Freitag, Februar 05, 2016

Vermischtes vom 5. Februar 2016

1. Die Website Vice.Com übernimmt einen Artikel des britischen Journalisten Matt Broomfield mit dem Artikel Die Profitgier von "Männerrechtsaktivisten" wie Roosh V. So wie schon mehrere Male zuvor wird der Männerrechtsbewegung ein Vogel untergeschoben, der mit ihr nichts zu tun hat. Der hier kritisierte Publizist "Roosh V" (eigentlich: Daryush Valizadeh) setzt sich nicht für männliche Opfer häuslicher Gewalt, Kontakt von Trennungsvätern für ihre Kinder, eine bessere Gesundheitsversorgung oder eine der zig anderen Themen ein, die unsere Bewegung ausmachen. Aber er bietet mit Positionen, die ich hier nicht näher ausführen will, aber von Christian Schmidt in einer starken Analyse ausführlich erläutert werden, eine leichte Zielscheibe an, wenn man einer ernsthaften Diskussion über die tatsächlichen Anliegen der Männerrechtsbewegung aus dem Weg gehen möchte.

Auch die Feministin Teresa Bücker präsentiert "Roosh V" im Kölner Stadtanzeiger und der Frankfurter Rundschau als Männerrechtler. Und auf Medium.com findet man von einem Autor mit dem Pseudonym "misharrgh" (Klarname: Misha Anouk) die folgende kuriose Behauptung:

Roosh V, gebürtig Daryush Valizadeh, ist der Gründer der Website Return of Kings, einer Anlaufstelle für Maskulisten jeglicher Couleur.


Tatsächlich positioniert sich "Return of Kings" KONTRÄR zur maskulistischen Männerrechtsbewegung. Dort veröffentlichte Beiträge wie The Men's Right Movement Is no Place for Men, 5 Reasons I'm Not a Men's Rights Activist machen das sehr deutlich. Das wird die Polemik von Teresa Bücker und Misha Anouk natürlich nicht aufhalten. Diese Leute gehören zu den Donald Trumps der deutschen Geschlechterdebatte – mit dem Unterschied, dass unsere Leitmedien darauf verzichten, eine Teresa Bücker kritisch zu hinterfragen. Genderama-Leser aber sollten wissen, dass es sich um Falschdarstellungen handelt und von wem sie gestreut werden.

Welchen Zweck solche Verleumdungen erfüllen, kann sich jeder selbst erschließen. Sie schaden den Anliegen der Männerrechtsbewegung, die man eigentlich treffen will, während "Roosh V" von diesen Artikeln massiv profitiert (inwiefern erklärt Christian Schmidt in dem erwähnten Artikel).

Weiter geht es mit Themen, die für die Männerrechtsbewegung tatsächlich von Bedeutung sind. Wer findet, dass diese Bewegung politisch falsch liegt - oder gar wie Misha Anouk von einer "menschverachtenden Ideologie" der Männerrechts-Aktivisten spricht - und sich deshalb seriös mit ihr auseinandersetzen möchte, sollte das auf diesen Themenfeldern tun. Man muss davon ausgehen, dass Leuten, die gegen die Männerrechtsbewegung hetzen, in Wahrheit diese Themenfelder ein Dorn im Auge sind. Sie sollen in der Geschlechterdebatte weiter so marginal bleiben wie bisher.



2. Spiegel-Online berichtet über die neuesten Daten beim Thema sexueller Missbrauch:

Eine Tätergruppe wird oft übersehen: Frauen. Die Hälfte aller Männer und zehn Prozent der Frauen, die als Kinder sexuell missbraucht wurden, berichten von einer Täterin. In bis zu sieben von 100 Fällen war die biologische Mutter übergriffig - deutlich öfter als Stiefväter (vier Prozent) und nicht viel seltener als der biologische Vater (bis zu neun Prozent).




3. Das Dating-Blog Gleichklang legt seine Ergebnisse einer Umfrage zu sexuellen Übergriffen vor. Aus maskulistischer Perspektive sind die Erkenntnisse über männliche Opfer besonders interessant:

Sexuelle Übergriffe gegen Männer kamen erheblich seltener vor, waren aber nach den Ergebnissen der Umfrage ebenfalls durchaus weit verbreitet. So gab mehr als jeder vierte befragte Mann (28,1%) an, bereits Opfer mindestens eines sexuellen Übergriffs in seinem Leben geworden zu sein. 10,2% berichteten über mehrere Übergriffe durch verschiedene Personen, 15,2% über einen Übergriff einer Person und 2,7% über mehrere Übergriffe durch die gleiche Person. Bezüglich der Art der Übergriffe gaben 8,8% der befragten Männer an, außerhalb des Intimbereichs berührt worden zu sein. 11,0% berichteten von Berührungen im Intimbereich. 6,0% gaben an, gegen ihren Willen geküsst worden zu sein. 3,1% berichteten, dass jemand versucht habe, sie zu entkleiden. 2,1 % gaben an, durch Gewalt zur Durchführung oder zum Erdulden sexueller Handlungen genötigt worden zu sein. 2,1% berichteten, durch erzwungenes Eindringen in den eigenen Körper vergewaltigt worden zu sein. Insgesamt gab jeder fündfunzwanzigste der befragten Männer (3.9%) an, Opfer eines schweren sexuellen Gewaltdelikts im Sinne einer Nötigung oder Vergewaltigung geworden zu sein.




