Dienstag, September 04, 2018

"Guck dir mal ihre Knie an": ÖVP-Politiker nach Sexismus-Vorwürfen zurückgetreten – News vom 4. September 2018

1. Der österreichische Abgeordnete Efgani Dönmez, der von den Grünen zur ÖVP gewechselt war, ist aus dem ÖVP-Parlamentsklub ausgeschlossen worden, nachdem ihm eine "massive Entgleisung" (Frauenministerin Bogner-Strauß) in Form eines "frauenverachtenden" Tweets vorgworfen worden war. Auch die deutsche Justizministerin Katharina Barley (SPD) hatte Dönmez den Rücktritt nahegelegt, da seine Äußerungen "widerlich und sexistisch" gewesen seien.

Österreichs Kurier berichtet ausführlich über die Entrüstung, bevor er ihre Ursache erklärt:

Auf die Frage eines Twitter-Nutzers, wie die Berliner Staatssekretärin Chebli nur zu ihrem Amt gekommen sei, hatte Dönmez am Freitag getwittert: "Schau dir mal ihre Knie an, vielleicht findest du da eine Antwort." Von Usern des Kurznachrichtendienstes wurde dies dahingehend interpretiert, dass die Politikerin ihre Karriere sexuellen Handlungen verdanke. Nach heftiger Kritik schrieb Dönmez daraufhin auf Twitter, dass es niemals seine Absicht gewesen sei "Frau Chebli wegen ihres Geschlechts oder politischen Parteizugehörigkeit zu diffamieren".


Als Dönmez seinen Tweet löschte und dafür um Entschuldigung bat, löste er eine neue Empörungswelle aus – unter anderem wel Dönmez darin seine Kritik an Chebli unerhörterweise konkretisierte:

Frau Chebli unterstützt mit ihrer Art der Politik (SPD) seit Jahren direkt und indirekt reaktionäre Muslimverbände. Welches Frauenbild da vertreten wird, brauche ich nicht näher zu erläutern. Nicht die Herkunft oder das Geschlecht steht zur Diskussion, sondern die Einstellung


Österreichs Presse berichtet weiter:

Dönmez, der nicht Parteimitglied ist, erklärte (...), er werde sein Nationalratsmandat beibehalten und als freier Abgeordneter weiterarbeiten. (...) Er finde es schade, "dass man wegen eines Halbsatzes auf Twitter auf alle Titelseiten kommt und nicht mit der politischen Arbeit, die ich in den letzten Monaten geleistet habe", sagte Dönmez weiter.




2. Das Neue Deutschland ist traurig, weil für das Konzert gegen Rechtsextremismus in Chemnitz fast nur Männer auf der Bühne standen. Und das wo doch "fast nur Männer" für viele das zentrale Argument bei der Kritik an Rechten ist.



3. Lucas Schoppe zerpflückt eine Rede Sophie Passmanns (SPD), die ich auch schon hier auf Genderama zitiert hatte: "Wer zweifelt, hilft dem Feind."



4. Wie die Washington Post berichtet, musste sich ein texanischer Arzt für seine Auffassung entschuldigen, der Gender Pay Gap sei deshalb fair, weil Frauen weniger arbeiten und weniger Patientenkontakte haben. Das wurde als empörend betrachtet, denn in Wirklichkeit sei es so:

Viele Ärztinnen arbeiten weniger Stunden und sehen weniger Patienten, aber nicht wegen Faulheit oder Antriebslosigkeit, so Studien der Annals of Internal Medicine und der American Medical Association. Weibliche Ärzte schultern mehr von ihrer privaten Belastung zu Hause; diejenigen mit Kindern arbeiten durchschnittlich 11 Stunden weniger pro Woche als solche ohne, so eine Studie von JAMA Internal Medicine aus dem Jahr 2017. Ihre Extrabelastungen zu Hause werden gegen sie verwendet - um ihren niedrigeren Lohn zu rechtfertigen und den höheren Lohn der Männer, befindet Kim Templeton, Professorin der orthopädischen Chirurgie an der Universität Kansas.


Damit wäre das also auch geklärt, Jungs: Diejenigen von euch, die privat eine größere Belastung zu tragen haben, sollten in ihrem Job mehr Lohn verdienen, auch wenn sie dort weniger leisten.

Und wenn Sie öffentlich eine so unverschämte These aufstellen wie, dass jemand, der in seinen Beruf weniger Arbeit steckt, deshalb auch weniger verdient, werden Sie solange dafür niedergemacht, bis Sie sich kleinlaut dafür entschuldigen.

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