Samstag, August 08, 2020

Frauenministerin Giffey (SPD) wurde rechtswidrig bevorzugt – News vom 8. August 2020

1. Die Frankfurter Allgemeine berichtet unter der Schlagzeile "Giffey wurde rechtswidrig bevorzugt":

Die Bundesfamilienministerin hätte für den Verstoß von Zitierregeln keine "Rüge" durch die Freie Universität bekommen dürfen. Dafür fehlt es an einer Rechtsgrundlage, schreibt der Wissenschaftliche Parlamentsdienst des Berliner Abgeordnetenhauses.


Hier verschwindet der Artikel hinter einer Bezahlschranke, aber man kann erhält alle weiteren nötigen Informationen bei n-tv.

Auch hier auf Genderama hatte ich schon kritisiert, dass eigens für die Frauenministerin als eine Art "Lex Giffey" eine besonders sanfte Sanktion für ihren Betrug erfunden worden war.



2. Inzwischen leider auch mit Bezahlschranke greift Sabine Menkens in der FAZ eine Debatte auf, die an eine genuin maskulistische Forderung anknüpft: Sollen Väter automatisch das Sorgerecht ab Geburt bekommen?

Ein längst überfälliger Schritt, findet Markus Witt, Vorstand des Vereins Väteraufbruch für Kinder. "Denn grundsätzlich darf das Sorgerecht ebenso wie die Anerkennung der Vaterschaft nicht vom Willen der Mutter abhängen. Es ist ein Grundrecht und eine Grundpflicht, die mit Geburt entsteht."


Proteste kommen erwartungsgemäß von verschiedenen Mütterinitiativen, Zustimmung vom Interessenverband Unterhalt und Familienrecht (Isuv).



3. Ein volle zehn Seiten umfassender Beitrag im Deutschen Ärzteblatt beschäftigt sich mit häuslicher Gewalt gegen Männer. Das Ärzteblatt hat seinen Mediendaten zufolge eine in Praxen und Kliniken verbreitete Auflage von 300.000 Exemplaren und dürfte damit den deutschen Medizinbetrieb flächendeckend erreichen. (Eine weitere Online-Version des Beitrags findet man hier.)

In dem Fachbeitrag heißt es unter anderem:

Eine Pilotstudie zu allgemeinen Gewalterfahrungen von Männern in der Kindheit bis ins Erwachsenenalter aus 2004 ergab nach Auswertung von 266 quantitativen Interviews, dass jeder vierte Mann mindestens einmal körperliche Gewalt durch seine Partnerin erlebt hat.

Der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) zufolge sind 1,2 % der befragten Frauen sowie 0,9 % der befragten Männer in den vergangenen zwölf Monaten Opfer physischer Partnerschaftsgewalt geworden, wenngleich die Durchführung der Studie nicht unumstritten ist.


Der Beitrag enthält folgende Schlussfolgerung:

Die Prävalenz von Gewalt gegen Männer und assoziierte Risikofaktoren wurden bisher nur wenig erforscht. Die Weiterentwicklung der Präventionsarbeit sowie ein spezielles Angebot für betroffene Männer wären wünschenswert.


Den Anstoß dazu habe ich mit einem eigenen Artikel schon vor über zwanzig Jahren gegeben. Getan hat sich (außer Unterstellungen der Frauenfeindlichkeit und einer Opferhaltung wie bei Rechtsradikalen) nichts.



4. Gegen längst antiquierte Geschlechterklischees stellt sich auch ein aktueller Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung:

Werden Frauen zu Komplizinnen ihres Geliebten, heisst es gern: Sie tat es aus Liebe. Sie wurde kriminell an seiner Seite, um den Mann nicht zu verlieren. Sie beteiligte sich an einem sexuellen Missbrauch, weil sie Angst hatte, dass er auch sie misshandelt. Wie ist es sonst zu erklären, fragt man sich verstört, dass Frauen andere Frauen ausbeuten?

Doch das ist eine verharmlosende Sicht. Denn damit wird eine Täterin zum Opfer erklärt. Man meint fälschlicherweise noch immer, dass Frauen aufgrund ihres Frauseins zu gewissen Dingen nicht fähig sind. Das zeigt gerade wieder die Reaktion auf den Fall Ghislaine Maxwell.


Hier geht es weiter mit Birgit Schmids Artikel "Die Puffmutter". Eine der Erkenntnisse darin:

Der Genderdiskurs hat uns da bisher nicht weitergebracht.


