Berlin: Rot-rot-grün stimmt für Frauenquote im Parlament – News vom 13. März 2018
1. Eine Meldung aus Berlin, die mir letzte Woche glatt entgangen ist: Rot-rot-grün hat für die Frauenquote im Parlament und in Ämtern gestimmt:
Rot-Rot-Grün will die paritätische Beteiligung von Frauen an politischer Willensbildung in Parlamenten, Ämtern und Gremien erhöhen und prüft die Einführung eines Parité-Gesetzes. Dieser Antrag wurde mit Stimmen der Koalition bei Enthaltung der CDU und gegen das Votum der FDP und AfD am Donnerstag verabschiedet. Die Koalition lässt ein Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes erarbeiten, ob ein Parité-Gesetz, also eine Frauenquote in Parlamenten, Ämtern, und Gremien verfassungskonform ist.
(...) Linkspolitikerin Ines Schmidt forderte "paritätisch quotierte Wahllisten und Frauenquoten für Ämter und Gremien bis hin zum Bundestag". CDU-Politikerin Katrin Vogel entgegnete, dass der Wähler frei entscheiden müsse, wer ihn in den Parlamenten vertrete. Und Rot-Rot-Grün habe bei der Auswahl der Staatssekretäre auch nicht auf Parität geachtet: Acht von 24 Staatssekretären sind Frauen.
2. In Großbritannien hat die Labour-Partei reine Frauen-Wahllisten erstellt. Diese Listen sollen allen Menschen offen stehen, die sich "als Frauen identifizieren", also auch Personen, die männlich geboren wurden. Menschen, die sich seit ihrer Geburt als weiblich identifizieren, sind über diese Regelung entrüstet. Sich selbst als männlich oder weiblich zu identifizieren stinke nach unterdrückerischer Männerherrschaft ("reeks of male supremacy").
3. Vor ein paar Monaten haben wir Männer noch gelernt, dass wir uns zu MeToo nicht zu äußern haben, sondern ein einziges Mal (realistisch: zum zehntausendsten Mal) einfach nur "den Frauen" (gemeint: Feministinnen) zuhören sollen. Männer wie Matt Damon, die das nicht gemacht haben, haben schnell gelernt, dass sie sich mit einer eigenen Meinung nur um Kopf und Kragen reden und sie vor dem Ruin nur geschützt sind, wenn sie ihren neuen Herrinnen einfach nur brav nickend zustimmen.
Was lesen wir über die zum Schweigen verdonnerten Männer ein paar Monate später in der "Zeit"? Eine gefährliche Stille macht sich breit. Ohnmächtiges Schweigen ist nämlich längst nicht genug, um auf Feministinnen nicht bedrohlich zu wirken.
Zwar sei gegen das Schweigen, so die Autorin Ursula März, "zunächst nicht das Geringste einzuwenden. Er zeugt von der noblen Einsicht, dass es für Männer nach ein paar Jahrtausenden patriarchalen Macht- und Redemonopols an der Zeit sein dürfte, die Bühne den Stimmen von Frauen zu überlassen und sich zurückzuhalten."
Schon hier möchte man das Lesen des Artikels abbrechen. Aus Verzweiflung: Er ist in der "Zeit" erschienen. Die "Zeit" war einmal das Flaggschiff der deutschen Presse. Jetzt können dort Autorinnen wie Ursula März in Phantasiewelten delertieren, in denen stoisch stumme Frauen von unentwegt schnatternden Männern niedergequasselt werden und die Regale der Kioske unter Männerzeitschriften fast zusammenbrechen.
Normalerweise ignoriere ich Artikel ab einem gewissen Grenzwert an Idiotie. Das geht meistens ganz einfach: Lies nichts von "Bento", "Vice" oder der "Huffington Post". Wenn man an klugen Analysen zur deutschen Innenpolitik interessiert ist, liest man schließlich auch nicht "Post von Wagner". Inzwischen wuchert dieses Niveau in die "Zeit". Der Artikel wird sogar noch eine Nummer irrwitziger, wenn es gegen Männer geht:
In ihrem Schweigen liegt etwas bedrohlich Zähneknirschendes. Es erinnert an das Schweigen der Verlierer, die mit der geballten Faust in der Tasche hinter der Fensterscheibe stehen und zusehen, wie die Sieger durch die Straße marschieren. Es muss nicht, aber es kann das Schweigen kompensierter Aggression sein, die auf den Moment der Rache sinnt. Wer schweigt, äußert ja nicht nichts. Er lässt das Gegenüber wissen, dass er sich nicht zu erkennen geben möchte, und behält sich damit jene Form passiver Machtausübung vor, die in der Unkenntlichkeit liegt.
