche noch das Männliche als Gutes oder Böses emporheben oder erniedrigen müssen, könnten sich am Horizont neue Selbstverständnisse auftun. Bei denen es nicht mehr darum geht, dass Männer "männlich" oder Frauen "weiblich" sein müssen, sondern sich alle Geschlechter – binär oder nonbinär – aller und keiner Verhaltensweisen bedienen können, ohne einer Schublade für ihre Entscheidung zu bedürfen.
5. Die Leipziger Zeitung stellt in einer Buchrezension die Streitschrift "Woke. Wie eine moralisierende Minderheit unsere Demokratie bedroht" von Peter Köpf und Zana Ramadani vor:
Köpf ist Journalist, hat mehrere Sachbücher geschrieben, darunter "Inside AfD" (2018) und weist in der Vorrede selbst darauf hin, dass er nach den Definitionen der "woken" Bewegung ein "weißer alter Mann" ist, also das absolute Feindbild in eine Schlacht, in der es mittlerweile immer mehr um Ausschließung und Feindbilder geht. Sind "alte weiße Männer" also von vornherein unfähig, über Themen wie Diskriminierung zu sprechen? Sind sie alle schuldig? Quasi schuldig geboren?
An seiner Seite: Zana Ramadani, Gründerin der Femen Deutschland, weiblich, Person mit Migrationshintergrund, wie es so schön heißt. Aber ihr macht die zunehmende moralische Radikalität in den Debatten ebenso Angst. Debatten, die eigentlich keine sind, wenn Sprecherinnen und Sprecher ausgegrenzt, gebrandmarkt, gecancelt werden. Ein falsches Wort, ein unüberlegter Satz – und der Shitstorm ergießt sich über sie. Ein einziges unter Verdikt gestelltes Wort, das von irgendjemanden als kränkend, verletzend empfunden wird – und der Sturm erhebt sich.
Auf einmal tauchen überall Warnhinweise auf, die auf mögliche Trigger hinweisen. Kinderbücher werden bereinigt, Klassiker geraten ins Fegefeuer. Verlage lehnen angebotene Bücher ab, Fernsehsender schreiben das Besetzungspersonal für Filmaufträge vor, damit ja immer die komplette Vielfalt der Gesellschaft auch in Rollen besetzt ist. Schauspieler bekommen Rollen nicht, weil sie die falsche sexuelle Orientierung haben. Die vielen Beispiele, die Köpf und Ramadani aufzählen, sind real, sind längst Alltag an Universitäten, bei Rundfunksendern, bei Verlagen.
Und wie das so ist in Zeiten der "Social Media": Die Angriffe kommen fast immer aus dem Nichts. Irgendjemand irgendwo da draußen nimmt Anstoß, prangert an. Und sofort ballt sich der Zorn, wird gewütet und gedroht. Und das ähnelt – wie Ramadani und Köpf feststellen können – doch verblüffend der Art und Weise, wie auch rechte Radikale agieren. Die Anonymität des Netzes macht es möglich, dass alle Grenzen des Respekts niedergewalzt werden. Und: Es wird nicht mehr zugehört, nicht mehr miteinander geredet. Die Brandmarkung genügt.
Jeder Männerrechtler weiß aus eigener Erfahrung, wie diese verhängnisvolen Mechanismen funktionieren.
6. Das Magazin FOCUS berichtet:
Die New Yorker Influencerin Sofia Franklin verlangt bei ersten Dates immer die Log-in-Daten zum Internetbanking des Manns. Als Frau habe sie "jedes Recht dazu", vermittelt sie ihren Followern. (…) "Vor allem, wenn der Mann unter 1,78 Meter groß ist", sei ihre Frage daher ganz natürlich.
Franklyns Follower drückten vor allem Bewunderung und Zustimmung für ihre Handlung aus, berichtet die "Daily Mail UK". In den Kommentaren sei von "Emanzipation" und "Gleichberechtigung" die Rede.
7. Telepolis berichtet im Artikel "Gaza-Krieg: Gewalt und Chaos in Nahost sind nicht alternativlos" mit Bezug auf eine Reuters-Meldung:
Katar versucht gerade, einen ersten Gefangenenaustausch, den die Hamas fordert, bezogen auf Kinder und Frauen (Hamas-Geiseln gegen palästinensische Kinder und Frauen in israelischen Gefängnissen) zu organisieren. Von dort könnte man weitergehen. Viele Palästinenser sitzen ohne Gerichtsverfahren und vielfach zu Unrecht in israelischen Gefängnissen.
Natürlich befinden sich auch Männer unter den Gefangenen der Hamas. Einmal mehr erscheint männliches Leben bei solchen Verhandlungen zweitrangig.
8. Marie Bjerre, die dänische Gleichstellungsministerin, gab letzte Woche die Entscheidung bekannt, männlichen Opfern häuslicher Gewalt den gleichen Zugang zu Krisenzentren zu gewähren wie weiblichen Opfern:
Wenn eine Frau Gewalt durch ihren Partner erfährt, hat sie das Recht, sich an eines der Krisenzentren des Landes zu wenden. Ein Mann hat nicht das gleiche Recht, wenn er häuslicher Gewalt ausgesetzt ist.
