Sonntag, September 02, 2018

Bundesrichter Thomas Fischer: Warum ist Genitalverstümmelung in Deutschland explizit erlaubt? – News vom 2. September 2018

1. In einem passagenweise maskulistischen Artikel auf Spiegel-Online befasst sich Bundesrichter Thomas Fischer auch mit der verharmlosend "Beschneidung" genannten Genitalverstümmelung von Jungen und Männern:

Ein Gefangener, dem man bei "verschärfter Befragung" einen Hoden zerquetscht oder in die Eichel schneidet, dürfte zu Recht empört sein, dass der deutsche Gesetzgeber seinen Fall nicht als "Genitalverstümmelung" erfasst und daher wesentlich geringer bestraft als das (sog. "milde") Entfernen der Klitorisvorhaut ohne weitere Folgen. (...) Eine Rechtfertigung für solch abwegige Fehlgewichtungen fällt mir nicht ein. Die nach dem Geschlecht des Opfers differenzierende unterschiedliche Behandlung von schweren Körperverletzungstaten gegen Frauen und Männer ist mit dem Gleichheitssatz des Art. 3 Grundgesetz nicht vereinbar. Hierauf könnte sich jeder berufen, der in Anwendung von § 226a StGB verurteilt wird.

Die Sonderform der Genitalverstümmelung an männlichen Personen - das Abschneiden der Penisvorhaut - ist seit 28.12.2012 nicht nur nicht verboten, sondern ganz ausdrücklich erlaubt. § 1631d Abs. 1 Satz 1 BGB ("Beschneidung des männlichen Kindes") lautet:

"Die Personensorge umfasst auch das Recht, in eine medizinisch nicht erforderliche Beschneidung des nicht einsichts- und urteilsfähigen männlichen Kindes einzuwilligen, wenn diese nach den Regeln der ärztlichen Kunst durchgeführt werden soll."

Einwilligungsunfähigen männlichen Kindern darf somit gegen ihren Willen unter (ggf. gewaltsamer oder auf Täuschung beruhender) Durchsetzung der "Personensorge" auf Anordnung der Eltern die Penisvorhaut abgeschnitten werden. Wegen der Verpflichtung des Staats zur religiösen Neutralität gilt das auch nicht etwa nur, wenn die Eltern glauben, dass Gott und seine Propheten das gebieten, sondern auch für jedes andere Motiv: Verschönerung, Reinlichkeitsvorsorge, Mode, usw. Jeder Personensorgeberechtigte darf seinem zwölfjährigen Sohn sagen, er werde nun zwecks Entfernung der Rachenmandeln kurz betäubt, und ihm stattdessen die Penisvorhaut abschneiden lassen.

Die Bundeskanzlerin fand zur Begründung dieser Rechtslage im Jahr 2012, nachdem ein Landgericht die Sache infrage gestellt hatte, das schöne Argument, sie beabsichtige nicht, sich "im Ausland lächerlich zu machen".




2. Der Schweizer Kolumnist Christian Hug erklärt, warum er sich aus MeToo verabschiedet.



3. Mehrere Schlagzeilen, etwa im "Merkur" und der Berliner "B.Z." berichten, dass ein zehnjähriges "Kind" von seinen Mitschülern vergewaltigt worden sei. Ironischerweise weiß man sofort, welches Geschlecht dieses Kind hat, denn es gilt die schon mehrfach auf Genderama diskutierte Regel: Wenn das Geschlecht eines Opfers insbesondere eines sexuellen Übergriffes unsichtbar gemacht wird, ist es in der Regel männlich.



4. "Jetzt" stellt einen neuen Roman vor, dem zufolge es "heutzutage besonders wichtig sei, Feministin zu sein". Geht es Frauen plötzlich viel schlechter als in vergangenen Jahrzenten? Nein, das Thema ist "Sexismus in der Schule". Also dass Jungen in manchen Fächern für dieselbe Leistung schlechtere Noten bekommen als Mädchen? Nein, dass manche Jungen "sexistische" Kommentare abgeben, ohne dass ein Lehrer eingreift. Es wird immer absurder.



5. "Zeit online" stellt die junge Feministin Sophie Passmann mit einer Rede vor, die Passmann auf einem von der "Zeit" veranstalteten Festival hält:

Männer sind nicht dumm. Sie werden uns Frauen nicht fördern. Sie werden nicht jeden Tag Anstrengung und Ressourcen verschwenden, um ihre Konkurrenz zu fördern. Das ist unser Kampf, liebe Frauen, wir müssen ihn selbst kämpfen. Keiner wird uns helfen. Wir müssen besser sein. Schneller, klüger, größer, großmütiger, mehr da, länger, früher, besser. Wir müssen opportunistisch und mutig sein, nicht darauf warten, dass Männer uns ausreden lassen.


Zu solchen Dingen fällt mir nichts mehr ein. Als Feministin sollte sich Passmann bei Themen wie "Frauenförderung" halbwegs auskennen, erst recht wenn sie dazu eine Rede hält. Tatsächlich lebt sie in offenbar in einer bizarren Parallelwelt, in der so etwas wie Frauenförderung durch Männer keineswegs in zig Unternehmen Alltag ist. Und die "Zeit" ehrt diesen Mumpitz, von dem auch so ziemlich jeder Leser weiß, dass es Mumpitz ist, mit einem ausführlichen Zitat.