Wow. Ich hoffe, Sie haben jetzt wenigstens ein paar Schuldgefühle, Sie ständig gewaltbereites Männermonster, wenn Sie bisher zu MeToo nichts gesagt und damit einer "Zeit"-Journalistin derart schlimme Alpträume bereitet haben.
"Der Artikel liest sich wie ein Fantasy-Roman" urteilt einer der ersten Leserkommentare, den die Gouvernanten der "Zeit" erstaunlicherweise noch nicht wegzensiert haben. Allerdings. Und nächste Woche fragen sich die Journalisten wieder, warum sie beim gebildeten Bürgertum immer weiter abkacken. Leider nicht schnell genug als dass feministische Journalistinnen auf die Idee kämen, mit Männern genauso auf Augenhöhe zu sprechen wie mit Frauen. Stattdessen:
Wäre das männliche Geschlecht ein Roman, würden in ihm augenblicklich ein paar Erzählkapitel fehlen. Wovon würden sie handeln? Vielleicht von Überdruss, Ärger und unterdrückter Wut, von verheimlichten Sehnsüchten und gekränktem Stolz, von männlichem Größenwahn und männlichen Kinderängsten. Vielleicht auch vom Genuss des Machtverlusts und vom Gewinn der Augenhöhe. Ich weiß es nicht wirklich.
GANZ OFFENSICHTLICH. Unkenntnis hält aber niemanden bei der "Zeit" mehr davon ab, einen Artikel rauszuhauen. Und überhaupt, an der Autorin selbst kann ihre Unkenntnis schon qua Geschlecht nicht liegen:
Zuhören – das haben wir in den paar Jahrtausenden nun wirklich gelernt.
Großer Gott, wie grotesk daneben kann frau mit ihrer Selbstüberhöhung eigentlich liegen?
Liebe Leser, ist Ihnen eigentlich klar, dass Sie gerade Zeitzeuge bei einem historischen Moment der deutschen Geschichte sind? Vor Ihren Augen spielt sich der intellektuelle Zusammenbruch des deutschen Pressewesens ab. Spätere Generationen von Medienwissenschaftlern werden sich in ihren Seminaren die Köpfe darüber heiß diskutieren, aufgrund welcher Mechanismen es zu einer derartigen Schwundstufe bei zuvor führenden Presseerzeugnissen gekommen ist.
4. Andererseits gibt es ganz vereinzelte Hoffnungsschmimmer im deutschen Journalismus: Gestern pampe ich die "taz" noch wegen ihrem Sexismus an, und schon ein paar Stunden später behandelt ein Gastautor die sexuelle Belästigung von Männern:
Haben die Kollegen und Gesprächspartner recht, die mir davon abraten, die Sache öffentlich zu machen? "Hab dich nicht so", lautet verkürzt ein robuster Rat – es war ja nichts Sexuelles, also kein Problem. Ich machte mich ungewollt zum Kronzeugen einer revanchistischen Männerbündelei, warnt einer. Und eine Gesprächspartnerin fragt, ob Männer sich nicht per se über jede Berührung von Frauen freuten.
Der Einwand "Sprich als Mann nicht über Erfahrungen sexueller Übergriffe oder gar sexuelle Gewalt, sonst unterstützt du revanchistische Männerbündelei" ist natürlich stockbescheuert, wird gegen uns Männerrechtler aber seit Jahren als Prügel eingesetzt. Wenn Sie ein politisch korrekter progressiver Mann sind, halten sie gefälligst die Klappe, nachdem Ihnen Ihre Chefin in den Schritt gefasst hat. Dann bezeichnet Sie auch niemand als Masku-Nazi.
5. Die Zahl der wegen Sexualstraftaten verurteilter Britinnen hat übrigens einen neuen Rekord erreicht: fast doppelt so viel wie vor zwei Jahren und mehr als dreimal so viel wie zu Beginn des Jahrzehnts. Experten sehen als einen der wesentlichen Gründe eine gestiegene Anzeigenbereitschaft bei den zumeist männlichen Opfern.
6. Kannste dir nicht ausdenken: Nach zahllosen Artikeln darüber, dass Männer, die eine Frau berührt haben, beruflich zerstört werden sollten, fragt der feministische "Guardian" allen Ernstes, ob unsere Gesellschaft inzwischen nicht derart an einer Armut an Berührungen leidet, dass es unsere geistige Gesundheit beeinträchtigt.
7. Die einzige afrikanische Staatschefin muss zurücktreten. Der Grund ist doch bestimmt Sexismus? Nö, eine ausgeuferte Shopping-Tour.
8. In Südkorea führt der Suizid eines bekannten Schauspielers zu einem "Backlash" (also dem Ende unkritischer Begeisterung) hinsichtlich MeToo.
Und nächste Woche lesen wir dann in der "Zeit", warum Selbstmord eine frauenfeindliche Massenvernichtungswaffe der Männermonster ist. Ursula März, übernehmen Sie.
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