4. Auf deutsch berichtet jetzt Heise über die Sexismusklage eines Mannes gegen den Konzern Yahoo.



5. Psychische Störungen bei Männern sind eine gesundheitspolitische Herausforderung, die ignoriert wird, erklärt der britische Daily Telegraph.



6. Die britische Daily Mail berichtet – wie vor einigen Tagen schon Genderama – über das Videoexperiment mit versteckter Kamera, das zeigt, wie unterschiedlich Menschen reagieren je nachdem, ob eine Frau von einem Mann oder ein Mann von einer Frau sexuell belästigt wird.



7. "Was wir brauchen ist eine Mandiemie" (eine Epidemie, die Männer trifft), postuliert das Blog "Feminist Current":

Ok. You probably do love men. Most women have some men in their lives that they dearly love. There are tons of wonderful men! So sure, it will be sad and tragic when the Mandemic rages with the fire of a thousand suns and randomly selects enough male victims to disrupt the current power structure around the world. This will be necessary to create an opening for women to become equal — maybe even dominant.

But isn’t our only hope the removal of excessive male humans from the continents? If women don’t take the reins of this doomed planet and get cracking on resolving those few items listed above, we don’t stand a chance.


In welcher Bewegung findet man regelmäßig solche Massentötungsphantasien? In der feministischen. Welche Bewegung kritisiert diese Phantasien? Die maskulistische. Welche Bewegung wird als "menschenverachtend" beschimpft? Die maskulistische. Es ist irre.

Seht ihr, Teresa Bücker, Misha Anouk und Redaktionsteam von Vice.com: Wenn ihr den Vorwurf ausräumen wollt, dass Feministinnen sich bis heute an Phantasien von zahllosen toten Männern erfreuen, müsstet ihr nur so, analog zu meiner Darlegung bei "Return of Kings", nachweisen, dass "Feminist Current" keine feministische Website ist. Tatsächlich bezeichnen sie ihre Macher sogar als führende feministische Website ihres Landes. Aber eure Phantasien von bösartigen Männerrechtlern und Maskulisten beschäftigen euch hundertmal mehr als die nachweisbaren Abgründe im feministischen Lager. Für diese Borniertheit gibt es ein Wort. Es lautet "Sexismus".

Zu diesem Theater gibt es auch einen neuen Comic von Martin Domig.



8. Zuletzt off-topic: Viele Deutsche lehnen die Flüchtlingspolitik Angela Merkels ab. Roberto de Lapuente ist einer von ihnen:

Auch ich halte die Flüchtlingspolitik dieser Frau in vielen Punkten für grundlegend falsch und heuchlerisch. Sie manifestiert sich bequem auf den Schultern freiwilliger Helfer, macht zu wenig Gelder locker, installiert Erdogan als Bollwerk gegen Flüchtende, während sie generös "Willkommen, willkommen!" ruft. Wer das tut, der müsste die Flüchtenden abholen, sie über sichere Routen zu uns kommen und nicht vom Militär eines despotischen Präsidenten an der Peripherie Europas in Schach halten lassen. Schon vorher war es Teil ihrer Asylpolitik, die Hilferufe aus Italien und Griechenland zu ignorieren, sie zu bagatellisieren. Schließlich war man im Zentrum des Kontinents und musste sich nicht um die Erstaufnahme kümmern. Das sollten andere machen. Alleine. Verteilungsquoten lehnte sie ab. Der Asylkompromiss aus den Neunzigern wurde zur europäischen Agenda und hat unter anderem viele Tote im Mittelmeer verursacht. Man verschärfte das Asylgesetz kürzlich sogar noch, statt über die bitteren Folgen der letzten Verschärfungen nachzudenken.


Währenddessen denkt man bei der AfD über einen Ariernachweis nach:

Beim Bundesparteitag wurde ein Antrag eingebracht. Darin definieren Mitglieder präzise, wer als Deutscher gelten darf. Deutsch sei nur, wer „seine Abstammung von einem Vorfahren, der vor dem 1. Januar 1914 im europaischen Gebietsstand des Deutschen Reiches (...) geboren ist, durch lückenlose (...) Abstammungsnachweise nachgewiesen hat“. Der Antrag wurde abgelehnt. Unterzeichnet hat ihn allerdings Thomas Fügner, der im vergangenen Jahr in den Landesvorstand gewählt wurde.


Außerdem: die Buchrezension des Monats.

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