Sonntag, August 07, 2016

Vermischtes vom 7. August 2016

1. Schon vor etwas über zwei Wochen veröffentlichte DIE ZEIT in ihrer Druckausgabe ein Interview mit der Strafrechtlerin Elisa Hoven zur neuen Verschärfung des Sexualstrafrechts. Jetzt wurde das Gespräch auch online veröffentlicht. Ein Auszug:

Derzeit wird das Sexualstrafrecht nach einer Zeit der Liberalität wieder strenger. Der Ruf nach dem Strafrecht scheint heute der Verteidigungsreflex einer Gesellschaft zu sein, die sich bedroht fühlt. (...) Es geht weniger darum, ein gerechtes und praktikables Strafrecht zu schaffen; vielmehr soll ein gesellschaftlicher Wertekonsens festgeschrieben werden. Ich hätte mir vom Gesetzgeber gewünscht, dass er sich von der aufgeregten und teilweise unsachlichen öffentlichen Debatte distanziert. Wir bräuchten ein Gesetz, das einerseits die sexuelle Selbstbestimmung stärkt, andererseits aber auch mögliche Folgeprobleme in den Blick nimmt. Stattdessen wurde mit der Parole "Nein heißt nein" eine Sexualrechtsreform übers Knie gebrochen.

(...) Als Beispiel steht im Gesetzesentwurf, dass die Strafbarkeit von der Reaktion abhängt: Wenn die sexuelle Berührung Interesse oder Verwunderung auslöst, ist sie nicht strafbar. Wenn ich in der Disco von hinten auf den Hals geküsst werde, mich umdrehe, und hinter mir steht ein attraktiver junger Mann, denke ich: nicht strafbar. Ist er nicht mein Typ, fühle ich mich belästigt: strafbar. Wenn es von der Person abhängt, ob sie die Berührung als Flirtversuch gut findet oder als Anmache aufdringlich, benachteiligt das Gesetz die weniger attraktiven Menschen.




2. Gina-Lisa Lohfink ist wegen Verleumdung, Beleidigung und übler Nachrede angezeigt worden.



3. Christian Schmidt bespricht die im Bonner Generalanzeiger geschilderte Entwicklung, dass in Nordrhein-Westfalen inzwischen Frauen auch dann befördert werden, wenn ihre männlichen Kollegen besser sind.



4. "Gefährliche Zeiten für ältere weiße Männer, die eine Meinung haben" sieht der Neuseeländer Martin van Beynen.



5. Clinton und Trump liegen im Kampf um die Präsidentschaft der USA wieder fast Kopf an Kopf.



6. Die Post. "Irgendwas Heftiges muß mit Sibylle Berg passiert sein", schreibt mir einer meiner Leser. "Oder das ewige Männer-Bashing langweilt sie inzwischen selber. Nachdem sie erst neulich überraschend den alten weißen Mann in Schutz nahm, lässt sie nun unter der Überschrift Frauen in der Dauerkrise: Auch kein Pony bekommen als Kind? übelste Masku-Hatespeech vom Stapel und gibt en passant sogar zu, dass es tatsächlich freundliche Männer gibt:

Frauen neigen wahrscheinlich öfter dazu, sich als Opfer von irgendwas zu betrachten, als Männer. (...) In nicht wenigen mir bekannten heterosexuellen Beziehungen scheinen Frauen mit realen oder real gefühlten tragischen Kindheits-/Jugend-Geschichten immer noch ein Extra an Rücksichtnahme zu erfahren.

Oft berichteten mir freundliche Männer mit leiser Stimme von all den Verrenkungen, die sie unternehmen, um ihre Freundin/Frau zufriedenzustellen, die aufgrund vieler grauenvoller Erlebnisse, die Jahrzehnte zurückliegen, mit Vorsicht behandelt werden muss. "Sie kann nicht geradeaus laufen, das erinnert sie zu sehr an die Straße in Schwäbisch-Gmünd, wo sie aufgewachsen ist, und an das Fahrrad, das sie nie bekommen hat. Weißt du, sie hat dieses Trauma aus ihrer Kindheit. Ihre Eltern waren lieblos, ihre Mutter konnte irgendwas nicht, der Vater dito, sie haben ihr nie irgendwas geschenkt. Sie ist zehnmal umgezogen, hat sich als Außenseiterin gefühlt, weil blond, schwarz, rothaarig, zu dick, zu dünn, zu normalgewichtig, zu sensibel. Sie ist einfach zu sensibel."


Möglicherweise, mutmaßt mein Leser, "ist Frau Berg beim letzten Kaffeeklatsch einfach nur irgendeine Freundin oder Bekannte mit grundlosem Gejammer zu lange auf den Zeiger gegangen".

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