Donnerstag, Januar 28, 2021

"Die Zeit" zu Corona: Männer sollten vor Frauen geimpft werden – News vom 28. Januar 2021

1. In einem Artikel in der aktuellen Ausgabe der "Zeit" (leider nur im Anriss online) fordert der linke Männerrechtler Ralf Bönt eine frühere Impfung der Männer gegen Covid-19. Sie seien einem höheren Risiko ausgesetzt und verdienten deshalb stärkeren Schutz. Über Statistiken, die das belegen, und Untersuchungen über die vermuteten Gründe hatte Genderama im vergangenen Jahr immer wieder berichtet.

Bönt kritisiert in seinem Artikel mit Bezug auf eben solche Statistiken, dass zwar das Robert Koch-Institut als Risikofaktor nach dem Alter an erster Stelle Männlichkeit nenne, die Ständige Impfkommission den Faktor Geschlecht beim Erstellen einer Reihenfolge, welche Personen zuerst geimpft werden sollten, aber nicht berücksichtigte. Dabei sei es sinnvoll, das Geschlecht als wesentlichen Faktor mit einzubeziehen "um die Ressourcen des Gesundheitssystems möglichst ökonomisch einzusetzen und möglichst viele Leben in allen Gruppen zu retten."

In den folgenden Absätzen erläutert Bönt, dass das Ignorieren der höheren Gefährdung von Männern durch Corona nur Teil einer Gesundheitspolitik ist, die männliches Leiden übergeht – wenn es nicht gar durch Begriffe wie "Männerschnupfen" lächerlich gemacht wird, ohne dass man sich die Hintergründe (ein schwächeres Immunsystem) überhaupt bewusst macht. Auch das Verhalten vieler Männer spricht Bönt in diesem Zusammenhang an – etwa ihre stärkere Zurückhaltung, bei Beschwerden zum Arzt zu gehen: "Dabei handelt es sich um eine falsche Scham, die mit der Vorstellung zusammenhängt, die Gemeinschaft erst im äußersten Notfall in Anspruch nehmen zu dürfen." Um dieser Haltung entgegen zu wirken, fordert Bönt eine Aufklärungskampagne, wie es sie ja auch bei anderen Gesundheitsthemen gäbe. Diese Kampagne könne beispielsweise darlegen, "dass Abwarten unverantwortlich ist, gerade im Sinne der Gemeinschaft."

Leider werde ein solches Vorgehen von sämtlichen Verantwortungsträgern gescheut:

Nicht nur die Ständige Impfkommission, auch der Gesundheitsminister, die Familienministerin und die Kanzlerin, alle Gleichstellungsbeauftragten und sogar die Interessenvertreter männlicher Belange halten still. Das Bundesforum Männer, bei dem man gern ängstlich darauf hinweist, dass man niemandem etwas wegnehmen wolle, hat zur Gefahrenlage keinen Laut von sich gegeben. Auf der Website findet sich lediglich ein Beratungsangebot für Männer, die unter den Beschränkungen vielleicht zu häuslicher Gewalt neigen. Auch die Stiftung Männergesundheit schweigt bislang zur Prioritätenliste der Impfverordnung.


Wenn wir eh gerade bei einem Rundumschlag sind, könnte man selbstkritisch hinzufügen, dass sich auch die deutsche Männerrechtsbewegung (mich eingeschlossen) nicht gerade durch engagierte Plädoyers oder gar eine Kamapgne für eine geänderte Impfordnung hervorgetan hat. Wenn wir Maskulisten hier an männerpolitischem Engagement sogar von der "Zeit" überholt werden, die Männerrechtlern zuvor niemals eine Stimme gab, sollte uns das vielleicht zu denken geben. Womöglich setzt uns der bei solchen Forderungen unausweichliche feministische Spott in den sozialen Medien ("Mimimi", "Jammerlappen", "ach, ihr armen Hascherln") mehr zu, als gut für ein selbstbewusstes Vertreten unserer Anliegen wäre: Anliegen, die, wie Bönt überzeugend dargestellt hat, letztlich gesamtgesellschaftliche Anliegen sind.



2. "Zehn Tage Urlaub für frische Väter? Die Absage des Ministeriums wirft Fragen auf" titelt heute "Die Welt".

Nach der Geburt stehen Vätern in Deutschland laut einem Gutachten zehn Tage bezahlter Urlaub zu. Doch das zuständige Ministerium lehnt die Umsetzung ab – mit einer erstaunlichen Ausrede. Verweigert sich die Behörde weiter, dann könnte die Bundesrepublik vor Gericht landen.