Ganz erstaunlich. Heißt es nicht immer, die Genderstudien würden die gängigen Geschlechterklischees aufsprengen? Da scheint irgendetwas schiefgegangen zu sein.



5. Es gab gestern verschiedene Reaktionen auf den "Tagesspiegel"-Artikel gegen die Männerrechtsbewegung. Da die wechselseitige Schärfe hier etwas eskaliert ist, muss ich zuerst klarstellen, dass ich hier nur berichte und mich Werturteilen, die von einer der beteiligten Personen geäußert wurde, nicht anschließe und insbesondere Beleidigungen beider Seiten nicht zielführend finde. In einem Fall habe ich auch schon darauf hingewirkt, die Schärfe ein wenig herauszunehmen.

Zu den einzelnen Beiträgen:

Hadmut Danisch ärgert sich darüber, dass Sebastian Leber, der Verfasser des umstrittenen "Tagesspiegel"-Artikels, einerseits einer tatsächlich gewalttätigen Bewegung, die auch aktuell Anschläge vorbereiten soll, seine Anerkennung bekundete, er andererseits aber Danisch ebenso wie komplett gewaltfrei agierende Männerrechtler bemüht mit Terrorismus in Verbindung bringt. (Anscheinend hat der "Tagesspiegel" hier entweder eine Überschrift nachgeschärft, oder es gab von Anfang an mehrere Versionen dieses Artikels.) Zwischen Danisch und Leber kam es offenbar zu einem Wortgefecht, das Danischs Darstellung nach damit endete, dass Leber dafür um Verzeihung bat, Danisch als "Narzissten und Troll" beschimpft zu haben.

Gunnar Kunz sieht sich in seiner Entscheidung bestätigt, aufgrund einer früheren negativen Erfahrung mit dem "Tagesspiegel" Leber nicht für ein Interview zur Verfügung gestanden zu haben, und richtet an ihn einen offenen Brief. Darin befindet Kunz es als "kühn", in einem Artikel, der von A bis Z nur auf Emotionen setze, ernsthaft zu behaupten, Männerrechtler, die ihre Ansichten seit Jahrzehnten unermüdlich belegen, würden Gefühle als Fakten verkünden. Kunz zerpflückt die Rheotrik mehrerer Passagen des "Tagesspiegel"-Artikels:

Männerrechtsaktivisten arbeiten bereits in einer Bundestagspartei mit, "und es ist nicht mal die AfD"! Mit anderen Worten: Sie haben keinen Beleg dafür gefunden, dass Männerrechtler in der AfD mitwirken, fanden es aber wichtig, dieses Stichwort irgendwie unterzubringen. Ich nehme an, Sie halten das für seriöse Berichterstattung.

Natürlich darf auch der Verweis auf irgendwelche extremistischen Außenseiterpositionen nicht fehlen, die in der Männerbewegung zwar keine Rolle spielen, aber es macht sich immer gut, so zu tun, als ob. Wo ist eigentlich Ihre Empörung angesichts der Tatsache, dass sich führende Feministinnen nicht nur von vergleichbaren Positionen in ihren eigenen Kreisen nicht distanzieren (#KillAllMen, #MenAreTrash etc.), sondern bis heute zu ihren Vorbildern erklären (Valeria Solanas "Manifest zur Vernichtung der Männer")?


Solanas mit ihrer Lehre vom genetisch minderwertigen Untermenschen Mann ist übrigens einer der faschistoiden Aspekte im Feminismus, auf die ich kritisch hinweise. Antifa-Fan Leber erwähnt in seinem Artikel zwar, dass ich mich an "faschistoiden Aspekten" im Feminismus störe, aber NICHT vor welchem Hintergrund das geschieht (offenkundig damit das wie ein weiterer aus der Luft gegriffener, irrer Vorwurf von Frauenhassern wirkt). Sebastian Leber scheint also Antifaschismus sehr selektiv wahrzunehmen, was einen wundern muss: Kann man Faschismus schon mal durchgehen lassen, wenn er sich im feministischen Lager bewegt?

