Montag, Februar 12, 2018

Oscar-Preisträger: "Dieser neue, männerhassende Puritanismus besorgt mich"

1. Mit dem Oscar-Preisträger Michael Haneke spricht sich eine weitere Person außerhalb des journalistischen Lagers gegen die MeToo-Kampagne aus.

Natürlich finde ich, dass jede Form von Vergewaltigung oder Nötigung zu ahnden ist. Das ist ja gar keine Frage! Aber diese Vorverurteilungshysterie, die jetzt um sich greift, finde ich absolut degoutant. Und ich möchte nicht wissen, wie viele dieser Anklagen, die sich auf Vorfälle vor 20 oder 30 Jahren beziehen, in erster Linie Abrechnungen sind, die mit sexuellen Übergriffen nur wenig zu tun haben.

(...) Was mich (...) an der jetzigen Debatte stört, ist die völlig unreflektierte Gehässigkeit, die blinde Wut, die sich nicht an Fakten orientiert und vorverurteilend das Leben von Menschen zerstört, deren Straftat in vielen Fällen noch gar nicht erwiesen ist. Leute werden einfach medial gekillt, Leben und Karrieren ruiniert.

(...) Jeder Shitstorm, der nach solchen "Enthüllungen" sogar über die Internet-Foren seriöser Zeitungen hereinbricht, vergiftet das gesellschaftliche Klima. Und das macht jede Auseinandersetzung mit diesem sehr wichtigen Thema umso schwieriger. Bei der Bösartigkeit, die einem im Internet entgegenschlägt, stockt oft der Atem. Dieser neue, männerhassende Puritanismus, der im Kielwasser der #MeToo-Bewegung daherkommt, besorgt mich.

(...) Oshimas Film "Im Reich der Sinne" – sicher einer der tiefsten und profundesten zum Thema Sexualität – könnte heute nicht mehr gedreht werden, weil die Förderungs-Institutionen in vorauseilendem Gehorsam gegenüber diesem Terror das nicht zulassen würden. Verdächtigte Schauspieler werden aus Filmen und Serien herausgeschnitten, um keine Besucherzahlen einzubüßen. Vor diesem Feldzug gegen jede Form von Erotik bekommt man es als Künstler mit der Angst zu tun. Wo leben wir denn? In einem neuen Mittelalter? Nochmals: Das hat alles nichts damit zu tun, dass jeder sexuelle und jeder gewaltsame Übergriff – egal ob gegen Frauen oder Männer – zu verurteilen und auch zu bestrafen ist, aber die Hexenjagd sollte man im Mittelalter belassen.

Ich kann mir vorstellen, was man im Netz nach diesem Interview lesen kann: Haneke, the male chauvinist pig.




2. Bei einer MeToo-Modenschau tragen Frauen die Flügel von Engeln und Männer die Masken von Schweinen. Dabei sind die Frauen mit Handschellen an die Männer gefesselt.



3. Die CDU-Politikerin Simone Roemer verweigert sich dem Lagerdenken: "Warum ziehen wir heute noch einen Graben zwischen Feministen und Anti-Feministen, das ist doch nicht zeitgemäß."



4. Eine britische Regierungsstudie enthüllt, dass Pflegeeltern Angst davor haben, ihre Kinder zu umarmen, weil sie befürchten, danach sexuellen Missbrauchs beschuldigt zu werden.

Der Bericht sagt aus, dass Kindern "die physische oder emotionale Zuneigung, die sie brauchen, um gedeihen zu können", verweigert wird, weil den Betreuer "beigebracht wurde, Angst vor möglichen Anschuldigungen zu haben".

Eine lokale Behörde rät den Betreuern, den Körperkontakt "sicher und schützend zu gestalten und die Erweckung von sexuellen Erwartungen, Gefühlen oder sexuellen Stereotypen zu vermeiden" – ein Ratschlag, den die Untersuchung als "deprimierend" bezeichnete.

Die Beratung einer anderen Förderorganisation konzentriert sich speziell auf männliche Betreuer und sagt ihnen, dass sie "sich bewusst sein sollten, dass körperliche Zuneigung gegenüber Kindern/Jugendlichen falsch interpretiert und ihnen gefährlich werden könnte".

Zudem sollten männliche Betreuer "wegen des Risikos entsprechender Beschuldigungen" Kinder bitten, sich auf den Rücksitz zu setzen, wenn sie sie im Auto mitnehmen.

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