Vermischtes vom 25. Oktober 2015
Erinnern Sie sich an das Buch Tango mit Alice von Alice Schwarzers Ex-Geliebter Waltraud Schade, worin diese Schwarzer ein aggressives Verhalten in der Partnerschaft vorwarf, insbesondere wenn Schwarzer sexuell nicht zum Zuge kam? "Emanzipation war bei Alice Schwarzer im Privaten ein Fremdwort" heißt es darin. Jetzt will Schwarzer das Buch verbieten lassen. Die BILD berichtet:
Die Frauenrechtlerin soll dominant, besitzergreifend und gewalttätig gewesen sein. Zwei Tage vor der geplanten Veröffentlichung im September kam die Unterlassungsforderung. (...) Christian Schoeninger, Verleger des Buches, klagt jetzt vor dem Kölner Landgericht: "Ausgeschlossen, dass das Werk die Persönlichkeitsrechte von Frau Schwarzer verletzt. Ich plane die Herausgabe des Buches im November 2015."
In den USA sind inzwischen nur noch 36 Prozent der Studenten für die Redefreiheit, 51 Prozent hingegen für "speech codes", die festlegen, was erlaubt ist und was nicht. 63 Prozent der Studenten sind für Triggerwarnungen vor Texten, die sie verstören könnten.
Vor diesem Hintergrund bieten sich einer satirischen Sendung wie South Park die Zielscheiben geradezu an. Das männerpolitische Blog Toy Soldiers bespricht die aktuelle Folge Safe Space. Eine positive Kritik findet man auch hier. Schönstes Zitat: "Lena Dunham just put a picture of her asshole on Twitter and wants only the positive comments."
Dabei darf man sich allerdings nicht vorstellen, dass Anti-Vergewaltigungs-Aktivistinnen ein leichtes Leben hätten! Allison Davis berichtet von den Problemen dieser Frauen, Männer kennenzulernen. Ein Auszug:
Chrissy Keenan, a UCLA senior, is the president of Bruin Consent Coalition, a campus group that works to raise awareness regarding sexual assault on campus. “When people know of me but they don’t really know the work, they hear the term ‘feminist’ or ‘sexual-violence prevention,’ they think, ‘super-extreme, bra-burning feminism,’” she explains, which often puts people on the defensive.
(...) She animatedly tells a story about a recent Tinder rendezvous: "One time, I agreed to meet with this guy at 8 or 9 at night. Before we met, I said to him, ‘This is the work I do, I know the chief of police ... so, don't try and get creepy; I know all my rights.’ And five minutes later, he was like, ‘Actually, I'm really not OK with how you just assume I'm a bad guy. And I get very bad vibes from that, so we shouldn't hang out anymore.’"
"I was in a rage. He was a total fuckboy about consent," she said.
Nee, ist klar. Wenn ich eine Frau kennenlerne, sage ich zu ihr ja auch als erstes: "Ich bin übrigens Maskulist – wusstest du schon, dass die Rate vergewaltigter Männer viel höher ist als viele denken?" Ein bisschen weniger missionarischer Eifer täte der einen oder anderen Feministin vielleicht ganz gut.
Apropos: In Berlin Kreuzberg darf eine neue Straße nur nach einer Lesbe benannt werden. Allein die CDU stimmte gegen einen entsprechenden Antrag. Problematisch wird es nun, die passende Lesbe zu finden. Von der SPD empfohlen wird unter anderem Selma Engler, die 1933 ein Theaterstück mit dem Titel "Heil Hitler" verfasste, es dem Diktator zuschickte und beantragte, dass es in die "Reichsschrifttumskammer" aufgenommen wurde. Für die SPD offenbar scheißegal, Hauptsache lesbisch.
Treiben sich Frauen gegenseitig in die Erschöpfung? fragt Birgit Schmid in der Neuen Zürcher Zeitung. Darum geht es: Jahrzehntelang hatten Feministinnen mehr Posten für Frauen im höheren Management gefordert. Dass es diese nicht gab, galt als Beweis für patriarchale Unterdrückung. Jetzt, wo massive Frauenförderung und Quote die Damen in solche Positionen hieven, beklagt die ehemalige taz-Journalistin und jetzige Leiterin des Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie Ines Kappert einen "Leistungsfeminismus", der Frauen vermittele, dass Schwäche und Faulheit schlecht seien. Mit anderen Worten: Machtpositionen sind ja schön und gut, aber dafür so schuften zu müssen wie Männer geht nun wirklich nicht.
Vor kurzem berichtete Genderama über Annastacia Palaszczuk, Premierministerin des australischen Bundesstaates Queensland, die eine Kampane gegen häusliche Gewalt anstoßen will, die auch männliche Opfer anerkennt. Palaszczuk zufolge hatte ein Gespräch mit einem dieser Opfer ihre Meinungsänderung in dieser Frage bewirkt. Inzwischen rudert die Dame bereits zurück: Man müsse darauf achten, dass Gewalt gegen Männer keine zu große Aufmerksamkeit erhalte und ein "Gender-Fokus" beibehalten bleibt. Das überwältigend zentrale Problem sei doch, dass Männer Frauen als ihr Eigentum betrachteten, das sie kontrollieren und bestrafen könnten. Und überhaupt sei Gewalt gegen Männer in den meisten Fällen Selbstverteidigung.
Man kann schon ahnen, wohin die Reise geht. Das deutsche Frauenministerium stellte bereits im Jahr 2004 fest, dass Männer so oft wie Frauen Opfer häuslicher Gewalt werden. Darauf bezeichnete man die eigene Studie wegen zu wenig Befragter als "statistisch nicht signifikant" und tat für männliche Opfer häuslicher Gewalt exakt nichts. Dabei ist es bis heute geblieben.