Weiter mit Gunnar Kunz:

Aber es geht ja ohnehin nicht um eine unvoreingenommene Auseinandersetzung mit unseren Anliegen, nicht wahr? Wenn sich Herr Enderle Ihrer Meinung nach nicht deutlich genug von problematischen Positionen absetzt, wird das von Ihnen kritisiert, wenn sich Feminismuskritiker hingegen eindeutig positionieren, erklären sie es einfach zu einer "sich seriös gebenden" Methode und einer "strategischen Entscheidung". So einfach kann ein Weltbild sein.

(…) Meine Lieblingsstelle in Ihrem Artikel ist übrigens beim Thema häusliche Gewalt der Satz "Die Aktivisten kontern mit eigenen Studien". Klar, die über 500 internationalen Studien, die darlegen, dass Frauen Männern in puncto häuslicher Gewalt in nichts nachstehen, sind irgendwie alle von uns initiiert, bezahlt und durchgeführt worden.

(…) Ich frage mich bei solchen Artikeln wie dem Ihren immer, wovor Sie und Ihresgleichen so eine erbärmliche Angst haben, dass Sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sich nur nicht mit unseren Argumenten auseinandersetzen zu müssen.


Das Blog Uepsilonniks nennt zunächst die tatsächlich von Männerrechtlern angesprochenen Probleme zwischen Selbsttötungen und Obdachlosigkeit, die in Lebers "Tagesspiegel"-Artikel kaum je gestreift werden (genausowenig übrigens wie meine offenkundige linke Positionierung und unsere Zusammenarbeit mit Feministinnen verschwiegen werden, offenbar weil sie das Feindbild der irren, frauenfeindlichen Wüteriche stören). Eigentlich sollte das Ziel von Journalismus ja Aufklärung und nicht Verschleierung sein. Im folgenden Teil seines Beitrags zerpflückt Uepsilonniks ebenfalls mehrere Passagen des "Tagesspiegel"-Artikels, führt feministische Hassparolen auf, die man umgekehrt in maskulistischen Blogs wie Genderama nicht findet, und gelangt schließlich zu dem Fazit, dass unter solchen Artikeln die Glaubwürdigkeit des "Tagesspiegel" insgesamt leide.

Was der "Tagesspiegel" selbst treibt, ist inzwischen so unübersichtlich, dass ich nicht mehr durchblicke. Sucht man etwa per Google nach dem umstrittenen Artikel, findet man als Überschrift "Das Netzwerk der Maskulinisten", im Artikel selbst spricht die Überschrift aktuell vom "Netzwerk der Antifeministen". Fand die Redaktion "Antifeministen" nachträglich als schärferen Begriff einfach besser, oder springt die Rechtsabteilung dort mittlerweile im Dreieck, weil man zwar einige "Antifeministen", aber Maskulisten nun wirklich nicht mit Terror in Verbindung bringen kann? Ich weiß es nicht.

Vermutlich wäre es für den "Tagesspiegel" besser gewesen, eine derart hohe Eskalationsstufe, wie sie von Lebers Artikel ausgeht , von Anfang an zu unterlassen – hohe Klickzahlen hin oder her. Leute, ihr müsst doch auch Mitarbeiter haben, die sich mit einer neuen sozialen Bewegung sachlich und differenziert beschäftigen möchten? Sorry, aber wenn jemand im Jahr 2020 ernsthaft als Argument anführt, dass eine der Personen, auf die der Beitrag abzielt, im Jahr 2004 in der "falschen" Zeitschrift veröffentlicht habe, ist doch klar, dass es hier nicht mehr um eine sachliche Auseinandersetzung geht, sondern nur noch darum, Menschen mit unliebsamen Meinungen vors Schienbein zu treten. Wie soll eine für den "Tagesspiegel" akzeptable Reaktion darauf aussehen, solange die Zeitmaschine noch nicht erfunden worden ist? Und würde das überhaupt etwas helfen, wenn auch der gesamte Rest des Artikels auf Verunglimpfung und Stigmatisierung ausgelegt ist? Während ich zum Beispiel immer wieder Feministinnen anführe, mit denen ich sympathisiere, gibt es in Lebers Artikel keinen einzigen Männer-Aktivisten, der als akzeptabel erscheint. Schon das Engagement für Jungen und Männer an sich scheint eine Zumutung zu sein, und eine Deeskalation kann aus Sicht des "Tagesspiegels" offenbar nur darin bestehen, dass man dieses Engagement gefälligst unterlässt. Eine Einladung zu einer fairen Diskussion wäre besser gewesen als ein Artikel, der Männer-Aktivisten nur als Bullying vorkommen kann.

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