6. Der Kampf gegen die patriarchale Unterdrückung geht weiter: Feministinnen verschandeln öffentliche Urinale in Paris.



7. Viele arabische Männer sind über ihre Geschlechterrolle in diesem Land auch nicht glücklich:

"Dieses ständige Gefühl, unter Generalverdacht zu stehen, ist erniedrigend." Wenn er es mal eilig hat, die Aufzugtür aufgeht und darin nur eine Frau ist, muss er zurückweichen, denn sie könnte ihm den Eintritt verweigern. Wenn er eine Straße entlangläuft, kann es vorkommen, dass Männer ihn verscheuchen, um Platz für ihre Frauen zu machen. Aus dem Weg, rufen sie, als wäre er ein Grabscher. Er weiß noch, wie beschämend es für ihn war, als er in den ersten Jahren von Frauen zurechtgewiesen wurde: Er solle doch bitte ein wenig mehr Abstand halten.

(...) Wenn Mahmoud Abdelmeguid früher am Wochenende ins Einkaufszentrum fahren wollte, konnte er das nur in Begleitung seiner Frau machen - alleinstehende Männer mussten draußen bleiben. Frauen, so will es der Klerus, sollen in Ruhe shoppen können, ohne belästigt zu werden. "Der Mann gilt hier als triebgesteuertes Monster. Unser Geschlecht bestimmt unser Leben", sagt Abdelmeguid. Erst seit einigen Monaten dürfen Singlemänner am Wochenende ins Einkaufszentrum gehen. Bei Temperaturen über 45 Grad sind die klimatisierten, palastartigen Malls häufig die einzig erträgliche Freizeitgestaltung.




8. Yahoo schlagzeilt, dass dem neuen Plan von US-Bildungsminsiterin Betsy DeVos zufolge Täter angeblicher sexueller Übergriffe das Recht bekommen sollen, Beweise von ihren "Opfern" zu verlangen. Ausgerechnet die Regierung Trump leitet hier also eine Rückkehr zu rechtsstaatlichen Prinzipien ein, die die Regierung Obama aufgegeben hatte.



9. Das wöchentlich erscheinende, britische Politikmagazin "Spectator", heißt es in der deutschen Wikipedia, sei nicht nur die älteste Zeitschrift des Landes, sondern mit ihren hochwertigen Analysen auch das "Referenzblatt konservativer Intellektueller". Insofern ist es von einiger Bedeutung, dass dort ein Artikel mit der Schlagzeile erschienen ist: "Was ist die Wahrheit über Männerrechtler?" Der Artikel berichtet im Kontrast zu der bizarren Hetze auf "Vice" zwar nicht völlig unkritisch, aber durchgehend fair über die Internationale Konferenz für Männeranliegen in London:

Die diesjährige International Conference on Men's Issues sollte im St. Andrew's Stadium, der Heimat des Birmingham City Football Club, stattfinden. Aber im letzten Moment zog der Verein den Stecker, nachdem beschlossen wurde, dass eine Konferenz zu Männerthemen nicht etwas ist, mit dem sich ein Fußballverein identifizieren sollte.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Organisatoren in Schwierigkeiten geraten sind. Vor zwei Jahren kämpften Demonstranten für die Absage der Konferenz, wobei einige sogar damit drohten, den Veranstaltungsort niederzubrennen, wenn die Forderungen nicht erfüllt wurden.

(...) Warum riskiert Karen [Straughan] es also, die Schwesternschaft zu provozieren, indem sie sich der vielfach verleumdeten Männerrechtsbewegung anschließt? Das ist eine Frage, die ihr oft gestellt wird. Als Mutter von zwei jungen Söhnen erzählt sie mir, dass sie sich Gedanken darüber macht, wie diese in einer Welt zurechtkommen werden, die Männlichkeit zunehmend als giftig und "nicht hilfreich" bewertet wird. Sie zieht es vor, Werte zu vermitteln, die "ihren eigenen Wert als Männer anerkennen" und hofft, dass dies ihnen das Vertrauen gibt, das sie brauchen, um es in einer Welt zu schaffen, die ihrer Ansicht nach zunehmend feminisiert ist.

Mit über einem Dutzend Rednern, die eine Vielzahl von Themen behandeln, von "wie Feministinnen die Kirche von England zerstört haben" und "Genitalautonomie" bis "die Verteufelung junger Männer" und "das Überleben falscher Vergewaltigungsvorwürfe", herrscht unter den Männern größtenteils im mittleren Alter, von denen die meisten mehr als 200 Pfund bezahlt haben, um hier zu sein, eine Atmosphäre von Verwirrung und Unglauben. Ich kann einige ihrer Beschwerden nachvollziehen; verzerrte Vaterschaftsrechte, erpresserische Scheidungsregelungen und unverhältnismäßige Gefängnisstrafen bedürfen sicherlich einer gründlichen Überprüfung. Und Ian McNicholls erschütternder Bericht über seine Erfahrung des häuslichen Missbrauchs mit Hämmern am Kopf, gebrochenen Schulterknochen und blutenden Augenhöhlen war zutiefst beunruhigend.

