Freitag, September 04, 2015

Vermischtes vom 4. September 2015

Eine neue US-Studie, in Auftrag gegeben vom Weißen Haus in Washington, kommt zu dem Ergebnis, dass eine von vier College-Studentinnen Opfer sexueller Gewalt wird. Die Untersuchung gelangt zu derart hohen Zahlen, weil ihr zufolge bereits "Bemerkungen über ihr Aussehen" eine Frau zum Opfer machen. Das liberale Magazin Reason fasst die Vagheiten der Studie so zusammen:

So what have we really learned here? That one in four female undergrads experienced something between rape and catcalls before coming to Rutgers; one in five female Rutgers undergrads experienced something between forced vaginal penetration and unwanted kissing at the hands of another student-or-not-student, somewhere in the universe, since starting college; three percent of students were perhaps physically threatened, perhaps mildly pressured into sexual activity; and four percent of students have been subject to something between forced oral, vaginal, or anal penetration and an unwanted caress while they were either asleep, totally passed out, or had had a few beers.


Mit anderen Worten: Kraut und Rüben. In deutschen Nachrichtenbeiträgen wie etwa der Tagesschau wird natürlich - ähnlich wie vor ein paar Tagen - nur landen, dass einer Studie des Weißen Hauses zufolge jede vierte Studentin in den USA Opfer sexueller Gewalt geworden ist.

Das alles geschieht in einem Land, in dem einem Teenager zehn Jahre Knast drohen, weil er Fotos von einem nackten Minderjährigen besitzt: von sich selbst. Der Angeklagte tauschte die Fotos mit seiner ebenfalls minderjährigen Freundin, mit der er nach US-Recht Sex haben, aber keine sexuellen Fotos tauschen darf.

Im selben Land hat dieser Tage ein Gericht erklärt, dass Jugendliche keinen Schutz vor sexueller Gewalt in Gefängnissen genießen.

Natürlich gibt es Themen, die wichtiger sind als sowas: Kermit der Frosch hat eine neue Freundin namens Denise, und Feministinnen springen im Dreieck. Denn erstens konnten sie sich mit Kermits bisheriger Freundin, Miss Piggy, deutlich besser identizifieren. Schließlich handelte es sich um eine extrem von sich selbst eingenommene eitle Diva, die zu Wutanfällen neigte und Kermit dann gerne mal eine pfefferte. So wurde Miss Piggy vor einigen Monaten ja auch ein Frauenrechtspreis verliehen – und bis hin zur Tagesschau jubelten auch hierzulande viele feministisch geprägte Journalisten. Das zweite große Problem, das Feministinnen mit Kermits neuer Freundin haben: Sie ist schlank. Kein Wunder, dass auf Twitter schon gefordert wird: Fucking skinny slurry where. Die, Denise, die!

Nachdem schon ihr erster Text über den Niedergang des Netzfeminismus zu einer, wie die Ruhrbarone formulieren, erbitterten Diskussion auch unter maskulistischer Beteiligung führte, legt die Netzfeministin Katrin Rönicke jetzt mit einem zweiten Teil nach, kommt dabei aber nicht ohne Attacken auch gegen unser Lager aus:

Und so können die Maskulisten, das sind diejenigen Kerle, die der Meinung sind, der Feminismus sei böse und die Emanzipation der Frau schon viel zu weit gegangen, einfach zugucken, wie sich die "Femis" selbst ausknocken.


Wie weit entfernt von der Wirklichkeit kann ein Feindbild sein? In meinem eigenen die deutsche Männerbewegung prägenden Buch "Sind Frauen bessere Menschen?" etwa mache ich schon im Vorwort deutlich, dass das eigentliche Problem darin besteht, "dass die Frauenbewegung es mit der Emanzipation nicht ernst genug meint". Und Maskulismus ist schlicht und einfach – hier zitiere ich mein neuestes Buch "Plädoyer für eine linke Männerpolitik" – die Auffassung, der zufolge "auch ein Mann Zuwendung und Unterstützung [verdient], wenn er diskriminiert wird, zum Opfer wird oder aus anderen Gründen leidet." Maskulisten kritisieren die feministische Ideologie dann, wenn sie zu Menschenrechtsverletzungen wie der Frauenquote führt. Wir beleuchten Schattenseiten und Fehlentwicklungen im Feminismus, wenn er etwa sexistisch, faschistisch oder antisemitisch gerät. Und wir ziehen Feministinnen auch gerne mal durch den Kakao, wenn sie sich mangels echter Anliegen inzwischen ernsthaft darüber ereifern, dass die neue Freundin einer Muppet-Figur nicht fett genug ist. Aber mit nicht-sexistischen Equity-Feministinnen wie Christina Hoff Sommers und Wendy McElroy haben wir keine Probleme.