Hier geht es weiter mit dem Beitrag von Christine Haas.



3.
Der Genderstern in Texten ruft schnell heftige Reaktionen hervor. Der Typograf und Buchgestalter Friedrich Forssman lehnt dieses Zeichen ab. Sein Nutzen sei nicht bewiesen, zudem drohe es, uns von unserer Sprachgeschichte abzuschneiden.


Beim Deutschlandfunk legt Forssman seine Argumente dar.



4. Im "Erdmännchen-Blog" findet man heute den lesenswerten Beitrag " Wenn Väter zuerst beweisen müssen, dass sie für ihre Kinder sorgen können", der sich mit der Situation alleinerziehender Väter beschäftigt. Ein Auszug:

Leider erlebe ich als alleinerziehender Vater auch immer wieder mal Sexismus, der (sorry, aber ich erlebe es so) häufig von Müttern in meinem Alter oder älteren Menschen ausgeht, die in traditionellen Rollenverständnis steckengeblieben sind, oder die ihre alleinige Kompetenz als Mutter durch Männer wie mich angegriffen sehen. Das geht dann von Aussagen wie "aber ein Kind braucht doch seine Mutter!" (wann habt ihr so etwas umgekehrt schon mal einer alleinerziehenden Mutter über Väter gesagt?) bis hin zur Verdächtigung der Pädophilie, als ich mal erzählt hatte, dass sich meine Tochter nachts nach einem bösen Traum zu mir ins Bett gelegt hatte (wo soll denn mein Kind sonst hin?). Niemand würde wohl bei einer Mutter sexuellen Missbrauch in Betracht ziehen, wenn das umgekehrt passiert.

Es gibt übrigens auch in Erziehungsfragen Verschwörungstheoretiker, die denken, es MÜSSE ja etwas faul sein, wenn ein Vater die Obhut für seine Kinder erhält. Ich habe einen Nachbarn (…), der denkt noch nach fast 3 Jahren, ich hätte sämtliche Institutionen (KESB, Jugendzentrum, Gerichte und sogar die Polizei) und natürlich auch die Kinder während den letzten drei Jahren so manipuliert, dass die Kinder fälschlicherweise in meine Obhut geraten wären. Wenn ich mit meinen Töchtern im Garten spiele und wir unsere Nachbarn grüssen, ruft mir G.K. vor den Kindern heute noch jedes Mal über den Zaun, ich könne die ganze Welt manipulieren – aber IHN nicht…! Für die Kinder ist das belastend, denn es unterstellt ihnen, dass sie die Wahrheit nicht sehen können und dass sie ein "falsches" Leben führen würden.




5. Die Post. Dr. Bruno Köhler, Beisitzer im Vorstand von MANNdat, schreibt mir:

Hallo Arne,

in einem Leserbrief an dich heißt es heute in Genderama:

"Seit mehreren Jahren lese ich Deinen Blog und bin regelmäßig erschüttert, wie sich Frauen, die Unmengen an Privilegien haben, immer wieder als Opfer hinstellen. Dabei werden die wahren Opfer nicht nur ausgeblendet, sondern gezielt übergangen. Als Mensch mit Behinderung spreche ich diesbezüglich aus eigener Erfahrung. Während es an Hochschulen unendlich viele Förderprogramme für Frauen gibt, gibt es für Behinderte praktisch nichts Vergleichbares. Arbeitslosenquoten bei Behinderten sind mit fast 10% doppelt so hoch wie die allgemeine Arbeitslosigkeit (vor Corona)."

Das stimmt nicht ganz. Bezüglich gleichen Chancen zur Teilhabe am Arbeitsleben für Behinderte gibt es sehr wohl gesetzliche Vorgaben. Allerdings müssen auch hier die Menschen mit Behinderung das politisch korrekte Geschlecht haben. Denn in §49 SGB IX Absatz 2 heißt es:

"Frauen mit Behinderungen werden gleiche Chancen im Erwerbsleben zugesichert, insbesondere durch in der beruflichen Zielsetzung geeignete, wohnortnahe und auch in Teilzeit nutzbare Angebote."

Männern mit Behinderungen werden diese gleichen Chancen im Erwerbsleben nicht zugesichert. Insofern wird Männern mit Behinderung ihr Grundrecht auf Gleichberechtigung nach Art 3 des GG eingeschränkt.

Wer sich mehr über Nachteile und Benachteiligungen von Jungen, Vätern und Männern – auch solche mit Behinderungen – informieren möchte, dem sei außer Genderama auch die Seite www.manndat.de empfohlen.


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