Aber neben den legitimen Bedenken über die Richtung, in die sich der radikale Feminismus bewegt, werden Plakate mit den Worten "dämliche Feministin des Monats", "lügende Feministin des Monats" und "toxische Feministin des Monats" nichts für die Sache der Männer tun. Was eine Schande ist, denn gerade jetzt schreien die Männer danach, gehört zu werden. Wenn einer der Redner fragt, wie viele der Zuhörer Erfahrung mit jemandem haben, den sie kennen, der Selbstmord begeht, schießen mehr als die Hälfte der Hände hoch. Mit Selbstmord als dem größten Mörder der jungen Männer gibt es echte Besorgnis, dass so wenig getan wird, um diese Epidemie einzudämmen. Der Konsens unter den Männern hier scheint zu sein, dass, wenn man die Männlichkeit pathologisiert und das Patriarchat für alle Übel des Lebens verantwortlich macht, man nicht überrascht sein sollte, wenn die Männer nachtragend werden und sich in ihre metaphorischen Höhlen zurückziehen.

Dieses Gefühl der Ungerechtigkeit überschreitet viele Grenzen, aber was wirklich irritiert, ist, warum niemand in verantwortungsvollen Positionen ihre Beschwerden ernst nimmt. "Sobald sich jemand für Männer einsetzt, wird er sofort ausgeschaltet und beschuldigt, ein zügelloser rechter Frauenhasser zu sein", sagt mir ein Kämpfer in den späten Vierzigern. "Alles, was wir fordern, ist Gleichheit für beide Geschlechter", argumentiert ein anderer, jüngerer Mann mit einem Aufkleber "Honey Badgers" auf seinem Revers (der Name, der den weiblichen Befürwortern der Männerrechte gegeben wird). Seine Freundin stimmt zu: "Die Gesellschaft wird sich früher oder später mit den Sorgen der Männer auseinandersetzen müssen, sonst wird es hässlich." Ein anderer Mann in einem hawaiianischen Hemd glaubt, dass sich das Gleichgewicht zu sehr zugunsten der Frauen verschoben hat: "Es fühlt sich fast so an, als würden sich Frauen für all die Jahre des Patriarchats an Männern rächen". Darren Deojee, ein Schotte und Vater von vier Kindern, stimmt zu. "Die Kerle leiden wirklich", sagt er mir, "ich betreue junge Männer seit über zwanzig Jahren und es gibt einen deutlichen Rückgang des psychischen Wohlbefindens der Männer". Er sorgt sich um die Zukunft der Geschlechterverhältnisse: "Es gibt viele angeschlagene Typen da draußen. Die Männer, denen ich zu helfen versuche, sind voller Scham und Verlegenheit, Männer zu sein. Gleichzeitig sind sie es leid, für die Taten von längst verstorbenen Menschen gerichtet zu werden. Und das sind nur die älteren Kerle. Jüngere Männer wachsen in Angst vor ihrer Männlichkeit auf und haben sogar Angst davor, als Männer wahrgenommen zu werden. Sie tun alles, um nicht mit ihrem eigenen Geschlecht identifiziert zu werden."

In einer leidenschaftlichen Rede mit dem Titel "Positive Männlichkeit: Auf der Schulter von Riesen stehen" warnt Darren vor der Gefahr, das andere Geschlecht für persönliche Wunden verantwortlich zu machen. Er sagt, wir sollten uns alle vor dem Stammesdenken hüten und befürchtet, dass sich Männer und Frauen inmitten einer Geschlechterkrise befinden. "Vergessen Sie Kriege, vergessen Sie die Politik, ich glaube, die wachsende Kluft zwischen den Geschlechtern ist das wichtigste Thema, mit dem die Menschheit je konfrontiert war. Wenn Männer und Frauen nicht gemeinsam eine positive, fortschrittliche, gegenseitig starke Zukunft haben, dann kannst du alles andere vergessen."

(...) Als wir uns zum letzten Mal aus dem Saal zurückziehen, gibt es ein echtes Gefühl von Kameradschaft und erneutem Optimismus, dass die Herrschenden ihre Anliegen eines Tages ernst nehmen könnten. Und es gibt überall Erleichterung, dass der Haufen wütender Demonstranten weggeblieben ist.

Abgesehen von der gelegentlichen fehlgeleiteten Verunglimpfung und der misslungenen Plakatkampagne fordern die meist sanftmütigen Teilnehmer eine ausgewogenere Herangehensweise an die Gleichstellung der Geschlechter. Die Forderung, solche Versammlungen mit der Begründung zu verbieten, dass sie gefährliche rechte Frauenfeindlichkeit und Sexismus schüren, führt nur zu einer Polarisierung der Meinungen. Moderate, faire Feministinnen haben nichts zu befürchten, wenn sich Männer in betrüblichen Konferenzsälen versammeln, um über Themen zu diskutieren, die ihnen wichtig sind.

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