Nee? Ist dir alles egal? Du willst lieber weiter mit deinem absurden Feindbild leben? Der Feminismus darf von Frauen wie dir kritisiert werden aber nicht von Kerlen wie mir? Und du kommst dir damit kein kleines bisschen sexistisch vor?

Wie schreibst du doch so schön in deinem Blog:

Meine These: Wenn es bestimmten Personen nicht gut geht, dann ist es eben ein sehr günstiges Mittel, andere auszuwählen, über die man sich qua

– politischer

– historischer

– intelligenzquotientaler

– moralischer

– [setzt doch ein, was ihr wollt]

Überlegenheit dann wieder groß, besser, stärker fühlen kann.

Menschlich, dieses Bedürfnis. Kenn ich ausm Kindergarten, aus der Grundschule und aus meiner Pubertät – hab ich oft genug hingehalten für. Im Kindergarten und in der Schule spricht man von Mobbing oder Bullying.


Worauf du ungelogen schon im nächsten Absatz genau dasselbe machst, solange es gegen die von dir gehassten Maskulisten geht. Vieleicht könnte man sich beim Thema "Gründe für den Niedergang des Netzfeminismus" auch mal Katrin Rönicke näher anschauen?

Sorry, du redest in letzter Zeit häufiger davon, dass es auch um die Anliegen von Männern gehen sollte, aber gleichzeitig wird das von dir auf diese Weise torpediert. Wenn Maskulisten und Feministinnen sich einander je begegnen werden, dann kann das nur auf Augenhöhe geschehen – wie es mit den erwähnten Equity-Feministinnen ja auch problemlos möglich ist.

Hm. Diese Passage ist für die Rubrik "Vermischtes" etwas lang geraten, aber einen eigenen Blogbeitrag ist mir Rönickes Messen mit zweierlei Maß auch wieder nicht wert.

Stattdessen verweise ich beim Thema "Aktueller Stand des Netzfeminismus" gerne auf diesen musikalischen Remix, in dessen Produktion viel Zeit gesteckt worden sein muss. Braucht erst ein bisschen, geht dann aber echt ins Ohr!

Ebenfalls auf Youtube findet man diesen Werbespot, in dem Gewalt gegen Männer als lustig dargestellt wird. Da wären wir wieder bei Miss Piggy ...

Zuletzt zwei Themen aus dem Ausland:

In der Schweiz hat ein Gegner der Homo-Ehe wirre Morddrohungen erhalten. Der Schwulen-Dachverband veurteilte diese Drohungen, gab dem Opfer aber zugleich eine gewisse Mitschuld. Was mich an Leute erinnert, die Anders Breivik verurteilten, aber meinten, angesichts der Zuwandererfreundlichkeit und der Political Correctness der Linken sei diese Reaktion ja auch irgendwie absehbar gewesen.

Über die Situation in Japan berichtete vor anderthalb Jahren Lukas Koschnitzke für die ZEIT in dem Artikel Haushalt bleibt Frauensache so:

In Asien hingegen ist die Gesellschaft noch extrem patriarchalisch geprägt: In Indien, Japan und Südkorea arbeiten Männer im Schnitt weniger als eine halbe Stunde pro Tag im Haushalt.


Wie die patriarchale Unterdrückung der Frau in Japan konkret aussieht, berichtete vorgestern Telepolis :

Was macht das japanische Familienleben so anstrengend? An erster und zweiter Stelle für die familiären Probleme nannten die Befragten eine Ehefrau, deren Forderungen und Launen bei ihren Männern Erschöpfungszustände verursachen oder zumindest solche verstärken würden. (...) Wenn man nach einem harten Arbeitstag mit 12 bis 14 Arbeitsstunden nach Hause komme, werde man oftmals in einem Ton empfangen, der eher an einen Vorgesetzten erinnere als an eine zärtliche liebenswerte Lebensgefährtin. Wenn man ihr dann nicht bei der Hausarbeit helfe, sei man ein Versager und wenn man helfe, dann werde man als Stümper bezeichnet.


Die Männer arbeiten also bis zu 14 Stunden am Tag und helfen danach nur eine halbe Stunde im Haushalt? Während die armen japanischen Ehefrauen, wie wir aus der ZEIT erfuhren, täglich dreieinhalb Stunden im Haushalt schuften müssen? Echt "patriarchal".

Wohl nicht ohne Grund lautet ein japanisches Sprichwort so.

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