Das muss sich aber ändern, meint Marie Bjerre, Ministerin für Gleichstellung der Geschlechter von der Liberalen Partei.
"Es gibt heute Männerzentren, aber Männer haben in der Gesetzgebung nicht die gleichen Möglichkeiten wie Frauen, und das finden wir nicht fair. In der Vorschrift ist nur von Frauen die Rede. Es gibt in der Gesetzgebung keine Angebote für Männer, und das wollen wir jetzt ändern", so die Ministerin.
Konkret will sie den Paragrafen 109 des dänischen Sozialhilfegesetzes ändern, damit sowohl Männer als auch Frauen, die von ihrem Partner Gewalt erfahren, das Recht haben, sich an ein Krisenzentrum zu wenden, und auch kostenlose psychologische Beratung in Anspruch nehmen können.
Marie Bjerre legt deshalb heute einen neuen Gesetzentwurf zur öffentlichen Anhörung vor, der Männer und Frauen in diesem Bereich gleichstellt. (…) Der Gesetzentwurf ist eine Folgemaßnahme der Vereinbarung zwischen der Regierung und der Sozialistischen Volkspartei, der Liberalen Allianz, Radikale Venstre und der Dänischen Volkspartei über das Finanzgesetz 2023 vom April 2023 und über den Aktionsplan der Regierung gegen Partnergewalt und Partnertötung vom Juni 2023.
(…) Die Ministerin betont, dass es wichtig sei, dass die neue Initiative nicht dazu führe, dass die Mittel oder der Schwerpunkt von den misshandelten Frauen weggenommen würden.
Laut einer Studie des National Institute of Public Health aus dem Jahr 2021 waren in diesem Jahr bis zu 118.000 Frauen körperlicher oder psychischer Gewalt in Paarbeziehungen ausgesetzt. Bei den Männern waren es bis zu 83.000.
(…) Im Jahr 2006 eröffnete Mandecentret seine erste Zweigstelle in Kopenhagen als Dienst für Männer, die Opfer häuslicher Gewalt wurden.
Seitdem ist Mandecentret gewachsen und hat jetzt sieben Zweigstellen im ganzen Land. Direktor Jacob Engmose Astrup freut sich, dass Männer und Frauen in Krisen offenbar die gleichen Chancen auf Hilfe haben, und er glaubt, dass eine Gesetzesänderung etwas bewirken wird.
"Für uns ist dies ein großer Sieg für die Gleichstellung der Geschlechter. Es ist ein historischer Meilenstein, weil es die Art und Weise, wie wir Gewalt in der Familie betrachten, grundlegend ändert. Jetzt erkennen die Politiker an, dass es in beide Richtungen gehen kann und dass sie die gleichen Rechte haben. Dies ist ein wichtiger Schritt, um Männern, die Opfer von Gewalt geworden sind, zu helfen und ein Tabu zu brechen", sagt er.
Jacob Engmose Astrup weist auch darauf hin, dass die Gleichstellung der Geschlechter in diesem Bereich Auswirkungen auf Kinder haben kann, die in Familien leben, in denen der Mann physischer oder psychischer Gewalt ausgesetzt ist.
"Heute müssen Männer, die Opfer von Gewalt geworden sind, oft in Obdachlosenunterkünfte gehen, und es besteht die Gefahr, dass die Kinder nicht mit ihnen gehen können. Mit einer Gesetzesänderung können sie in ein Heim gehen und ihre Kinder mitnehmen. So wie es jetzt ist, zögern viele Männer, Hilfe in Anspruch zu nehmen, weil sie riskieren, ihre Kinder in einer gewalttätigen Umgebung zurückzulassen", sagt er.
9. In den USA ist der Oktober der National Domestic Violence Awareness Month. Don Mathis kommentiert den Stand der Debatte (Belegquellen im verlinkten Original):
Wenn es etwas gibt, das man aus dem Prozess gegen Johnny Depp und Amber Heard lernen kann, dann, dass es zu einfach ist, anzunehmen, dass nur Männer Täter und nur Frauen Opfer sind.
Die meisten Abhandlungen über häusliche Gewalt drehen sich um die Denkweise "Mann böse, Frau gut". Anstatt das fehlerhafte und überholte Duluth Domestic Violence Power & Control Wheel (das davon ausgeht, dass alle Opfer weiblich und alle Täter männlich sein müssen) weiter zu drehen, ist es an der Zeit, andere Überlegungen anzustellen.
Bei Gewalt in Paarbeziehungen geht es um viel mehr als nur um Macht und Kontrolle. Häusliche Gewalt tritt häufig bei Paaren auf, die arm sind und über eine geringe Bildung verfügen. Manche Paare sind einfach nicht in der Lage, einen Konflikt zu lösen oder eine Eskalation zu vermeiden. Einer oder beide Partner können an Depressionen, Angstzuständen oder Unreife leiden. Es gibt noch weitere Faktoren.