Der Artikel Europas Angst vor den arabischen Männern, veröffentlicht von Tilman Krause in der WELT, kann sich nicht so recht entscheiden, ob er überwiegend rassistisch oder überwiegend sexistisch sein möchte. Jedenfalls stellt er dem von Frauen zivilisierten und zu einem vollwertigen Mitglied der Gesellschaft gemachten europäischen Mann den arabischen Mann gegenüber, dem diese Schulung aus Krauses Sicht offenbar fehlt:
Was ist der Geist von Europa? Auf jeden Fall gehört zu ihm die Hochachtung der Frau – ein großer Unterschied zur arabischen Tradition. (...) Aus diesem mittelalterlichen Humus erwuchs die Bedeutung der Frau als Impulsgeber für die gesamte intellektuelle und künstlerische Sphäre im alten Europa. Die rein körperliche Überlegenheit des Mannes über die Frau (sollte sie tatsächlich existieren) wurde kompensiert durch die Huldigung, die der Mann der Frau in der höheren Gesellschaft darbrachte. (...) Auf dem Höhepunkt ihrer Geltung konnte daher Madame de Staël, die Meisterdenkerin der französischen Romantik, schreiben: "Jeder Mann von Geschmack und von einem gewissen Niveau der Seele muss des Bedürfnis verspüren, für die Macht, die er besitzt, um Verzeihung zu bitten." (...) Erst wenn in der arabischen Welt die Frau zur Mittelpunktsfigur einer freien Gesellschaft mit graziösen, charmanten Umgangsformen geworden ist, wird jene omnipräsente Maskulinität verschwinden, in der sich die zivilisatorische Besonderheit der islamischen Welt heute vor allem zeigt. Eine Maskulinität, die von den europäischen Gesellschaften mit Angst und auch mit Abscheu wahrgenommen wird.
Was für ein großartiger Quark. Aus der Forschung über Araberfeindlichkeit weiß man, dass Europa den arabischen Nationen immer die Eigenschaften zuschrieb, die bei ihnen selbst gerade als verpönt – um nicht zu sagen: politisch unkorrekt – galten. Im Viktorianischen Zeitalter etwa, als Sex als pfui galt, geisterten Geschichten unsittlicher Harems durch Europas Lektüreseiten. Im Zeitalter der sexuellen Befreiung gab es einen Schwenk um 180 Grad: Jetzt galten Araber als asozial, weil sie ihre Frauen angeblich allesamt von Kopf bis Fuß verschleierten. Wie immer galt die Abwertung anderer Kulturen vor allem dem Ziel die "Werte" zu preisen, die man in der eigenen Gesellschaft aktuell hochleben lassen wollte. Heute, das veranschaulicht der Text Krauses sehr hübsch, ist das die Vorstellung der Frau als besserem, zivilisierteren Menschen – eine Jahrhunderte alte Phantasie. Dabei ist die Frau eigentlich "für die gesamte intellektuelle und künstlerische Sphäre im alten Europa" verantwortlich, dem Mann vielleicht nicht einmal körperlich unterlegen und jemand, dem gehuldigt werden muss, während Männer für ihre Macht um Verziehung bitten sollten. Männlichkeit wird mit "Angst und Abscheu" belegt. So sieht der deutsche Journalismus im Jahr 2015 die beiden Geschlechter: Konservative Haltung und radikaler Feminismus gehen problemlos Hand in Hand. Illustriert wird der Artikel von einer Zeichnung, auf der ein männlicher mit Paketen vollbepackter Sklave im Geschäftsanzug seiner Herrin ergeben hinterherdackelt – so als ob diese Zeichnung Krauses Artikel konterkarieren und lächerlich machen sollte, was im Hause Springer aber niemand zu merken scheint. Oder soll der gesamte Artikel eine Satire darstellen? Dafür gibt es darin zu wenige sichtbare Ironiesignale – Krause scheint sein Gelaber ernst zu meinen. Bis zur Selbstkastration ist es nur noch ein kleiner Schritt.
Nach Warren Farrell hält jetzt auch der indische Männerrechtler Amit Deshpande einen TED-Talk über unsere Bewegung. Wieder so ein unzivilisierter Orientale, der nicht weiß, wo sein Platz ist.
Währenddessen fragt sich in Kanada Rosanna Deerchild, ob männliche Ureinwohner, die vermisst oder ermordet wurden, von der auf Frauen fixierten Gesellschaft, übersehen werden:
It was a campaign issue in the recent federal election. There's even an #MMIWG hashtag. After decades of activism, the issue of missing and murdered indigenous women is finally on the radar of the public.
But what about indigenous men and boys?
Aboriginal men account for approximately 71 per cent of aboriginal homicide victims in Canada, but rates of violence against indigenous men don't seem to mobilize the same kind of support or interest — and haven't been studied to the same extent. Dr. Adam Jones, a professor of political science at UBC Okanagan, wants to change that.
In his work as a comparative genocide scholar, Jones has embarked on a project to understand "patterns of violent victimization against men and boys," and place it in the context of gendered violence as a whole.
Hier geht es weiter.
Wenn die Auseinandersetzung mit rassistischer Gewalt bislang nur mit dem Blick auf weibliche Opfer stattfindet, dann ist das einer der Aspekte, die eine dezidiert linke (hier: antirassistische) Männerpolitik notwendig machen.
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