Dienstag, Juni 14, 2022

Sexismus an Kitas: Männliche Erzieher kämpfen gegen Vorurteile – News vom 14. Juni 2022

1. Im Sonntagsblatt ist ein Artikel erschienen, der Männerfeindlichkeit im Erziehungswesen beleuchtet und inzwischen von der Südwest-Presse übernommen wurde. Ein Auszug:

Männliche Erzieher sind manchen verdächtig. Missbrauchsskandale wie der in Würzburg vor rund zwei Jahren, bei dem ein Logopäde Kinder sexuell missbraucht hat, bestärken Vorurteile und Sorgen. (…) Der angehende Erzieher Alexander Brenken (Name geändert) stößt neben vielen positiven Erfahrungen und Bestärkungen immer wieder auf Vorurteile von Eltern. "Als männlicher Erzieher wird man sehr genau beäugt, von den anderen Erzieherinnen genauso wie von den Eltern der Kinder." Eine Mutter habe einmal sehr deutlich ihren Wunsch geäußert, dass kein Mann ihre Tochter wickeln dürfe.

Alexander hat oft den Eindruck, er werde als Fremdkörper in einer weiblichen Domäne wahrgenommen. (…) In der Kita, in der er seine Ausbildung absolviert, herrsche eine unterschwellige Form von "humorvollem Sexismus" gegen Männer. "Da steht dann so etwas wie 'Männer haben Probleme für jede Lösung!' auf einem Schild. Was vielleicht lustig gemeint sein soll, aber trotzdem eine bestimmte Gesinnung durchsickern lässt", findet Brenken. Er glaubt, eine stärkere Mischung der Geschlechter in den Kitas würde helfen, Vorurteile gegen Männer abzubauen.




2. "Ein Mann fürs gute Leben, das ist vorbei" heißt es in der Neuen Zürcher Zeitung

Man erhält oft den Eindruck, dass Frauen unfreiwillig beruflich zurückstecken, sobald Kinder kommen. So hat der Kanton Zürich diese Woche eine Studie zur Gleichstellung veröffentlicht, die besagt, dass Frauen immer noch mehr unbezahlte Arbeit leisten als Männer. Frauen kochen, putzen, waschen und verdienen nichts dabei. Die Studie wertet zwar nicht, aber man hört das Unrecht heraus. Was dabei unterschlagen wird: Viele Männer hätten es gerne anders, ihre Frauen aber nicht unbedingt.

(…) Die Emanzipation der Frau hat auch die Männer emanzipiert, so dass sie ihren Frauen manchmal sogar voraus sind. Die meisten Männer, die ich kenne, in der Stadt und auf dem Land, ob Arzt oder Abwart, finden es gut, wenn ihre Frau ausser Haus arbeitet. Es ist nicht mehr 1970, als die Männer ihre Frauen ans Haus binden wollten, weil sie, die Männer, unter Verlustangst litten. Sie fürchteten, dass die Frau sich bei der Arbeit in andere Männer verliebt. So kontrollierten sie das Begehren der Frau.

Die Abhängigkeit der Frauen von ihnen hat für Männer an Reiz verloren. Sie wollen die Frau an ihrer Seite nicht aushalten. So sagen es auch junge Männer, bevor sie eine Familie gründen. Ein Sugarbabe zu haben, mag noch für reiche, ältere Männer erregend sein: die verschwenderische junge Frau, die mit seiner Kreditkarte Dessous einkauft und ihn abends zu Hause darin erwartet, als Phantasie.




3. Ulrike Scharf, die Vorsitzende der Frauen-Union in der CDU/CSU hat ein Interview zu ihrer Forderung nach einer parteiinternen Frauenquote gegeben. Holm Putzke (CSU) kommentiert.



4. In Australien wurde eine neue Methode zur Erkennung von Männern mit Depressions- und Selbstmordrisiko vorgestellt:

Das von der Universität Adelaide entwickelte Instrument kann Berichten zufolge Männer mit einem "bis zu 30-fachen" Risiko für Selbstmordgedanken erkennen.

Dank eines neuen, von australischen Forschern entwickelten Screening-Tools könnte bald eine ganze Untergruppe von Männern mit Depressionen behandelt werden, die andernfalls vielleicht einer Diagnose entgangen wären.

(…) "Etwa 10 % der Männer mit Depressionen liegen bei den herkömmlichen Tests unter dem Schwellenwert für diese Störung, weisen aber auf der Risikoskala für männliche Depressionen hohe Werte auf", sagte [Danielle Herreen, die Leiterin der Studie.] "Dies stellt eine ganze Untergruppe von Männern dar, die bisher möglicherweise unter dem Radar geflogen sind und nun entdeckt werden können."

(…) Die Autoren sagen, dass die Standardpraxis die Bewertung von Symptomen wie schlechte Stimmung, Verlust des Interesses an Aktivitäten, Appetitveränderungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Gefühle der Wertlosigkeit beinhaltet. Dieser Ansatz verkennt jedoch eine einzigartige und anders geartete Reihe von Anzeichen, die auf eine zugrundeliegende psychische Störung bei einigen Männern hinweisen.

"Wir haben festgestellt, dass einige Männer, die möglicherweise an Depressionen leiden oder suizidgefährdet sind, ihre Notlage auf andere Weise zum Ausdruck bringen, als wir es normalerweise tun", sagte Frau Herreen.

Dies äußert sich oft in Verhaltensweisen, die als eher stereotypisch männlich wahrgenommen werden. Zu den bewerteten Bereichen gehören Aggression, Wut, Unterdrückung von Emotionen, Alkohol- und Drogenkonsum, somatische Symptome und Risikobereitschaft.

Dr. Cathy Andronis, Vorsitzende von RACGP Specific Interests Psychological Medicine, erklärte, die Studie unterstreiche, was viele Hausärzte bereits intuitiv wüssten: "Männer, die es vermeiden, Emotionen und Kummer anzuerkennen, insbesondere Trauer und Depression, betäuben sich häufig mit Drogen und Alkohol, was unterdrückte Wut und Impulsivität freisetzen kann, wobei letztere mit Suizidalität in Verbindung gebracht wird. Wut kann eine hilfreiche Emotion sein, wenn sie eine Gefahr oder Verletzung signalisiert, mit der dann proaktiv, sicher und effektiv umgegangen wird, oft mit Unterstützung von fürsorglichen Menschen. Bleibt sie jedoch unkontrolliert oder unerkannt, kann sie sich negativ in Aggression gegen sich selbst oder andere entladen, insbesondere unter Drogeneinfluss."

Dr. Andronis sagt, dass eine gute Anamnese und die Fähigkeit, einfühlsam nach Wut zu fragen, entscheidend sind, um gefährdete Männer zu identifizieren, aber [die neue Diagnose-Methode] ist ein willkommenes "schnelles Screening-Instrument für Hausärzte".

Den Autoren der Studie zufolge ist die neue Skala nicht als Ersatz für den derzeitigen Ansatz gedacht, sondern als Zusatznutzen, der eine umfassendere Erfassung des psychologischen Zustands einer Person ermöglicht.




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