Mädchen und Jungen, die in gewalttätigen Haushalten aufgewachsen sind, neigen eher dazu, ihren Partner als Erwachsene zu misshandeln. Gemeinden mit einer hohen Armuts-, Arbeitslosen- und Kriminalitätsrate können ebenfalls zur Entstehung von Gewalt beitragen. Wenn dann noch andere Faktoren wie Drogenmissbrauch, instabile Beziehungen oder psychische Erkrankungen hinzukommen, steigt die Wahrscheinlichkeit von Gewalt gegen Frauen und Mädchen explosionsartig an.
Das ist einer der Aspekte, bei denen die Übersetzungshilfe DeepL extrem nervt. Im Originaltext heißt es "IPV" also "Intimate Partner Violence" (häusliche Gewalt in intimen Partnerschaften). DeepL macht daraus "Gewalt gegen Frauen und Mädchen". So etwas erlebt man dort ständig. Die politische Indoktrination durchdringt auch jene Teile unserer Gesellschaft, wo man das kaum erwartet.
Also noch mal korrekt:
Wenn dann noch andere Faktoren wie Drogenmissbrauch, instabile Beziehungen oder psychische Erkrankungen hinzukommen, steigt die Wahrscheinlichkeit von häuslicher Gewalt explosionsartig an.
Es gibt jedoch noch einen weiteren Faktor, der Gewalt gegen Frauen [hier korrekt übersetzt, A.H.] vorhersagen kann. Denise Hines, PhD, hat herausgefunden, dass Studien, die sowohl die Viktimisierung als auch die Täterschaft bewerten, durchweg zeigen, dass in mindestens der Hälfte der Gewaltbeziehungen der Missbrauch in beide Richtungen geht. Die Tatsache, dass die meisten Männer einen kräftigeren Oberkörper haben als die meisten Frauen, könnte der Grund dafür sein, dass die meisten Verletzten bei Gewalt gegen Frauen weiblich sind.
Dennoch werden die meisten wechselseitigen und 70 Prozent der einseitigen Gewalttaten von der Frau initiiert - was stark darauf hindeutet, dass ein neuer Ansatz zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen erforderlich ist. Wenn wir wollen, dass die Gewalt gegen Frauen zurückgeht, müssen wir die Frauen davon überzeugen, die Gewalt nicht mehr zu initiieren!
Es ist nicht richtig, dass ein Mann eine Ohrfeige mit einem Schlag erwidert. Es ist aber auch nicht richtig, wenn eine Frau einen Mann schlägt, mit Gegenständen bewirft oder einen Angriff mit dem sprichwörtlichen Nudelholz oder der Bratpfanne initiiert.
Ich bin nicht derjenige, der die Frau für alle Fälle häuslicher Gewalt verantwortlich macht. Aber ich bin auch nicht derjenige, der dem Mann die Schuld geben will. Dr. Sandra Stith, Expertin für häusliche Gewalt an der Kansas State University, fand heraus, dass der größte Einflussfaktor darauf, ob männliche und weibliche Studenten Gewalt gegen einen Partner anwenden, darin besteht, ob der Partner ihnen gegenüber gewalttätig war. "Das ist ein dramatisch wichtigerer Faktor als alles andere", sagte Stith.
Jedem Mann, den ich jemals getroffen habe - in jeder Generation und in jeder Kultur - wurde beigebracht, dass ein Junge niemals ein Mädchen schlagen sollte. Ein Mann, der eine Frau schlägt, wird beschämt. Aber es ist selten, eine Frau zu finden, der von ihrer Mutter oder ihrem Vater beigebracht wurde, niemals einen Mann zu schlagen.
Manche betrachten die häusliche Gewalt als ein Problem des Mannes; nur er kann die häusliche Gewalt beenden. Der Nationale Rat gegen häusliche Gewalt (National Council Against Domestic Violence) berichtet jedoch, dass 1 von 3 Frauen und 1 von 4 Männern eine Form von körperlicher Gewalt durch einen Intimpartner erlebt haben.
Der Monat des Bewusstseins für häusliche Gewalt wird nun schon seit drei Jahrzehnten begangen, doch die Zahlen der Männer und Frauen, die mit diesem Problem konfrontiert sind, zeigen, dass eine bessere Lösung erforderlich ist.
Solange wir nicht damit beginnen, Frauen gleichberechtigte Kurse zur Wutbewältigung anzubieten und ihnen zu gestatten, die rechtlichen Konsequenzen ihrer Handlungen zu tragen - und die Öffentlichkeit darüber aufzuklären, dass beide Geschlechter Täter oder Opfer sein können -, wird sich nicht viel ändern. Wir müssen sowohl Frauen als auch Männern beibringen, dass Gewalt keine Lösung ist.
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